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Sand muss ihr alle paar Tage gegeben, Wasser in ziemlich grossem Gefässe in abgesondertem Napfgehäuse zum Trinken und Baden täglich frisch gereicht werden. Die Sporen sind von Zeit zu Zeit an den Nägeln zu beschneiden, weil diese zu einer Länge anwachsen, welche eine Beschädigung der Füsse durch Verwicklung oder Hängenbleiben verursachen kann. Wird der Käfig vor dem Fenster angebracht, so geschehe dies so, dass der Schieber von hinten herausgezogen werden kann, damit der Käfig nicht von dem Platze genommen zu werden braucht. Im Uebrigen ist grosse Ruhe zu empfehlen und ein Standpunkt für den Käfig, der sich durch seine Höhe und einen natürlichen oder auch künstlich anzubringenden Schutz den mancherlei Störungen, welche die scheue, die Freiheit sehr vermissende Lerche empfindlich berühren könnten, hinreichend entzieht. Manche Lerchen lassen gleich den Wildfängen anderer Vogelarten nicht lange auf ihren Gesang warten, andere sind eigensinniger und lassen viele Wochen vergehen, ehe sie leise beginnen, wieder andere schweigen mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit. Werden mehrere Lerchen zugleich in einen Nothkäfig gesetzt, so kommt es vor, dass ein hitziges Männchen, von den Locktönen der mitgefangenen Brüder angeregt, einen Theil seines Liedes schon in den ersten Tagen ziemlich laut vorträgt. Sehr verschieden zeigt sich da auch das Verhalten der Männchen unter sich. Oft sind alle einig bis auf einen unverträglichen Hahn, der sofort aus der Gesellschaft zu entfernen ist. Der Regel nach singen diejenigen Lerchen bald laut, welche frühe beginnen, während die spät anfangenden den ganzen Sommer hindurch gedämpft singen. Erstere haben den unbestreitbaren Vorzug, dass der Besitzer sich in kurzer Zeit von dem grösseren oder geringeren Werthe des Sängers überzeugt. Denn auch unter den Feldlerchen stufen sich die Leistungen in gar mancherlei Vorzügen oder in nachtheiligen Eigenschaften des Gesanges auf das Feinste ab, wiewohl gerade diesen Sängern gegenüber eine feinere Unterscheidungsgabe des Hörers erforderlich ist. Der Lerchengesang hat schon an und für sich etwas Einförmiges, was ihn charakterisirt, und wenn man nun so wenig glücklich gewesen ist, ein Männchen sich ausgesucht zu haben, welches eines Tags dem Lauschenden verkündigt, dass sein Lied nichts anderes ist als ein ewig fortgehendes langweiliges Schwirren, das nur dann und wann von einigen flötenden Tönen unterbrochen wird, so bedauert man ärgerlich die schlechte Wahl. Und wie täuschen sich so oft die unerfahrenen Lerchenliebhaber, wenn sie unter 10 und 20 Lerchenmännchen das beste auszuwählen meinen,

bestochen von der Grösse, der Haltung, der Länge der Sporen und sonstigen vermeintlichen untrüglichen Anzeichen! Ein verachtetes, nach ihren Grundsätzen allem Anscheine nach werthloses Exemplar wird dem ersten besten Nachbarn gegeben, vor dessen Fenster der verkannte Vogel durch sein herrliches Lied vielleicht schon nach 8-14 Tagen seiner Verächter spottet. Aber welche Unterschiede walten denn im Lerchengesang? wird der Laie befremdet fragen. Viele und grosse, antworten wir, wovon sich Jeder überzeugen kann, der es versteht, einem Vogel mit Hingebung zuzuhören. Im Allgemeinen gilt der Satz, dass die grösste Mannigfaltigkeit und schönste Modulation in Gebirgsgegenden gefunden wird, denn da nähert sich der Gesang der Feldlerche demjenigen der Baumlerche. Da hört man oft ganze Strophen, die so lebhaft an die Baumlerche erinnern, dass man für den Augenblick zweifeln möchte, eine Feldlerche über sich zu hören. Es soll damit den Sängern der Ebene durchaus keine Mannigfaltigkeit und Schönheit des Vortrags abgesprochen werden, denn auch sie hat ihre Virtuosen und Meister. Aber der Vogel ist vielfach das Kind seiner Umgebung, im Gebirgslied spiegelt sich wieder so viel von dem ganzen Charakter der Gebirgssänger überhaupt ab, und umgekehrt im Lied der Ebene der Grundton der Felder, Wiesen und kleinen Remisen, dass ein Unterschied für das feine Ohr nicht zu verkennen ist. Der Leser darf hier natürlich den Unterschied nur im grossen Ganzen nehmen. Thut er dies, so wird er zugeben müssen, vorausgesetzt, dass er die Charakteristik unserer Sänger überhaupt genau kennt, in der Ebene walte im Lerchengesang als Grundton das Schwirren bei weitem mehr vor als im Gebirge, wo Flöten- und Glockentöne denselben verschönern. Je reicher nun die Lerche mit klangvollen Partien ihr Lied ausschmückt, je geschickter sie gewisse Reminiscenzen mit demselben verwebt, je interessanter ihre Wendungen und ihre Formenbildungen sind, desto höher steht ihr Werth. Sie tritt in einzelnen Vertretern als ein so hervorragender Sänger auf, dass von einer Monotonie, die gewöhnlich dem Lerchengesang zum Vorwurf gemacht wird, nicht mehr die Rede sein kann. Hunderte von Lerchen hört man übrigens, ehe man einen Meister der Art entdeckt. Auswahl ist also hier mehr denn sonst geboten. Diese kann aber nur geschehen, wenn das Ohr stunden- ja tagelang prüft. Zur Zeit aber, wo die Lerche ihre volle Stimme gebraucht und den ganzen Werth ihres Vortrages offenbart, fällt der Fang nicht leicht. Ein mit Leimruthen an den Flügeln versehenes Männchen ist oft das einzige Mittel, den ge

