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aber den Deckel vorsichtig öffnete und einen jungen Leopardenziesel (welcher hier irriger Weise für den „Goffer“ gehalten wird) darin erblickte, nahm ich die Falle unter den Arm und eilte damit freudig meinem Hause zu, denn bisher glaubte ich, der Leopardenziesel komme nur am Missouri vor.

Die Knaben meines Nachbars Heinr. Bauer, welchen die Falle gehörte, setzten sie wieder an den gleichen Ort (vor die Eingangsröhre eines Baues) und fingen auch bald darauf ein altes Exemplar, welches um die Hälfte grösser als das zuerst gefangene war. Es steht somit fest, dass der Leopardenziesel auch in Wisconsin vorkommt und vielleicht nur deshalb unbeachtet blieb, weil man ihn mit dem Goffer verwechselte.

Von Hörnchen, Sciurus (inclusive Tamias et Pteromys), beobachtete ich hier bis jetzt:

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Sciurus Hudsonius Schreb., Chick-a-ree," welches dem europäischen Eichhörnchen (als dessen var. F. es Erxleben aufführt), wohl am meisten ähnelt, aber beinahe um die Hälfte kleiner ist und sich überdies, wie alle nordamerikanische Eichhörnchen, durch den mangelnden Haarpinsel und die durch eine schwarze Linie scharf abgesetzten Seiten unterscheidet. Es ist dieses für unsere Gegend wohl die häufigste Art, welche ebenso possirlich und noch viel weniger scheu als das gemeine europäische Eichhörnchen ist. Komisch ist es, wenn der Chick-a-ree auf einem Baumast sitzt und durch beständiges Zusammenziehen und Ausdehnen des Leibes gleich einem Dudelsackpfeifer ein Gequicke hervorbringt, welches an das Knarren eines Schiebkarrens erinnert; dabei ist der Schwanz in beständiger Bewegung wie ein Dirigentenstab.

Ich hatte ein solches Eichhörnchen, welches ebenfalls in einer Rattenfalle gefangen wurde, längere Zeit in Gefangenschaft und fütterte es mit Weizen und Mais. Im Winter bereitete es sich aus Heu ein rundes Nest und liess nur eine Oeffnung offen. *)

Von andern Hörnchen sind hier noch mehr oder weniger häufig: Das graue, Sc. cinereus, das gestreifte, Tamias striata, das schwarze, Sc. niger und das fliegende, Pteromys volucella. Letztere zwei habe ich aber noch nicht selbst beobachtet. Th. A. Bruhin.

Miscellen.

Ein Bastardnachtigallenpaar (Sylvia hyppolais) hat hier in einem Garten einen glänzenden Beweis von Ueberlegung abgelegt. Den Garten umgibt eine Mauer, an welcher schmales Buschwerk steht, das sehr geeignete Nistplätzchen für diese Vögel bietet. Die Katzen beunruhigten aber das Paar und schlichen ihm auf der Mauer nach. Was thaten die Thierchen? Sie bauten mitten im Garten auf einen der freistehenden hohen Apfelbäume dreimal mannshoch in einen Quirl. Die Jungen sind gestern ausgeflogen, und heute liegt das äusserst nette, kunstvolle Nest vor mir, welches durch Anpassen an die Oertlichkeit sehr klein und lange nicht so tief wie die gewöhnlichen Nester dieser Vögel ausgefallen ist. Was wir in den deutschen Singvögeln gesagt haben, bestätigt sich hier glänzend.

*) Doch hielt es keinen Winterschlaf.

Druck von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M.

K. Müller.

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Lehrer an der höheren Bürgerschule, Lector für Zoologie am Senckenbergischen Museum

No. 9.

in Frankfurt a. M.

Frankfurt a. M., September 1870.

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XI. Jahrg.

Inhalt: Flussaquarien; von dem Herausgeber. (Schluss.) Ueber Thiernamen; von E. von Martens in Berlin. (Fortsetzung.) - Nachrichten aus dem zoologischen Garten zu Frankfurt a. M.; von dem Director Dr. Max Schmidt. Die Miesmuschelzucht; von dem Herausgeber. Die Iris der Vögel, insbesondere der Raub-, Sumpf- und Schwimmvögel der deutschen Fauna, als unterscheidendes Merkmal der Arten, des Alters und Geschlechtes; von Th. A. Bruhin. Correspondenzen. Literatur. Anzeige. Beiträge.

Miscellen.

Flussaquarien.

Von dem Herausgeber.

(Schluss.)

