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dieser Fall mag

in 3 Jahren schon zweimal vorgekommen sein), uns wohl zugleich auch dahin belehren, auf mässige Abweichungen bei Individuen von Arten mit bald gebogener, bald nicht gebogener Luftröhre nicht allzuviel zu geben, wenn es sich darum handelt, ob Species", oder ob nur Varietät." So z. B. in Betreff der leider so schwierigen Unterscheidung der Schwäne. Denn was im gegenwärtigen Falle ausnahmsweise vorhanden ist, möchte, wie schon gesagt, in solchen andern Fällen wohl noch sehr viel eher vorkommen oder ganz mangeln können.

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Einige neue Erfahrungen betreffs der Züchtung einheimischer, besonders insektenfressender Vögel.

Von Prof. Dr. K. Th. Liebe.

Wie ich schon früher in diesen Blättern berichtet, habe ich acht Jahre hindurch Versuche gemacht, Bastarde von Kanarienweibchen mit Carduelis elegans, Spinus viridis und Cannabina linota, sowohl unter sich wie mit den beiden Stammracen weiter zu züchten. Die vollständige Erfolglosigkeit meiner Bemühungen bewog mich endlich, von meinen Versuchen abzustehen, und ich nahm seitdem die Züchtung anderer einheimischer Vögel auf, welche einige recht interessante Resultate ergab. Ehe ich letztere kurz berichte, sei mir aber noch folgende Bemerkung gestattet:

Die neuerdings öfter aufgestellte Behauptung, dass gegenwärtig die Züchtung der Vögel im Allgemeinen keine grosse Schwierigkeit mehr biete, ist allerdings richtig, aber doch einigermassen zu beschränken. Man hat mit Erfolg bis jetzt unter den Singvögeln hauptsächlich nur solche gezüchtet, welche die Jungen mit Sämereien aufziehen, während es um die glückliche Züchtung solcher, welche nur Insekten füttern, sehr misslich steht. Letztere brüten zwar, lassen aber die Jungen kurz nach dem Ausschlüpfen sterben, jedenfalls weil es an der passenden Nahrung fehlt. Ich nahm mir daher vor, vorzugsweise Insektenfresser in den Bereich meiner Versuche zu ziehen. Dabei aber hatte ich noch einen anderen Umstand im Auge. Man stellt nämlich und mit Recht als erste Bedingung für einen glücklichen Erfolg der Züchtungsversuche die hin, dass die Vögel zum Nisten und Brüten eine Räumlichkeit haben, in welcher sie möglichst ungestört und verborgen sind. Leider erschwert aber eine solche stille Verborgenheit die Beobachtung ganz beträchtlich, und überdies sind die Vögel dann gegen eine unvorhergesehene Störung, die im Bereich der menschlichen Wohnung so leicht eintreten kann, um so empfindlicher. Ich habe daher kein Pärchen zur Züchtung eingeworfen, welches nicht vollkommen zahm war freilich auf die Gefahr hin, dass man alsdann Kulturthiere in ihrem Thun und Treiben beobachtet keineswegs aber Naturthiere. Allein einerseits wird ja bei jeder Züchtung der Natur einiger Zwang angethan, und anderseits lassen sich die an ganz zahmen Thieren gemachten Beobachtungen doch verwerthen natürlich unter Vorbehalt der Correktur durch Beobachtungen im Freien.

