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Literatur.

Zoologische Klinik. Handbuch der vergleichenden Pathologie und pathologischen Anatomie der Säugethiere und Vögel von Dr. Maximilian Schmidt, Director des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. Ersten Bandes erste Abtheilung: Die Krankheiten der Affen. Berlin 1870. Verlag von August Hirschwald. 166 S.

Der Prospect sagt von diesem Werke, dass es bestimmt sei, eine wesentliche Lücke in der Literatur der vergleichenden Pathologie auszufüllen. So vorsichtig man im Allgemeinen dergleichen Ankündigungen auch aufzunehmen hat, so hat es mit der Schmidt'schen Arbeit indess insofern seine volle Richtigkeit, als ein ähnliches Werk, wie der Prospect ankündigt und uns in der ersten Abtheilung des ersten Bandes vorliegt, in der Literatur bis jetzt noch nicht vorhanden war. Die Idee, Alles das, was über pathologische Zustände der Thiere, welche nicht Hausthiere sind, bekannt geworden ist, zu sammeln und zusammenzustellen, ist in der That eine so glückliche, dass sie von allen denjenigen, die ein Interesse an der vergleichenden Pathologie überhaupt haben, gewiss mit Freuden begrüsst werden wird. Sehen wir uns nämlich auf dem Gebiete der vergleichenden Pathologie und vergleichenden pathologischen Anatomie näher um, so sind die Mittheilungen hierüber, wenn man die Hausthiere ausnimmt, nur äusserst geringfügig. Meist sind dieselben beiläufig gemacht, oft nur skizzenhaft hingeworfen und was das Schlimmste ist, in den verschiedensten Werken und Journalen medizinischen, thierärztlichen, naturwissenschaftlichen etc. Inhalts zerstreut. In den letzten Dezennien, nachdem die zoologischen Gärten mehr und mehr Eingang gefunden hatten, vermehrte sich zwar das vergleichend pathologische Material, aber auch dies war noch unvollständig und so wenig zugänglich, dass es fast unmöglich wurde, sich über die Krankheiten dieser oder jener Thiergruppe zu orientiren.

Es ist daher kein geringes Verdienst des Verf., dass er sich die Mühe gab, „Tausende von Bänden der verschiedensten Schriften" durchzugehen, das Brauchbare zu extrahiren und nach den verschiedenen Thiergruppen übersichtlich zusammenzustellen. Besonders werthvoll sind aber die Mittheilungen der eigenen Beobachtungen und Erfahrungen des Verf., die er in seiner Stellung als Director eines der ältesten und bedeutendsten zoologischen Gärten Deutschlands hinlänglich zu machen Gelegenheit hatte.

In der vorliegenden ersten Abtheilung des ersten Bandes beschäftigt sich die Einleitung zunächt mit dem Stande der Literatur der vergleichenden Pathologie, deutet dann im Allgemeinen auf die ursächlichen Momente der Krankheiten der in zoologischen Gärten gehaltenen Thiere hin und macht auf einige Unterschiede zwischen den Krankheiten dieser und der Hausthiere aufmerksam. Die Krankheiten der in zoologischen Gärten gehaltenen Thiere sind meist chronische und werden häufig übersehen; bei acuten Krankheiten ist der Verlauf oft ungemein rasch und die Sectionsergebnisse scheinbar so unwesentlich, dass man sich kaum den Tod den Thieres zu erklären vermag. Die meisten Todesfälle erfolgen in der Regel im Herbst und gegen das Frühjahr hin. Der Juni weist die geringste Sterblichkeit auf. Eine medicinische Behandlung ist kaum jemals von Erfolg; die Verhütung der Krankheit bleibt immer die Hauptsache.

Eingehend und instructiv sind die Bemerkungen über die Lebensweise und Haltung der Affen und interessant die Mittheilungen, welche der Verf. über die Lebensdauer dieser Thiere in Europa nach eigenen Erfahrungen macht. Wir finden Exemplare verzeichnet, die sich über 11 Jahre im Frankfurter Garten gehalten haben. *)

Das die Krankheiten der Affen betreffende Material hat Verf. in 9 Hauptabschnitten untergebracht. Er beschreibt Krankheiten der Verdauungsorgane, der Harnorgane, der Geschlechtsorgane, der Kreislaufsorgane, des Nervensystems, der Bewegungsorgane, der Haut und des Unterhautbindegewebes und endlich constitutionelle Krankheiten (Cholera, Syphilis, Scorbut, Anämie, Atrophie). Auf die Parasiten hat Verf. bei den verschiedenen Organen gebührend Rücksicht genommen. In einem Anhange zu den Krankheiten der Affen sind noch 28 ausführlichere Krankheitsgeschichten und Sectionsbefunde mitgetheilt worden.

Von dem specielleren Inhalt muss Ref. hier natürlich absehen, doch kann er nicht umhin zu bekennen, dass er von der Reichhaltigkeit des gegebenen, die Affen betreffenden pathologischen Materials wirklich überrascht worden ist. Ueber die Krankheiten der Handflügler hat Verf. nur einige ganz unbedeutende Notizen zu finden vermocht, welche er jedoch der Vollständigkeit wegen in der vorliegenden ersten Abtheilung mit aufgenommen hat. Es handelt sich hier um die bei den Chiropteren vorkommenden Parasiten und um ein bullöses Exanthem auf den Flughäuten eines fliegenden Hundes.