2. An der Loreley.

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Oberhalb St. Goarshausen wird der Rhein von dem Fusse der vom Gebirge vorspringenden Loreley eingezwängt; unterhalb derselben dehnt er sich um so breiter bis zur Bank" (einer quer durch ihn hinziehenden Felsmasse) seeartig aus, seinen Kies zu einer niederen Insel anhäufend, und ebenso ist er unmittelbar oberhalb der Loreley erweitert, wo er am Fusse des Felsens sogar einen buchtartigen Ausschnitt macht. Die enge Passage für die Schiffahrt zu erweitern,

wurden mehrmals Sprengungen an dem vorstehenden Felsen vorgenommen, und um den Druck der Strömung zu verstärken, hat man die Bucht durch einen langen und starken Steindamm vom Flusse abgeschnitten. Das so entstandene stille Wasser, welches durch. Tiefe und Klarheit (wenn nicht der Fluss durch Regengüsse oder Hochwasser getrübt ist) sich auszeichnet, ist durch einen Querdamm wieder in zwei Tümpel von ziemlicher Länge zerlegt.

Wie ganz anders und doch auch wieder in mancher Beziehung ähnlich, da beide Flüsse in unmittelbarer Berührung mit einander stehen gestalten sich die Verhältnisse dieser ,,Aquarien" hier im Vergleich zu den erwähnten des Mains! Wie anders schon die Umgebung! Auf der einen Seite der majestätische Strom, dessen grünes und reineres (im Vergleich zum Maine) Wasser rasch durch die Felsenenge dahinschiesst, und der breite Steindamm, auf dem mit nur wenigen Pflanzen hie und da perennirender Lattich, Lactuca perennis, seine violetten Blüthen entfaltet. Auf der anderen Seite bilden mächtige Felsblöcke der Thonschieferformation das bald jäh abfallende, bald terrassenartig zugängige Ufer. Mehrfach tauchen sie schräg abfallend in die grüne Flut, in deren Tiefe sie sich dem Auge entziehen. Auf ihrem glatten, nur wenig zerklüfteten Rücken tragen sie spärlich Pflanzen. Wilder Schnittlauch, Allium Schoenoprasum, schmückt die sanderfüllten Ritze mit seinen rothen Blüthenköpfen; Mauereidechsen, Lacerta muralis, und blauflügelige Heuschrecken, Acridium caerulescens, sonnen sich gerne auf den heissen Platten. Jenseits der dicht an dem Tümpel vorüberführenden Landstrasse erhebt sich dann der malerische, vielbesungene Fels, in seinen Rissen und auf seinen Abstürzen überall von reichlicher Vegetation bedeckt. Nur an dem oberen Tümpel, wo die Strasse von dem Ufer abbiegt und mit Gras bewachsenes Ufer sanfter absteigt, haben die angepflanzten Weiden Wurzel gefasst und bilden ein dichtes Gestrüpp, das den Zugang zu dem stillen Wasser völlig verwehrt.

Hier und da nur findet sich am Rande der Tümpel feuchter Sand, auf dem die ähnlichen Sommergewächse sich einstellen wie die von dem Maine erwähnten und auf dem Uferkäfer hausen, die sich am Tage meistens unter Steinplatten versteckt halten.

Werfen wir nun einen Blick in den Wasserspiegel seine von den häufigen Luftströmungen gekräuselte Fläche stört uns freilich oft genug so sehen wir, dass es uns nur am Rande gelingt, den Grund einigermassen zu erkennen. denn steil fällt er überall in die Tiefe ab. Bei der Tiefe des Wassers fehlen denn auch alle jene

im Schlamme wurzelnden und sich über das Wasser erhebenden Gewächse, die zur Ausfüllung am meisten beitragen und die am Maine so massig auftreten. Unsere Rheintümpel erweisen sich sonach schon hierdurch auch als jüngeren Alters, da blos die untergetauchten Pflanzen in ihnen vorkommen. Sie werden auch wohl für die Zukunft kaum den Sumpfcharakter der mainischen Altwasser annehmen, da durch Weidenpflanzungen, die man in diesem Jahre selbst auf dem Gerölle des Steindammes angebracht hat, die Wasser so eingeengt werden, dass es den Sumpfpflanzen an dem nöthigen Licht gebricht. Und selbst die im Wasser schwimmenden Pflanzen finden wir in nicht sehr hohem Masse entwickelt. Das Hornkraut, Ceratophyllum demersum, tritt auch hier vorzugsweise auf; aus der dunklen Tiefe empor trägt es auf fadenförmigem Stengel seine rauhen Blattquirle, die sich unter der Oberfläche schwimmend hinziehen und einen willkommnen Aufenthalt für mancherlei Thiere, so besonders für den behenden Flohkrebs, Gammarus Röselii, bilden. Wasserhahnenfuss, Ranunculus fluviatilis, ebenfalls mit fadenförmigen harten Blättern, gesellt sich in dichten Rasen ihm zu, und einen ähnlichen Charakter, der durch ausgebildete Dornspitzen an den Blättern noch verstärkt wird, tragen jene grünen strauchartigen Büsche, die in der Nähe des Ufers auf Steinplatten wurzeln, aber ebenfalls nur unter dem Wasser gedeihen. Der eine, Najas major, mit etwas breiteren Blättern und stärkeren Stengeln ist, wenn auch fast nirgends häufig, doch immerhin nicht so selten wie die feinere Najas minor, die wir für die Rheinstrecke von Bingen abwärts hier zum ersten Mal nachwiesen. Beide zerbröckeln bei der leisesten Berührung, und darum hält es einigermassen schwer, grössere Stücke unversehrt aus dem Wasser zu bringen. Zwar ebenfalls schwimmend, mit fadenförmigem Stengel und feingetheilten Blättern, aber doch nicht so rauh ist das Tausendblatt, Myriophyllum spicatum, das sich vorwiegend in dem oberen Tümpel findet.

