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niemals nach dem Küstenlande kommt. Die Hirten fürchten diesen mächtigsten Flugräuber der alten Welt, weil er ihnen gern die kleinen Hunde und die Zicklein fortträgt. Mit dem Namen „,Ostervogel" bezeichnet der Sicilianer in seinem Dialekte den egyptischen Aasgeier, V. percnopterus, wohl deswegen, weil dieser nützliche Raubvogel um jenes Fest zu erscheinen pflegt. Uebrigens ist er auch an manchen Orten Standvogel, auf der ganzen Nordseite nicht selten, und soll schon auf dem Cap Gallo genistet haben. Ein trefflicher Beobachter, Minná, berichtet von ihm, dass er auf den Weiden der Madonien den Herden nachstreiche, sich dem Rindvieh auf den Rücken setze und ihm die Bremsen wegfange.

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Der Goldadler, Aquila fulva, horstet in Sicilien zwischen den steilsten und unzugänglichsten Felsen hoher, bewaldeter Gebirge, aber auch (nach Benoit) auf alten hohen Eichen. Man trifft ihn jetzt nur ausnahmsweise, während er sonst zahlreicher gewesen zu sein scheint, da noch im Jahr 1826 vier Stück in der Favorita geschossen wurden, wo er unter Fasanen und Kaninchen arge Verheerungen anstellte. Sowohl der Schreiadler, A. naevia, als der Bandadler, A. fasciata, nisten dahier; letzterer stellt in Sümpfen den Wasservögeln nach. Als im vorigen Jahre ein Bauer aus Carini einen der rarsten einheimischen Vögel, einen Seeadler, Haliaetus albicilla, erlegt hatte, bot man ihm eine beliebige Summe Geldes dafür, um damit dem hiesigen Museum, das gerade diese Species noch nicht besitzt, ein Geschenk zu machen. Der Bauer aber liess sich nicht zur Ablassung seiner Beute bewegen, der Appetit war bei ihm stärker als der Patriotismus, und so verzehrte er denn seinen Aquila di mari. Der Fischadler, Pandion haliaetus, ist in den Sümpfen von Catania, wo er auch nistet, den Salinen von Trapani, dem Stagnone bei Marsala und an andern Orten ziemlich gemein. Der Schlangenadler, A. brachydactila, passirt nur Sicilien. — Der Mäuse bussard, Buteo vulgaris, gehört zu den einheimischen Standvögeln, ist mehr im Innern zu Haus und kleiner als seines Gleichen vom Kontinente. Der rauhfüssige Bussard, B. lagopus, verirrt sich nur zufällig nach Sicilien.-Wenn der Wespenbussard, Pernis apivorus, in kleinen Scharen über die Insel nach Norden hinzieht, halten die Palermitaner Jäger dafür, dass die Frühjahrspassa der Wachteln bald zu Ende sei. Der Gabelweih, Milvus regalis, ist gemeiner Zug- oder Standvogel, der an den verschiedensten Punkten nistet; sein Verwandter, der schwarze Milan, M. niger, ein Eingeborner Nordafrika's, kommt nur vereinzelt in den Gebirgen der Insel vor.

