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Wenn wir den Ausgang des sog. altfranz. Hohenlieds nach Analogie der ihm verwandten chansons d'istoire construiren (vgl. Gröber Z8. VI 474) so wird der Schluss der gewesen sein, dass die Jungfrau ihren verlorenen Freund wiederfand (Koschwitz, a. a. O. 173, 74) d. h. auf unsere Verhältnisse bezogen, dass die glückliche Beilegung des Abälardschen Conflictes dargestellt wurde. Hiernach wäre also das Gedicht wahrscheinlich in den letzten Monaten des Jahres 1140 entstanden.

Zum Schlusse noch die Bemerkung, dass wir sehr wohl den Reiz der Versuchung fühlen Bernhard von Clairvaux selbst als den Verfasser unseres Gedichtes anzunehmen oder doch diesen in seiner nächsten Nähe zu suchen. Indessen wird uns einstweilen der Weg zur Aufklärung des jedenfalls sehr intimen Verhältnisses, welches zwischen Bernhard und unserm Gedichte besteht durch den Umstand versperrt, dass in Clairvaux nach der Ordensregel der Cistercienser jede Beschäftigung mit Poesie, selbst das Lesen von Gedichten verboten war [vgl. hierzu Epist. XV (des Notars des h. Bernhard) Nicolaus an einen Freund: Versus Galteri mei immo et tui nondum habui. Sed et si vidissem non perlegissem: quia nos nihil recipimus, quod metricis legibus coerceretur. Opp. S. B. Präf. in Tom. III Cap. XLIV]. Dementgegen behauptet allerdings Berengar, ein Anhänger Abälards, in seiner "Apologia pro Abelardo contra Bernardum" „Bernardum ipsum a primis fere adolescentiae rudimentis cantiunculas mimicas et urbanos modulos fictiasse et rythmico certamine cum fratribus contendisse" [Opp. S. B. vol. II col. 891].

An dieser Bemerkung, mit wie grosser Vorsicht sie auch im Allgemeinen aufzunehmen sei, ist immerhin das Eine beachtenswerth, dass sie sich grade an den Streit zwischen Bernhard und Abälard knüpft. Da nun auch die sprachlichen Eigenthümlichkeiten unseres Gedichtes sich am besten erklären, wenn man einen Südostfranzosen als dessen Autor annimmt (s. Koschwitz, Comment. 194) so erscheint die Möglichkeit, dass Bernhard von Clairvaux der Verfasser des Gedichtes (oder einer lateinischen Vorlage) sei, nicht ausgeschlossen. Das sogen.

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Unsere Ausführungen ergeben folgendes Resultat: altfranzösische Hohelied kann nicht vor dem Juli 1140 abgefasst sein; wahrscheinlich entstand dasselbe während der letzten Monate dieses Jahres. Sein Verfasser stand zu Bernhard von Clairvaux in intimen Verhältnissen, möglich auch, dass Bernhard selbst der Dichter ist.

Münster i./W. im Februar 1886.

Eine neue Handschrift des spanischen Alexandre.

