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gewiß nicht unternommen haben würde, wenn es sich nicht darum gehandelt hätte, durch eine erschöpfende Anzeige des Gehalts des vollständigsten persischer Wörterbücher, die bisher pon so vielen deutschen Sprachgelehrten aus Unkunde der persischen Sprache noch bezweifelte nächste Verwandtschaft derselben mit den ger manischen Sprachen überhaupt und zunächst mit der deutschen gründlich darzuthun. Dieses soll durch das dieser Anzeige als Anhang folgende. Verzeichniß von 3000 persischen Wörtern ge leistet werden. Ungeachtet dieses reichhaltigen Ergebnisses der sechs Folianten entlang durchgeführten Sprachfrohne würde die Anzeige des Siebenmeers mangelhaft seyn, wenn nicht der Inhalt des siebenten Folianten eben so gründlich und erschöpfend gewürdiget würde. Dieser poetischen Frohne hat sich ebenfalls aus Liebe zur Sprache und Sache ein deutscher Dichter ersten Ranges (als Orientalist über persische Sprache und Poesie eben so fizfähig und spruchbefugt, wie als deutscher Dichter über die eigene, und aus diesem Grunde unter allen europäischen und außereuropäischen Orientalisten gewiß der kompetenteste Kunstrichter über persische Metrik und Prosodie), Herr Rückert unterzogen, dessen Anzeige des siebenten Bandes in einem der fol genden Hefte sich dieser der ersten sechs Bände anschließen wird, so wie in der Folge dem Anhange des Verzeichnisses der mit den germanischen verwandten 3000 persischen Wörter ein zweyter Anhang folgen wird, der in dem Siebenmeer enthaltenen 3000 botanischen, deren in allen bisherigen Wörterbüchern fehlende oder irrig angegebene Bedeutung Herr Regierungsrath und Professor Freyherr von Jacquin mit Gewißheit oder wenigstens nach der größten Wahrscheinlichkeit auszumitteln aus Liebe für die Pflanzenkunde (in welcher der Name Jacquin als leuchten des Gestirn nie untergehen wird) auf sich genommen hat. Bor der Musterung des Materiales selbst seyen hier noch einige Worte über die äußere Form und die dem Titel des Werkes im Worte nachspielenden Titel der einzelnen Unterabtheilungen vorausge sendet, was um so kürzer geschehen könnte, je ausführlicher sich die bisherigen Anzeigen dieses Werkes blos mit dem Aeußeren beschäftiget haben, wenn es sich nicht auch hier um Genauigkeit und Berichtigung handelte. Jeder der sieben Bände führt den Titel Kulfum, welches am füglichsten mit Ocean zu übersegen ist, wiewohl Kulsum eigentlich der von dem griechischen Namen der Stadt Kavoμa hergenommene Namen des rothen Meeres oder vielleicht umgekehrt der Name Klysma aus dem arabischen Namen des rothen Meeres in griechische Form umgewandelt ist. Jeder dieser Oceane ist in Meere und Flüsse,

d. i. in die einzelnen Buchstaben des Alphabetes untergetheilt und diese wieder in Quellen oder Rinnsäle nach der Folge der Endbuchstaben, so daß, Kraft der auch von andern arabischen und persischen Wörterbüchern beliebten Anordnung, nach dem ersten Buchstaben jedes Wortes auf den lezten und dann erst auf den zweyten zu sehen ist. Diese sonderbare und allen europäischen Begriffen von alphabetischer Buchstabenfolge zuwider laufende Anordnung hat wohl keinen anderen Grund, als die natürliche Reimliebe der Morgenländer, sowohl in gebundener als ungebundener Rede, indem durch diese Zusammenstellung der Wörter nach den gleichen Endbuchstaben die Aufsuchung der Reime ungemein erleichtert wird.

Der erste Ocean, d. i. der erste Band, begreift vier Meere (Bahr) und einen Fluß (Nehr), und diese unter 92 Quellen 5800) Wörter in sich. Die vier Meere sind die Buchstaben Elif, Be, Pe, Te und der Fluß The. Der zweyte Ocean fünf Meere, einen Fluß, d. i. die Buchstaben Dschim, Tschim, Ha, Chi, Dal, als Meere und Sal, als Fluß, zusammen 4107 Wörter. Der dritte Ocean vier Meere und einen Fluß, nähmlich: die Buchstaben Re, Se, als Meere,

che als Fluß, dann Sin und Schin wieder als Meere, zusammen 4147 Wörter. Der vierte Ocean: sechs Meere und drey Flüsse; nämlich: die Flüsse Ssad, Dhad, das Meer Thy, der Fluß Sy, die Meere Ain, Ghain, Fe, Kaf. Kief, 3917 Wörter. Der fünfte Ocean die drey Meere Gief, Lam, und Mim, zusammen 2505 Wörter. Der sechste Ocean die Meere Nun, Waw, He, und Je, zusammen 2233 Wörter, fammt einem Flusse von nachträglichen 68 Wörtern, welche zusammen die Summe von 22777 Wörter geben 2). Man sieht hieraus, daß von den zwey und dreyßig Buchstaben des persischen Alphabetes 26 als Meere und 6 als Flüße angeführt sind. Die ersten sind in Quellen (Tscheschme) die zweyten in Rinnsäle

