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schaftliche Diplomatick gegründet ist, sagt ein gewisser gelehrter Schriftsteller (e). sind weit zuverläßiger, weit untrüglicher und lange nicht so zweydeutig, als diejeni gen, die uns Hr. de Tillemont und Hr. Bailler ertheilen wollen, wodurch wir in den Stand gesetzt werden sollen, die wahren urkundlichen Nachrichten von den alten Martyrern, von zweifelhaften und untergeschobenen zu unterscheiden." Da. uns diese Wissenschaft keine falschen Urkunden für wahre annehmen läßt, so vertreibt sie auch eben so nachdrücklich die unnöthige und lächerliche Furcht gewisser Leute, die, so oft fie eine alte Urkunde eröfnen, über untergeschobene und betrügliche Erdichtun: gen hinzufallen glauben. Kein wahrer Gelehrter, kein geseßter und scharfsinniger Geist wird sich ohne Ursach von so schwachen und verwegenen Besorgnissen hinreissen. lassen. So wie ein mißtrauischer Mensch die Pest der Geselschaft ist; so unter: gråbt auch derjenige die Grundstüßen aller Wissenschaften, ja der Religion selbst, der alle Denkmäler für verfälscht hält. Man muß die Schriften unsrer Vorfaren für. ihre wahren und achten Werke halten, so lange es nicht ausgemacht ist, daß sie un tergeschoben, verfälscht oder ungewis sind (D).

$. 6.

Wir wollen dasjenige, was der V. Germon von den Handschriften überhaupt Beschluß. fagt, nur auf die Urkunden insbesondere anwenden. Diese Anwendung ist um so viel rechtmässiger, da man nichts für oder wider die alten Handschriften vortragen kan, so sich nicht auch von den alten Urkunden behaupten låsset. Der einige Unters schied, den man hier bemerken mis, besteher nur darin, daß jene in den Büchersä: len, diese aber in den Archiven aufbehalten werden. Wenn die Menge der ersteren keine Verfälschung derselben verstattete, ohne daß man solches gemerket hätte; so schüßte die Vorsichtigkeit, mit welcher man gewönlicher Weise die lehtern bewahrete, dieselben eben so sehr für die Bosheit der Betrüger. Die Vortheile, welche man aus den Urkunden erhält, find so zahlreich und ausgebreitet, daß man sich schwerlich ben diesen Gegenstand erschöpfen würde, wenn man sich auch nur blos auf algemeine Begriffe einschränken wolte. Damit man indessen ihren Werth und ihre Brauchbarkeit desto besser einsehen möge, so wird es nötig seyn, daß wir uns in eis nige ausführliche Beschreibungen einlassen; woben wir einige Schriftsteller widerles gen müssen, die sich wider das fast einmüthige Urtheil der gelehrtsten Månner empóz ret haben. Selbst diejenigen, die denen Urkunden am wenigsten geneigt sind, ha: ben sich, und zwar dem größten Theil nach, genöthiget gesehen, Widerruf zu thun,

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Inhalt des

oder doch wenigstens einige mahl das vortheilhafteste Zeugniß für dieselben abzu: legen.

ret.

S.. 7.

Wenn die Brauchbarkeit der Urkunden hinlänglich erwiesen ist, so wird auch ersten Buchs. der Nußen derjenigen Wissenschaft begreiflich, die uns den Gebrauch derselben leh Der Werth derselben kan auf keine bessere Art gezeiget werden, als wenn man darthut, daß alle Angriffe, die man zur Vernichtung derselben versucht hat, keine wei: tere Wirkung gehabt, als daß sie ihre Vortreflichkeit und Gründlichkeit nur noch mehr an den Tag gelegt haben. Unsere ersten Untersuchungen sollen demnach darin bes stehen, daß wir den fruchtlosen Erfolg aller derjenigen Versuche erweisen wollen, wos mit man den Grund derselben zu erschüttern gesucht hat. Unsere zweite Beschäfti: gung in diesem Buche wird diese seyn, daß wir die Urkunden in verschiedene Ars ten theilen, ihre Uebereinstimmung und Verschiedenheit untersuchen, sie durch gewisse Namen, die ihnen beigelegt worden, gehörig von einander absondern, und uns mit den alten Urkunden, wenn es möglich seyn wird, so bekant machen wollen, als uns die ges genwärtigen sind; ihren besondern Benennungen, barbarischen Schreibart und selts samen äussern Umstände ohnerachtet.

