Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

die aus dem Pelze weiter hervorragenden Ohren im Ganzen ein schlaueres Aussehen verliehen, als solches bei der Otaria leonina der Fall ist.

Gleichwie im Schädelbau der Otaria leonina je nach dem Alterszustande eine wesentliche Verschiedenheit obwaltet, die bisweilen so weit geht, dass, wie Herr Professor Burmeister von dem Schädel jenes alten Männchens sehr richtig bemerkt, die eine Seite desselben so sehr von der anderen abweicht, dass man an eine specifische Verschiedenheit denken möchte, wenn jede von beiden Hälften in gleicher Symmetrie an zwei verschiedenen Schädeln wahrgenommen würde, so auch findet im äusseren Aussehn der einzelnen Individuen je nach ihrem Alter eine grosse Verschiedenheit statt, vor deren fälschlicher Deutung man sich nur durch längere Beobachtung einer grösseren Anzahl Individuen bewahren kann. Besonders gilt solches von den Weibchen der Otaria leonina, die je nach ihrem Alter ein verschieden gefärbtes Haarkleid tragen, das bei jüngeren Individuen besonders an der Halsgegend eine hellgraue Färbung besitzt.

Interessant war mir auch, zu beobachten, wie besorgt und eifersüchtig die einzelnen Männchen unausgesetzt ihre Herde Weibchen bewachen, deren sie oft 50, 60 und mehr unter ihrer Obhut haben. Das war oftmals ein Gebrüll und Gezänke, wenn sich ein jüngerer Seelöwe getraute, einem alten eins seiner Weibchen abtrünnig zu machen. In solchen Fällen sahen die Weibchen stets ruhig dem Ausgange des Kampfes zu und unterwarfen sich dann geduldig dem Sieger. Derartige Scenen waren an der Tagesordnung und liessen mich einen Einblick in das Familienleben dieser Thiere gewinnen, welche mich so manche Stunde mit ihren interessanten Schwimm

übungen unterhielten. Um so mehr bedauerte ich jedesmal, dass die natürlichen Verhältnisse so schwierig waren, um mit den mir zu Gebote stehenden Mitteln nicht mehr Exemplare davon in meinen Besitz zu bringen und den verschiedenen Museen Europa's ebenfalls einige davon übersenden zu können. Hoffentlich gelingt es aber der Energie und dem Einflusse des Herrn Prof. Burmeister, unter der Regierung des jetzigen Präsidenten Sarmiento, der auch vor allem die Förderung der Wissenschaften auf sein Banner geschrieben hat, mehr Mittel für eine grössere Expedition nach dorthin zu erhalten und alsdann auch den grösseren Museen Europa's einige gute Exemplare davon zu Theil werden zu lassen, wobei ich aber nicht unterlassen will, Herrn Burmeister für einen solchen Fall auch das Museum of Comparative Zoology in Cambridge Mass., an dem zu wirken ich jetzt die Ehre habe, auf das beste zu empfehlen.

Die Beo's oder Mino's (Gracula).

Von Dr. F. Schlegel, Director des zoologischen Gartens in Breslau.

Von den bis heute entdeckten, zur Zeit aber fast sämmtlich nur höchst unvollkommen beachteten Grakeln oder Atzeln sind unseres Wissens nur 3 Arten lebend nach Europa gebracht worden. Auch diese haben hier als Seltenheiten zu gelten, obgleich einzelne Arten in ihrer Heimat als Gefangene sehr beliebt und gewöhnlich sind. Sie lohnen durch ziemliche Dauer auch selbst in unserem Klima, einige derselben wenigstens durch angenehm flötende Stimme und eine, wie es scheint, einzelnen Individuen ganz besonders eigene Gabe, Worte nachplappern zu lernen. Die Erfahrungen, welche man in dieser Hinsicht bei uns gemacht hat, lauten sehr widersprechend. Hier wird die Virtuosität dieses Vogels hoch über alles derart Bekannte gerühmt und dort lauscht man vergeblich dem verborgenen Talente. Jedenfalls sind diejenigen Beo's, welche wir in unsern Thiergärten, wie in Amsterdam und in Dresden als Tausendkünstler bewundern, jung aufgezogen und geschult, während die Waldkünstler mehr oder weniger als Stümper erscheinen, umsomehr als man mit ganz besonderen Erwartungen an diese Thiere heranzutreten gewohnt ist.

Die Beo's bewohnen das indische Festland bis Nepaul, Ceylon, die Nicobaren und die Sunda-Inseln, Bangka, Sumbawa, die AruInseln und Neu-Guinea, und zwar dichte Waldungen.