wünschten Sänger zum Kampf herauszufordern und ihn zu berücken. Leichter zum Ziel kommt der Vogelsteller beim Neste mit Jungen durch das Schlaggarn oder durch Pferdehaare, welche in die im Gras oder Getreide sichtbaren Gänge der alten Vögel gelegt werden. Von so spät gefangenen Lerchen hat man übrigens in demselben Jahre keinen Gesang mehr zu erwarten, es sei denn ein leises Gezwitscher nach der Mauser an sonnigen Herbsttagen. Die meisten Wildfange bleiben lange Zeit scheu. Erst in den Wintermonaten werden sie vertraulicher, wenn ihr Pfleger es versteht, mit Geduld und Ruhe sie an seinen Anblick zu gewöhnen und durch Mehlwürmer an sich zu locken. Fremde, besonders auffallende Erscheinungen können eine grosse Bestürzung, ängstliches Hin- und Herrennen, Emporflattern und Anschlagen des Vogels an das Gitter oder die Säulen des Käfigs veranlassen. Hunde und Katzen bringen manche Lerche in wahre Verzweiflung. Der Schreck schnellt sie jäh empor, dann drückt sie sich, wie draussen hinter eine Scholle, am Boden des Käfigs an, hart und schnell klopft ihr Herz und im Blick verräth sich unbeschreibliche Angst. Da, wo sie diese Thiere oft oder gar täglich sieht, werden sie ihr gleichgültig, kommt aber ein fremder Hund herein, so lugt sie am Drahtgitter neugierig und wohl auch für ihre Sicherheit besorgt, sträubt die Holle, geht aufgerichtet im Käfig auf und ab und verräth ihre Erregung durch ihr ganzes Betragen. Ebenso erregt erscheint sie, wenn ihr Pfleger den Mehlwurm von ferne ihr zeigt. Da kann sie wahrhaft ausser sich kommen. Ueberhaupt ist diese Lerche voller Leidenschaft. Die aufgezogene, recht zahme kräht und schreit ihrem Pfleger hässlich entgegen, beisst heftig den dargebotenen Finger oder kühlt ihre Leidenschaft durch Hämmern mit dem Schnabel und Zerren an dem Gitter. Ausserordentlich beweglich ist die Holle, ihre Stellung verräth den Grad der Bewegung ihres Gemüthes. Bald lüftet sie dieselbe nur kaum merklich, bald etwas höher, bald zur hochaufgerichteten Haube. Im Zorn stehen auch die Federn am übrigen Körper wie ein aufgeblasener Bolzen. Im Sande purrt und badet sie sich gerne. Ein behagliches Gefühl ist es namentlich den Wildfängen, die Körner über den Rücken und durch die Federn rieseln zu lassen. Je mehr die Lerche hierzu neigt, desto besser ist es für ihre Reinhaltung. An den Füssen darf kein Schmutz geduldet werden. Zum Erbarmen sehen diese oft an solchen Lerchen aus, die in der Stube umherlaufen. An den langen Sporen bleibt Wolle, Garn, Haar und allerlei Gewebe hängen und wickelt sich als hemmender Knäuel um die Füsse, dass