Besuchen wir unsere Wasser im Spätsommer, etwa August bis October und diese Zeit ist zur Beobachtung des Thierlebens die geeignetste, da alsdann das Wasser gewöhnlich den niedersten Stand und grössere Klarheit besitzt—so finden wir viele der Felsplatten, die sonst von Wasser bedeckt waren, jetzt aber schon längere Zeit trocken liegen, an allen Kanten dicht mit Muscheln besetzt. Es ist die Dreissena polymorpha, der wir schon öfters als Einwanderin erwähnten, die sich uns aber kaum irgendwo so häufig darbietet wie hier, denn ein Blick auf den Grund belehrt uns, dass alle Gegenstände auf

demselben mit ihr besetzt sind. Kleinere Steine sind klumpenweise davon überzogen, auf den grösseren festliegenden Platten folgen sie den Klüftungsfurchen und bilden scheinbar lange Schnüre, da sie mit ihrem Byssus am liebsten sich an vorstehenden Kanten anzuspinnen scheinen; im klaren Sande liegen sie dutzend weise zusammen um eine leere Schale ihrer Art geklebt, selbst auf den Stengeln der Wassergewächse hat sich junge Brut angesponnen, wie sich besonders das Myriophyllum unter ihnen niederbeugt, und sogar die Teichund Malermuscheln, die im Sande furchen, sind an dem spitzen Ende dermassen mit Dreissenen beladen, dass sie durch die faustgrossen Klumpen verhindert werden, sich ganz in den Sand einzugraben. Die Dreissenen wirken also hier in derselben Weise wie die Alcyonella fungosa in dem Main. Das häufigere Vorkommen der Muschel in dem Rheine hängt wohl damit zusammen, dass sie bei ihrer Wanderung die Ströme aufwärts eben viel eher in den Rhein gelangt ist als in den Main und dass ihr vielleicht auch die lebhaftere Strömung und vor allem das reinere Wasser mehr zusagen mag.

Von den zahllosen flachen Steinen, die überall in dem Wasser liegen, nehmen wir einige heraus und wenden sie, um zu sehen, was sie bergen. Ein reiches Thierleben offenbart sich uns da an ihrer Unterseite; aber um sämmtlicher Genossen habhaft zu werden, müssen wir behende sein, da manche derselben sich herabfallen lassen, um ihr Element wieder zu erreichen. So die kleinen Flohkrebse und Wasserasseln; der grösste Theil der kleinen Wasserthiere aber ergibt sich in stummer Resignation in sein Schicksal. Wasserschnecken, Bythinia tentaculata (= Paludina impura) und Neritina fluviatilis, kleben mit ihren Gehäusen regungslos zwischen ihren Eiklümpchen, durchsichtige Wasserflöhe, Acanthocercus, die Rückenschale mit ausgebildeten Jungen erfüllt, zappeln vergeblich, um die Macht des Wassertropfens zu überwinden, der sie an die glatte Fläche klebt; sie mögen einen Haupttheil der Nahrung für die zarte Fischbrut ausmachen, wie ihre Verwandten ähnlich im Maine. Von Gewürm aber finden wir übergrossen Reichthum; da schlängelt sich in dem feinen Schlamme die kaum bemerkbare Nais proboscidea hin, schwarze Planarien (Plattwürmer) beginnen nach kurzer Zeit der Ueberraschung fruchtlose Bewegungen, um dem Einfluss der trockenen Luft zu entgehen, und unter ihnen treffen wir eine buntfleckige und unbekannte Form; das milchweisse Mesostoma mit reifen braunen Eiern im Leibe erfreut uns durch die Zierlichkeit seines Baues, zumal bei mikroskopischer Betrachtung; kleine Blutegel, Heluo,

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