Der am 20. Juni 1. J. von Baillieu in Paris veröffentlichte Monatskatalog bot unter Nr. 175 eine Historia de Alexandro Magno, en coplas y lengaje muy antiguo por Gonçalo de Berceo... ms. du XVe siècle, sur papier, comp. de 189 f. et renfermant un roman de chevalerie en plus de dix mille vers, divisé par livres et écrit en coplas de 4 vers... Einem sofortigen Angebot des Herausgebers der R. F. war die Bibliothèque Nationale schon zuvorgekommen, und wir dürfen jetzt eine eingehende Mittheilung über den Fund von Morel - Fatio erwarten. Seine Bedeutung lässt sich schon aus den wenigen von dem Antiquar mitgeteilten Zeilen ermessen; sie weisen zugleich auf Identität mit der Romania IV, 25 nachgewiesenen Handschrift. Die Autorschaft des Gedichtes hat immer Zweifeln unterstanden; wenn man auch geneigt war den Juan Lorenzo der Hs. Osuna als solchen gelten zu lassen, erweckte sein escrivió Bedenken. Ich selbst habe, weil dies Wort und der Name den Vers verderben, hizo für escrivio ihn corrigirt, die Ueberzeugung ausgesprochen, dass der Copist sich an die Stelle des Verfassers eingeschoben haben müsse. Derselbe nennt sich übrigens nicht Segura de Astorga, sondern, wie sich mir bei sorgfältiger Prüfung der arg mishandelten Stelle des Ms. ergab, natural de Astorga. Gegen die mehrfach wiederholte Vermutung als ob das Gedicht von Gonzalo de Berceo herrühre, sprach s. Morel-Fatio 1. c. der Umstand, dass Diaz de Gamez und dem Marques de Santillana Nichts derartiges bekannt gewesen zu sein scheint, nicht weniger dass die Hs. des Bivar einen Autornamen nicht enthalten haben kann. Um so überraschender wirkt die Mitteilung der ursprünglichen Schlussverse. Der Antiquar liesst:

Sy queredes saber gen (1. quien) fiso esta vitado (1. ditado)
Gonçalo de Berceo es por nombre clamado

Natural de Madrid en Sant Myhan (1. Mylhan) quado (1. criado)
Del abat Johan Sancho notajo (1. notario) por nobrado (1. nombrado).
Die Aechtheit der Verse ist nicht zu bezweifeln. Wenn sie ein Späterer
auf Grund genauster Kenntnis der Werke des Dichters gefälscht hätte,
würde er doch nie auf den Gedanken gekommen sein, dass dieser nicht
in Berceo selbst sondern in dem kleinen Madrid od. Madriz geboren
war, welches nach der Vida de San Millan bei Berceo lag und eine
Dependenz der grösseren Ortschaft gewesen sein muss. Sie erhält
ausserdem eine ausdrückliche Bestätigung durch Osuna 1386, 4 E dixo
a Gonzalo ve dormir que assaz as velado, wo Juan Lorenzo von Astorga
an einer defekten und verschobenen Stelle einen Schreiberwitz auf
Kosten des Verfassers macht.

23. August 1888.

G. Baist.

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Zum „Songe d'Enfer" Raouls de Houdenc.

Von

Wolfram Zingerle.

Die der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehörige Hs. fr. 2168, anc. 79892, der Bibliothèque Nationale in Paris enthält Bl. 80 bis Bl. 84 ein Gedicht mit der Ueberschrift,,Ci coumence li fauliaus d'infer". Es ist, wie es scheint, bisher unbekannt geblieben, dass selbes der „Songe d'Enfer" Raouls de Houdenc ist; denn Aug. Scheler veröffentlichte von diesem Gedichte in seinen Trouvères Belges (nouvelle série) nur den Text der Hs. B. N. fr. 837 und gab dazu die Varianten von Hs. 1593; auch der Catalogue des mss. de la B. N. fr. I Nr. 2168 gibt wohl die Ueberschrift unseres Gedichtes und die zwei ersten Verse, nennt aber keinen Autor, noch finde ich sonst wo eine Notiz über diese 3. Hs. des Songe d'Enfer. Was die Stellung der drei Hss. zu einander betrifft, so bemerke ich im Allgemeinen, dass 837 und 1593 ziemlich genau mit einander übereinstimmen, nur fehlen in letzterer einzelne längere Partien; beide gehen, wenn auch nicht unmittelbar, auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Unsere Hs. bietet eine von dieser Vorlage unabhängige Ueberlieferung, sie gibt nicht nur einzelne Partien in kürzerer Gestalt und anderer Form, sondern zeigt durchgehends kleinere oder grössere Abweichungen. Andererseits stimmt jedoch 1593 an manchen Stellen gegen 837 mit 2168 überein; man wird daher nicht irre gehen, wenn man in solchen Fällen der Uebereinstimmung die ursprünglichere Textgestaltung erblickt; aber auch sonst bietet unsere Hs. gegen die beiden andern öfters die entschieden bessere Lesart. Jedesfalls wird sie bei einer kritischen Ausgabe des S. d'E. berücksichtigt werden müssen. Wie H. Suchier in seiner Ausgabe der reizenden Novelle Aucassin et Nicolete, welches Stück dem unseren in der Hs. vorangeht, S. 67 bemerkt, hätte der Schreiber desselben Bl. 47a bis 82a des Codex geschrieben, so dass nur ein Theil unseres Gedichtes von derselben Feder herrührte; doch zeigen auch die weiteren Blätter gleich flüchtige und

