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des Goldes.

Darum brauchte er Geld und immer

wieder Geld. Die Besteuerung der Kolonicen, die Schäße Indiens - Alles wurde herbeigezogen, um

die Gewalt des Parlaments, die der Krone entrissen war, zurückzukaufen, und was sie de jure verloren, wenigstens de facto wieder zu gewinnen.

Der Plan mißlang. Im Laufe seiner langen Regierung verlor Georg III. seinen Günstling, seinen Verstand und seinen ursprünglichen Zweck. Aber dieser Anfang seiner politischen Wirksamkeit hat eine Welt von großen Umwälzungen erzeugt und der Plan der jacobitischen Torypartei, die englische Revolution im Princip zu stürzen und überall an die Stelle der großen gesetzlichen Bewegung des Staatslebens, die wir an England bewundern, die Willkür des Königs und seiner Diener zu sehen, hat die amerikanische und die französische Revolution und die Aufrüttelung auch der trågsten europäischen Continentalvölker hervorgebracht. Es ist dahin gekommen, daß die Jury, die Preßfreiheit und die reelle Volksvertretung sogar deutsche Probleme ge= worden sind.

In dem gigantischen Kampfe gegen die französische Revolution vereinigten sich zuerst die aristokratischen Parteien in England, dann die ganze europäische Aristokratie und end

lich wurde die Sache der Befreiung von dem Welteroberer Nationalsache; aber wo waren nun die Jacobiten und die kleinen Pläne der schottischen Camerilla? Es war långst vergessen, daß man das Parlament, die Geschwornen, die Presse einmal hatte ruiniren wollen, als man endlich nur mit allen Mitteln der Freiheit den korsischen Tyrannen stürzte. Selbst die Pitt und Castlereagh hatten Männer wie Canning und Peel zu Nachfol= gern, die Torys konnten nur existiren indem sie die Principien der Whigs realisirten.

In Junius haben wir nun den erbitterten Kampf der Whigs, die im Namen der Nation und ihrer Siege, im Namen des Sieges selbst die Camerilla nnd den torystischen Hof, der sie um die Früchte der Freiheit bringen will, unerbittlich verfolgen. (Dies ist auch die Bedeutung der kühnen Polemik Mr. Wilkes', dessen Kampf gegen das System Lord Bute's einen Hauptgegenstand dieser Briefe bildet.)

Junius giebt der äußersten Indignation gegen das jacobitische Attentat der Torypartei Worte, und es ist nur zu begreifen, wie er so mit dem Beil des Richters dreinschlagen konnte, wenn man weiß, daß er ganz Altengland und seinen Unwillen auf seiner Seite hat.

Hieran knüpft sich das politische Interesse. Junius begann seine Kritik der Regierung Georg's III., als die Empörung der Kolonieen schon in Aussicht stand, und als die parlamentarischen Kämpfe in der berühmten Middleserwahl zur Ausstoßung Mr. Wilkes' und zu einer entschiedenen Verletzung der Verfassung geführt hatten.

Ge=

Die Vertheidigung dieser Verfassung ist nun die Aufgabe. Die Vertheidigung des Rechts der Wähler gegen das corrumpirte Parlament, des Rechts der Geschwornen und jedes Engländers, in allen Fällen auch in Preßprozessen nur von Geschwornen schuldig oder unschuldig gesprochen zu werden, des Rechtes der Presse in der unerbittlichen Kritik öffentlicher Charaktere, der bundenheit der Richter ans Gesetz und der drei Staatsgewalten an die Verfassung, welche den Grundsah realisirt, das Volk von England regiert sich nach seinen von ihm selbst gegebenen Gesehen, und wie es das Geset giebt, so verwaltet es auch das Recht; — dies ist die Politik, die Junius gegen die Attentate der jacobitischen Doctrinårs vertheidigt. Und was heute in England sichere Thatsache ist, darüber lag man damals im erbittertsten Kampfe. Wilkes' Person und Junius' Briefe wurden mit Gewalt:

maßregeln verfolgt und der eine auf einen allge= meinen Verhaftsbefehl, in dem keine Ursache der Haft angegeben, also die Habeas Corpus - Acte verlegt war, in den Kerker geworfen, die Sache des andern den Geschwornen entzogen. Erst in den neunziger Jahren ging die Parlamentsacte durch, daß die Entscheidung darüber, ob eine Schrift Libell sei oder nicht, den Geschwornen zukomme. Erst der große parlamentarische Kampf der langen Regierung des geistesschwachen Georg III. und sei= ner nächsten Nachfolger stellte die Gewohnheit der Freiheitsbewegung, die wir jet bewundern, in England fest. Und erst jezt ist es lächerlich, das Gericht als eine willkürliche Gewalt der Regierung zu betrachten, die Inquisitionsmethode einführen und die Geschwornen abschaffen zu wollen. Зи Junius' Zeit war Lord Oberrichter Mansfield, der es wollte, nichts weniger als ein einfacher Tollhäusler.

Das politische Interesse, welches sich an Junius knüpft, umfaßt die ganze Logik der Freiheit und lehrt sie an den prägnantesten Beispielen ihrer Widersacher.

Das künstlerische Interesse endlich an der Form. dieser Briefe ist jeht ohne Zweifel vorhanden. Nur

eins, meine deutschen Freunde, dürft Ihr dabei nicht vergessen, daß immer ein Sieger aus dem Feldlager der Whigs zu den Ueberläufern, zu den Verråthern, zu den Feinden des ganzen Volks von England (the body of the people) redet, und daß die Engländer überhaupt nicht so zart in ihren Wendungen sind, als die Franzosen oder gar die Deutschen.

Nachdem die Deutschen nun ein Jahrhundert Shakespeare und die englischen Dichter studirt und wie wir uns täglich überzeugen können, noch immer nicht damit fertig sind; will ich sie hier in ein neues, hoffentlich nüßlicheres Studium stürzen in das Studium der großen politischen Polemik und der parlamentarischen Freiheitsbewegung dieser Virtuosen des Staatslebens, dieser Römer des neuen, des wirklichen orbis terrarum.

Die englischen Politiker haben Junius nirgends an Verstand für die Freiheit, an Tiefe der Bildung und an Schönheit der klassischen Form übertroffen, und niemand die englischen Politiker. Wenn ich die Namen Canning und Peel nenne, so ist kein weiterer Beweis nöthig. Sie sind keine Namen mehr, sie sind Begriffe, bei denen jeder die umfassenden und weltbewegenden Ideen dieser Köpfe fühlt und die unsterblich edle Haltung eines großen Staats

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