Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Zeit mit dem Männchen paarte und in Folge dieses am 21. Januar d. J. 1 todtes und 3 lebendige Junge gebar, die sich des besten Wohlseins erfreuen und an der Brust der kräftigen Mutter sichtlich gedeihen.

Ebenbürtig an kolossaler Grösse, wie gegenwärtig auch kein zweiter zu finden, ist ein männlicher Eisbär, um Neujahr 1857 in Hamburg als 10 Monate altes Thier gekauft. Diesem wurde im Juli 1865 eine junge, gleichfalls in Hamburg gekaufte Eisbärin beigesellt, die sich kräftig entwickelte, und die sich im letzten Januar begattete. Hoffen wir, dass ein günstiger Erfolg den Züchtungsversuchen im Werner'schen Garten die Krone aufsetzt.

Der Grösse nach kommt jetzt ein männlicher brauner Bär, den Werner im Mai. 1856 als 54 Jahre altes Thier in Bern (im dortigen Zwinger geboren) kaufte und der mit der schon erwähnten Bärin folgende Junge zeugte: im Jahr 1863 3 Stück, 1865 2 Stück, 1866 2 Stück, 1867 3 Stück und 1869 1 Stück, die zum Theil in auswärtige zoologische Gärten, zum Theil in die Bären-Akademie in den Pyrenäen verkauft, 2 aber gemästet und todtgeschossen wurden, um den Stuttgarter Feinschmeckern den seltenen Genuss von Bären wildpret zu verschaffen.

Eines der älteren Raubthiere im Garten ist eine im November 1856 in Genf 8 Monate alt gekaufte weibliche gestreifte Hyäne, welcher im Juli 1860 ein in Marseille gekauftes 5 Monate altes männliches Exemplar zugesellt wurde. Diese Thiere zeugen seit 1863 alle Jahre Junge, welche aber von der bestialischen Mutter sogleich aufgefressen werden.

Prachtvolle Thiere sind 2 Leoparden; das Weibchen im Juni 1860 in Marseille 5/4 Jahre alt gekauft, dem im Juli 1865 das in Hamburg 10 Monate alt gekaufte Männchen beigegeben wurde. Dieses Paar züchtet alle Jahre seit 1865 je 2 Junge (die letzten 2 kamen am 20. Februar d. J. zur Welt), welche regelmässig gut gediehen und ziemlich erwachsen in verschiedene zoologische Gärten, 2 nach Amerika, verkauft wurden.

Von kleineren Raubthieren sind vorhanden: Waschbären, Rüssel- oder Nasenbären, Ichneumone, Fischottern, Marder (wobei ein weisser Steinmarder mit rothen Augen, Kakerlak), Iltisse, Wildkatzen, die meisten paarweise.

Von anderen Thieren: ein afrikanisches Wildschwein, Rehe, Stachelschwein, weisse Ratten, Meerschweinchen, Eichhörnchen u. dgl.

Eine Sammlung verschiedener Affen, von welchen ein gewöhnlicher Javaner 16 Jahre alt ist. Junge wurden schon zu wiederholten Malen im Garten gezüchtet, worunter ein Bastard von einer Laponder-A effin und einem Javaner.

Auch das Geschlecht der Vögel ist sehr reichlich vertreten. Obenan stehen die Raubvögel: 1 Paar Steinadler aus Tyrol, seit 1845 und 46 im Garten; 1 Seeadler, 1858 aus Magdeburg bezogen; 1 Paar graue Geyer; das Männchen 1860 aus Marseille, das Weibchen 1870 aus Cöln bezogen. Von kleineren Gattungen: verschiedene Falken, Uhu's und andere Eulen, Raben, (wobei 2 sprechende Kolkraben), Dohlen (wobei eine weisse)

u. S. W.