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nicht leicht zu lesende Schriftzüge und ganz dieselbe dialektische Färbung, so dass ich diesbezüglich einfach auf Suchiers's genannte Ausgabe verweisen kann, wo die Eigenheiten und mundartlichen Züge des picardischen Schreibers eingehend behandelt sind. Bei der nachstehenden Collation der Hs. blieben die rein graphischen Abweichungen unberücksichtigt. Ich trennte zusammengeschriebene Worte und brachte Apostrophe an; Interpunktionen des Schreibers blieben stehen.

Bl. 80] Ci coumence li fauliaus d'infer.

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1 fehlt fables. 4 En songe et en songent me vint. 5 Talens. 6 Ja m'atoruai et ting ma v. Das m in ma ist von fraglicher Gestalt, wohl durch Verbesserung entstanden. 8 Tout le win (da eine Silbe zu wenig wäre, könnte man den mittleren Schnörkel des w als das bekannte Abkürzungszeichen nehmen und werin lesen) et tout l'iver. 9 Errai tant que en infer

fui.

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19 Covoitise fehlt, der

10 qu'en infer connui. 15 Treuue cil qui infer va querre. 16 Quant jou fui partis. 18 Me herbegai p. n. Raum dafür ist leer gelassen. - 21 En la cite dont je. merscedi.

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22 Ving tout a un

26 K'enuie ert dame.
31 li. toutes ensanble.

35 Maintenent sans plus demorer.
42 Et de cou mes cuers li conta.

49 peust aler.

dis et molt li plot. 58 De caus qui.

Bl. 81b] 60 Et jou li dis ci au respondre.

-

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41 De

46 et s'ert

50 fehlt plus. 53 Icou li

59 l'en sauoie.

61 De son voloir ne mais com pou.

62 ert en poitou (die o vor u in den Reimworten der letzten zwei Verse so
wie v. 68 in poitous sind wie a geschrieben; schon Suchier l. c. S. 46 be-
merkte, dass o dem a oft sehr ähnlich). 63 Justice et dame.
64 Et por

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71 Les garnist si de. 72 n'a point de
75 Voirs est car jou n'en dout de rien.
78 Car de. 80 et trecerie ensanble.
molt en rist bonement. 83 en fehlt.

uerite.
76 seuent bien. 77 Cil qui.
81 d'un consel. 82 Co dis,
84 Puis dist ne sai s'ele mesfist. 85 Quant j'ai les. 87 amis ce n'est

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pas m. 90 Et jou tos seus demorai la. 81 Aueuc mon oste dusqu'au. 94 me fehlt. 96 Fors de la porte la.

Bl. 81] 100 Sacies que je l'oi tost trouee.

101 u. 102 fehlen. 103 non mie

en. 104 Tr. rober. 105 bis 110: Que tox ert sire du pais Car robers
est nes et nais De foi mentie et s'en est mestres Voirs est que tant me plot li
estres Qu'o lui disnai. quant disne oi Apres ne demoura qu'un poi. 111 Que
mes ostes me vint enquerre. 113 se contenoit.
115 Envers douner icou me quist. 116 Et jou de
droit. 119 et en viute. 120 C'on soloit tenir en
pie or. 124 cies .I. prodome.
126 A haute cort.

