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junge Pucci beobachtete, dass die Eltern ihre Brut nicht fütterten, nährte er sie mit gehackten und zerriebenen Schafsherzen. Dieser Ersatz sagte ihnen zu und bald hatten sich die jungen Thierchen ganz erholt. Auch brachte man lebende Insekten als Schmetterlinge, Seidenraupen und andere in die Volière, deren sich die Vögel sofort bemächtigten und die sie begierig verzehrten, wie sie denn auch von den gekackten Herzen frassen.

Nach zwei Tagen beobachtete der geduldige Pucci, dass die Alten anfingen, die Jungen zu füttern, was von bester Vorbedeutung für die Folge war.

In der That entwickelten sich die jungen Vögel auf das Beste und wuchsen so kräftig heran, dass sie nach vierzehn Tagen das Nest verlassen und bald darauf im Käfig umherfliegen konnten. Sie wuchsen fortwährend und bekleideten sich mit neuen Federn, bis eines Tages das zuletzt ausgeschlüpfte, welches am wenigsten gut fliegen konnte, von einer eingedrungenen Ratte im Schlafe überfallen und umgebracht wurde.

Die anderen beiden wurden bald ihren Eltern an Grösse gleich, unterschieden sich jedoch von denselben durch die Färbung ihres Gefieders. Alles, was an den Alten von lebhaft rother Farbe ist, wie Schopf, Kopf und Hals, war bei ihnen dunkel zimmtfarben, während das Schwarze des Rückens und der Flügel bei den Ausgefiederten bei den Jungen ein helleres oder dunkleres Schwarzgrau zeigte, wie auch das Schneeweiss an der Brust und dem Bauche der Alten bei den Jungen mehr oder weniger gelblich erschien. Ihre Stimme war der der Eltern gleich, ebenso die Art des Fluges und die Weise, wie sie sich an das Gitter der Volière ankrallten.

Es schien bereits, als ob diese Nachkommenschaft gesichert sei, als bei einem bedeutenden Sinken der Temperatur im October, während der Mauserung, beide ohne weitere bemerkbare Veranlassung starben.

Im folgenden Jahre 1838, Anfangs März, begattete sich das fruchtbare Paar von Neuem und brütete bis zum August, in welcher Zeit es vier Bruten von je 2-3 Eiern machte, die jedoch wegen der unbeständigen Witterung oder aus andern unbekannten Ursachen nur wenige Junge ergaben, von denen sich wieder nur drei glücklich entwickelten. Als die Octoberkühle wiederkehrte, hatte der junge Pucci, dem die Pflege der Vögel oblag, die Vorsicht, die Volière zu heizen und in Folge dessen überdauerten die jungen Vögel Herbst und Winter in bester Gesundheit. Bei ihrer dritten Mauserung im

Frühjahr 1839 fielen ihnen die zimmtfarbenen Federn aus, an deren Stelle lebhaft roth gefärbte zum Vorschein kamen, so dass sie von dieser Epoche an ihren Eltern gleich wurden, und sie sind seitdem unausgesetzt im besten Zustand geblieben.

In diesem Jahre hat das Elternpaar fünf Bruten mit zwei, drei und selbst eine mit vier Eiern gemacht. Da jedoch viele der Eier unfruchtbar waren, gab es nur wenige Junge, von denen fünf am Leben blieben und sich von Tag zu Tag schöner entwickelten.

Diese Thatsachen beweisen nicht nur die Möglichkeit, die in Rede stehende Species mit Individuen aus Amerika zu vermehren, sondern lassen auch hoffen, dass diese schätzbaren Vögel sich in der Gefangenschaft acclimatisiren gleich den Kanarienvögeln, wenn ihre Fortpflanzung mit in Europa geborenen Exemplaren betrieben werden kann.

Indem ich Sie, meine Herren, von der Vermehrung dieser schönen und zierlichen Species amerikanischer Vögel unterhalten habe, geschah dies nicht blos, um Ihnen diese für mich und vielleicht auch für Sie neue Thatsache mitzutheilen, sondern auch um Sie mit den Eiern und dem Kleide der Jungen vom ersten Jahre bekannt zu machen, von welcher meines Wissens noch keine Beschreibung existirte*), und damit Sie auch das Nest, die Eier und die Befiederung der Jungen sehen, lege ich Ihnen das Nest vom verflossenen Jahre 1838 sowie Eier vor, und ausserdem eine kolorirte Zeichnung **) von dem Paroaria-Weibchen, das im Neste brütet (Fig. 2), vom erwachsenen Männchen (Fig. 1), sowie vom Kleide der Jungen von zwei (Fig. 4) und von sechs Monaten (Fig. 5)."