Erstes Hauptstück,

Worin die Gewisheit der Grundsäße der Diplomatik ge-
zeiget wird.
Erster Abschnit

Algemeine Vertheidigung der Diplomatik des V. Mabillon.

Inhalt.

1. Algemeines Lob des V. Mabillon

S. 8. 13.

1. Einleitung 8.

2. Lob des Hrn. Mabillon 9.

3. Zeugnis des Hrn. Sontanini von III.
demselben 10.

4. Zeugnis des Hides, Wender, Ba:
ring, Hahn und Don Blas Antonio
Zaffarre 11.

5. Zeugnis des Maffei 12.

6. Und des Hrn. de Thiers 13

H. Ablenung einiger ihm gemachten ali
gemeinen Vorwürfe 14 :: 29.

1. Beantwortung der Beschuldigungen
des Hrn. Baudelot und Lenglet
14 18.

2. Des Papebroch 19, 20.

3. Des Hickes 21:23.

4. Des V. du Molinet, Simon, Ger mon und Raguet 24 : 29. Vortheilhafte Zeugnisse für den B. Mabillon 30: 38.

1. Der königlichen Academie der schönen
Wissenschaften 30. 31.

2. Des V. Germon. 32. 33.
3. Der Verfasser der Memoires de
Trevoux 34

4. Des Verfaffers der Memoires chro
nologiques & dogmatiques 35.
5. Des V. Jobert, des Baron de
la Bastie, und des V. Raßler 36.
6. Und des Hrn. Sreret 37. 38.

§. 8.

Wenn man von einer Wissenschaft handeln will, so ist es nicht undienlich, dem Einleitung. Erfinder vorher einige Lobeserhebungen zu widmen, und sein Lehrgebäude und Grunds fage wider die ungegründeten Vorwürfe seiner Feinde zu verteidigen. Wir werden also diesen beyden Pflichten, die wir dem Vater der Diplomatik schuldig sind, ein Gnügen thun müssen, che wir die Archive selbst wider die vielen ihnen gemachten Bes schuldigungen retten können. Die Lobeserhebungen, die wir dem Andenken des V. Mabillon widmen wollen, werden kein blosses Opfer seyn, so allein seine Verdienste erheben könte; sie werden notwendig auch auf diejenige Wissenschaft zurückfallen müssen, welche die gelehrte Welt ihm zu verdanken hat. Sie werden die Vortref lichkeit derselben mehr und mehr an den Tag legen, und ihre Gewisheit wenigstens dem Anfang nach entdecken.

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S. 9.

Es giebt vielleicht keinen einigen Gelehrten, der nicht die erstaunliche Arbeit, die Lob des Hrn. bewundernswürdige Scharfsinnigkeit und die tiefe Gelehrsamkeit bewundert hätte, Mabillon. welche der B. Mabillon in seiner Diplomatik vereiniget hat. Dieses Werk ist unstreitig eines der nüßlichsten, der ausserordentlichsten und der vollkommensten Bü .cher, die seit vielen Jahrhunderten an das Licht getreten sind. Wir könten ein ganz zes Werk mit denjenigen Lobeserhebungen anfüllen, welche von dem ganzen gelehrten Europa dem Andenken des Manues gewidmet worden, der den Entwurf dazu nicht nur gemacht sondern auch so glücklich ausgeführet hat. Nach dem Urtheil eines Schriftstellers, dessen Name in den Morgenländern (E) eben so berúmt ist, als in den Abendländern (f), "gehöret der B. Johan Mabillon unter diejenigen Ges lehrten, die die meisten Werke an das Licht gegeben haben, und von allen Gelehrs ten Europens mit Recht am meisten verchret und geschäßet werden: Es " würde schwer seyn, den V. Mabillon nach Würden zu loben. Der Beifal der Welt und die algemeine Hochachtung aller Gelehrten sind seinem Ruhme vortheils hafter, als alles, was wir zu dessen Lobe sagen könten. Seine tiefe Gelehrsam: keit ist aus seinen Werken hinlänglich bekant. " Wir wollen die übrigen rùmlis chen Aussprüche, womit Hr. Dupin seine Lobeserhebungen beschliest, nicht anfüren. Ben Anfürung seiner Schriften, druckt er sich von der Diplomatik folgender Gestalt aus: "Das gelehrte Werk von der Diplomatik, so im Jahr 1681 herausgekom: men, hat dem V. Mabillon den meisten Ruhm erworben. Er ertheilet in dems selben nicht allein eine Kentnis von den Urkunden; sondern er lehret auch, wie man alle alte Denkmåler beurtheilen sol. Es ist dieses ein ganz besonderer Theil der Gelehrsamkeit, an welchen sich noch niemand wagen wollen, den er aber in diesem fürtreflichen Werke erschöpft þat. Demohnerachtet hatte bereits der Diplom. I. Th. B

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(f) DUPIN Bibliotheque tom. 19, der holländischen Ausg. S. 6. 55. 17.