Voriges Frühjahr hatte ich in einen vergitterten Verschlag mit einem Fenster ein Pärchen Amseln (Merula vulg.) eingeworfen. Das Männchen war zwei-, und das Weibchen einjährig beide jung aufgezogen und von ausserordentlicher Zahmheit beide vollkommen gesund und von tadellosem Gefieder. Da sie in grossen Käfigen und im freien Zimmer gehalten worden waren, zeigten Schwanzund Schwungfedern keine Spur einer Bestossung. Beide Vögel wurden bald einig, und das Weibchen baute aber ohne irgendwelche Beihilfe des Männchens, welches neugierig dabeisass in einem Tannenbusch unmittelbar neben dem Gitter ein Nest, welches äusserlich aus zarten Heidestengeln und innen aus Laubmoos bestand. Das Laubmoos las es sehr sorgsam aus und befeuchtete es jedesmal vor der Verwendung im Badenapf. Obgleich ich fette schwarze Erde und feuchten Lehm in das Kämmerchen gesetzt hatte, machte das Thier doch keinen Gebrauch davon, sondern legte diesmal, wie die beiden folgenden Male, die Eier in den nur mit Moos ausgepolsterten Nestnapf. Am 24. April begann es auf 3 Eiern fest zu brüten. Als es am 10. Mai die Eier verliess, nahm ich letztere weg, und fand bei näherer Untersuchung, dass sie unbefruchtet waren. Sofort begann das Weibchen das alte Nest mit einer kaum fingerdicken neuen Lage von Laubmoos zu überkleiden und legte in 5 Tagen 5 Eier hinein. Am 18. Mai, nachdem es 3 Eier gelegt, fing es an fest zu sitzen, und am 31. Mai schlüpfte ein Junges aus, dem am 1. Juni zwei andere folgten. 2 Eier waren taub. Das Thier sass beharrlich auf dem Nest und verliess letzteres nur um Futter zu holen. Die Kleinen wurden von ihm mit frischen Ameisenpuppen und Mehlwürmern geäzt und nahmen rasch zu. Da das Nest nur 3 Zoll vom Auge des vorübergehenden Beobachters stand und da die Amsel so zahm war, dass sie sich nicht im Geringsten beim Füttern stören liess, sogar dabei Ameisenpuppen aufnahm, die ich ihr in einem Theelöffel reichte, so konnte ich die Fütterung ganz genau beobachten. Mir fiel dabei auf, dass die Alte beim Füttern jedesmal, auch wenn sie länger vorher nicht getrunken hatte, einen bis drei Tropfen klaren Speichel in die offenen Schnäbelchen der Jungen tröpfeln liess. Den Koth der letzteren frass sie theilweise selbst, was mich nicht Wunder nahm, da ich schon oft an allen Drosselarten eine gewisse Liebhaberei für den Koth anderer Vögel beobachtet habe. Verwundert aber war ich darüber, dass sie einen Theil des Unraths den Jungen wieder in die Schnäbel schob, und dass letztere die, wie mir schien, unnatürliche Speise ganz rasch hinunterschluckten. Sie gediehen auch ganz trefflich. Am Morgen des 5. Tags, nachdem also die Kleinen 4 und 3 Tage alt geworden waren, rief mich ein gewaltiger Lärmen zum Amselpaar, und ich sah mit Schrecken, dass das Männchen eben dabei war, ein Junges zu verschlucken. Das Weibchen stürzte sich auf dasselbe, nahm die zerfleischte kleine Leiche in den Schnabel und trug sie hinauf in das zerzauste Nest, während der unnatürliche Vater unter dem Moos ein anderes Junge hervorzog, lange auf dem Boden hin und herstrich und endlich verzehrte. Jedenfalls war zu stark erregter Geschlechtstrieb Ursache dieses unnatürlichen Vorgehens, denn am Tage des Mordes trieb zwar das Weibchen den Herrn Gemahl wüthend und kreischend in allen Ecken herum, aber am zweiten Tag darauf war dieser wieder Herr im Haus und ward die Paarung vollzogen. Am 16. Juni begann, nachdem das alte Nest zum zweiten Mal überbaut worden war, das Weibchen auf drei Eiern, denen noch zwei an den folgenden Tagen zugefügt wurden, anhaltend zu sitzen. Diesmal nahm ich nach 11 Tagen den Herrn Urian aus der Kammer und stellte

ihn in einem Bauer daneben hin. Vom 29. Juni bis 2. Juli krochen alle fünf Junge aus. Die Fütterung war genau dieselbe wie bei dem vorigen Gehecke, und es gedichen die kleinen Thierchen auch ganz vorzüglich bis zum 6. Tag. Am 7. Tag früh glaubte ich zu bemerken, dass einige von den Jungen die Köpfe nicht mit der alten Energie dem Futter entgegen streckten. Am Abend starb das jüngste, und während des 8. Tags starben rasch nach einander die übrigen. Herr Inspector Schöpff in Dresden, mit dem ich den Fall besprach, hielt dafür, dass das Futter Ameisenpuppen und Mehlwürmer zu hitzig gewesen sei.

