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bieten in der That eine interessante Mannigfaltigkeit für den, der eben ein Ohr dafür hat. Auch die Lieder einiger anderen Amadinen schliessen sich hier an: der schnurrige Schubkarrengesang des Bandvogels, die komischen Trompetentöne des Zebrafinken und das dem des zweifarbigen Elsterchens täuschend ähnliche Surren des australischen Amarantvogels (Neochmia Phaëton). Während der letztere aber diesen dickschnäbligen Amadinen sonst in keiner weiteren Hinsicht ähnlich ist, so muss ich zum Schluss noch einen andern Australier anführen, welcher in der äusseren Gestalt sowohl als auch in der Lebensweise sich ihnen anschliesst. Der australische Schilffink, Donacola castaneothorax, hat nahezu denselben dicken Schnabel, kurzen Schwanz und die Gestalt der Nonnen, dasselbe stille, fast geheimnissvolle Wesen und dürfte ihnen auch im Uebrigen gleich oder sehr ähnlich sein. Ich machte mit diesem noch ziemlich seltenen Vogel eine übele Erfahrung, denn ich kaufte hintereinander sieben Pärchen, welche mir sämmtlich starben und mich zu der Annahme führten, dass dieser Schmuckfink, im Gegensatz zu fast allen übrigen Australiern weichlich und kaum für die Stube einzugewöhnen sei. Herr Linden in Radolfzell theilte mir dann aber mit, dass er glücklich Junge davon gezogen, und ein Pärchen, welches ich jetzt seit einigen Monaten besitze, scheint sich ganz gut zu erhalten.

Die früher erhaltenen waren daher jedenfalls bereits krank, als sie in meinen Besitz gelangten. Bei dieser Gelegenheit dürfte daher eine Mahnung nicht überflüssig sein, die nämlich, dass man bei dem Einkauf der von einer langen Seereise soeben angekommenen Vögel immer sehr vorsichtig sein muss. Denn in Folge schlechter Wartung und durch den Einfluss übergrossen Schmutzes tragen solche Vögel nicht selten den Keim zu Krankheiten in sich, welche bei der Veränderung der Lebensweise sogleich verheerend zum Ausbruch kommen und nicht selten sogar ansteckender Natur sein können.

Sonderbarer Zug aus dem Leben einer Gabelweihe.

Von Alexander Naumann in Zittau.

Nachdem ich vor Jahren auf das nachstehend berichtete merkwürdige Naturspiel durch eine kleine Notiz in den ,,Zittauer wöch. Nachrichten" aufmerksam gemacht war, blieb es seitdem mein lebhafter Wunsch, Näheres darüber zu erfahren. Allein der Umstand,

dass der Name des Besitzers nicht genannt, sondern nur das Prädicat ,,Forstbeamter" gebraucht war, liess lange Zeit alle meine Nachforschungen ohne jedes Resultat.

Um so erfreulicher war es, dieselben schliesslich doch von Erfolg begleitet zu sehen. Und wenn ich mir nun erlaube, die mir seiner Zeit durch die Güte des Besitzers, Herrn v. Girardi in Bruchsal, zu Theil gewordenen Details in Folgendem unverkürzt mitzutheilen, so geschieht dies aus dem Grunde, weil dergleichen Abnormitäten des Thiercharakters schon an und für sich höchst interessant und so manchen Blick in das Gemüthsleben der Thiere gewährend, besonders bei einer fast 19jährigen Beständigkeit unser reges Interesse wohl um so mehr beanspruchen dürfen und der vorliegende Fall ein hübsches Seitenstück zu dem in Jahrg. II., S. 207 dieser Blätter erwähnten Uhu bildet*); ausserdem auch weil hierüber, abgesehen von einigen flüchtigen Zeitungsnachrichten und der in's Journ. für Ornithol. übergegangenen Notiz der Badischen Landeszeitung vom 20. Febr. 1869, so viel mir bekannt, wohl nichts Ferneres veröffentlicht worden ist.