Von andern Vögeln zeichnen sich aus: 1 Paar Pelikane, das Weibchen im Juli 1864 als fünfjährig, das Männchen im Juli 1865 als einjährig, beide aus Hamburg erhalten; 1 grauer Kranich, als zweijähriger Vogel 1863 bei Worms flügellahm geschossen; 1 Paar weisse Störche, welches schon mehreremal in der Volière gebrütet und vorigen Sommer ein Junges grossgezogen hat. Das Männchen ist schon 15 und das Weibchen 5 Jahre im Garten. Eine Reiherfamilie, welche sich bereits in dritter Generation im Garten fortpflanzte und alle Jahre 2-3mal Junge grosszieht. Verschiedene Gänse- und Enten-Arten, Kormorane, Möven, Gold-, Silber-, Ring- und Kupferfasanen, Pfauen, Hühner, eine grosse Sammlung Tauben (züchtend); eine Sammlung Papageien, wobei rothe und blaue Ara's, grosse und kleine Kakadu's, sprechende graue und grüne, Nymphen (züchtend), Euphemien (züchtend), Wellenpapageien (in grosser Menge züchtend), Inseparables. Eine schöne Sammlung fin kenartiger Schmuck vögel, besonders Kardinäle, Paradies wittwen, Orangevögel, Astrilden, Bengalisten u. dgl. Sodann Nachtigallen, Schwarzköpfchen, Rothkehlchen, Kanarienvögel und andere Sänger.

Von Amphibien sind gegenwärtig (im Winter) nur verschiedene kleine Schlangen und Schildkröten vorhanden, im Sommer aber kommen noch Chamäleons, verschiedene Eidechsen und Salamander hinzu, wie überhaupt der Thierbestand im Sommer stets ein zahlreicherer und mannigfaltigerer ist als im Winter.

Diese Uebersicht gibt einen überraschenden Beweis, wie viel ein einzelner Privatmann vermag, wenn er die Sache in richtiger Weise einzurichten und zu leiten versteht, und in der That leistet

Werner auf einem so kleinen Raume und mit eigenen Mitteln im Verhältniss viel mehr als manche ausgedehntere und mit reicheren Mitteln versehene Anstalt.

Die kostspielige Fütterung der Raubthiere wurde dadurch erleichtert, dass Werner eine Pferde-Schlächterei nur für seine eigenen Zwecke einrichtete.

Der Eintritt ist der billigste, den man sich denken kann, denn eine Familie bezahlt jährlich nur 2 Gulden, eine einzelne Person nur 1 Gulden; Nichtabonnirte bezahlen pro Tag 12 Kreuzer, Soldaten und Dienstboten 3 Kreuzer.

Räumlichkeiten, auch die kleinsten Plätzchen, zweckentsprechend zu benützen, darin thut es so leicht kein Anderer diesem erfinderischen Kopfe zuvor, es ist deshalb der Werner'sche Thiergarten auch allen Denen zum Besuche zu empfehlen, welche die grösseren zoologischen Gärten Europa's schon kennen, abgesehen von der seltenen Pracht und Grösse einzelner Thiere, die in andern Gärten keine Rivalen haben.

Brütversuche in meiner Vogelstube im Jahre 1869.
Von Postsecretär Thierack in Leipzig.

Wellenpapagei (Melopsittacus undul.). Während im vergangenen Jahre die Zucht dieser Papageien in meiner Vogelstube eine sehr gute zu nennen war (so erzielte ich allein von einem Pärchen in drei auf einander folgenden Bruten 14 Stück Junge), wollte es in diesem Jahre nicht recht glücken. Zwar ist das Eierlegen recht flott vor sich gegangen, aber theils war das Brüten mangelhaft, theils erwiesen sich die Eier als unfruchtbar; und so ergab das Resultat nur wenige Junge. Und auch mit zweien von diesen Jungen hatte ich noch Unglück. Das eine war eine Missgeburt; es konnte nicht stehen, musste stets auf dem Bauche liegen uud vermochte die Beinchen nur wie eine Art Ruder seitwärts zu bewegen; selbst der Schnabel hatte eine ganz abnorme Bildung, der Unterschnabel war bedeutend länger als der Oberschnabel, und trotzdem es 4 Wochen alt war, hatte es kaum die Länge von 4 Zoll erreicht. Um es nicht Hungers sterben zu lassen (die Alten fingen bereits an, es weniger zu ätzen) musste ich es tödten. Ein anderes Junges, das bald zum Ausfliegen bereit war, wurde von einem Sperlingspapagei-Männchen im Nistkasten grausam umgebracht; wie ein Raubvogel hatte dieses seine Krallen tief in das arme Thier gehauen und mit Gewalt musste ich es von seinem Opfer reissen. Vor den Sperlingspapageien (nicht zu verwechseln mit den sanftern Inséparables) sei hiermit ernstlich gewarnt, selten sind mir zänkischere Vögel vorgekommen, sie passen durchaus in keine Vogelstube. Können sie irgend einem Vogel etwas anhaben, dann thun sie es gar zu gern, und namentlich die unbeholfenen Jungen müssen viel von ihnen leiden. Der Versuch, Eier ausbrüten zu lassen, die von andern Weibchen gelegt sind, ist mir

