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einherhumpelnd diesen mit unglaublicher Gier die zur Nahrung hingeworfenen Fische wegschnappen, mag er sicher und behende schwimmen und tauchen oder nach genommenem Bad auf einem weit über die Wasserfläche hingestreckten Ast mit den Flügeln fächelnd sein Gefieder trocknen, immer bietet sein Thun und Treiben Interessantes und Anziehendes dar. Seit dem Jahre 1859 besitzt der hiesige zoologische Garten ein Paar dieser Vögel, welche bei ausschliesslicher Ernährung mit Fischen sich jederzeit des besten Wohlseins erfreuten. Fleisch verschmähten sie früher beharrlich, so oft ihnen solches auch angeboten wurde. Ueber ihr Geschlecht war ich lange Zeit im Unklaren, denn die Körperform und das Gefieder gaben für dessen Ermittelung keinerlei Anhaltspunkt und auch das Verhalten der Vögel gegeneinander liess in dieser Beziehung nichts Sicheres erkennen. Sie waren immer einträchtig, setzten sich auch hie und da auf den Rand eines aus Reisern geflochtenen Nestes, welches auf einem Baumaste über dem Wasserspiegel angebracht war, oder reichten sich kleine Holzstückchen, Federn u. dergl. gegenseitig mit dem Schnabel zu; doch war immer hierbei baldigst zu bemerken, dass nur Zufall und leere Spielerei zu Grunde lagen, und ich vermuthete auch, dass die so scheuen Vögel sich an dem schmalen Ufer unseres Teiches nicht ungestört genug fühlen würden, um wirklich eine häusliche Niederlassung zu gründen.

Etwa um die Mitte Mai 1867 begannen die Vögel hie und da einige Reiser oder Federn, welche sie aus dem Wasser fischten, in unregelmässigen Häufchen an verschiedenen Stellen des Weiherufers niederzulegen, trugen aber in der Regel dieses Material schon nach kurzer Zeit wieder an einen anderen Platz, und es schien, als ob sie nur das frühere Spiel wiederholten. Indessen beobachtete ich sie genau und sah am 26. Mai eine Begattung. Endlich am 30. dieses Monats schien der entsprechende Platz für ein Nest gefunden, und zwar an einer Stelle, der ich niemals die hierzu nöthigen Eigenschaften zugetraut hätte. Am südlichen Ufer des Teiches, kaum 5 Fuss von einem sehr frequenten Wege entfernt, dicht an der Rückseite eines kleinen Hüttchens, welches für brütende Enten bestimmt ist, hatten die Cormorane einen Kreis von Reisern gelegt, in dessen Mitte der eine Vogel, welchen ich bei der eben erwähnten Begattung als das Weibchen kennen gelernt hatte, fast ununterbrochen sitzen blieb. Am späten Abend schien es den Thieren an Baumaterial zu fehlen und es wurde ihnen daher ein ziemliches Quantum Birkenreiser von abgenützten Besen in einiger Entfernung vom Neste

hingelegt. Den folgenden Morgen mussten die Vögel schon mit Tagesanbruch zu bauen begonnen haben, denn bereits um fünf Uhr war das Nest etwa 3 Zoll hoch geworden, bei einem Durchmesser von etwa 15 Zollen.

Das Weibchen ging den ganzen Tag über kaum vom Neste und machte eine eigenthümliche Bewegung, die es mitunter längere Zeit fortsetzte. Es stellte sich mitten in das Nest, legte den Kopf stark zurück, wobei die Schnabelspitze in die Höhe stand, richtete den Schwanz senkrecht empor und klappte die Flügel taktmässig auf und zu. Das Männchen sass beständig auf dem Dache des Entenhüttchens oder einem benachbarten Felsen. Zur Zeit der Fütterung verliess das Weibchen seinen Platz nur für ganz kurze Zeit und beeilte sich, unmittelbar nachdem es gefressen, wieder auf das Nest zu kommen, indess das Männchen noch längere Zeit umherschwamm.

Den 2. Juni bauten die Vögel wieder ziemlich viel, so dass das Nest wesentlich höher wurde. Am Nachmittag gegen 4 Uhr löste das Männchen das auf dem Neste sitzende Weibchen ab. Letzteres sprang zu diesem Zweck rasch auf den Rand des Nestes, rief den ganz nahe sitzenden Gatten mit einem rauhen, kurzen Ton, der fast wie,,Wau" klingt, an. Darauf streckten beide Vögel gleichzeitig die Hälse stark aus, legten sie fast ganz auf den Boden nieder und wiederholten diese Gebärde, indem sie sich nebeneinander auf den Rand des Nestes setzten und die Köpfe nach dessen Innerem wendeten. Endlich sprang das ablösende Männchen rasch in das Nest und setzte sich ruhig nieder, wobei aber die Augen fortwährend nach allen Seiten sorglich Ausschau hielten.