Im Jahre 1847 am 25. Mai empfing Herr F. v. Girardi eine junge Gabelweihe **), die etwa bereits 14 Tage alt sein mochte. Als Nahrung erhielt sie anfangs frisches Fleisch, geschossene Vögel u. dgl., welche Fleischnahrung, nebenbei bemerkt, zwar immer beibehalten wurde, aber späterhin zum grösseren Theile in gekochtem Rindfleische bestand. Wenn sie starken Hunger hatte, so nahm sie dann auch abgesottene Knöpfle oder sogenannte Spätzle zu sich. Bald wurde sie sehr zahm, und als sie fliegen konnte, kam sie auf den Ruf,,Hansel" herbei. Zum Aufenthalte diente ihr der Hof und über Winter sperrte man sie bei Beginn der Dämmerung täglich in eine Holzremise.

So vergingen die Jahre 1848, 49 und 50, ohne dass etwas Auffallendes an ihr bemerkt worden wäre; doch im Frühjahr 1851, sehr

*) Beiläufig bemerke ich noch, dass übrigens die beiden hier beregten Fälle durch einen weiteren der allerneuesten Zeit, den in No. 27 der diesjährigen Gartenlaube unter dem Titel „Eulen als Bruthennen" publicirten, einen Nachtrag erfahren haben.

**) In Betreff der Art äusserte sich Herr v. Girardi auf meine hierauf bezügliche Anfrage dahin, dass es Falco fusco-ater sei, als welchen ihn der schwarzbraune Oberleib sowie der mit vielen schwarzen Querbändern bezeichnete Schwanz, dessen äussere Steuerfedern gegen die mittleren nicht viel länger als 1 Zoll waren und wodurch der ganze Schwanz nur etwas gabelförmig erschien, erkennen lasse.

zeitig, fing sie an, im Hof kleine Stückchen Holz, Tuchläppchen, Papierstückchen u. s. w. aufzusuchen und trug sie im Schnabel in eine Ecke der Holzremise. Deshalb wurde ihr ein gewöhnlicher Korb an die Stelle gethan und ganz kleines Reisholz in den Hof geworfen. Letzteres nahm sie sogleich auf, baute im Korbe ein Nest, setzte sich täglich hinein und nach Verlauf von etwa 5 -6 Tagen legte sie ein Ei, am dritten Tage darauf wieder eines. Diese wurden ihr weggenommen und statt derselben 7 Eier von sogen. Zwerghühnern untergelegt, die sie auch ausbrütete. Die Jungen bekamen das den jungen Hühnern gewöhnlich gereichte Futter. Nach wenigen Tagen machte Herr v. Girardi jedoch die Bemerkung, dass die Gabelweihe von dem gekröpften Fleische wieder von sich und den jungen Hühnchen gab, die es sehr begierig frassen.

Ihr grösstes Kreuz war es, wenn die Jungen aus dem Korbe in den Hof liefen; alsdann war aber auch ausser dem Burschen des Herrn v. Girardi nichts Lebendes mehr vor ihrem Angriffe im Hofe sicher und deswegen wurde sie mit den Kleinen in den Garten verbannt. Sie nahm sich ihrer, bis sie halb erwachsen waren, sehr an; indessen später bekümmerte sie sich nicht mehr um sie, doch gestattete sie ihnen, wenn sie Fleisch, Vögel etc. erhielt, mitzufressen, und es war in der That ein eigener Anblick, zu sehen, wie ihr häufig das Fleisch von ihren Pfleglingen aus dem Schnabel gezogen wurde, ohne dass sie sich dagegen gesträubt hätte. Fleisch blieb überhaupt das Lieblingsfutter der Hühner. Des Winters ging sie mit ihnen in den Hühnerstall. Im Frühjahre 1852 und dem der folgenden Jahre wiederholte sich dieselbe Geschichte der Korb kam wieder auf die nämliche Stelle; sie baute darin wie das erste Mal ihr Nest, legte Eier, brütete Hühnereier aus und zog Junge auf.

In den Jahren 1855-1857 stand ein alter Ofen auf der Brutstelle, und die Gabelweihe trug zwar Reiser u. dgl. im Schnabel umher, ging jedoch weder in den Korb, der auf einer andern Stelle stand, noch legte sie Eier. Nachdem der Ofen im Spätjahr 1857 entfernt und der Korb im Frühjahr 1858 wieder hingestellt worden war, vollzog sie ihr Brutgeschäft wieder. Da sie sich während der Brutzeit sehr böse zeigte und ihren Zorn, so oft ein Mensch oder Hund nur in den Hof kam, durch fortwährendes Schreien zu erkennen gab, so nahm ihr Herr v. Girardi im Frühjahre 1861, 62 und 63, nachdem sie gelegt hatte, die Eier wie den Nistkorb weg. In den Jahren 1864, 65 und 66 liess man sie hrüten, 1867 und 68 wieder nicht. Im letztgenannten Jahre legte sie zuerst 2 Eier in

den Korb und nach 14 Tagen weitere drei in die Ecke, wo der Korb stand.

