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auf philosophische Erörterungen sich einzulassen, reproducirt er Neuplatonische Lehren in ihren bekannten, allgemeinen Umrissen. Hinsichtlich der Gliederung der intelligibeln Welt lehnt er sich an Jamblichus an.

Trotzdem gehört Synesius zu den für uns wichtigsten und interessantesten Griechischen Schriftstellern des fünften Jahrhunderts, ja es kömmt ihm auf litterarischem Gebiete eine gewisse Bedeutung zu, auf welchem ihn seine Schriften nach Form und Inhalt als den letzten namhaften Vertreter der Sophistik und ihres geistreichen Wesens erscheinen lassen, so wenig auch Synesius für seine Person veranlasst und Willens war, sich mit den berufsmässigen Sophisten auf gleiche Stufe zu stellen. Zugleich sind diese Schriften eine sehr ausgiebige Quelle für die Geschichte seines äusseren wie inneren Lebens, welches an sich schon reich an mannichfachen, nicht unwichtigen Ereignissen ein erhöhtes Interesse und zugleich einen ernsten, würdigen Abschluss durch den Uebertritt des Synesius zum Christenthum gewinnt, den wir noch in den einzelnen Stadien seiner Vorbereitung und gleichsam psychologischen Entwicklung schrittweis verfolgen können, und sich mit innerer wie äusserer Nothwendigkeit unter unseren Augen vollziehen sehen.

Ich habe den Versuch gemacht, aus dem vorhandenen Materiale ein anschauliches Lebensbild des Synesius zu entwerfen und mit demselben zugleich eine Darstellung und Würdigung seiner schriftstellerischen Leistungen zu verbinden. Ich hoffe, dass meine Arbeit im allgemeinen den Erwartungen entsprechen wird, zu welchen ihr Titel den Leser berechtigt,

und wünsche, dass sie manchen als ein willkommener Beitrag zur Geschichte der Hellenistischen Litteratur in ihrer letzten Periode erscheinen möge.

Die vorhandenen Arbeiten über Synesius sind begreiflicherweise nicht umfangreich. Eine ältere Dissertation von P. A. Boysen Philosophumena Synesii Cyrenensis, Halle 1714, ist gegenwärtig völlig werthlos. Eine fleissige Materialsammlung für das Leben des Synesius gab Tillemont Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique des six premiers siècles, Vened. 1732, Th. XII, p. 499-554. Unter den neueren Schriften nimmt den ersten Rang eine verdienstliche und gründliche Dissertation von Aem: Theod. Clausen ein, de Synesio philosopho Libyae Pentapoleos metropolita, Hafn. 1831, in welcher unter anderem ein recht dankenswerther Versuch gemacht ist, die chronologische Reihenfolge der Briefe des Synesius zu bestimmen, ein Versuch, der in Betreff der wichtigeren Briefe wenigstens im Ganzen als wohlgelungen zu betrachten ist. Allerdings tritt bei Clausens Arbeit vor der Sichtung des historischen Materials die litterargeschichtliche Seite der Aufgabe etwas zurück, und da es dem Verfasser an einem tiefer gehenden Verständniss der Neuplatonischen Philosophie gefehlt hat, so ist das, was er zur Erläuterung und Beurtheilung der Schriften des Synesius gesagt hat, nicht bloss dürftig und unzureichend, sondern auch nicht frei von einseitigen Irrthümern. Dennoch giebt Clausen's Arbeit das beste, was bis jetzt über Synesius geschrieben ist. Im Jahre 1850 trug sich ein Herr Dr. Bernhard Kolbe mit dem Plan eines umfassenden zweibändigen Werkes über Synesius, von dem jedoch nur

die erste Lieferung des ersten Theils „Forschungen auf dem Gebiete der Erdkunde und Geschichte der Libyschen Pentapolis," Berlin, Stargardt, 1850, mir zu Gesicht gekommen ist. Nach einer Angabe der Verlagsbuchhandlung ist überhaupt nicht mehr erschienen. Doch muss ich die Richtigkeit dieser Angabe auf sich beruhen lassen. Denn in demselben Jahre hat derselbe Verfasser eine mir vorliegende Französische Schrift verfasst „les homélies de l'évêque Synésius de Cyrène traduites pour la première fois du Grec en Français etc.," (Berlin, Behr) auf deren Umschlag noch drei andere kleine Abhandlungen als bereits in der Stargardt'schen Buchhandlung erschienen angezeigt werden, nämlich: 1) des Bischof Synesius zwei hinterlassene Homilien, 2) die specielle Erdkunde der Pentapolis, als Fortsetzung des oben angegebenen Werkes, 3) der Bischof Synesius als Physiker und Astronom nebst der ersten Deutschen Uebersetzung der Rede des Synesius de dono astrolabii. Uebrigens entsprechen die Forschungen u. s. w. ihrem Titel durchaus nicht und können füglich von Jedermann ungelesen bleiben. Eine ausführlichere Arbeit über Synesius hat H. Druon geliefert, Études sur la vie et les oeuvres de Synésius, Paris, Durand, 1859. Leider ist dem Verfasser die Clausen'sche Schrift unbekannt geblieben. So ist denn der historische Theil dessen, was er selbst gegeben hat, ausserordentlich oberflächlich und ungenau ausgefallen, dagegen enthält die Beurtheilung der litterarischen Leistungen des Synesius einige brauchbare Partien. Zwei akademische Programme des Kirchenhistorikers C. Thilo, Halle 1843. 4, geben einen gelehrten Commentar zu Synesius zweitem Hymnus, v. 1—24.

Das sonst unbedeutende Schriftchen von Fr. Reess, der Griechische Hymnendichter Synesius von Cyrene, Constanz 1848, giebt einige ansprechende Uebersetzungsproben. Ausserdem ist zu erwähnen ein Artikel über Synesius von W. Möller in Herzog's Real-Encyclopädie für protest. Theologie und Kirche, Bd. 15, S. 335 ff., sowie ein einschlagender Abschnitt in Neander's Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des christlichen Lebens, 4. A. Gotha 1865, S. 142 ff., welcher in anziehender Weise des Synesius Bekehrung zum Christenthum behandelt.

Ich citire den Text der Reden und Abhandlungen des Synesius nach der Ausgabe von Krabinger, Synesii Cyrenaei orationes et homiliarum fragmenta, Landishut. 1850den Text der Briefe und Hymnen nach der in kritischer Hinsicht leider sehr ungenügenden Gesammt-Ausgabe von D. Petavius, Lut. Paris. Seb. Cramoisy 1633 F. Selbstverständlich habe ich auch die Krabinger'schen Special-Ausgaben einzelner Schriften des Synesius mit Deutscher Uebersetzung und erklärenden Anmerkungen benutzt. Die Ausgabe von J. P. Migne (Patrol. Graec. T. LXVI. Paris 1859) giebt einen blosen Abdruck der Ausgabe von Petavius und der von Krabinger für das calvitii encomium. Die Hymnen des Synesius finden sich auch in Daniel's Thesaurus hymnologicus, doch habe ich denselben nicht zu Rathe ziehen können.

Jauer, im April 1869.

Der Verfasser.

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