Den 4. Juni wurde das Ausbauen des Nestes wieder aufgenommen, aber mit der Abänderung, dass das Weibchen ruhig sitzen blieb und das Männchen ihm Material zutrug, welches die Gattin in den Rand des Nestes einflocht, während sie früher gemeinsam gebaut hatten.

Am 7. Juni setzte sich das Weibchen fast den ganzen Tag hindurch nicht nieder, sondern stand in der Mitte des Nestes. Da die Vögel einige Federn in das Nest getragen hatten, wurde ihnen weiches Baumaterial zur Verfügung gestellt, von dem sie aber keinen Gebrauch machten, da sie eine Auspolsterung des rauhen Reisigbaues nicht für nöthig zu erachten schienen.

Am Morgen des 9. Juni fand ich neben dem Neste auf dem Boden ein Ei, an Grösse und Färbung einem Enteneie ähnlich, aber mit rauher Schale, wie mit Kalkfarbe bestrichen. Es war nass und

mit Blutstreifen überzogen, wie dies bei den meisten Erstlingseiern der Fall zu sein pflegt. Da die Schale einen Sprung hatte, wurde es weggenommen.

Am 11. lag ein Ei von der oben geschilderten Beschaffenheit im Neste und das Weibchen sass nun ganz fest. Auch das Männchen, welches seither das Brutgeschäft nicht sehr ernst genommen hatte, sondern namentlich zur Zeit der Fütterung oft längere Zeit vom Neste geblieben war, stand nur auf, wenn es von dem Weibchen abgelöst wurde.

Den 13. Juni lag ein zweites Ei im Neste, welches aber etwas dunkler und glattschaliger war als die anderen, so dass ich mich der Vermuthung nicht erwehren konnte, es möchte wohl gar ein Entenei sein; doch wurde eine solche Befürchtung weiter nicht unterstützt, da die Cormorane jeden Vogel, der sich ihnen näherte, durch Aufsperren des Schnabels, wobei sie einen zischenden Ton hören liessen, vertrieben, was ihnen auch jederzeit gelang.

Bei der Fütterung beeilten sich die Vögel, wieder auf ihr Nest zu kommen; doch fand eine Ausnahme hiervon am 15. Juni statt, wo sie, nachdem sie ihr Mahl eingenommen hatten, längere Zeit auf einem Aste ruhten, auf welchem sie früher oft sassen. Sie begaben sich dann zwar wieder in die Nähe des Nestes, doch liess sich erst ziemlich spät der Eine zum Brüten nieder. Auch am 18. blieb das Männchen am Nachmittag, als die Reihe des Brütens an ihm war, längere Zeit vom Neste weg, indem es zur Futterzeit dem Wärter ein grosses Stück entgegenging und sich nach dem Fressen mit bis oben gefülltem Kropfe auf den Baum setzte.

Das Brutgeschäft ging indess ohne Störung weiter und zwar theilten sich die beiden Vögel in diese Obliegenheit, wie bereits angegeben, jedoch so, dass dieselbe zum grösseren Theile dem Weibchen zufiel. Die Ablösungen erfolgten in unregelmässigen Zwischenräumen von 26 Stunden, und bei Nacht brütete immer das Weibchen, während das Männchen auf einem Steine dicht bei dem Neste sass.

Am 7. Juli trat eine auffallende Störung ein. Der weibliche Vogel sass nämlich am Nachmittage gegen drei Uhr in einiger Entfernung von dem Neste auf einem Baumaste, als er, während ich nach ihm hinsah, plötzlich dem Wasser zueilte, so rasch, dass er sich auf diesem kurzen Wege von einigen Fussen mehrmals überstürzte. Im Wasser angekommen, flatterte er ängstlich und mit sonderbar verdrehten Flügeln umher, so dass er öfter auf den Rücken zu liegen kam und ich glaubte, er sei dem Verenden nah. Allmälig wurde

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er müde und in Folge dessen ruhiger, und ich bemerkte nun, dass der Oberarmknochen des rechten Flügels in der Mitte gebrochen war und dieser sich unter dem linken Flügel hindurch geschoben hatte. Der Vogel vermochte die Theile nicht wieder in ihre normale Lage zu bringen und tobte in seiner Angst im Wasser umher, bis durch einen Zufall der geknickte Flügel wieder frei wurde. Abgemattet schleppte er sich in die Nähe des Nestes und setzte sich dort nieder, wobei der gebrochene Flügel tief herabhing. Wie der Knochenbruch zu Stande gekommen war, vermochte ich nicht zu ermitteln, doch hatte eine äussere gewaltsame Einwirkung sicher nicht stattgefunden und ich kann mir die Sache nur so erklären, dass die Knochen durch das Eierlegen brüchiger geworden waren und eine rasche Bewegung eine spontane Fraktur herbeiführte.