Ich habe dies Futter gegeben, weil ich im Freien mit dem Doppelgucker genau gesehen hatte, dass die Amseln Ameisenhaufen aufreissen und die Puppen ihren Jungen zutragen. Wahrscheinlich ist dies Futter denselben nur während der ersten Tage zuträglich und darf überhaupt nicht ausschliesslich verabreicht werden. Nächstes Jahr werde ich Herrn Schöpff Folge leisten, und meinen Amseln, falls sie wieder brüten, was wohl vorauszusetzen ist, ausser den Ameisenpuppen noch etwas geringeres Futter zum Aezen geben, namentlich auch für die Beischaffung von Würmern, Käfern und andern Insekten sorgen.

In einer zweifenstrigen Kammer neben meinem Studirzimmer hatte ich ein Pärchen Sing drosseln (Turdus musicus) eingeworfen. Dies war aber nicht so schön im Gefieder wie die Amseln, und es war namentlich das Männchen ziemlich scheu und stürmisch. Obgleich in der Stube von mir selbst aufgezogen und vorsichtig behandelt, hatten sie sich doch in Folge ihrer Schreckhaftigkeit die Schwungfedern so zerstossen, dass ihr Flugvermögen nur gering war. In der sehr geräumigen Kammer baute das Weibchen ohne Beihilfe des Männchens, welches sich fortwährend versteckt hielt, ein sehr schönes Nest aus zarten Reisern und Laubmoos, welches inwendig mit weichem Moos und etwas Gras ausgefüttert war. Obgleich ich faules Holz der verschiedensten Art vorgelegt hatte, so strich es doch das Nest nicht mit Holzbrei aus, sondern belegte nur den Boden desselben mit Holzmulm. Von drei Eiern, die es gelegt hatte, waren zwei befruchtet; die Jungen aber schienen mir gleich von Anfang an nicht kräftig zu sein und waren beide am Morgen des zweiten Tags verschwunden. Auch hier fütterte die Alte die Jungen mit Ameisenpuppen und neben her mit deren eigenem Koth. Ihr zweites Gelege war taub.

In derselben Kammer zog ich aber Finken. Im Winter 1867 auf 1868 waren mir einige Finken halb verhungert und erfroren in das Haus gebracht worden, denen ich bis auf ein Weibchen, nachdem ich sie gastfreundlich beherbergt hatte, im Frühjahr die Freiheit gab. Jenes Weibchen zeichnete sich durch eine grosse Zutraulichkeit aus und verlor in Kurzem alle Scheu. Ich beschloss deshalb mit demselben einen Züchtungsversuch zu machen und verschaffte mir zu demselben ein angeblich einjähriges Männchen. Leider war ich aber getäuscht worden: der Fink schlug, als er einigermassen eingewöhnt war, zwei verschiedene treffliche Schläge, war also ein schon älterer Knabe. Das Weibchen fing an, Nestmaterial zu tragen, nahm aber keine Notiz von sofort herbeigeschafften Spinnenweben, so frisch diese auch waren und mit so vieler Sorgfalt ich sie von den Gabeln, mit denen ich sie draussen geholt, auf die Tannenäste aufdrückte. Vielmehr nahm sie einen hölzernen, halbkuglig ausgedrehten Nistnapf, der an einem Bäumchen befestigt war, zur Unterlage und baute dahin aus Laubmoos und Flechten ein hübsches mit Kuhhaaren ausgepolstertes Nest ein schöner Zug der Anbequemung au veränderte Situationen. Sie sass sehr fest

