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vorhandenen Arbeiten jene Aufgabe noch nicht erschöpfend und befriedigend gelöst haben.

Wir halten die vorliegende Schrift für ebenso geeignet, dem Anfänger eine klare Einsicht in den Gegenstand zu verschaffen, als den Sachkundigen durch ihre zugleich entschiedene und besonnene Haltung, durch scharfe Auffassung und Sonderung der Probleme, wie durch tactvolle Verwebung des Raisonnements mit wohl ausgewählten, die Belege liefernden Facta zu befriedigen.

Der erste Abschnitt bietet eine gute historische Skizze der Ideen über ArtenEntstehung, wobei wir indessen die Erwähnung der „Vestiges of creation“ ungern vermissen; auch dürfte al. 2 p. 14 in weniger dem Missverständniss ausgesetzter Weise zu fassen sein. Sehr treffend ist, was Verfasser über die Lyell'sche Reform der geologischen Ansichten als Grundlage von Darwin's System sagt.

Die Abschnitte 2 bis 7 schliessen sich den Hauptabtheilungen des Buches „On the origin of species &c.“ ganz im Sinne Darwin's an: Abänderung im Kultur- und Naturzustande, Kampf um's Dasein und natürliche Züchtung (für welche uns, beiläufig gesagt, der von H. Spenser empfohlene Ausdruck "preservation of the fittest", etwa „Erhaltung der Vorzüge" besser scheint), Schwierigkeiten der Theorie, geologische Ueberlieferung, geographische Verbreitung, Klassification und Embryologie.

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Abschnitt 8 Urtheile über Darwin's Theorie" und 9 „die Urzeugung" zeichnen sich durch klare, treffende Kritik der Ansichten von Anhängern wie von Gegnern aus, und es verdient besonderes Lob, dass Verfasser auch die leider zahlreichen Uebertreibungen und Trugschlüsse der Ersteren nicht schont; so z. B. die Sätze Häckel's, welche einen Rückfall in den Materialismus von vor 20 Jahren bilden, während wir es gerade als ein Hauptverdienst Darwin's ansehen, die Blicke der Forscher wieder für die Selbständigkeit der organischen Natur und ihren Kontrast zur unbelebten Welt geöffnet zu haben. Den sehr wenig thatsächlichen Einwänden von Prof. Dr. Bona Meyer widmet Verfasser eine eingehendere Bekämpfung, als dieselben verdienen dürften; wir hätten dagegen gerne in diesem Kapitel die Ansichten von O. Heer und Nägeli erörtert gesehen. Das über, resp. gegen die noch immer hier und da auftauchende Annahme der Urzeugung Gesagte hat unsern vollen Beifall; zu einer kurzen Skizze der hochwichtigen Arbeiten von Pasteur über diesen Gegenstand wäre hier wohl bei künftigen Auflagen, die wir dem nützlichen Buche herzlich wünschen, der rechte Ort.

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-n.

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E. Geupel White, Leipzig, Handlung in- und ausländischer Vögel. PreisCourante sende auf Wunsch franco.

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Eingegangene Beiträge.

R. N. in T. - H. S. in F. Th. W. in K. W. St. in
V. F. in G. K. Th. L. in G.: Dank für die Beilage.

Druck von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M.

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Lehrer an der höheren Bürgerschule, Lector für Zoologie am Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M.

No. 3.

Frankfurt a. M., März 1870.

XI. Jahrg.

Inhalt: Gezähmte Fischottern; von Dr. med. Grun, praktischer Arzt in Nikolaiken, OstPreussen. Eine Parallele zwischen der Vogelfauna des Taunus und der Wetterau; von Pfarrer F. H. Snell zu Reichelsheim in der Wetterau. - Der Thiergarten des Caffetier Gustav Werner in Stuttgart; von Dr. W. Neubert in Stuttgart. Brütversuche in meiner Vogelstube im Jahre 1869; von Postsecretär Thierack in Leipzig. Allerlei Beobachtungen aus dem Thierleben, insbesondere um Worms am Rhein; von Gymnasiallehrer Dr. L. Glaser. Nachrichten aus dem Zoologischen Garten zu Hamburg; von dem Director Dr. F. Hilgendorf. Correspondenzen. Miscellen. Literatur. Gestorben. Anzeigen.

Gezähmte Fischottern.

Beiträge.

Von Dr. med. Grun, praktischer Arzt in Nikolaiken, Ost-Preussen.