bei den Wellenpapageien herrlich geglückt. Ich besitze unter andern ein Weibchen, das zwar eine ausgezeichnete Eier-Legerin ist, aber miserabel brütet. Diesem nahm ich von 4 Eiern 2 weg und gab sie einer guten Brüterin, die bereits resultatlos 24 Tage auf 5 Eiern sass. Die 2 unterschobenen Eier wurden auch sofort angenommen und wirklich 2 Junge ausgebrütet. Die schlechte Brüterin machte diesmal ihre Sache doch etwas besser, und schon hoffte ich, sie würde ausharren als sie das Brüten dennoch satt bekam und die Eier wie früher durchs Nistloch herauswarf. So fanden wir denn unter ihrem Nistkasten die zerbrochenen Eierschalen und mitten darunter ein zwar halb erstarrtes, aber doch noch lebendes Papageichen, das jedenfalls zum Auskriechen reif gewesen, auf diese etwas gewaltsame Weise an's Tageslicht expedirt worden war. Das Vögelchen wurde durch Anhauchen wieder warm gemacht und bald sperrte es auch das Schnäbelchen auf, um zu zeigen, dass die Fütterung nun beginnen könne. Auch dieses Junge übergab ich der braven Brüterin, die es auch mit den Füsschen unter sich scharrend sorgfältig bedeckte und mit den andern Stiefkindern vortrefflich aufzog.

Rother Cardinal (Cardinalis virginianus). Bereits im vorigen Jahre hatten diese schönen Vögel ein Gelege von 3 Eiern gehabt, trotz des fleissigen Brütens aber nichts ausgebracht; im laufenden Jahre hatten sie 4 Gelege, von welchen sich 2 Bruten mit 3 resp. 2 Jungen als fruchtbar erwiesen. Leider wurden die Jungen nicht älter als 6 Tage. Die Jungen aus dem ersten Gelege fand ich eines Morgens todt auf dem Fensterbrete; die aus dem zweiten Gelege wurden eines Tages auf der Diele unterhalb des Nestes herumkriechend aufgefunden. Die Jungen welche trotz des bedeutenden Fall's sich wohl zu fühlen schienen, wurden wieder in's Nest gelegt und bald kam auch die Mutter, fütterte und blieb auf dem Neste sitzen. Da nicht anzunehmen war, dass die Cardinälchen aus dem tiefen Neste herausfallen konnten, so wurde scharf beobachtet, um den Uebelthäter zu entdecken, der so nichtswürdig mit den Kleinen umging. Und wer beschreibt mein Erstaunen, als ich den darauf folgenden Tag die Mutter selbst die Greuelthat verrichten sah? Wähnend, die Cardinalin füttere ihre Jungen, wurde mir auf einmal die Stellung verdächtig, wie sie in das Nest hineinhackte, da packte sie plötzlich ein Junges mit dem Schnabel, flog nach dem Fenster zu und liess es dort fallen. Das arme Junge war natürlich todt und das andere fand ich im Neste mit zerhacktem Köpfchen ebenfalls verendet liegen. Meine Trauer war gross. Die ersten Nester hatte das Cardinal-Weibchen kunstlos von Bast gebaut; später wählte es Strohkörbchen, die aber nur armselig ausgefüttert wurden. Die Eier zeigen auf weissem Grunde braune Flecken. Das Weibchen brütete nur allein und liess sich durch nichts stören; es schien grosse Liebe zu den Eiern zu haben, und ich hätte nicht vermuthet, dass es späterhin so grausam gegen die Jungen handeln würde. Das Männchen fütterte fleissig das Weibchen und betheiligte sich auch beim Aetzen der Jungen, indem es dabei melodische Locktöne hören liess. Nach ca. 20 Tagen Brüten schlüpften die Jungen aus, die ganz mit grauen Dunen bedeckt waren. Im 6. Tage waren sie bereits von der Grösse wie bald flügge Carnarienvögel.

Hartlaubvogel (Chrithagra Hartlaubii). Die Vögel benutzten ein ziemlich tief in einem dürren Stachelbeerbusch angebrachtes Strohkörbchen, fütterten es mit sehr weichem Materiale aus und brüteten schliesslich abwechselnd sehr fleissig. Nach 14 Tagen schlüpfte ein Junges aus. Leider waren die Alten davon so ererregt, dass sie nicht mehr auf dem Neste blieben und so das Junge erstarrte. In Folge dessen wurde das andere Ei natürlich auch nicht ausgebrütet, obgleich es

ein zum Ausschlüpfen reifes Junges enthielt. Sie haben späterhin mehrmals gelegt, aber nie ist es wieder zu einem richtigen Brüten gekommen.