(E) Chrysanthus, Patriarch zu Jerusalem lobt diesen Schriftsteller als ein Wunder der Gelehrsamkeit, und zwar in einem Werke, wel: ches unter den Griechen sehr bekant ist, und

B. Par

im Jahr 1715 unter der Aufschrift: Geschich
te der Patriarchen zu Jerusalem gedruckt
worden.

Zeugnis des

V. Papebroch einen Versuch gemacht, gewisse Regeln festzusehen, nach welchen man die wahren, falschen oder verdächtigen Urkunden von einander unterscheiden könte. Weil sie aber durch die Arbeit des V. Mabillon völlig verdunkelt worden, so scheis net es, daß Hr. Dupin diesen Versuch der Diplomatik, der vor dem zweiten Theil der Acta Sanctorum vom Monat April befindlich ist, für nichts achtet. Der gez lehrte Jesuit gestehet selbst, fagt der Abt Raguer (g)," daß er wenig alte Origis "nale gesehen habe, und daß er deren mehr müsse zu Gesicht bekommen haben, wenn er sein Vorhaben gehörig ausfüren wollen. Man kan dahero gewisser Massen mit Grund behaupten, daß dieser Gegenstand noch ganz neu gewesen, als sich der V. Mabillon an denselben gemacht; demohnerachtet hat er alles anges wandt, denselben zu erschöpfen und ein vollkomnes Werk zu liefern,

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§. 10.

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Hr. Fontanini, einer der gelchrtesten italiånischen Bischöfe unsers Jahrhuns Hrn. Fonta: derts, würde für die Unsterblichkeit gearbeitet haben, wenn er gleich sonst nichts ges miui. than hatte als dieses, daß er sich mit so vielem Eifer als gutem Erfolg für die Dis plomatik erkläret hat. Da er einen Schriftsteller verteidigte, für den sich bereits Rom und ganz Italien erkläret hatte; so muste er notwendig auch das rümlichste von seinem Werke reden, welches von allen Seiten mit Lobeserhebungen, wovon man fast gar kein Beispiel findet, überhäuft wurde (F). Je mehr er dieses Werk uns sersuchte, welches er vermittelst einer angestelten Vergleichung mit den Grundsäken seiner Gegner verteidigen wolte; desto mehr wurde er von der Volkommenheit dessel ben überzeugt. Und diese Empfindung war ihm nicht allein eigen. Wenn er von der Diplomatik das Urtheil fället, daß sie die gelehrten Reichtümer derjenigen Vök ker, denen die Unwissenheit nicht zu Theil worden, unendlich vermehret habe; so uns terschreibet er eigentlich nur das Urteil der ganzen Welt. Er nennet den V. Las billon nicht nur einen volkommen gelehrten Man von bewundernswürdigen Fähig keiten; sondern er verlangt auch, daß man seiuen Namen niemals ohne besondere Los beserhebungen aussprechen sol. Ja es scheinet in der That, daß sich fast alle Ges lehrte dieses zu einem heiligen Gefeß gemacht haben. Ein Mitglied der französis fchen Academie, welches seiner Entdeckungen in den Altertümern wegen besonders gefchäßet zu werden verdienet, bemerket die ausserordentlichen Feler, welche noch vor sechzig Jahren so gar Leute von nicht gemeinen Einsichten zu begehen pflegten, wenn sie von den alten Urkunden reden wolten, aber von dem zuverläßigen Lichte der Dis plomatik noch nicht geleitet wurden, und ruft dabey in einem Tone aus, welcher hinlänglich zu erkennen giebt, daß er den Werth dieser Kunst und ihres Erfinders in seinem ganzen Umfang eingesehen habe: So gewis ist es, daß man vor dem unschårzbaren