Nach den im Leidener Museum von meinem Bruder, H. Schlegel gemachten Untersuchungen ist zwischen beiden Geschlechtern kein äusserer Unterschied bemerklich, ebenso scheint das Gefieder nach der Jahreszeit nicht zu wechseln. Die Nestkleider sind noch wenig bekannt. Nach dem geringen zur Zeit vorliegenden Material scheint das Nestkleid nur durch mangelnden oder matteren grünlichen und bläulichen Metallglanz, womit das Gefieder der Alten prangt, unterschieden zu sein und zwar ganz vorzugsweise bemerkbar am Kopf, ferner durch die geringere Entwickelung der Kopffedern, wodurch die befiederten Stellen zwischen den nackten Streifen viel schmäler werden, und durch geringere Entwickelung der, wenn sie überhaupt vorhanden sind, nackten Hinterhauptslappen. Die weissen Flecken der Schwingen dagegen sind in der Jugend ebensogross wie im Alter. Und darauf gründet sich die feinere Unterscheidung der verschiedenen Arten; ganz vorzüglich aber kommen dabei Gestalt und Ausdehnung der nackten Theile des Kopfes in Frage.

Bei der ersten Gruppe begrenzen die nackten Lappen den Hinterkopf in Form zweier nach vorn offenen Hufeisen; dazwischen verläuft ein Paar Hautkämme mit eingeschnittenen Rändern bis zum Scheitel; die Hufeisen laufen nach hinten in ein Paar grosse ovale Nackenlappen aus, seitwärts nach vorn reichen sie bis zum Hinterrand des Auges und sind durch ein befiedertes ziemlich dreieckiges Feld von einer anderen nackten Hautstelle geschieden, welche vom Auge abwärts bis auf die Hälfte der Wange sich erstreckt und mittelst eines schmalen, nackten, zumeist unter den Federn verborgenen Streifens mit jenem Seitenausläufer des Hufeisens verbunden ist.

Zu dieser an jenem Kamm besonders kenntlichen Gruppe gehört Gracula religiosa, L. (G. minor, Temm.; Eulabes indicus, Cuv.). Sie ist der kleinste aller Beo's und ihr Kamm in 4 bis 5 Läppchen getheilt, deren jedes gewöhnlich wiederum in kleine Wärzchen ausläuft. Schnabel, Füsse und nackte Kopfhaut nebst deren Anhängseln sind citrongelb. Ihre Heimat ist Vorderindien und Ceylon, wo man sie in kleinen Gesellschaften von 5 bis 6 Stück auf den höchsten Gipfeln der Bäume sieht. Die Nahrung sind Früchte und Beeren. Ihr Gesang wird als reich und abwechsend gerühmt, doch fahren einzelne gellende Töne dazwischen. In Südindien wird dieser Beo (von Edwards Mino getauft) zuweilen gefangen und seines Gesanges sowie seines Sprechtalents wegen hoch in Ehren gehalten. Für heilig gilt der Vogel nirgends, und fast möchte es scheinen, als ob Linné den Namen religiosa in Vergleichung der Nackenlappen mit den Bäffchen der Priester gewählt. Einer andern Ansicht zufolge wurde dieser Beiname auf die Erzählung des alten Bontius hin gewählt, dass ein fanatischer Mohamedaner einen Mino gelehrt habe, auf die Christen zu schimpfen, und immerhin hat das mehr Wahrscheinlichkeit für sich als Lesson's Angabe, dass eine Mohamedanerin aus Religionsscrupeln sich geweigert habe, ihren zahmen Mino von einem europäischen Reisenden malen zu lassen. Der zoologische Garten zu Amsterdam hat Gracula religiosa längere Zeit lebend besessen; zur Zeit ist er in London.

Die zweite Art mit Kamm, G. venerata, Temm., von Dr. Forsten auf Sumbawa entdeckt, ist der vorigen sehr ähnlich, aber weit grösser, und die Scheitelkämme sind nur in 3 Lappen getheilt. Unseres Wissens ist diese Art noch nie lebend nach Europa gebracht worden.

Bei der zweiten Gruppe von Beo's sind die nackten Stellen

seitlich am Kopfe wie bei den vorigen, aber die Hinterhauptslappen bei einigen klein; bei sämmtlichen Arten dieser Gruppe fehlen die beiden Scheitelkämme, auch reicht der seitliche Auslaufer des Hufeisens weniger dicht an das Auge heran und ist schmäler. Die Färbung ist wie bei den vorigen, nur die weisse Binde an den Flügeln bei verschiedenen Arten verschieden und der violette Metallschimmer über das ganze Gefieder hin mit Ausnahme der Schwanzdeckfedern und des Unterbauchs verbreitet.