Es sollte dies leider das letzte Mal sein, denn im Anfange des darauf folgenden Jahres verlor sie das Leben. Der Tod des Thieres war ein gewaltsamer, und was am meisten zu bedauern ist, kein so zufälliger, wie er in der Bad. Landesztg. angegeben war. Die Wahrheit ist vielmehr die, dass ein Bedienter des Herrn v. Girardi boshafter Weise am 11. Februar 1869 den armen Hansel erschlug,' ihm den Kopf abriss und den Körper in's Hundehäuschen warf.

Es ist wirklich schade, das interessante Treiben derart geendet zu sehen, da es doch sicherlich recht anziehend gewesen wäre, das merkwürdige Thier bis zu seinem natürlichen Ende beobachten zu können; theils um zu erfahren, ob es bis dahin seine Absonderlichkeit beibehalten, theils welches Alter es überhaupt erreicht haben würde.

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Abgesehen von dem bisher Angeführten ist dieser Fall noch insofern von erhöhtem Interesse für die Wissenschaft, als er gleichzeitig einen neuen Beweis dafür bietet, dass die Jungen von den Bruteltern psychische Eigenschaften erben. Der Referent der Bad. Landesztg. hat vollkommen Recht, wenn er sagt:,,Eine Eigenschaft schien von der Natur des Weihes auf die Jungen, wenigstens auf den männlichen Theil derselben, übergegangen, nämlich ein Hang zur Gewaltthätigkeit: die Hähne zeigten sich ohne Ausnahme so unverträglich und rauflustig, dass sie in keinem Hühnerhofe gehalten werden konnten", denn Herr v. Girardi schrieb mir, dass er wirklich keine anderen als nur von seinem Hansel gezogene Hühner besitzt, Hähne jedoch nie länger als ein Jahr habe behalten können, weil sie im 2. Jahre so bös wurden, dass weder er selbst und die Seinigen sowie fremde in den Hof gekommene Personen noch Hunde vor ihren Angriffen, die insbesondere nach den Augen gingen, sicher

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Was nun zum Schluss die Zahl der von der Gabelweihe selbst gelegten Eierdie eben doch nur Windeier gewesen sein können, da, obwohl der Vogel in Hof und Garten immerhin in einer gewissen Freiheit lebte, doch nie ein Zusammentreffen mit einem Vogel seiner Art stattfand anbelangt, so ist diese eine sehr hohe. Sie beträgt nach dem endstehenden Verzeichnisse, das ich glaubte der Vollständigkeit und besseren Uebersicht halber diesem Aufsatze nicht vorenthalten zu dürfen, für die ganze Lebenszeit einundvierzig Stück. Die Farbe dieser Eier war etwas grauweiss, mit ungleichen grossen

braunrothen Flecken oder Tupfen wie bespritzt; auf dem einen Ei waren mehr, auf dem andern weniger, doch im Ganzen gewöhnlich nur 5-7 dieser Flecken, von denen die grössten ungefähr die Grösse der Mittelfläche einer grossen Erbse mit ungleicher Runde hatten.

Wäre nun auch das bisweilige Ablegen solcher Windeier gerade keine Seltenheit, so wird es doch zum Gegentheil in unserem Falle, bei einem regelmässigen, eine so lange Reihe von Jahren hindurch fortgesetzten Produciren und dem fast genauen Innehalten der naturgemässen Zahl und Zeit. Wir, als Nichtfachmann, wollen uns jedes Urtheils über diese eigenthümlichen Erscheinungen enthalten und es Anderen überlassen, die Deutung derselben zu geben.

Sollten etwa dem einen oder anderen der geehrten Leser ähnliche,,Facta“ zur Seite stehen, so entspräche es gewiss dem Wunsche Vieler, dieselben ebenfalls in diesem der Kenntniss des Lebens der Thiere gewidmeten Journale veröffentlicht zu sehen.

Verzeichniss

über die von der Gabelweihe selbst gelegten Eier, wie über untergeschobene und ausgebrütete Hühnereier.

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