Es folgt noch eine ganz kurze Erklärung der Tafel, hinsichtlich welcher dem oben Gesagten nur noch hinzuzufügen ist, dass unter Fig. 3 das Ei dargestellt ist und der mit Fig. 4 bezeichnete Vogel als dreimonatlich, anstatt wie oben im Text als zwei Monate alt, erwähnt wird.

*) Auch von der zoologischen Section des Congresses zu Pisa wurden die vorgelegten Notizen als durchaus neu erkannt, wie man aus dem veröffentlichten Protocoll desselben ersieht, in welchem als Zusatz zu den obigen Mittheilungen bemerkt ist: „Die schönen Beobachtungen des Dr. Passerini bieten nicht nur ein an und für sich neues Factum, sondern lassen auch die Eier und das Gefieder des ersten Jahres bei Paroaria cucullata erkennen, welche den Zoologen bisher unbekannt waren." Atti della prima riunione degli Scienziati Italiani, pag. 188 della prima Edizione, pag. 163 della seconda.

**) Die kolorirten Abbildungen sind von Joseph Galli, der dieselben mit grosser Treue nach der Natur gemalt hat.

Was nun meine eigenen Beobachtungen über die Fortpflanzung des grauen Kardinals anbelangt, so war es mir erst in dem verflossenen Sommer wieder vergönnt, dieselben fortzusetzen, da seit einigen Jahren diese Vögel nicht gebrütet hatten. Ein im vorigen Jahre importirtes Paar liess sich im Anfang des Sommers im Innenraume der früher beschriebenen Volière häuslich nieder und brachte ein Junges auf.

Dieses flog am 4. Juni aus, und schon am folgenden Tage waren die Eltern mit dem Bau eines neuen Nestes beschäftigt, anstatt, wie in dem früher beobachteten Falle, sich des alten wieder zu bedienen. Sie wählten zur Unterlage desselben nicht eines der zahlreich an den verschiedensten Stellen des Flugkäfigs angebrachten flachen Korbnestchen sondern suchten sich für ihren Bau eine mehrtheilige Astgabel in einem Syringenstrauche aus. Diese Stelle würde ich kaum für eine solche Niederlassung geeignet gehalten haben, denn abgesehen davon, dass der Raum, den sie darbot, ausserordentlich eng schien, befand sie sich keine zwei Fuss von dem Gitter welches die Scheidewand gegen die benachbarte Abtheilung bildet, in welcher Staare und andere grössere Vögel sich mit grosser Lebhaftigkeit bewegten. Etwa ebensoweit war der Zweig von der vorderen, dem Beschauer zugewendeten Gitterwand der Volière entfernt, und da er gerade in Gesichtshöhe und nach dieser Seite in keiner Weise durch Laub gedeckt war, so schien er den Vögeln keineswegs einen geschützten und ungestörten Aufenthalt zu bieten. Dazu kommt, dass der Bau an einem Sonntagmorgen begonnen wurde, an welchem in Folge einer Ermässigung des Eintrittspreises grosse Menschenmengen sich geräuschvoll vor der Volière hin und her bewegten. Aus all diesen Umständen schloss ich, dass es den Vögeln mit dem Nestbau an dieser Stelle nicht Ernst sein werde, und war daher höchlich erstaunt, als ich bemerkte, mit welcher Schnelligkeit die Arbeit von Statten ging.

Schon am 7. bot das Nest dem Vogel Raum genug, um bequem darin sitzen zu können; trotzdem wurde aber sein Rand noch fortwährend erhöht, so dass am 8. von dem darin sitzenden Vogel nur der Scheitel sichtbar blieb. Es zeigte sich jetzt deutlich, dass die Wahl des Platzes eine ganz vorzügliche war, denn der obere Rand des Nestes sowie der Vogel selbst waren durch einige Blätter fast ganz verdeckt und der untere Theil verschwand beinahe gänzlich zwischen den die Gabel bildenden Zweigen. Als Baumaterial waren ausschliesslich feine Reischen verwendet worden, namentlich die bieg

samen Stengel der gemeinen Heide (Erica vulgaris). Eine Ausfütterung mit weichen Stoffen war nicht vorhanden.

Am 8. lag ein Ei im Nest, welches von der anstossenden Abtheilung aus genau gesehen werden konnte, doch störte es den scheuen Vogel sehr, wenn man sich hier näherte, so dass an ein regelmässiges Nachsehen nicht zu denken war. Ausserdem hatte schon nach wenigen Tagen das fortwährend sich ausdehnende Laub das Nest auch gegen diese Seite zum grössten Theil verdeckt.

