Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Wird darges

Unwissenheit in der alten Geschichte.

S. 483.

Kaum hält eine einige falsche die Probe aus gegen die Geschichtkunde und gegen than aus der das Kennzeichen der Schriftart, die jedem Zeitalter eigen ist. Dieses sind gleichsam die Probiersteine, an welchen es fast unmöglich ist, daß das Falsche, in den Diplomen nicht sollte erkannt werden. So bald man einen Verfälscher annimt, der wenig gelers net hat in Wissenschaften, so wird alles das, was er aus der Geschichte schöpfet, blos in einigem Tähekommen oder bey nahe getroffen bestehen. Aber er wird nichts richtiges vorbringen; oder wenn ers in einem Stück thut, so wird er sich in schen ans dern verirren. Wie sollte er dergleichen Fehler in Jahrhunderten haben vermeiden mögen, da es keine chronologischen Tafeln gab, durch deren Vorleuchtung er die unter: schiedenen Jahrtermine und die verschiedenen Begebenheiten vereinigen können? Entweder war der Verfälscher zu unwissend als daß er die Schwierigkeit hätte merken sols len, die sich dabey befand, daß man in nichts austoße weder gegen die Geschichtkunde, noch wider die Zeitkunde; oder wenn er solche merkte, so urtheilte cr bey sich selbst, es würde sie niemand auflösen können Diese vermeyntliche Unmöglichkeit machte ihn gegen seine gegründeten Unruhen sicher. Da er nicht begriff, durch welche Kunst man ein Diplom von fünf bis sechs Jah hunderten überführen könne, so glaubte er, man werde darinnen niemals bessere Einsichten bekommen. Es kam ihm nicht einmal in den Sinn, daß die Kenntniß der Geschichte und die Beurtheilungskunft zu einer so hohen Einsicht kommen könnten, so weit solches seit einem Jahrhundert gebracht wor Also begnügte er sich mit einigen obenhin gemachten Vorstellungen von dem Pabste oder dem Fürsten, dem er ein Stück unterschieben wollte; einen historischen Zug anbringen und sich verirren war bey ihm einerley.

den.

[ocr errors]

S. 484.

Aus der Un: Nach diesem betrüglichen Grundfahe haben sich einige alte Verfälscher geschmeis wiffenheit der chelt, als würden ihre Betrügerehen unbekannt bleiben, wenn sie sich nur in die alten Schreib: und Schrift: Finsternisse eines sehr entfernten Alterthums einhülleten. Aber je weiter sie in die art und der vorhergehenden Jahrhunderte hinauf zu steigen das Ansehen haben wollen, desto alten Ge: mehr haben sie ihre Unwissenheit blicken lassen und hierdurch die Mittel ihre Boss bräuche. heit zu vereiteln vermehret. Selten haben sie sich Muster derjenigen Zeit vorges stellet, in welche sie das Stück verseket hatten, das sie sich entworfen hatten; ents weder weil sie keins erhalten können, oder weil sie die Nothwendigkeit einer so behuts samen Nachahmung nicht einsahen. Sie bildeten sich vermuthlich ein, die Gebräus che und Buchstaben hätten sich nie geändert, oder wären wenigstens seit vielen Jahrs hunderten beynahe eben so beschaffen gewesen, wie sie solche zu ihren Zeiten fahen. Aber sie mochten sich wenden, auf welche Seite sie wolten, so war der Betrug übers ein leicht zu erkennen. Wenn die falsche Urkunde, darauf sie dachten, ihre Zeit betraf, so war ihre Entdeckung unausbleiblich, so bald sie nur davon Gebrauch machten. Wenn man sich ihrer nicht bedienen wollte, so wäre es ja unnöthig, daß sie hervor gebracht, und noch viel mehr, daß sie eine lange Reihe von Jahrhunders ten hindurch aufbehalten würde. Und was das schlimste wäre, es würde heut zu Tage

Tage nicht an Mitteln fehlen die Falschheit einer so lang verborgen gehaltenen Schrift an Tag zu legen. Wie viel Gelegenheiten wären nicht gewesen, da sie hätte vorge: zeigt werden sollen, wenn sie zu einem wirklichen Rechte einen Anspruch gehabt hätte! Wenigstens würde sie wieder in ihre erste Unbrauchbarkeit zurückfallen, wenn sie sich solcher Rechte anmaßen wollte, die längstens verjährt wären.

Vierte Schlußfolge.

Wenn auch die alten Urkundenmacher so geschickt gewesen wären, so unwissend sie gemeiniglich waren, so sind doch alle ihre verschiedenen Arten von Schelmstücken in ein so helles Licht gesetzt worden, daß es sehr leicht ist sie auf der That zu ertappen.