Dem Prospecte nach wird die zweite Abtheilung des ersten Bandes die Krankheiten der Raubthiere enthalten und der zweite Band die Krankheiten der Nagethiere, Beutelthiere, Zahnlücker, Einhufer, Dickhäuter, Wiederkäuer, Flossenfüsser und Wale umfassen. Der dritte Band ist den Krankheiten der Vögel gewidmet.

Schliesslich will Ref. hier noch den Wunsch aussprechen, dass Verf. Zeit und Kraft behalten möge, seine Arbeit in der angefangenen Weise fortzusetzen und, womöglich, bald zu vollenden. Der Dank, nicht allein derjenigen, die sich ex professo mit der vergleichenden Pathologie befassen, sondern auch der Zoologen und der Thierfreunde überhaupt wird ihm gewiss sein. Dresden, im October 1870. Professor Leisering.

*) Referent kannte im Berliner zoologischen Garten einen Kapuzineraffen etwa 8 Jahre hindurch. Nach den Mittheilungen des ehemaligen Menagerie-Inspectors Seeben hatte dies Thier circa 20 Jahre auf der Pfaueninsel bei Potsdam gelebt und war von hier aus bei der Uebersiedelung des Thierbestandes der Pfaueninsel nach Berlin in den dortigen zoologischen Garten gekommen.

Anzeigen.

Von dem Tannenhäher, Nucifraga caryocatactes, besitze ich zwei Gelege mit je 3 Eiern und bin erbötig, dieselben abzugeben.

Dr. 0. Füster, Eibiswald in Steiermark.

Diesjährige Uhu sind zu verkaufen im

Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M.
Eingegangene Beiträge.

F. K. in R.: Bei jetzigem Wasserstande hält es schwer, Ihren Wunsch zu erfüllen; sobald dies möglich, erhalten Sie Nachricht.

in W.: Komme mit Vergnügen Ihrem Wunsche nach.

L. M. in St. u. B. F. V.
E. Cd. in G. u. G. in B.

— A. A. v. B. in R.: Dank für Ihre Photographie; Ihr Bericht in nächster Nummer.

Druck von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M.

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Lehrer an der höheren Bürgerschule, Lector für Zoologie am Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M.

No. 12.

Frankfurt a. M., December 1870.

XI. Jahrg.

Inhalt: Einige Betrachtungen über den Olm; von Medizinalrath Dr. C. Mettenheimer in Schwerin. Ein blinder Albino unter den Fledermäusen; von Dr. Karl Koch in Frankfurt a. M. Leucismen in der Vogelsammlung der Königl. Forst-Akademie zu Neustadt-Eberswalde; von Prof. Dr. B. Altum in Neustadt-Eberswalde. Sprachwissenschaft und Naturwissenschaft; von Dr. med. W. Stricker in Frankfurt a. M. (Fortsetzung vom Jahrgang VII. [1866] S. 422.) Ueber Gesichtspunkte, nach welchen die Vögel in dem Systeme geordnet werden könnten; von Prof. Dr. Sace in Neuchatel. Bericht über den zoologischen Garten zu Rotterdam; von dem Herausgeber. -Correspondenzen. Miscellen. - -Literatur. -- Beiträge.

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Einige Betrachtungen über den Olm.

Von Medizinalrath Dr. C. Mettenheimer in Schwerin.

Es gibt bekanntlich Thiere, die sehr lange leben können, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. Die Goldfische pflegen Winters nicht zu fressen; die Blutegel können sehr lange ohne Nahrung existiren und büssen dabei nichts von ihrer Lebensenergie ein; von der Bettwanze behauptet Göze, dass sie über 6 Jahre ohne Nahrung leben könne, dabei nur dünn und durchsichtig werde. Aehnliche Beispiele liessen sich noch viele anführen.

Dass die Höhlenthiere, die auf eine sehr spärliche Nahrung angewiesen sind, lange hungern können, ist schon aus den Verhält

nissen, in denen diese Thiere leben müssen, zu schliessen. So ist auch vom Proteus schon lange behauptet worden, dass er Jahre lang ohne Nahrung existiren könne.