auf 3 leider unbefruchteten Eiern. Im Herbst 1868 liess ich einen jungen Hahn für diese fleissige Brüterin einfangen und hielt beide Vögel während des Winters in einem Käfig. Im Frühjahr 1869 kamen sie beide in jene schon erwähnte zweifenstrige Kammer. Hier lebten sie längere Zeit in engster Freundschaft, machten aber keine Anstalt zum Nisten, bis endlich im Juni das Weibchen unter dem Nistmaterial auf dem Boden herumsuchte. Alsbald bliess ich kleine Baumwollenflöckchen auf die Bäumchen der Volière in der Erwartung, dass das Thierchen dieses Material statt der Spinnweben zur innern Festigung der Nestbestandtheile wählen möchte. In der That baute es ein wunderhübsches Nest, welches an Festigkeit und Sauberkeit den im Freien erbauten Finkennestern nur sehr wenig nachgab, aus Laubmoos, Flechten, zarter Baumwolle und Kuhhaaren, aber diesmal nicht in einen Nistnapf sondern in eine versteckte starke Astgabel dicht neben der Thür. Dahinein legte es wiederum 3 Eier und brütete vom 8. bis zum 20. Juni, an welchem Tage zwei Junge ausschlüpften. Am 22. Juni waren 3 Junge im Nest, nach 2 Tagen aber nur noch zwei. Diese hat die Mutter gross gezogen und zwar unter Beihilfe des Männchens. Von meinem Beobachtungsfenster aus konnte ich das Nest leider nicht sehen. Das Weibchen aber konnte ich während des Fütterns sehen. Das Männchen liess sich nur schwer dabei zusehen, da es stets, sobald es einen Beobachter in solcher Nähe erblickte, mit grösstem Zorn hin und herflog und unablässig sein „Fink" schrie. Man mussste aus dem Hintergrund durch das Fenster schauen, um auch den Hahn füttern zu sehen. Beide Eltern nahmen für die Jungen Ameisenpuppen, in Milch geweichte Semmelkrumen, Quark, geriebenes Fleisch, Mehlwürmer u. dergl. auf und schienen dabei nicht sehr wählerisch zu sein. Die Jungen wuchsen rasch heran und krochen sehr früh, vor entwickeltem Flugvermögen, sobald sie mit Federn bedeckt waren, aus dem Nest heraus auf einen Ast, kehrten zwei Tage hindurch von Zeit zu Zeit und jedesmal Abends in das Nest zurück und suchten dann einen dichten Tannenbusch zum Aufenthalt aus. Merkwürdiger Weise waren sie, obgleich an den täglichen Anblick von Menschen in unmittelbarer Nähe von Jugend auf gewöhnt, doch nachdem die Schwungfedern gewachsen, weit weniger zahm als die Alten. Sie lernten in kurzer Zeit trefflich fliegen und blieben kerngesund.

Ohne Erfolg

Bis zum Nisten und Brüten, aber nicht zum Aufsitzen habe ich ein Pärchen Spitzlerchen (Anthus arboreus) gebracht. Freilich aber muss ich bemerken, dass es ein Nestpärchen war. Uebrigens sind nach meinen Erfahrungen unter den härteren Vögeln, welche mit Sämereien und weichem Futter gefüttert werden, die Spitzlerchen die dankbarsten, da sie, jung aufgezogen, durch Zahmheit, durch ausserordentliche Sauberhaltung des Gefieders, durch Gesundheit und durch ihren auch in der Stube trefflichen Gesang sich wesentlich auszeichnen. blieben voriges Jahr (und 1868) meine Versuche mit der gemeinen Bachstelze (Motac. alba), und mit Goldammern (Emb. citr.), bei denen die Männchen ausserordentlich hitzig sind und mit ihren possirlichen Anträgen die Weibchen aller möglichen andern Arten verfolgen. Mit Feldlerchen misslang der Versuch wahrscheinlich deshalb, weil das Männchen wild eingefangen war und sich durchaus nicht an das weite, niedrige Filetnetzgebauer gewöhnen wollte. Nächstes Jahr gedenke ich, mit folgenden Arten Versuche zu machen: 1. Merula vulgaris, 2. Emberiza citrinella, 3. Fringilla coelebs, 4. Passer montanus, 5. Curruca atricapilla, 6. Rubicilla phoenicura, 7. Rubecula silvestris. Von diesen sind die

Amseln und Finken schon länger in meinem Besitz; die übrigen habe ich im Frühjahr 1869 selbst aufgezogen. Dazu kommt noch 8. ein junges Feldlerchenpaar, welches aber leider ein Nestpaar ist.

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