1) Keiner der bisherigen Anzeiger hat einen ungeheuren, nur in der Entfernung von einem Blatte vorhandenen Zahlenwiderspruch be merkt, indem S. 6 die Zahl der Wörter des ersten Bandes auf 5800, und Seite 8 auf 6742 angegeben ist; die Mühe der Zäh lung der Wörter des ganzen Bandes gibt das Resultat, daß die lehte Angabe ein (in den erratis nicht ausgeseßter) wesentlicher Druckfehler sey.

2) In den Anzeigen des Journal des Savans und den Göttinger gelehrten Anzeigen ist also die Gesammtsumme irrig mit 22709 angegeben, weil die 68 des Anhangs nicht dazu gerechnet sind.

(Dfchui) abgetheilt. Der Grund dieser verschiedenen Benennung, welchen keiner der bisherigen Anzeiger angegeben *), ist kein anderer, als der des größeren oder kleineren Umfangs der Buchstaben, und nicht wie man vermuthen könnte, ein tiefer in dem Wesen des persischen Alphabetes gelegener. Zu dieser Vermuthung würde man berechtigt durch die für die Scheidung ursprünglich reinpersischer und erst aus dem Arabischen herüberge nommenen Wörter außerordentlich wichtige, im Ferhengi Schuuri mehr als ein Mal gemachte, und namentlich im II. Bd. Blatt 155 Ende der zweyten Seite ausführlich auseinander gesezte Be merkung, daß die Buchstaben The, ha, Sal, Ssad, Dhad, Thy, Sy und Ain in dem altpersischen Alphabete nicht vorhanden, und folglich die Wörter, in denen sie sich befinden, aus dem Arabischen eingewanderte seyen. Von diesen acht Buchstaben befinden sich zwar fünf unter den sechs als Flüsse be= nannten Buchstaben, aber der sechste, das Sche. (das franzōsische j) ĵ, ist der allereigentlichste persische Buchstabe, welcher im arabischen Alphabete nicht ein Mal vorhanden ist, so, daß jedes Wort, in welchem sich derselbe befindet, durchaus kein arabisches seyn kann; außerdem fehlen die von Ferheng, als eingewandert angegebenen drey Buchstaben Ha, Ain und Thy. Es ist also für die besondere Benennung der sechs obigen Buchstaben als Flüsse kein anderer Grund vorhanden, als der mindere Umfang, welchem der Verfasser den Titel eines Meeres nicht zuerkannt hat. Richtiger hätte er aber die Meere in Flüsse und die Flüsse in Quellen untergetheilt, als umgekehrt; denn ins Meer strömen die Flüsse zusammen, und die Flüsse entsteheu aus Quellen. Logischer sind die Benennungen der Unterabthei Lungen im siebenten Bande durchgeführt, wo die Meere in Gestade (Sahil), Furthen (Maaber), Untiefen (Pajab), Teiche (Abgir), Flüsse (Rud), Wogen (Mewd sche Schiffe (Sefine), Nachen (Sewraf) u. f. w. eingetheilt werden. Die Wörter selbst unterscheidet der Verfasser durch Lughat, d. i. eigentliche Wörter, und Kunajat, d. i. Redensarten, welche in diesem Werke untereinander in der oben

*) In der Anzeige der Leipz. L. Z. Nr. 267 v. J. 1825 heißt es noch überdieß ganz irrig: »die mit diesen Buchstaben (The, Sal, Sche, Ssad, Dhad, Sy) endenden Wörter und Redens. arten heißen Dschui.« Nicht die mit diesen Buchstaben endenden Wörter heißen Dschui, sondern die Unterabtheilungen die: fer Buchstaben selbst, mit welchem Buchstaben des Alphabetes sie immer enden mögen.

angezeigten alphabetischen Anordnung aufgeführt werden, wäh rend der Verfasser des Ferhengi Schuuri dieselben in einem besonderen Abschnitte gesammelt dem ersten Buchstaben des Alphabetes vorausgeschickt hat.