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Falco sacer, der heilige Falke, verirrt sich nur ganz ausnahmsweise nach Sicilien, weshalb er bis vor wenige Jahre zurück als nicht zur Fauna sicilica gehörig galt. Ein im Juni 1868 am Monte Pellegrino geschossenes Exemplar zeigt die charakteristischen Merkmale dieser Species, ungemeine Entwickelung des Schnabels und der graublauen Fänge, wodurch sie sich anderen Thieren so furchtbar erweist, sehr deutlich. Wie Heuglin erzählt, verwenden die Araber diesen Falken zur Jagd der Gazellen. -- Der Wanderfalk, F. peregrinus, ist Stand- und Wandervogel, der bei Palermo unregelmässig im März und Oktober passirt. Vor mehreren Jahren schoss man bei Messina einen Albino dieser Species von schneeweisser Farbe. Der Stossfalke, F. subbuteo, zeigt sich am häufigsten während der Frühlingswanderung, weniger oft bei der Passa im Herbst, und ist in der übrigen Zeit des Jahres durchaus selten. Einzelne überwintern in den Wäldern der Inseln. Die Existenz des F. Eleonorae wird vermuthet, ist aber noch nicht bestimmt nachgewiesen. Der Zwergfalke, F. aesalon, ist gemeiner Wandervogel. -In grösseren und kleineren Scharen passirt der roth füssige Falke, F. vespertinus, Sicilien. Bei Palermo erscheint er gewöhnlich im März und Oktober in den Olivenpflanzungen nach der Bagheria hin, wo er gegen Einbruch der Nacht auf Insekten Jagd macht, die er geschickt im Flug zu erhaschen weiss. Der Thurmfalke, F. tinnunculus, ist in Sicilien sehr häufig und grösstentheils Standvogel. - Der italienische Thurmfalke, F. cenchris, ist während des Sommers sehr gemein, namentlich in den mittäglichen und westlichen Provinzen. Im Herbst wandert er nach dem Süden, doch bleiben einzelne Paare auch über den Winter hier. Er bewohnt gerne unbebaute Flächen und Hügel, nistet in die Felsen mässig hoher Berge und verbringt den Winter, falls er hier bleibt, in baumreichen Feldern. Da er den Heuschrecken, die Sicilien oftmals arg heimsuchen, eifrig nachstellt, gehört er zu den nützlichsten einheimischen Vögeln. Oft sieht man ihn daher über öden Strecken und Stoppeläckern schweben, plötzlich stille halten zur besseren Erspähung seiner Beute, auf sie rasch niederstürzen, mit Schnabelhieben tödten, sie verschlucken und schnell wieder emporsteigen, um das Spiel von neuem zu beginnen. Die jungen Vögel dieser Species nennt man dahier Maltafälkchen, weil die Malteser-Ritter auf St. Johannis den Königen Siciliens ein solches auf pompöse Art als Tribut darbrachten, vielleicht um durch Ueberreichung des kleinsten der Edelfalken die Abhängigkeit ihrer kleinen aber tapferen Körperschaft von den mächtigen Fürsten der

Insel anzudeuten.

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Der Habicht, Astur palumbarius, nistet in den Wäldern des Innern, auch am Aetna, ist aber bei Palermo rar. Wenn im Herbst die Lerchen und Finken kommen, findet sich mit ihnen gleichfalls der Sperber, F. nisus, ein, um theilweise hier zu überwintern, theilweise die Lerchen bis nach Afrika zu verfolgen, mit denen er dann im Frühjahr wieder zurückkehrt. In bescheidener Anzahl nistet der Sperber auch in die Gehölze der Ebenen und Hügel, besonders da, wo ausgedehnte Weidegelände in der Nähe sind. Die Sumpfweihe, Circus aeruginosus, bewohnt mit Vorliebe die Sümpfe bei Catania und Lentini, die Salinen Trapani's und Marsala's und pflanzt sich regelmässig fort. Ironisch heissen ihn die Catanesen Medicu der Wasservögel, wodurch sie auf die Geschicklichkeit anspielen, mit welcher er kranken oder verwundeten Enten den Garaus zu machen versteht. Sein Vetter, die Kornweihe, C. cyaneus, bleibt wie er das ganze Jahr hindurch im Lande, nährt sich redlich und stimmt in Wohnort und Lebensweise mit ihm überein; die Wiesenweihe, C. cineraceus, dagegen ist viel seltener und mehr Wander-, als Standvogel und C. Swainsoni noch weniger bekannt.

Siciliens Uhu, Strix bubo, hat merklich kleinere Dimensionen als der festländische; die Waldohreule, Str. otus, bewohnt als Standvogel lichte Holzungen, und die Sumpfeule, Str. brachyotus, verlässt im Winter ihre gewöhnlichen Aufenthaltsorte in der Bergregion, um bis zum Wiederbeginn der warmen Zeit in den Sümpfen der Niederungen ihre Nahrung zu suchen. Dieser Strichvogel wird manchmal in der Frühlingspassa auf dem Pellegrino unter den Zugvögeln geschossen. Die einzige wahre Wandereule Europa's, Scops Aldrovandi, langt hier im März an, nistet in Gärten und Gehölzen und zieht im September wieder von dannen. Wer aufmerksam dahin wandelt, findet sie bei Palermo nicht selten zwischen dichtem Laube oder im Gesträuche der Mauer- und Felsenspalten, wo sie sich durch Niederducken und vollkommenes Stillverhalten den Blicken der Neugierigen zu entziehen sucht. Obwohl sie ihre Eier meistens in die Löcher hohler Bäume zu legen pflegt, verschmäht sie doch auch geeignete Felsrisse hierzu nicht, weshalb man sie in einigen Localitäten der Insel Cucca di roccaru, Felseneule, heisst. gemeine Kauz, Syrnium aluco, ist die rarste der einheimischen Eulen. Noctua minor hat das traurige Schicksal, von den vielen Leimruthenstellern Palermo's als Lockvogel benutzt zu werden. Vom Todtenkäuzchen, Noctua passerina, wissen nur die grössten Vogelkenner Siciliens zu erzählen; die Schleiereule, Strix flammea,