Von den hierher gehörigen 4 Arten sind bis jetzt 2 lebend nach Europa gebracht worden und zwar von allen am häufigsten G. javanensis Blyth (G. religiosa, var. B. Lath. Pastor musicus et G. relig., partim, Wagl Mainatus sumatranus, Less. Eulabes javanus, G. Cuv.). Diese Art, wohl auch Mino und Mainate genannt, hat ziemlich grosse Nackenlappen, ein weisses Querband von der 2. bis 7. grossen Schwinge und einen verhältnissmässig höheren Schnabel als alle anderen Arten. Im Leben ist der Schnabel schmutzig ponçoroth, nach der Spitze hin in Citrongelb übergehend; die Augen sind dunkelröthlich braun; die Füsse und die nackte Kopfhaut mit ihren Lappen citrongelb. Beobachtet wurde diese Art auf Java, Sumatra, den Nicobaren und Malacca.

Ausser G. javanensis hat der Amsterdamer Thiergarten noch eine zweite Art G. intermedia Hay (G. religiosa, Sundevall) in mehreren Exemplaren besessen. Sie lebt heute noch im Londoner zoologischen Garten. Färbung und Flügelbinde sind wie beim vorigen, nur ist der Vogel kleiner, der Nackenlappen sehr klein und karminroth, das befiederte Dreieck zwischen den nackten Feldern kleiner und der Verbindungsstreif zwischen beiden nicht unter den Federn verborgen. Im Leben sind die Vorderhälfte des Schnabels und die nackten Theile des Kopfes sowie die Füsse citrongelb, die Hinterhälfte des Schnabels und die kleinen ovalen Nackenlappen karminroth. Ihre Heimat ist Bengalen, Tenasserim und Nepaul.

Die beiden andern Arten sind noch wenig bekannt.

G. dubia, H. Schleg. steht G. intermedia ziemlich nahe, doch ist der Schnabel sowie der ganze Vogel grösser, etwa G. javanensis gleich. Der Verbindungsstreif auf der Wange tritt nur theilweise unter dem Gefieder hervor. Seine Heimat ist unbekannt, ebenso wie die von G. Livthii, H. Schleg. Letzterer stimmt so ziemlich mit G. jav. überein, doch tritt der Nackenlappen stets als ein sehr schmaler, höchstens 11⁄2 Linien breiter, den ganzen Hinterrand der nackten Nackenhaut umsäumender Streifen auf, und

ferner ist die weisse Flügelbinde auf die 2., 3. und 4. Schwinge beschränkt.

Bei G. ptilogenys, Blyth ist ausser ein paar Nackenlappen der ganze Kopf ohne nackte Felder und durchweg befiedert. Das Gefieder ist schwarz mit stahlgrünem auf Kopf und Hals violettem Metallschimmer; die Flügel haben ein weisses Querband, doch nur von der zweiten bis zur sechsten grossen Schwinge; der Schnabel ist gelblich, doch der Oberschnabel an der Wurzel und die Hinterhälfte des Unterkiefers schwarz; Nackenlappen und Füsse sind gelb. Diese Art ist auf Ceylon heimisch.

G. Dumontii, Wagl. hat zu beiden Seiten des Kopfes ein sehr grosses, nacktes mit Fäserchen übersätes Feld und zwei nackte Längsstreifen an der Kehle bis zum Kinn; Unterbauch und Schwanzdeckfedern sind ausnahmsweise, jener citrongelb, diese oben wie unten weiss; übrigens ist das Gefieder schwarz. An Grösse übertrifft diese Art G. relig. nur wenig, auch ist der Schnabel fast ebenso schwach wie bei jener Art, orangengelb, ebenso wie nackte Kopfhaut und Füsse; der weisse Spiegel auf den Flügeln reicht nur von der zweiten bis zur sechsten Schwinge. Diese seltene Art hat Lesson in der Nähe des Hafens Dorey auf Neu-Guinea entdeckt; später sammelte S. Müller mehrere Exemplare in der Nähe der Lobo-Bai an der Westküste von Neu-Guinea, und Wallace fand sie auf den AruInseln. Auch auf den Papu-Inseln kommt sie vor.

Abweichende Arten sind G. calva oder Gymnops calvus, G. Cuvier von den Philippinen und G. coronata Gray oder Ampeliceps coronatus, Blyth von Tenasserim.

Fortpflanzung des gemeinen Cormorans (Phalacrocorax carbo) in Gefangenschaft.

Von Dr. Max Schmidt, Director des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M.

Unter den Vogelarten, welche dem Teiche eines zoologischen Gartens zur besonderen Zierde gereichen, nimmt die gemeine Scharbe oder der Cormoran (Phalacrocorax carbo) nicht die letzte Stelle ein. Nicht durch die Pracht seines Gefieders oder die Schönheit seiner Formen fesselt dieser Vogel die Blicke des Beschauers, sondern durch das Eigenthümliche seiner Gestalt und seines ganzen Wesens. Mag er, auf einer Felsenspitze stehend, mit den scharfen grünen Augen seine Umgebung beobachten oder dreist unter anderen Thieren

« VorigeDoorgaan »