Durch Herrn Professor August Müller in Königsberg veranlasst, erlaube ich mir, Thierfreunden eine kleine Mittheilung über das Benehmen zweier Fischottern zu machen, die ein seltener Glücksfall mir als Neugeborne zugeführt, die ich mit Mühe gross zog und sechs Monate lang in halber Freiheit gehalten habe. Auf Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit machen diese Beobachtungen keinen Anspruch, wohl aber auf Glaubwürdigkeit, in Folge deren sie einen Vorzug vor allen den Geschichten haben, die man über den Otter indirekt aus dem Munde dritter, vielleicht in Vorurtheilen befangener Personen erfährt.

Bei uns in dem wasserreichen Masuren kommt der Otter nicht

gerade selten vor, und er nistet für gewöhnlich in den Ufern der zahlreichen Flüsschen und Kanäle, welche die einzelnen Seen mit einander verbinden; besonders werden im Winter hie und da einige geschossen oder im Tellereisen gefangen; äusserst selten wird er aber im gezähmten Zustande angetroffen, und nur dem Umstande, dass ein Otternweibchen gegen die Gewohnheit das Nest für die Jungen oberhalb der Erde gemacht hatte, verdanke ich das Vergnügen, diese zutraulichen Thiere zu besitzen.

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Den 11. Juli 1869 bot mir ein Bauer zwei lebende junge Ottern zum Kauf an. Der Mann war, der hiesigen Gewohnheit gemäss, früh Morgens mit der Sense in der Hand, um Binsen und Schilf zu mähen, in den Lucknainer See, eine Ausbuchtung des grossen Spirding, gegangen, die von sumpfigen, verschilften Wiesen umrändert ist, als in seiner nächsten Nähe ein alter Otter von seinem Nistplatz, einem auf einer Graskampe angelegten alten Nest einer wilden Ente, in's Wasser sprang und die auf trockenem Schilf und Heu gebetteten Jungen, ein Männchen und ein Weibchen, verrathen und dem Manne zur Beute wurde.

Wer war glücklicher als ich, nun im Besitz der Thiere, nach denen ich Jahre lang gestrebt? Die Jungen waren noch blind und hatten die Grösse einer Mannsfaust; der Pelz war dunkelbraun, ohne merkliche Stachelhaare, und die Schnurrhaare, alle gleich lang, steckten wie dicke, beschnittene Schweinsborsten aus den wulstigen Lippen hervor.

Die Thierchen waren gar nicht scheu, liessen sich ruhig in die Hand nehmen und hätten mit den dicken Schnauzen, den kurzen Ohren und den kräftigen Vorderbeinen wie junge Bulldoggen ausgesehen, wenn der lange, an der Wurzel auffallend dicke, spitz zulaufende Schwanz ihnen nicht ein eigenthümliches Gepräge aufgedrückt hätte, das sie wesentlich von jungen Hunden unterschied und sofort den Eindruck machte, dass man die Jungen eines noch im freien Zustande lebenden Thieres vor Augen habe.

Der eine Otter hatte bereits eine Lidspalte geöffnet; die andere öffnete sich nach vierzehn Tagen. Der andere Otter hatte sie erst nach drei Wochen geöffnet, und so schätzte ich das Alter der Thierchen, als ich sie bekam, auf höchstens zwei bis drei Tage. Die Spitzen der Eckzähne guckten übrigens aus dem Gaumen hervor.

Wenn mir meine Liebhaberei auch einige Erfahrung im Aufziehen junger Thiere eingebracht hatte, konnte ich mir doch die Schwierigkeit nicht verhehlen, die sich mir bei dem Auffüttern so junger Wesen entgegenstellen würde. Nachdem aber mein Bemühen,

einen Hund oder ein Kaninchen als Amme zu bekommen, gescheitert war, machte ich mich frisch an's Werk.

Das Beibringen der Nahrung war meiner Erfahrung nach nie auf besondere Schwierigkeiten gestossen, und auch die Qualität des Futters liegt ja im Ermessen des Pflegevaters.

Einige Zwangsfütterungen, danach Hungern, eventuell fortgesetzte Zwangsfütterungen bewirkten sehr bald, dass die Jungen Nahrung nicht mehr verweigerten.

Den schlimmsten Feind aller Bestrebungen beim Aufziehen junger Thiere, Kälte und besonders Nässe, gelang mir bei den Ottern zu bewältigen, wobei mir die sommerliche Temperatur des Juli sehr zu Statten kam.