Bey genauer Musterung des in dem Siebenmeer ent haltenen Schazes von 22777 Wörtern und Redensarten ergeben sich die folgenden Abtheilungen des gesammten Wortschaßes. Beyläufig 3000 eigene Namen von Personen, Oertern, Festen, Jdolen u. f. w., eben so viele von Pflanzen, dann Redensarten und bildliche Ausdrücke 3700, d. i. um zwey Tausend mehr, als im Ferhengi Schuuri, wo die den ersten Buchstaben vorausgesendeten bildlichen Ausdrücke sich nur auf 1700 belaufen. Ein halbes Tausend von wiederholten Formeln eines und desselben Wortes, sey es durch Verwechslung verwandter Buchstaben, sey es durch die Wiederaufführung eines und desselben Zeitwortes in den verschiedenen Formen der Zeit und Personen. Dritthalb Hundert eigene Namen von Medikamenten und Steinen, und eben so viele Send wörter. Nach Abschlag dieser Myrias von wiederholten, zusammengefeßten, fremden Wörtern und eigenen Namen kann das eigentliche Stammgut der persischen Sprache nicht höher als auf beyläufig 12000 Wörter angeschlagen werden. Dieses ist beynahe die Zahl, welche von den besten alten persischen Wörterbüchern nicht überstiegen wird, denn nach dem ausdrücklichen Berichte des Verfassers des Ferh. Sch. (II. Bl. 405, 3. 28) enthält keines derselben mehr als die Summe von 10000 Wörtern. Von diesen 10000 oder auf das Höchste 12000 Wörtern, aus welchen das Stammvermögen der persischen Sprache besteht, sind ein Biertheil rein germanische, welche theils unverändert, theils nur mit der für den Etymologen ganz gleichgültigen Verwechslung der Vocale und der Konsonanten in verwandte, in den ältesten und neuesten Zweigen des germanischen Sprachstammes von dem Gothischen angefangen, bis herunter auf die landschaftlichen Mundarten deutschen Volkes, sich vorfinden. Um diese nächste Verwandtschaft des Persischen mit dem Gothischen, Englischen, Dáni schen, Schwedischen, Holländischen und Deutschen nachzuweisen, wird in dem Anhange dieser Anzeige und dieses Heftes das Verzeichniß von 3000 persischen Wörtern geliefert, welche sich theils unverändert, theils nur mit unwesentlicher *)

*) Wer nur einiger Maßen mit dem Gange der Sprachenbildung und den wesentlichen und unwesentlichen Bestandtheilen der Wörter bekannt ist, weiß, daß im etymologischen Prozesse erstens

Veränderung in den genannten Zweigen germanischen Sprachstamms wiederfinden. Außer dieser Identität eines Viertels des gesammten persischen Sprachschaßes mit dem germanischer Spra chen wird die nächste Verwandtschaft derselben mit der persischen noch durch den Genius der Sprache, der sich in den Endsylben der Zeitwörter, in den Ableitungsfylben und in der Zusammensehung der Wörter als einer und derselbe ausspricht, unwiderleglich beurkundet. Selbst der Artikel, sowohl der bestimmte (das t in der, die, und ins englische the erweitert) als der unbestimmte, das s (im deutschen als das ausgebildet, und auch im bloßen s oder es erhalten) findet sich schon in vielen persischen Wörtern, nur mit denselben vereint so, daß aus solchen Wörtern (deren mehrere im angehängten Verzeichnisse bemerkt werden sollen) flar wird, wie im Gange der Sprachenausbil dung der Artikel durch das Trennen der Anfangsbuchstaben der mit t oder s anfangenden Wörter entstanden, und dann als selbstständiger Redetheil in der Sprache stehen geblieben ist. Alles dieses sey nur im Vorbeygehen bemerkt, weil die Darstellung des nächsten Zusammenhanges deutscher und persischer Grammatik nicht zur Anzeige des sechsten, sondern des siebenten Bandes gehört, welcher die Grammatik behandelt. Hier soll von der Verwandtschaft nur auf lerikographischem Wege die Rede seyn, und daher das eben Gesagte von der Identität germanischen und persischen Sprachgenius nicht nur am Schluß durch das Verzeichniß verwandter Wörter, sondern gleich hier durch einige Beyspiele ganzer Redensarten dargethan werden, wenn auch die einzelnen Wörter derselben im Persischen und Deutschen nicht dieselben sind. Wenn der Deutsche den Begriff in mentem venire mit einfallen ausdrückt, so gebraucht der Perser eben so dafür deruftaden (der heißt in, darin, und uftaden, fallen). Das lateinische attonitum esse, procidere ex stupore,

von Bildungs- und Ableitungssylben gar nicht die Rede ist, daß zweytens die Vokale, in so weit sie nicht selbst Wurzelbuchstaben, ganz gleichgültig, und daß drittens verwandte Buchstaben, nämlich von den Zahnbuchstaben, Lippenbuchstaben, Gaumbuchstaben, die harten und weichen, so wie die flüssigen untereinander verwechselt werden, ohne daß deßhalb das Wort den Etymologen dasselbe zu seyn aufhört. Der Profane wird freylich lächeln, wenn man ihm sagt, daß das persische Per und das deutsche Feder eins und dasselbe sey; aber dem Etymologen gilt P und F gleich, und aus dem Dänischen, wo das Wort Faer lautet, weiß er, daß das d im Deutschen nur euphonisch eingeschaltet worden.

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