S. 485.

deckung aller

Jede Wissenschaft und jede Kunft hat ihre Grundsäße; ja man mag hinzusehen, IV. Die alten und auch ihre Kunstgriffe. Wenn beyde bekannt sind, so mag eine Kunst noch so viel Urkundenmas künstliches und wunderbares enthalten, so höret das Blendwerk auf: man lässet sich cher find wes nicht weiter hinters Licht führen, weil man eine gewisse Art der Zusammensetzung ken: gen der Ent net, die der Betrügeren so wie dem Wunderbaren zur Decke dienet. Nur aber ist kein ihrer Arten Kunststück, kein Geheimniß, das in den untergeschobnen Urkunden gebraucht worden, von Betrü das man nicht entdecket und für die Nachwelt aufgezeichnet hätte. Ja man mag sa gereyen leicht gen, daß vielleicht nie kein Urkundenverfälscher gewesen, welcher so viel Mittel gewußt auf der That habe die Bullen zu unterschieben oder zu verfälscheu, als uns die Canoniften und Alter: zu ertappen. thumskenner bekannt gemacht haben. Wie weit trieb nicht der Pabst Innocent 3. feine Entdeckungen hierinnen? wie viel andere Päbste, wie viel geistliche Rechtsgelehr ten scheinen in diesem Stück alle Quellen des menschlichen Wites erschöpft zu haben? Ja welche weitläufige Umstände lässet sich nicht ein Durand ein? Die Rechtsgelehrs ten haben hierinnen die Spißfindigkeiten, und wenn mans sagen darf, die Zungendres Scheren, so weit getrieben, daß mehr zu besorgen ist, es möchten die echten Stücke vere urtheilt werden, als daß man zu fürchten Ursach habe, man werde der unechten Urkuns den schonen. Dieß ist noch weit schlimmer, wenn man sich dieserwegen ohne Unters schied auf allerley Gattungen von Kritiken berufet. Ja man findet deren einige, wels che auf so große Irrwege gerathen find, daß man sie nicht zu Anführern nehmen darf ohne sich den Zweifeln einer neuen Zweifelsucht Preis zu geben. Die äußersten Gråns zen berühren einander: Durch allzuvieles Klügeln vermehret man die Finsterniß, wels che das reine Licht der Wahrheit vertrieben hatte. Diejenigen Schriftsteller, welche durch übertriebne Beurtheilungen das wahre und falsche miteinander zu vermengen fur chen, werden uns, anstatt die Unterscheidung desselben zu erleichtern, wieder in diese důs stere Nacht hinein versehen, woraus uns eine kluge Beurtheilungskunst gezogen hatte. Wenn uns aber dieses Licht ferner erleuchtet, so werden wir die Ausschweifungen vere meiden und wir werden noch Kennzeichen genug in den falschen Urkunden bemerken zu ihrer Verwerfung, daß sie einem häßlichen Schandfleck nicht entgehen mögen, so bald fie der Gerechtigkeit und der Welt vorgestellet worden,

Sunf

V. Man ist

Sünfte Schlußfolge.

Es ist sonst so leicht nicht gewesen, als man annimt, daß man erdichtete Schriften als wahre angenommen habe, indem man vielmehr allezeit auf seiner Hut gewesen gegen dieselben.

S. 486.

Dieß ist ein widerfinnischer Sah wider den Augenschein selber, der durch die gegen die fal: Begebenheiten widerleget worden, wenn man sich also ausdruckt: Die Erdichtung schen Urkun der Urkunden ist eine Art zu betrügen, wowider man nicht auf seiner den allezeit Hut ist. Man hat vielmehr wider keine Art des Betrugs mehr Vorsichtigkeit als auf seiner Hut gewesen. gegen diese angewendet. Die Gesehe haben dafür gesorget, und die, denen es ange: gangen, haben allezeit Mistrauen daben gezeiget. Der Eigennuh ist allezeit ein großer Lehrmeister hierinnen gewesen. Wenn man annimt, man habe in den alten Zeiten weniger Geschicklichkeit besessen, die Betrügercy zu entdecken; so war man hingegen auch nicht so künstlich im Betrügen. Wenn endlich alle Urkundenschmiede in Fehler wider die Zeitkunde verfallen, so ist ihre falsche Runst keine Art zu betrügen, gegen welche man nicht auf seiner Hut sey. Nichts ist leichter zu entdecken, und niemand darf darüber verlegen werden, wenn man nicht ganz und gar in Unwissenheit steckt. Wer weiß zum Erempel nicht, wie man sich seit mehr als sechs Jahrhunderten der Römerzinszahl bedienet habe zur Unterschei dung der Freyheitsbriefe der Päbste?