Der

dagegen ist allgemein bekannt, ebensowohl wegen ihrer Häufigkeit als auch ihres herrlichen Gefieders wegen, das auf schwanenweissem Grunde nur einen Anflug von rostroth mit einzelnen dunkleren Flecken zeigt.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten aus dem zoologischen Garten in Dresden. Von dem Inspector Alw. Schöpf.

Seit meinem letzten Berichte *) wurden geboren 5 Löwen, 7 Tiger, 3 Pumas, 3 Bären, 1 Auerochse (todt geboren), Mähnenhirsche, Wasserhirsche, Axishirsche, Schweinshirsche, Edelhirsche, Rennthiere, Rehe, Sardin. Mufflons, Büffel, Zebu, Dama - Antilope, Halbaffen, amerikanische Truthühner, schwarze Fasanen, Brautenten, Tafelenten, ägyptische Gänse, Stockenten, Silbermöven, ägyptische, javanische und gewöhnliche Turteltauben, weisse und gewöhnliche Lachtauben, Langohrkaninchen u. s. w.

Von den 5 Löwen waren nur 3 Stück lebensfähig. Nachdem die 2 andern einige Tage todt bei der Alten lagen, wurden sie von ihr verspeist. Wegnehmen wollte ich dieselben nicht, um die noch lebenden um so sicherer zu erhalten, was mir auch gelungen ist. Bei diesen 3 männlichen Löwen hat sich bis jetzt weder eine Anschwellung der Halsdrüsen noch sonst eine der Krankheiten gezeigt, über welche ich (bei den früheren hier erzogenen Löwen) bereits berichtet. Von der Zeit an, wo sie anfingen zu fressen, wurde etwas Leberthran unter das Fleisch gemischt, was sie auch heute noch bekommen; ebenso erhielten sie auch noch täglich dreimal Milch (abgekochte Kuhmilch). Nur einer von den 3 jungen Löwen ist an Wachsthum etwas zurückgeblieben. Mit Tigern wollte die Aufzucht auch diese beiden Male nicht gelingen; den 19. April wurden 3 Stück, den 23. December 4 Stück geboren. Vom Bandwurm sah man in der ganzen Tragzeit nichts abgehen; trotzdem hatte sich gar keine Milch gebildet und das Gesäuge hing schlaff herab. Die Tigerin ist gegen mich so zahm, dass ich es getrost wagen kann, sie quasi zu melken. Gegen die Jungen war sie sehr zärtlich, und doch liess sie die Wegnahme derselben ruhig zu, gleichsam als wollte sie zeigen, dass sie doch keine Nahrung für sie habe und es uns überlassen wolle, dieselben aufzuziehen. Da es mit Kuhmilch früher nicht gelang, (eben so wenig an Hunden) nahm ich diesmal Ziegenmilch, musste aber leider nach achttägiger Mühe sehen, dass auch diese Nahrung nicht passend war. (Die Milch war von einer Ziege, die erst kurz vorher geboren hatte.) Zwei der jungen Tiger starben schon in den ersten Tagen, einer nach 5 Tagen, der letzte, wie schon gesagt, nach 8 Tagen. Von den Pumas (geboren den 21. April) waren nur 2 Stück lebensfähig. Das Zahnen ging bei Beiden ohne Sorge für uns vorüber, nur als der Zahnwechsel begann, bekamen beide Diarrhöe und konnten mehrere Tage nicht kauen, bis die neuen Eckzähne durchgebrochen waren. Seit jener Zeit ist nichts von Kranksein zu bemerken gewesen. Bei den vorigen 3 hier geborenen verlor ich ein Männchen beim Zahnen im Alter von 18 Wochen. (Siehe den vorjährigen Bericht.) Die dort erwähnten 3 Bären sind gut herangewachsen und verkäuflich. Die

*) Jahrg. 1869. S. 120.