(9) Hiftoire des conteft. fur la Diplom. S. 34.
(3) Abfolutiffimum & vbique fplendide
exceptum opus de re diplomatica, quod ante
annos tres & viginti Johannes Mabillonius vir
fapientiffimus & nunquam nifi honorifice no-
minandus poft immenfos ingenii fui prope

admirabilis & vigiliarum exantlatos labores, in dias luminis auras eduxit. Vnde omnium gentium non barbararum litteraria fuppellex ampliffime aucta eft. Jufti Fontanini Vindicia, S. 2.

schätzbaren Buche des V. Mabillon im Finstern tappete, wenn man die Urkunden unsrer Rönige untersuchen wolte (b).

$. II.

Selbst Hickes, der berümte Hickes konte ihm in demjenigen Werke, worin er Zeugnis des einen Kunstrichter der Diplomatik und ihres Urhebers abgeben wolte (i), den Ti: Hickes, Wentel eines sehr gelehrten Mannes, der die größte Zierde Frankreichs sen, nicht ab. ker u. a. m. sprechen. Er gestehet mit einem Worte, daß die blosse Nennung des V. Mabillon zu leich die volständigste Lobeserhebung desselben sen (f). Der gelehrte Jacob Wencker (1) erhebet das Werk des V. Mabillon über alle andre Schriften dieser Art und nennet es ein unvergleichliches Werk: Cujus libri fex incomparabilis de re diplomatica operis in hoc inftituto principatum tenent. Der scharfsinnige Baring fan keine edlere Vergleichung finden, dieses Buch und seinen Verfasser zu loben, als wenn er diesen dem Homer, jenes aber der Jliade an die Seite seht (G). Er schäßet es für ein besonderes Glück, daß er dieses prächtige Werk zu Gesicht bez kommen (H). Ein andrer geschickter Teutsche nennet den V. Mabillon einen sehr berúmten Man, den jederman mit Recht bewundern wird (m). Er sagt, feine unbetrügliche Beurtheilungskraft und aufferordentliche Gelehrsamkeit mache die Bemühungen so vieler Runstrichter zu Schanden, welche sich gleichsam verschworen hårten, den Glanz der noch in der Geburt begriffe nen diplomatischen Wissenschaft zu verdunkeln. Die irrigen Meinungen des Marsham, die sich vey vielen Gelehrten eingeschlichen, zu zerstreuen und diese schöne Wissenschaft zu denjenigen Grad des Ruhms zu erheben, den fie endlich wirklich erreicher hat, habe er seine Diplomatik herausgegeben, ein Werk, worin er die Erwartung der geschicktesten Månner nicht nur ers füller, sondern auch weit übertroffen habe. Er habe bey der Ausfürung feiner Unternemung ein fürtrefliches Genie, eine tiefe Linsicht, eine zuvers läßige Gelehrsamkeit und eine reife Erfarung an den Tag gelegt. Mit eis nem Worte, seine Diplomatik bleibe ein unsterbliches Werk, so über alle Lobsprüche erhaben sey. Don Blas Antonio Tassarre y Ferris, erster Bioliothecarius des Königs von Spanien, hat in der schönen Vorrede zu des Christoval Rodriguez algemeinen Bibliothek der spanischen Polygraphie und mit ihm alle Gelehrte, die diesem Werke ihren Beifal gegeben, diesen lehtern Schrifts B 2 steller

(H) LEBEUF Recueil de divers Ecrits, Th. 1. S. 326. (i) HICKESII thefaur. lin-
guar. vet. feptentr. Præfat. p. 35. (F) Ibid. p. 20.
(1) Collecta Archiui &
Cancellariæ jura, accurante JACOBO WENKERO Argentorati 1715, S. 221.
(m) SIM. FRIDER. HAHNII Diplomat. fundat. Berg. Præfat.

(G) Prætermittendum duxi Job. Mabillo-
nii commentationem de variis fcripturarum
veterum generibus, quæ in opere ipfius diplo-
matico lib. I. cap.2
.XI. conftituit, ne Iliadem
poft Homerum fcribere videar. BARINGII
Clauis diplomatica. Hannouera. 1737. S. 11.

(H) Potiora interim alphabeta Mahillonii & hic exhibendum duxi, potiffimum eorum in gratiam, quibus non datum eft, fplendi dum hoc rei diplomaticæ opus infpicere. Ibid, S, 10.

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