Statt der zum Nest untauglichen Watte, des Heues und des Pelzwerks wählte ich einen grobmaschigen wollenen Shawl, der einen Käfig mit einem aus Drahtgeflecht bestehenden Boden fast ausfüllte. Hier konnten die Thierchen sich gut und warm verbergen, der Harn abfliessen, der Koth in den Maschen des wollenen Gewebes eine Zeit lang Aufnahme finden, ohne den Pelz sofort zu verunreinigen. Ein Kaninchen, das ich der Wärme wegen hineinsetzte, musste ich der Sauberkeit wegen bald entfernen, und es reichte am Tage die sommerliche Sonne, Nachts die Nähe eines extra geheizten Ofens aus, um den Thierchen ausreichende Wärme zuzuführen, während der wollene Shawl genügend ihre Eigenwärme zurückhielt.

Ausserdem hielt ich dadurch, dass ich mit einem Tuche in ähnlicher Weise an den aus dem Nest genommenen Jungen manipulirte, wie es die weiblichen Thiere machen, um jene zum Lassen von Harn und Koth zu bestimmen, die Lagerstätte beinahe durchweg trocken und rein, so dass ich nur einige Male in der Woche den Shawl durch einen neuen, reinen zu ersetzen gezwungen war.

Die Fütterung besorgte ich aus einer Glasflasche mit Gummistöpsel, aus der ich anfangs reine Kuhmilch, sehr bald aber Milch, mit rohen Eiern geschüttelt, verabfolgte.

Die Thierchen sogen vortrefflich und gediehen gut, machten allerdings eine so unsägliche Mühe bei Tage und bei Nacht, wo ich sie auch fütterte, dass ich einen Versuch machte, sie einer Hündin, die eben geworfen hatte, unterzuschieben. Herr Referendarius Rauscher aus Lyk erzählte mir, dass er einen Otter durch eine Jagdhündin hatte vollständig aufziehen lassen. Meine Ottern waren aber inzwischen drei Wochen alt, entsprechend stark und entschieden zu fressgierig für die kleine Wachtelhündin, welche ich als Amme be-

sorgt hatte. Wenn ich die Hündin fest hielt, sogen die Ottern an deren Gesäuge; sobald ich sie aber frei liess, schnappte sie nach denselben, und aus Furcht schaffte ich die Hündin fort. Dagegen zeigte meine eigene Hündin, ein starker Affenpinscher, mit dem die Ottern fortwährend in Berührung kamen, als sie sehr bald darauf Junge warf, die ich fortschaffte, die grösste Neigung, die ihr völlig bekannten Ottern an Kindesstatt anzunehmen. Die Thierchen hatten da aber schon, in einem Alter von sechs Wochen, Schneidezähne bekommen und kauten so derb an den Warzen der Hündin, dass diese vor Schmerz das Säugegeschäft nicht fortsetzen konnte, dessen übrigens die Ottern auch so wenig mehr bedurften, dass ich sie sogar schon der Flasche entwöhnte, welche dieselben nicht mehr hinreichend ernährte.

Ich gab nun einen Brei aus Milch und Weissbrod, den die Thierchen halb saugend, halb schlürfend zu sich nahmen, indem sie an den Lippen sich aus dem Weissbrod eine Art Warze bildeten, durch die sie die Milch hindurchsogen. Meistens steckten sie dabei den Kopf bis zu den Augen, oder auch noch tiefer, in's Futtergefäss, oder wenn dieses ein Teller war, legten sie Kopf und Hals vorgestreckt flach auf die Suppe, stiegen auch wohl mit den Füssen nach und beschmutzten sich tüchtig. Die Vorderfüsse waren dabei gut aufgestemmt. Die Hinterextremitäten schleiften aber, fast wie gelähmt, auf der Erde. Erst in der achten Woche erhielt die Wirbelsäule mehr Festigkeit und krümmte sich nach oben convex. Uebrigens hatten die Thiere bis jetzt die Neigung, sich ganz flach, Kehle, Hals und Bauch platt auf der Erde, die vier Füsse weit weggespreizt, z. B. zu meinen Füssen hinzulegen. Dabei beobachtete das muntere Auge scharf Alles, was in der Umgebung vorging.

Auf dem Wasser und am Ufer nahmen sie später oft dieselbe Stellung ein.

Der besseren Ernährung wegen gab ich in der Suppe auch Stückchen rohes Fleisch, das aber stets unverdaut, von grünlichem Schaum umhüllt, wieder abging. Rohe Fische verschmähten die Thiere, nahmen aber Stückchen gekochter Fische in der Milch und wurden allmälig an rohe gewöhnt, die sie übrigens viel besser verdauten als Fleisch vom Vierfüssler. Die unverdaut wieder abgeführten Fischschuppen gaben den Excrementen, die in enormen Portionen den Darm verliessen, eine silbergraue Färbung, die bei gemischter Kost, d. h. thierischer und vegetabilischer zusammen, einer braunen wich.

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