selbe Bärin, die voriges Jahr am 15. Januar gebar, hat den 23. Januar wieder 3 Junge zur Welt gebracht. Am 15. Juli vorigen Jahres trennte ich die Jungen von der Mutter (bis Mitte Juni hatte sie sie noch gesäugt). Sie war gegen ihre Kinder, die ihr freilich auch sehr oft durch Raufen u. s. w. höllisch zusetzten, nicht mehr zutraulich, besonders gegen das junge Weibchen. Am 17. Juli liess ich die alten Bären zusammen; es setzte zuerst einige unzärtliche Umarmungen und Kämpfe (in der ganzen Zeit hatten sich die Alten nicht gesehen) ab und darum liess ich sie einen Tag erst wieder durchs Gitter bekannt werden. Am 18. Juli erfolgte bereits die Paarung, die mit Unterbrechung bis zum 17. September dauerte. Am 7. September geschah der Akt so ernstlich, dass wir diesen Tag besonders notirten. Es würde daher eine Tragzeit vom 18. Juli an gerechnet bis 23. Januar von 188 Tagen, von 7. September an bis 23. Januar nur 137 Tage anzunehmen sein, und ist schon der erste Termin ein viel kürzerer, als wir früher angenommen, da bei der früher hier geborenen (im Januar) Ende Mai, bei einem zweiten und drittenmale Anfang Juni die Begattung ihren Anfang nahm. Eine Wölfin starb ganz plötzlich, ohne vorher (scheinbar) krank gewesen zu sein; sie hatte 4 Junge bei sich, die zur Hälfte ausgetragen waren. Es war Blut in die Lunge und in den Leib getreten; ebenso schnell starb ein Mandrill, ein vorzüglich schönes Thier. Er war sehr klein hierher gekommen aber gewaltig gross und stark geworden. (Es wurden uns öfters 400 Thlr. dafür geboten.) Die Lunge war kerngesund, und es lässt sich hier nur eine Vergiftung vermuthen. Leider war durch ein Versehen bei der Untersuchung dies nicht sicher nachzuweisen. Von boshafter Hand fanden sich aber z. B. einige Wochen darnach bei Rüsselbären und Aguti abgebrochene, noch ungebrauchte Streichhölzchen in der Milch vor. - Eine grosse Freude wurde mir, als uns eine Dama-Antilope geboren wurde. Leider war aber die Freude nicht von langer Dauer. Da der Sommer und Herbst ungünstig für die Thiere gewesen waren, indem wir sehr viele rauhe Tage hatten, mussten die Antilopen sehr oft den Stall hüten, und sie waren überhaupt viel früher als in andern Jahren nicht mehr ins Freie gekommen. Der Stall ist nicht zu eng, auch nur durch thierische Wärme (es sind 12 Schafe in einer Abtheilung des Stalles) erwärmt. Aber trotzdem konnte die Alte 38 Tage nach der Geburt nicht mehr gut aufstehen; nur mit Mühe erhob sie sich von ihrem Lager, bis sie sich schon nach 3 Tagen gar nicht mehr aufrichten konnte. Um das Kleine nicht umkommen zu lassen, schaffte ich eine Ziege herbei, die kurz vorher erst geboren hatte, was bei dieser Jahreszeit ja auch etwas Seltenes ist (es war im Monat December). Da die Ziege zu niedrig war, um die junge Antilope an ihr selbst saugen zu lassen, (die Kleine war in dieser kurzen Zeit sehr gut herangewachsen und hatte schon die Grösse einer ausgewachsenen Corinna-Gazelle,) benutzten wir eine Ziehflasche. Das Junge trank sehr fleissig daraus, auch in der Nacht bekam es einmal zu trinken, trotzdem aber starb es schon am dritten Tage mit der Mutter zugleich in einer Nacht. Die Farbe der kleinen Antilope war isabellenfarbig, die Zeichnung im Ohr bereits schwach markirt. Anfang September bekamen die Auerochsen (Wisent) sehr heftig die Klauen- und Maulseuche, von welcher Krankheit die Umgegend von Dresden leider sehr geplagt war. Meine Befürchtung, es möchte sich diese Krankheit den andern Wiederkäuern mittheilen, bestätigte sich zum Glück nicht, trotzdem die Büffel und andern Thiere in der Nähe von ein und demselben Wärter bedient wurden. Einen andern Mann zu nehmen, hat seine Schwierigkeiten, und es würde doch nichts nützen, da im zoologischen Garten das Publikum,

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