Sechste Schlußfolge.

Den rauhesten Jahrhunderten hat es nicht an den nöthigen Einsichten gefehlet die echten und unechten Urkunden von einander zu unters scheiden, so alt als man auch die leßtern zu machen gesuchet hat.

$. 487.

VI. In ben Außer Zweifel haben sich im 11. 12. und 13. Jahrhundert die falschen Urkuns rauhesten den mehr vermehret. Nun aber hat man wahrgenommen, wie behutsam und genau Jahrhunder man sie untersucht habe, mit welcher Scharfsinnigkeit man die Verfälschungen und ten hat es nicht an no: untergeschobnen Stücke entdecket, und mit welcher Schärfe man die Schuldigen ge: thiger Ein: straft habe. Man macht also den Alten mit Unrecht den Fürwurf, als hätten sïe ficht gefehlt die Einsicht einer klugen und vernünftigen Kritik nicht gehabt, um die die echten und Charten zu unterscheiden. Wenn diejenigen, welche die guten mit unter die zu ver unechten Up: werfenden schlimmen bringen, ein wenig mehr Bekanntschaft mit den gothischen unterscheiden, Jahrhunderten gehabt hätten, so würden sie wissen, daß diejenigen, welche damals lebten, weder einfältig noch leichtgläubig gnug gewesen, daß sie von den Urkundenverfälschern hätten geäffet werden können, und daß man nicht bis auf diese lehtern Jahrhundert gewartet habe, die Betrüger und ihre Werke auszurotten. Hr. Muratori (5) giebt einen Grundsak an, welchen ihm niemand streitig machet;

tunden zu

năm:

(v) Antiquit, ital. tom. 3. col. 5. 6.

nåmlich, es sey kein Jahrhundert noch einiges Land, wo sich nicht einige Betrüger gefunden hätten, die falsche Urkunden geschmiedet. Aber er widerspricht der Ges schichte und der Erfahrung, wenn er hinzusehet, es sey fast unmöglich gewesen sie zu entdecken.

Die siebende Schlußfolge.

Die Alten waren eben sowohl im Stande, als man es heut zu Tage ist, die echten und unechten Acten ihrer Zeit von einander zu unterscheiden.

S. 488.

die Neuern

Wir haben gezeigt, daß die so genaunten rauhen Jahrhundert der Kritik sò VII. Die Ul: beraubt nicht gewesen seyn, wie man beliebet sich es vorzustellen. Wir haben zwar ten sind eben viele Beyhülfe, welche ihnen fehlte. Aber hatte nicht auch ihre Kritik Hülfsmittel, sowohl als welche sich für die unsere nicht mehr schicken? Wenn es darauf ankommen wäre, im Stande einem heiligen Kirchenvater einige Werke zuzuschreiben oder zu benehmen, welche gewesen die ihm nicht zugehörten; oder von der Wahrheit der Acten eines Heiligen zu urtheilen: echten und so würden wir beständig fast unendliche Vortheile vor ihnen haben; weil wir durch unechten Beyhülfe der Druckeren einige Denkmåler mit einander vergleichen können, die ein: Acten ihrer ander ein Licht anzünden, deren Gegeneinanderhaltung damals unmöglich war, ge; ander zu uns Zeit von ein: schweige dann daß man davon einiges Licht hätte bekommen mögen, welches wir terscheiden: daher bekommen. Mit den Charten aber verhielt sichs nicht also. Diejenigen, weil sie mit welche Vortheil darunter hatten sie zu bestreiten, waren allezeit oder beynahe Zeit: selbigen zu genossen mit den Verfälschern. Sie lebten an einerley Ort, sie hatten einerley Er einer Zeit kenntniß und Hülfsmittel. Die Nothwendigkeit eine höchststräfliche Handlung zu verhelen erlaubte den lehtern nicht, wegen der Mittel sie zu vollstrecken, die Meynungen der geschicktesten und erleuchtesten Personen ihres Jahrhunderts darüber zu vernehmen. Die erstere aber verhinderte nichts sich zu den in dergleichen Wissens schaft erfahrensten Männern zu wenden.

S. 439.

gelebt.

