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Der nordische Papageitaucher, Mormon arctica L., verirrt in Hessen. Ein dem Fänger fremdartig vorkommender Vogel wurde am 10. Febr. 1. J. bei sehr heftigem Nordost dicht bei der Stadt in schneefreier Lage lebend mit der Hand gefangen und dem Herrn Präparateur J. W. B. Schmidt hier übergeben. Derselbe erkannte sofort in dem ermatteten Thierchen einen Papageitaucher. Da dieser nordische Vogel in dem Verzeichniss der Vögel der Wetterau von C. Jäger (Jahresber. d. Wett. Ges., Hanau 1858) nicht angegeben ist und auch sonst, ausser im nördlichen und nordwestlichen Deutschland, in unserem Vaterlande noch nicht beobachtet worden zu sein scheint Brehm, (Ill. Thierl. Bd. IV, S. 958) erwähnt ihn als seltenen Brutvogel auf Helgoland; F. von Droste (Journ. f. Ornithol. v. Cabanis, 1868, S. 407) von Ostfriesland; J. Finger (Ornis austriaca in Wien. zool.-bot. Ver., Bd. VII, 1857, S. 565) aus Oesterreich; T. Salvadori (Journ. f. Ornithol., 1865, S. 430) in zwei Exemplaren aus Sardinien so erlaube ich mir über das in unserer an verirrten Vögeln schon reichen Vereinssammlung aufgestellte Thier noch ein paar Bemerkungen zu machen.

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Scheitel und Hinterkopf des Thieres sind braunschwarz, Kehle, Backen und hintere Augengegend weissgrau, so dass eine dünne weissgraue Linie den Hinterkopf noch vom Nacken scheidet (vergl. Brehm, Lehrb. d. Naturgesch. d. europ. Vögel, I. Jena 1823, S. 941). Vom Schnabelwinkel aus geht ein deutlicher dunkelgrauer Streif neben der Kehle herab; ebenso zieht sich von der Wurzel des Oberschnabels eine dunkelgraue Zone bis über das Auge, die sich in Form eines Striches noch eine kurze Strecke hinter dem Auge verfolgen lässt.

Oberkörper dunkel braunschwarz, Unterrücken rein schwarz, Unterkörper weiss, Unterschenkel graubraun befiedert.

Schnabel rothbraun, nach vorn etwas dunkler; Füsse gelbröthlich, Nägel schwarzgrau.

Länge 275 Mm.; Schnabel über den Bogen 38 Mm., in gerader Linie 36 Mm., vom Mundwinkel 35 Mm., Höhe an der Wurzel im Bogen 22 Mm., hintere Breite 9 Mm., Breite der Spitze 1,5 Mm., Lauf 28 Mm., Mittelzehe mit der 9 Mm. langen Kralle 45 Mm.

Das Thierchen ist somit nach Grösse, geringer Schnabelbildung und weniger scharf markirter Farbenzeichnung als einjähriger Vogel zu betrachten. Ueber den Grund, der ihn zu einer so weiten südlichen Reise veranlasst hat, weiss ich keine Vermuthung aufzustellen.

Offenbach a. M., 25. März 1870.

Dr. O. Boettger.

Literatur.

Reise in das Gebiet des weissen Nil in den Jahren 1862-64 von M. Th. v. Heuglin. Leipzig und Heidelberg, Winter's che Verlagshandlung 1869. „Die verschiedenen Eigenschaften, die dem wissenschaftlichen EntdeckungsReisenden innewohnen müssen, sind in seltener Vollständigkeit in Theodor v. Heuglin vereinigt“, sagt A. Petermann in der Vorrede zu vorliegendem Buche, und in der That entrollt dasselbe obgleich in höchst anspruchsloser Darstellung, die uns sogar öfters wünschen lässt, es möchte ausführlicher auf die mitgetheilten

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Einzelheiten eingegangen sein ein klares Bild von den bereisten Gegenden, von den Mühseligkeiten, die Heuglin überall entgegentraten, von den Schrecken, die das Verbringen der Regenzeit mitten in sumpfreichen Ländern bringt, von der bewundernswerthen Ausdauer des Reisenden, der in höchstem Grade fieberkrank doch noch Erforschungsexcursionen in seine Umgebung macht, und von der Vielseitigkeit, mit der er seine Aufgabe verfolgt. Da lernen wir den Lauf der Gewässer, die Bodenerhebungen, die geognostische Beschaffenheit des Erdbodens kennen, dann werden wir in dichten Urwald oder auf menschenbewohnte Steppen geführt, wir sehen die Riesenbäume, deren Stämme niedersinkend die Fahrt im Flusse sperren, hören das Nilpferd und die Elephantenherde durch das Dickicht brechen und werden vor Allem mit der bunten Vogelwelt bekannt gemacht, als deren vorzüglichen Kenner v. Heuglin sich erweist. Dann wieder ergötzt uns der 7 Fuss lange Neger vom Stamme der Nuër mit dem Plattfusse, der storchähnlich gemessen im hohen Schilf schreitet und nach Sumpfvogelart die Gewohnheit hat auf einem Bein zu stehen und das andere auf das Knie aufzusetzen, und wieder wird uns ein Einblick in das schändliche Treiben der Sklavenjäger.