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127 Que douners n'ait mais le. 128 Doners tient ses

mains en sen sain.

est et ames.

129 Las et hais pensis blasmes.

130 Tolirs qui biax

132 est si grans. 134 Comme gaians et doners vains.

135 Mes ostes quant c.

137 plot et ie m'en part.

Bl. 81d] 138 Et mon cemin ting cele part. 139 V ie seuc que aler d.

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147 A cel flun ving outre pas

149 Cis fluns qu'ain de plus vil n'issi. 150 Dedens

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une tauerne. issi. 153 Que. 155 De joie et euc. 156 mescont. 158 diroie jou je l'oi tel. 159 peut plus joiant. 160 de lor a. Statt der Verse 162 bis 212 bei Scheler bietet unsere Hs. folgenden viel kürzeren und verschiedenen Text: Mescons et mestrais demanderent Coument tavernier se baratent Jou respondi cou qu'il acatent VI.X. vaut .X. a l'escot Et puis .III. pintes por .I. lot S'ont lor petis pocons faitis Dont il aboiurent les caitis Tout souauet et tout a trait Lors furent mescons et mestrait Plus joiant c'on ne porroit dire Lors vient hassars et si me tire Par le mance et conter me rueue Coument en cest pais se preuue

Bl. 82] Jus de des. et s'il a grant foule Par les ostex la ou tient boule Et jou li respondi briement C'on i iue coumunaument Et qui pert si laisce le sien Et qui gaaigne n'en a rien Ains li taut on de totes pars Lors fu lies et joians hasars Quant verite m'oi retraire. 212 Dont rist et esb. 213 Et tout et toutes. 214 De moi. ne cuit que jamais oie. 215 Tele. n'onques 216 Tant c'a cele (cale geschrieben und darüber ce). — 218 Si amena son fil o soi. 219 Guinset qui grans 222 fu nes.

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mais ne cuit qu'en terre enfant. 225 Nul tel bien pueent corre ensanle. 226 Car li uns d'aus l'autre resanle. — 227 D'ueure de fais de tox esfors. 228 Car se Gautiers est outre fors. 229 Que nus a lui ne. 230 Cist est outre passe mervelle. - 231 Si grans si fors et si d. 232 plus fors. 233 sai et jou coument. 234 avint que tout. 235 ff. Que Guinses en l'ostel me vit Il m'acola et si m'a dit Qu'o lui me pleust a iuer Et tant me sot bel alluer Que deffendre ne m'en peusce.

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Bl. 82b] Mais lors ausi com iou eussce Bras de fer reons et entier. 242 M'esteut tot erranment luitier. 246 Puis nous bailla dex t. Statt 247 bis 265 bei Scheler bietet unsere Hs. folgenden kürzeren und abweichenden Text: Tex qu'il couenoit a tel ouure Bastons d'orliens fretes d'aucuerre Ot cascuns en sa destre main Maintenant nous vainent a main D'armes quanque cascun couuint Et jou li vois et il me vint Et jou sous pene et il retraite Et jou jete d'une retraite Sor lui. et il me vint a trait Et retraita. a vn lonc trait Et trait si nel mescrees mie Les retraites de l'escremie Guinses set. qu'il les a portraites Et plus i a trais que retraites. 265 Maintenant apres cele ch. 267 Guinses se drece. si. 269 Et 268 Et jou li sail et il me saut. jou m'abaise. et. 270 fiert si qu'el. 271 l'estormie. 272 Por ce mont li cop sormontee. 273 Que il me monta. 274 Et Guinses qui tox les e. In unserer Hs. folgen hier noch zwei Verse: M'enpaint et boute et me descueure Si me desatire et descueure. 275 a bras et Guinses torne. jou torne. et Guinses m'atorne. 277 En son tor. et met contre terre., 278 Tantost d'un Gaubet d'engleterre.

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