Von der Richtigkeit dieser Angabe habe ich mich nun durch eigene Erfahrung überzeugt. Am 6. Mai 1868 bekam ich aus der Gegend von Laibach 3 Exemplare des Proteus. Sie waren von verschiedener Grösse und Farbe; das eine ganz fleischfarben, die beiden andern ein wenig grau gefärbt durch punktförmige Pigmentablagerung in der Haut. Die Thiere kamen in einem etwa 2 Quart Wasser haltenden Glase an, dessen Korkverschluss von mehreren Löchern für den Durchtritt der Luft durchbohrt war. Auf dem Boden des Glases lagen einige Stückchen Tropfstein aus der Adelsberger Grotte. Das Wasser schien vollkommen rein; keine Spur von Excrementen oder andern organischen Beimengungen liess sich darin entdecken. Die schlangenförmigen Bewegungen der Thiere waren höchst lebhaft. Sehr oft sah ich die Thierchen an die Oberfläche des Wassers steigen, eine Luftblase aus dem Mund ausstossen und dann rasch wieder auf den Boden des Glases zurückkehren. Ein ander Mal liessen sie beim Emporsteigen eine grosse Anzahl von Luftblasen aus den Kiemenspalten beider Seiten ausströmen. Bis zum 27. Mai erhielten die Thierchen täglich frisches Brunnenwasser und befanden sich dabei sehr wohl. An diesem Tage bemerkte ich, dass sich an den Wänden des Glases zahlreiche Kolonien von Vorticellen angesiedelt hatten. Die Anwesenheit dieser Infusorien dauerte einige Tage lang, dann verschwanden sie und wurden später nicht wieder von mir beobachtet.

Von nun an wurde das Wasser in dem Glase, worin die Thierchen lebten, nicht mehr täglich erneut, sondern nur von Zeit zu Zeit, in der heissen Jahreszeit häufiger, in der kalten seltener. Niemals wurde Wasser aus den hiesigen Seen genommen, welches reich an kleinen Organismen ist, sondern immer nur frisches Brunnenwasser, das jedesmal, nach Entleerung des früheren Wasserquantums direct auf die Thierchen aufgepumpt wurde. Das Glas behielt seinen ursprünglichen Verschluss von Kork, welcher durch mehrere mit Glasröhren ausgekleidete Löcher den Luftwechsel vermittelte.

Im Frühling, Sommer und Herbst stand das Glas im Freien an einer kühlen, schattigen Stelle meines Hofs, durch eine Hütte von Weidengeflecht vor der unmittelbaren Einwirkung des Lichts und der Wärme, wenn auch nicht vollständig, so doch immerhin in nicht ganz unbedeutendem Grade geschützt. Im Winter stand das Glas in dem Souterrain meines Hauses. Niemals wurde ein Versuch gemacht,

den Olmen irgend ein Futter zu geben. In dieser Weise, also in der vollkommensten Abstinenz führten die Thierchen ein harmloses, gleichförmiges Leben zwei volle Jahre lang bis zum Mai dieses Jahres. In ihrer Grösse, in ihrem Wesen, in der Art und Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen war bis dahin kein Unterschied zu bemerken; nur wurde. ihre Haut immer schwärzer, obwohl das Licht nur in bedeutend abgeschwächtem Masse auf sie wirken konnte. Wenn Contigliachi und Rusconi sagen, der Proteus werde durch die Einwirkung des Lichtes violett, Michahelles aber die Farbe schwarzblau nennt, so sind meine Exemplare, die ursprünglich blassröthlich waren, nach und nach kohlschwarz geworden, wobei ich nicht unterlassen will, zu bemerken, dass die zuletzt durchaus zusammenhängende, gleichmässig schwarze Färbung der Haut aus dem Zusammenfliessen von lauter kleinen runden Pünktchen entstand. Dies liess sich zuletzt noch an den Stellen erkennen, wo die Seitenflächen des Thieres in die Bauchfläche übergehen. Letzere aber blieb von dem Schwärzungsprocesse ganz verschont. Von der Afteröffnung an bis zur Schwanzspitze verschmälert sich die Bauchfläche des Proteus in eine scharfe, kielförmige Kante. Auch diese blieb ganz weiss, während die beiden Seitenflächen und die Rückenkante des ruderförmigen Schwanzes sich dunkelschwarz färbten.

Im Mai dieses Jahres nun verunglückte eines der kleineren Exemplare beim Ausgiessen des Wassers. Am 20. Juli zerbrach mir das Glas durch eine Unvorsichtigkeit.

Bei diesem Vorgang

erhielten die beiden noch lebenden Olme so schwere Wunden in Kopf und Rückenmark, dass ich sie, vielleicht irrthümlich nachdem sie zwei Jahre

für verloren hielt und sie in Spiritus setzte, und zwei Monate lang ein völlig nahrungsloses Dasein geführt hatten. Das grössere Exemplar war 25 Centimeter lang, das kleinere 16. Magen und Darmkanal verhielten sich bei beiden Thieren gleich. Der ganze Darmkanal war blos zusammengezogen, bis zur Afteröffnung in Längsfalten gelegt, die bei dem grösseren Exemplar schärfer ausgesprochen waren. Das Epithel liess sich im ganzen

Darmkanal überall leicht abschaben und bildete an einzelnen Stellen kleine Anhäufungen, die übrigens vielleicht nicht mehr weiter als Artefacte und beim Aufschneiden des Darmrohrs mit der Spitze der Scheere hervorgebracht waren. Bei dem grösseren Exemplar befand sich ein ganz klein wenig klarer Schleim im Magen, der nichts anders enthielt, als Epithelialzellen, in welchen sich bereits viele Fetttropfen gebildet hatten. An der Stelle, wo der Magen in den Darm

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