Am 21. war ein Junges ausgeschlüpft, am 23. ein zweites; doch entzogen sich alle weiteren Vorgänge der Beobachtung, da die noch etwa vorhandenen Eier von den Jungen bedeckt wurden und es nicht leicht war, in den Grund des tiefen Nestes hineinzublicken.

In den ersten Tagen des Juli konnte man deutlich vier Junge in dem Neste wahrnehmen, welche dasselbe beinahe ganz ausfüllten, so dass die vier Köpfe aus einer fast gleichmässigen grauen Masse hervorzuragen schienen.

Den 7. Juli flog einer der jungen Vögel aus, kehrte aber am Abend in das Nest zurück und am 9. folgten die drei übrigen, nachdem sie Tags zuvor längere Zeit auf dem Nestrande gesessen hatten. Am Abende kehrten sie nicht mehr zurück, sondern suchten sich auf verschiedenen Zweigen passende Ruheplätze für die Nacht.

Vom 22. Juli an sass der alte Vogel wieder auf dem Neste, doch liess sich nicht nachweisen, ob er Eier habe oder nicht. Zu Anfang August trat sehr kühle und regnerische Witterung ein, welche wohl den Kardinal bestimmen mochte, sein Brutgeschäft aufzugeben, denn eines Tages hatte er das Nest verlassen, in welchem sich keine Spur von Eiern oder Jungen fand; wohl aber lagen mehrere Schalenstückchen am Boden.

Plötzlich wurde ein neuer Nestbau mit grossem Eifer begonnen und zwar in einem Busche, welcher fünf bis sechs Fuss tiefer im Hintergrunde der Volière stand. Es wurde dazu das Material des alten Nestes verwendet, aber schon nach drei Tagen, als der neue Wohnsitz fast für vollendet gelten konnte, wurde die Arbeit eingestellt und nicht wieder aufgenommen.

Der Werner'sche Thiergarten in Stuttgart.

Von Dr. W. Neubert.

Als wir im vergangenen Frühjahr eine Beschreibung des Thiergartens des Caffetiers G. Werner in Stuttgart an dieses Journal einsandten, dachten wir nicht, dass das Erscheinen derselben den Gründer und Besitzer dieses einzig in seiner Art dastehenden Privatinstituts nicht mehr am Leben treffen würde, denn er hauchte seinen rastlosen Geist in der Nacht vorher aus, ehe das Märzheft, welches die Beschreibung enthält, in Stuttgart eintraf.

Einen Beweis, welch organisatorisches Talent Werner besass, liefert die Thatsache, dass sein Garten das einzige derartige Privatinstitut ist, das sich lebenskräftig erwies, während verschiedene andere in bedeutend grösseren Städten wieder eingingen. Der unerwartete Tod Werner's liess es sehr fraglich erscheinen, ob ein weiterer Fortbestand des Gartens ermöglicht werden könne, ja Werner dachte auf seinem Krankenbette ernstlich daran, das ganze Anwesen zu verkaufen, und es wurden deshalb schon Verhandlungen mit Fachmännern angeknüpft, die aber durch den allzuraschen Tod wieder abgebrochen wurden. Die Schwierigkeiten der Erhaltung steigerten sich durch den Umstand, dass Werner in zweiter Ehe lebte und aus erster Ehe 5 Kinder vorhanden sind, denen ihr väterliches Erbtheil ausgesondert werden musste; da aber die überlebende Wittwe mit ihren 4 eigenen Kindern auch nicht ungünstig gestellt wurde und ein erwachsener Sohn aus dieser Ehe vorhanden ist, den der Vater schon vor mehr als einem Jahre vor seinem Tode als Geschäftsführer anstellte, auch die Wittwe selbst grosse Erfahrungen und Liebe zu der Behandlung der Thiere besitzt, so entschloss sich dieselbe, das ganze Anwesen, Haus, Wirthschaft und Menagerie um die Summe von 75,000 fl. käuflich zu übernehmen, und somit bleibt der Residenz diese auf Fremdenbesuch stets viel Anziehungskraft äussernde Anstalt erhalten, was auch im Interesse der vielen Bildungsanstalten von Stuttgart, Kunstschule, Polytechnikum, Gymnasium u. s. w. von hohem Werth ist.

Die jetzige Besitzerin, Wittwe Werner, sucht nicht nur den Bestand der Thiere zu erhalten sondern auch zu vermehren, und sandte deshalb ihren Sohn im Sommer nach Hamburg, von wo er eine Anzahl Affen, eine Zibetkatze, Rieseneisvögel, verschiedene Enten, Fasanen, Papageien und andere Vögel mitbrachte und durch persönliche Bekanntschaft Einleitungen zu weiteren Erwerbungen traf.

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