Von Chartum aus, dessen Eigenthümlichkeiten uns geschildert werden, machtev. Heuglin im Anschlusse an die Expedition der bekannten Damen Tinne eine Entdeckungsreise in das Quellgebiet des Gazellenflusses und verbrachte in dessen Nähe in elender Strohhütte die Regenzeit des Jahres 1863, innerhalb welcher Frau Tinne (die Mutter) und der Gärtner Schubert starben, während Dr. Steudner schon vorher dem Fieber erlegen war. Der Bericht über diese wichtige Reise und den längeren Aufenthalt dort nimmt den grössten Theil des Buches ein, das durch eine beigegebene Karte und verschiedene Abbildungen von Geräthen und landschaftliche Darstellungen noch werthvoller gemacht wird. N.

Zur Ornithologie Brasiliens von Aug. v. Pelzeln, A. Pichlers Wittwe und Sohn. Wien 1870. III. Abtheilung.

Die dritte Abtheilung des früher schon (Jahrg. IX, S. 40) angezeigten Werkes, der die Schlusslieferung bald folgen soll, enthält die Kegelschnäbler, die Klettervögel, die Tauben, Hühner, Stelz- und Schwimmvögel. Es schliessen sich dann noch die Beschreibung neuer oder wenig gekannter Arten sowie Betrachtungen über die ornithologische Fauna Brasiliens an. N.

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Otto Wigand in Zeitz.

Eingegangene Beiträge.

G. H. Th. in L.: Es ist uns nicht möglich, einzelne Nummern früherer Jahrgänge abzugeben. Das für Sie Wichtigste enthält der Jahrg. V. P. A. in B.: Ihre Mittheilungen über Wellenpapageien sind ganz interessant, doch enthalten auch sie nichts Neues. (S. „Beiträge" in der vor. Nummer). W. S. in F. — B. v. F. in R.: Wird benutzt. - A. A. v. B. in R. Th. A. B. in M. - A. S.

in W.

- L. T. in G.

Druck von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M.

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Lehrer an der höheren Bürgerschule, Lector für Zoologie am Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M.

No. 6.

Frankfurt a. M., Juni 1870.

XI. Jahrg.

Inhalt: Flussaquarien; von dem Herausgeber. Die Raub- und Würgvögel des Teutoburger Waldes; von H. Schacht in Feldrom. - Aus meinen Erfahrungen über Singvögel in der Gefangenschaft; von Pfarrer Karl Müller in Alsfeld. (Fortsetzung.) Thierleben in grossen Meerestiefen. Bericht aus meiner Volière in den Jahren 1867, 1868, 1869; von Baron v. Freyberg in Regensburg. Correspondenzen. Miscellen.

Flussaquarien.

Von dem Herausgeber.

Beiträge.

Es ist eine wohlbegründete Klage, dass mit der zunehmenden Bevölkerung eines Landes die demselben eigenthümliche Fauna und Flora in gleichem Masse verändert werden. Wälder werden gelichtet, Sümpfe ausgetrocknet, Heiden urbar gemacht, und nicht klein ist das Register der Pflanzen und Thiere, die dabei ihre Lebensbedingungen verlieren und denjenigen Geschöpfen weichen müssen, die der Mensch als ihm nützlich ansiedelt oder die sich ihm zu Trutz und Schaden in die neuen Verhältnisse zu fügen wissen. Der Zoologe wie der Botaniker haben in unserer Gegend fast für jedes Jahr ein Fleckchen zu verzeichnen, das ihnen als Fundort des Einen oder Anderen lieb

und werth war, das aber der alles ausgleichenden Kultur anheimgefallen ist.