diese krank werden oder sich verrenken. Ob die Stube auch noch so reinlich gehalten werden mag, die Lerche darf nicht in ihr umherlaufen, sie muss im Käfig bleiben. Sehr liebt die Feldlerche einen beharrlichen Standort ihres Käfigs, deshalb wechsele man nicht denselben, mit Ausnahme des Frühjahres, wo er vor das Fenster versetzt wird. Wesentlichen Vortheil bringt die Ruhe. Anmuthige Scenen gibt es dann im Käfig der immer zutraulicher werdenden. Lerche. Im Gefühle ihres Wohlbehagens spielt sie zuweilen mit sich selbst, wie ein glückliches Kind, das vor sich hinplaudert, eilt wie besessen auf und ab, schwingt die Flügel, öffnet den Schnabel und lockt und piept. Lange liegt sie aber auch im Sande und singt leise. Leise hebt ihr Lied mit dem beginnenden Jahre an oder auch erst im April, und es kommt ein eigenthümlich sommerliches Gefühl über den gemüthvollen Hörer mitten im Winterstübchen, wenn diese Töne an den blauen Himmel und die wogende Saat ihn erinnern. Später wird der Gesang für die Nähe dadurch unangenehm, dass der Tonansatz etwas rauhe Begleitung hat, die nur durch die Ferne schwindet. Bei manchen Lerchen ist es ein förmliches Schrillen, welches dem Ohre wehe thut. Die frühe beginnenden Lerchen beenden ihren Gesang meist schon im Nachsommer, während die später anfangenden gewöhnlich bis tief in den September hinein singen und dann in die Mauser kommen. Veränderungen treten durch Einfluss der Witterung, vorzüglich aber auch durch das Alter des Vogels ein. Auch hier zeigt sich wieder, wie die lange Jahre in der Gefangenschaft lebenden Singvögel ihre Singzeit sowohl auszudehnen als auch ihren Fleiss im Vortrag zu mehren geneigt sind ein Beweis, dass ein Heimisch- und Glücklichfühlen des Vogels einen starken Beweggrund zum Gesange bildet.

Ausserordentlich dankbar ist mitunter das Aufziehen junger Lerchen oder auch das Einfangen flügger, dem Neste entlaufener, die bereits allein fressen. Halbflügge Junge werden unschwer mit Semmel und Milch und einer Beigabe von frischen Ameisenpuppen durchgebracht, vorausgesetzt, dass die Regeln streng befolgt werden, welche beim Aufziehen junger Vögel überhaupt gelten. Die aufgezogene oder in ihrer Jugend gefangene Lerche besitzt die Gabe der Nachahmung in hohem Grade. Von fast allen sie umgebenden Stubenvögeln eignet sie sich das Eine oder Andere an. Uebrigens

ist hierzu die eine Lerche mehr als die andere befähigt. Staunenswerthe Leistungen habe ich an zwei Exemplaren erlebt. Vor vielen Jahren sehe ich Morgens in einem Städtchen, das ich auf einer

Reise berührte, am Fenster und finde Gelegenheit, den Reichthum der Sänger des in der Nähe gelegenen parkähnlichen Gartens zu bewundern. Es war Anfangs Juli, und ich freute mich, noch einzelne Strophen der Nachtigall zu hören. Ich nahm den lauten Ueberschlag des Schwarzkopfs wahr, den vollendeten Gesang des Zaunkönigs, das Rollen der Grasmücke, der Stieglitz sang einen Theil seines Liedes, der Bluthänfling und der Edelfink, es zankten und lockten die Meisen, es zirpten die Sperlinge, und der Wendehals rief, als ob es eben erst Frühling werden wollte. Meine Bewunderung für den Urheber der Gesänge war, als ich erfuhr, dass in der Nähe eine Lerche im Käfig singe, so gross, dass ich den Besitzer keine Ruhe liess, bis er mir sie verkaufte. Ich brachte sie meinem Vater als rara avis mit, gab ihr einen geräumigen Käfig, dasselbe Futter, welches sie bisher erhalten hatte, und wartete acht volle Tage auf ihren Gesang. Vergeblich! die Lerche schwieg, schwieg den ganzen Winter hindurch, schwieg sogar im Frühjahre und starb. Offenbar that ihr die Veränderung wehe, ob sie gleich vorher in einem kleinen, elenden, von Schmutz angehäuften Käfig steckte. Was thut nicht alles die liebe Gewohnheit!

Eine zweite aufgezogene Lerche, die Vorzügliches leistete, erhielt ich von einem Dorfe. Sie trug nicht nur viele Vogelgesänge vor, sondern ahmte auch Töne der Hühner, Enten und selbst vierfüssiger Thiere nach.

Auch die Wildfänge nehmen nicht selten Fremdartiges in der Gefangenschaft an und vermengen es mit ihrem ursprünglichen Gesang. Dies geschieht aber mehr in den späteren, als früheren Jahren ihres Gefangenlebens. Am schönsten singen immer reinerhaltene Wildfänge, die mit Sorgfalt ausgewählt werden.

Thierleben in grossen Meerestiefen.

Während noch vor wenig Jahren die Ansicht herrschte, dass schon in einer Meerestiefe von etwa 2000 Fuss keine belebten Wesen mehr zu finden seien, ist man gegenwärtig zur Erkenntniss gelangt, dass selbst die tiefsten Abgründe des Meerbodens noch eine Fülle mannigfachen Thierlebens beherbergen. Die wichtigsten Aufschlüsse in dieser Hinsicht verdanken wir einer im vergangenen Sommer durch die englische Regierung veranstalteten, von Dr. Carpenter, Gwyn Jeffreys und Prof. Wyville Thomson geleiteten Expedition, welche auf wiederholten Fahrten den Grund des atlantischen Ozeans in der Nähe der britischen Küsten bis zu einer Tiefe von über 14000 Fuss mit dem Schleppnetz (dredge) untersuchte. Die

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