Das Männchen brütete getreulich weiter und nahm sich kaum Zeit, seinen Appetit zu stillen.

Am 9. Juli hing die Schale eines ausgeschlüpften Eies in dem Reisig des Nestes, und es fand sich, dass es das dunklere, glattschalige war. Als der Vogel sich erhob, sah ich eine junge Ente im Neste liegen, doch war dieselbe schon am Nachmittage verschwunden, und zwar vermuthe ich, dass sie von den Stiefältern gefressen wurde.

Das andere Ei war angebrütet, doch das in demselben enthaltene Junge schon frühzeitig abgestorben, so dass nur einzelne Fetzen von ihm übrig waren.

Die Vögel bekümmerten sich nun gar nicht mehr um ihr Nest; der Flügel des Weibchens heilte nicht vollkommen, sondern mit Bildung eines falschen Gelenkes, und er ist so lose geblieben, dass er sich zuweilen beim Baden und Tauchen wieder unter den linken Flügel schiebt, so dass ihn der Vogel nur schwer wieder befreien kann.

Im folgenden Jahre zeigten die Cormorane keinerlei Neigung zum Bauen, so reichlich ihnen auch das Nistmaterial zurecht gelegt worden war, und erst 1869 nisteten sie neuerdings und zwar mit besserem Erfolge.

Sie hatten für ihren Bau diesmal einen anderen Platz gewählt und zwar am westlichen Abhang einer von Süd nach Nord in das Wasser vortretenden Landzunge, dicht an einem Weidenstamm, der das Nest gegen Norden und Osten schützte. Leider war es mir nicht möglich, während des Bauens und Brütens alle Vorgänge so im Einzelnen zu verfolgen, wie ich dies beim ersten Male gethan hatte, doch scheinen wesentliche Abweichungen nicht vorgekommen zu sein. Am 1., 3. und 5. Mai wurde je ein Ei gelegt, und sofort

nach dem ersten Legen begann das Brutgeschäft. Am 29. Mai lag ein Junges neben zwei Eiern im Neste, am 30. war das zweite und am 1. Juni das dritte Junge ausgeschlüpft. Die Brütezeit beziffert sich somit auf 28 Tage. Es war nicht möglich, die Kleinen genau zu sehen, da die Eltern das Nest nicht verliessen, wenn man sich ihnen näherte; doch bemerkte ich, dass sie nackt waren, und es schien mir, als ob ihre Augen geschlossen seien. Sie wurden von den Alten aus dem Kropfe gefüttert, etwa eine viertel oder halbe Stunde nachdem diese gefressen hatten. Es wurde dafür Sorge getragen, dass die erforderliche Nahrung, aus gehackten Fischen und Pferdefleisch bestehend, jederzeit zu ihrer Verfügung stand, und sie nahmen jetzt auch das Fleisch, welches sie früher stets verschmäht hatten, gerne an.

Am 3. Juni war der jüngste Vogel aus dem Neste verschwunden, ohne dass sich ermitteln liess, wohin er gekommen sei..

Erst am 9. Juni gelang es mir, die jungen Cormorane ein wenig näher zu betrachten. Sie hatten die Augen, welche stark hervortraten, jetzt offen, der Hals erschien auffallend lang, der Kehlsack gross; der ganze Körper war mit schwärzlichen Stoppeln, nicht mit Flaum, dicht bedeckt. Wenn sie gefüttert sein wollten, hoben sie den sonst flach auf dem Boden des Nestes liegenden Kopf matt und zitternd empor und liessen einen heiser pfeifenden Ton hören, den sie mit weit geöffnetem Schnabel so lange rasch hintereinander ausstiessen, bis sie befriedigt wurden.

Am 14. Juni war der Grösseunterschied der beiden Vögel sehr auffallend geworden. Das ältere Exemplar erschien schwarz, und die grauen Spitzen der Stoppeln gaben ihm, wenn man es aus einiger Entfernung erblickte, ein sammtartiges Aussehen. Der kleinere Vogel erschien dem älteren gegenüber aschgrau.

Am 18. Juni starb der kleinere Vogel, der grössere entwickelte sich dagegen sehr kräftig und stand gegen Ende des Monats häufig auf dem Rande des Nestes. Er hatte fast die Grösse der Eltern erreicht, doch unterschied er sich von diesen sofort durch die Färbung. Sein Gefieder war im Ganzen bräunlicher ohne den prächtigen Metallglanz der erwachsenen Vögel, Brust und Bauch weisslich und am Uebergang in die dunkle Färbung der Seiten hellbraun. Die Schwungfedern der Flügel hatten etwa die Hälfte ihrer ganzen Länge erreicht.

Ein Versuch, ihn zu fangen, um ihn zum Fluge unfähig zu machen, missglückte, da es ihm gelang, sich in das Wasser zu

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