Die Fehler, worein die Betrüger in Ansehung der Geschichtkunde geriethen, Weil sie Zeus betrafen gemeiniglich Begebenheiten, die mehrern oder wenigern lebenden Personen gen dazu has bekannt waren, mehrentheils frische Vorfälle, oder die doch wenigstens sich nicht in ben müssen. einem sehr entfernten Alterthum verbargen. Man hatte daher gemeiniglich Zeugen derer Schriften, welche man für gültig gehalten wissen wollte. Eine Schenkung ohne Zeugen war eine fast zu jederzeit unkräftige Acte, wenn sie nicht gar falsch war. Waren diese Zeugen erdichtet, so lief ihre Aussage wider die Echtigkeit der Schrift, weil die Erdichtung zu offenbar war. Waren es wirkliche, die aber alle vor den dreyfig Jahren der Verjährung verstorben waren; so gab dieß Gelegenheit zur Ents deckung der Betrügeren, weil man mit Fleiß die lebenden dabey ausgeschlossen hatte. Waren sie noch größtentheils am Leben, so konnte es nicht fehlen, daß ihr Zeugniß der falschen Ucte nachtheilig ausfallen mußte. Will man annehmen, es wären laus Diplom. 9ter Th.

[ocr errors]

ter

Begen der vielen zu er dichtenden Geschichte, die aus dem Archiv leicht

ju unter: fuchen.

ser falsche Zeugen gewesen, obgleich dieses in Betrachtung der Sitten der Menschen unmöglich ist bey Personen von Ansehen, dergleichen man bey Verfertigung der Charten anzusprechen pflegte. Man hatte tausenderley Mittel, daß sie sich widers sprechen und schamroth werden mußten. Wenn diese falschen Stücke die Zeitanga: ben über dreysig Jahr hinauf geseßt hatten, ohne daß man kraft dieser vermeynilis chen Urkunden die Sache betrieben hätte, so machte die Verjährung dieselben unnüße. Sollten sie nur die Gerechtsamen und echten Charten unterstüßen, doch so daß sie solche weiter ausdehnten, so war der gegenseitige Besik eben so entscheidend bey der Ansdehnung, bey den Umständen und Folgen dieses Rechts als in Ansehung des Grundes des Rechts selber.

S. 490.

War deswegen, daß man sein Recht nicht gebrauchet hatte, es einiger Maaßen verdunkelt worden, so sabe sich der Verfälscher, der sich solches zu Nuke machen wollte, genöthiget, Geschichte zu erdichten, die nicht nur dem Recht der Theil daran habenden, das er sich anzumaßen willens war, sondern auch ihren ändern Urkunden, und der Herren und Gemeinheiten in der Nachbarschaft, ihren entgegen waren. Dieser oder jener Bischoff, dieser oder jener Ubt hatte Charten, Vergleiche und an: dere Acten errichtet, welche fein Alter bestimmten und sein Daseyn mit dem Daseyn vieler Zeitgenossen und Benachbarten verbanden. Der Urkundenverfälscher mußte einen andern Bischoff, einen andern Abt, einen andern Grafen u. s. w. an dessen Stelle setzen. Diese Personen mochten nun erdichtet seyn oder nicht, so war dieß genug, daß er sie aus ihrer Ordnung verseßte, daß er sie einige Jahre mehr oder weniger mußte leben lassen, um einer Menge Urkunden eben derselben Gegend zu widersprechen. Nun aber war es der Parthen, welcher dieses anging, gar leicht hierüber Untersuchungen anzustellen. Diese Ücten konnten sie leichtlich bekommen, und waren so zu reden unter ihren Händen. Sie befanden sich nicht in gleichem Fall mit dem Urkundenverfälscher, welcher sich nicht erkühnte das Archiv um Rath zu fragen, noch das öffentliche Protocoll sich auszuwirken, aus Bensorge er möchte sich entdecken oder verdächtig machen. Jener Parthen stund alles offen; ihre Rich: ter verschaften ihr oder sehten sie in den Stand alle besagte Schriften zu erhalten, die sie nöthig hatte. Die Zeit, welche alles zernichtet und verzehret, hatte ihr diese Urschriften nicht entzogen, welchen eine Reihe auf einander folgender Jahre den Untergang zuziehen mußte, und die wir vermissen.

§. 491.

Begen der Wenn man Ursache hat zu glauben, der Verfälscher sen noch am Leben, so ist es Bergleichung nichts seltenes, daß er sich auf vielen Seiten verdächtig macht. Wenn man seine mit ihrem Aufführung sich bekannter macht, wenn man sein Bezeigen gegen einander hält, wenn man seine Hand vergleichet, wenn man ihm alle Proben des im Parlement bekannten Verfahrens durchgehen läsfer, so ist es fast micht möglich, daß er nicht unterliegen follte, und daß seine falsche Urkunde nicht überwiesen werden sollte. Ob

ganzen Berhalten.

[ocr errors]
« VorigeDoorgaan »