Gelber Weber vogel (Taha abyssinica). Das Weibchen legte mehrmals in ein Strohkörbchen, welches es oberhalb ein wenig mit Bast umflocht; doch kam es hier nie zu einem richtigen Brüten, indem das Männchen wie toll mit aufgesträubtem Gefieder stets das Nest umkreiste und sich dann auf dessen Rand niederliess. Unter Auf- und Zuklappen seiner Flügel gab der Taha sodann sein Missfallen zu erkennen, und wenn das Weibchen nicht freiwillig das Nest verliess, so jagte er es ohne Erbarmen heraus. Er setzte sich wohl dann und wann selbst in's Nest, bekam aber nach wenigen Minuten das Brüten satt und machte sich schliesslich mit grossem Gefallen an das Demoliren des Nestes.

Fasänchen und Astrild (Astrilda undulata et cinerea). Zu einem Pärchen Astrild, das schon öfters genistet und Eier gelegt hatte, gesellte sich ein Fasänchen, dessen Weibchen vor nicht langer Zeit beim Eierlegen gestorben war. Obgleich das Fasänchen die ersten Tage grosse Trauer über den Verlust der Gattin zu haben schien, denn es war wirklich rührend anzusehen, mit welchen ängstlichen Locktönen es das Weibchen suchte, so mochte es schliesslich doch einsehen, dass die Gattin nicht wiederkehre und es besser gethan wäre, an Ersatz zu denken. Sein Herzchen erkor sich nun das kleine, schmucke Astrild-Weibchen und wirklich konnte dieses seinen verführerischen Liebkosungen nicht widerstehen und gab sich ihm ganz zu eigen, nachdem nach langen Kämpfen das arme Astrild-Männchen dem stärkeren Rivalen hatte weichen müssen. Das Nestbauen ging nun flott vor sich, leider vermochte das Weibchen das dritte Ei nicht zu legen und starb.

Bengalist (Cordon bleu, Mariposa phoenicotis). Diese zarten Vögelchen haben mehrmals genistet und Eier gelegt, sehr fleissig gebrütet, aber nie etwas ausgebracht. Die Nestchen waren oben gewölbt und an der Seite mit einem kleinen Schlupfloch versehen. Sehr hübsch machte es sich, wenn das Männchen während es brütete, seinen melodischen Gesang hören liess.

[ocr errors]

Zebrafink (Taeniopygia castanotis). Das Nest war in einem Harzer-Canarienkäfig gebaut. Von einem Gelege mit 4 Eier schlüpften nach 14 Tagen Brüten 2 mit grauen Dunen bedeckte Junge aus. Sie wurden fleissig geätzt, wobei sie namentlich in der letzten Zeit einen ganz erschrecklichen Scandal machten, ihr Appetit schien immer sehr gesegnet zu sein. Nach 21 Tagen flogen sie aus, wurden aber leider von den andern Insassen recht übel empfangen. Namentlich erging es ihnen von dem sonst so sanften Amaranth-Weibchen, welches eben erst ausgeschlüpfte Junge hatte und deshalb sehr erregt war, recht schlimm; dazu kam noch, dass die Alten bereits wieder brüteten und die Jungen nicht mehr ätzten, die noch nicht verstanden, allein das Futter zu suchen und so gingen sie leider zu Grunde. Es waren allerliebste Thierchen (der Leib weiss, der Rücken braun) und ähnelten der Mutter.

-

[ocr errors]

Amaranth (Lagonosticta minima). Diese kleinen, hübschen Zwergfinken benutzten ein Strohkörbchen, wölbten darüber eine Decke, fütterten es sehr weich, namentlich mit vielen Federn aus und bebrüteten theils abwechselnd, theils zusammen die 4 Eierchen. Nach 12 Tagen schlüpften 4 Junge aus. Durch die traurige Erfahrung bei den Zebras gewarnt, fing ich die Eltern ein, steckte sie in einen grossen Käfig und gab ihnen das Nest mit den Jungen hinein. Die Alten nahmen sich auch der zarten Kleinen sofort an, und so hatte ich die Freude, nach 17 Tagen die Jungen ausfliegen zu sehen. Es war ein reizendes Bild, die

« VorigeDoorgaan »