Selbst unsere Flüsse sind von dieser Veränderung nicht verschont. Sind dieselben zu schwach um Schiffe zu tragen, dann sehen wir industrielle Etablissements an ihnen entstehen, der Lauf des Wassers wird regulirt und verschiedene Abfuhrstoffe werden demselben überliefert. Dabei leiden Pflanzen wie Thiere gleich Noth. Sind die Flüsse aber schiffbar, dann machen sich die niederen Wasserstände, die wieder Folge der Ausrottung der Wälder sind, in jedem Jahre so oft fühlbar, dass das Wasser des Flusses so dicht als möglich zusammengedrängt wird, um die nöthige Tiefe zu erlangen. Wo an dem Ufer seichte Ausbuchtungen sich finden, da werden sie durch Steindämme abgeschnitten und nach und nach mit Hülfe der Hochwasser, die Sand und Gerölle hinein führen, ausgefüllt; wo der Wasserspiegel sich behäbig in die Breite dehnt, da zwängen bald wieder Krippen ihn zusammen, damit er in rascherem Laufe die sich ansammelnden Sandmassen fortführe und gleichmässiges Fahrwasser herstelle. Er wird so mit der Zeit zu einem Kanale umgestaltet, dessen steile Ufer rasch strömendes Wasser gleichmässig einschliessen, und Pflanzen wie Thieren, die früher in stiller Bucht sicheren Aufenthalt und bequeme Laichplätze fanden, ist die fernere Existenz zur Unmöglichkeit gemacht. Wir dürfen in dieser Beziehung nur an den zunehmenden Fischmangel erinnern, dem man durch künstliche Bevölkerung nachzuhelfen bemüht ist. Mit welchem Erfolg dies aber in den Flüssen möglich, das ist durch die Statistik noch nicht bewiesen.

Wie aber jede Aenderung neben mancherlei Unbequemlichkeiten und Uebelständen auch wieder ihr Brauchbares und Angenehmes mit sich führt, so auch hier. Wo in den Flüssen Längsdämme, sich über den mittleren Wasserstand erhebend, eine Bucht absperren, wo gar noch Querdämme von der Längsbuhne aus nach dem Lande führen und den dem Flusse abgeschnittenen Theil nochmals zerlegen, da bilden sich ruhige Wasser von verschiedener Tiefe, Tümpel, die mit dem Flusse communicirend mit diesem gleiche Wasserhöhe halten, seine Fauna und Flora zum grösseren Theile zu üppiger Entwicklung bringen, daneben aber auch meistens den Charakter der heimatlichen Sümpfe annehmen und nach und nach kleiner werden, bis sie verschwinden. Denn theils werden sie von dem Sande, den die Hochwasser mit sich führen und darin absetzen, ausgefüllt, theils füllen sie sich wie ächte Sümpfe durch Pflanzenreste, und schliesslich hilft

der Mensch mit Ausfüllungen oder mit Anpflanzung der rasch wuchernden Weiden nach. So gewähren diese natürlichen Aquarien, wie wir sie ihrer Abgeschlossenheit wegen nennen dürfen, ein reizendes Bild steter Veränderung. Anfangs waltet in ihnen das reine Flussleben, dann gesellen sich, wenn sie ruhig sich überlassen bleiben und nicht durch die Menschenhand überrasch in ihrer Ausfüllung gefördert werden, allmälig die Vegetation und die Thierwelt der Sümpfe hinzu, bis sie endlich von Schilfrohr und Riedgräsern (Carex) ausgefüllt werden und schliesslich Weidenpflanzungen den neugewonnenen Boden seiner raschen Trockenlegung zuführen. dem Grunde des klaren Wasserspiegels wuchern zuerst untergetauchte Wasserpflanzen, die nebst den vom Herbstwinde zugeführten Blättern allmälig feinen Schlamm auf dem Boden aufhäufen. In diesem dringen allmälig in der Tiefe wurzelnde Kräuter vom Rande des Tümpels aus vor, die aber Blätter und Blüthen in die Luft erheben, und grasartige Gewächse rücken endlich diesen nach, den seicht gewordenen Grund vollends ausfüllend.

Auf

Natürlich sind je nach der Beschaffenheit der Ufer, je nach dem Stromgebiete selbst diese Verhältnisse sehr wechselnde, und darin gerade liegt der Reiz zur fortdauernden Beobachtung und zur Vergleichung. Mit jedem mittleren und niederen Wasserstande ist hier reiche Ausbeute zu schöpfen, die im Laufe des Jahres selbst wieder mehrfach wechselt; was der Fluss und seine Umgebung bieten, ist hier vereint zu finden, und aus einem Vergleiche der verschiedenen Aquarien aus verschiedenen Flussgebieten dürfte vielleicht manches Verständniss für die der Gegend eigenthümlichen Geschöpfe, mancher Wink für die Verbreitung derselben gefunden werden. Aus diesen Gründen, und um die Aufmerksamkeit mehr auf den noch wenig beachteten Gegenstand zu lenken, erlauben wir uns im Folgenden den Versuch, ein Bild zweier solcher Behälter aus verschiedenen Gegenden zu entwerfen, die wir oft Gelegenheit hatten, zu beobachten.

1. Am Maine bei Sachsenhausen.

Wo der Stadt Frankfurt (der englischen Gasfabrik) gegenüber der Main in weitem Bogen in die Lehmwand seiner überall flachen Umgebung einschneidet, da sind dicht oberhalb Sachsenhausen durch Steindämme drei grosse Tümpel entstanden, deren oberster nicht völlig geschlossen das einströmende Wasser des Flusses empfängt, deren unterster und reichster aber durch Schuttabladungen bald ausgefüllt

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