" Ludwig dem groffen zu eines der vornemsten Ehrenmitglieder der Academie der schd- S. 31. u, โ.. Diesem Urtheil, welches wir nicht bey seinem gehörigen Namen nennen wol Urtheil der len, wollen wir ein anderes entgegen sehen, welches von der Vernunft und Billig; Academie der keit selbst gefället worden. Es ist solches in der königlichen Academie der schönen schönen WifWissenschaften im Jahr 1708 feierlich vorgelesen worden. Das gelehrte Mitglied, fensch. welches die Gesinnung dieser berümten Geselschaft für den V. Mabillon in der Versamlung nach Ostern zu erkennen gab, drückt sich unter andern schönen Gedans ken und Ausdrücken, mit welchen es das Andenken desselben kronete, und unter den Lobeserhebungen, worin er den Nußen seiner Arbeiten und den Werth seiner Wer: ke an den Tag legte und denjenigen, für welchen unsere Gegner so wenig Ach: tung geschöpft haben, auf eine so merkwürdige Art rümete, folgender Gestalt aus: "Aus der Untersuchung so vieler Originalstücke und einer so grossen Menge von "Urkunden und alten Schriften ist das berümte Werk von der Diplomatik entstanD 2 den, (p) Ibid. p. 11.12. (W) Die Schriftsteller, welche wir gegen wärtig widerlegen, haben die Welt durch ihre wißigen Einfälle für die Schwäche der Gründe schadlos zu halten gesucht. Der gegenwär: tige Einfal läuft darauf hinaus, daß man keinen guten Renner der Altertumer fin den werde, weil man irren könne. Kan man denn aber nicht in seiner Wissenschaft gesd ickt feyn, und dennoch Feler begehen? Ist es nicht das algemeine Loos der Menschlichkeit, daß man zuweilen irret? Es können daher Altertums, kundige einander in manchen Stücken tadeln, und derjenige, der eines Versehens beschuldiget worden, kan dennoch ein guter, ja zuweilen ein ner " دو دو دو وو وو den, worin dieser geschickte Kunstrichter eine Wissenschaft, von welcher man bis "dahin nur sehr verworrene Begriffe gehabt hatte, gewiffen Regeln zu unterwer fen und auf Grundsäße einzuschränken gesucht hat; eine Unternemung, die zwar neu und kühn war, die aber so glücklich ausgefüret worden, daß man auch geglaubt hat, sie sen sogleich durch den ersten Versuch zur Volkommenheit gebracht wor den. Es ist jederman bekant, daß in diesem Werke Mittel an die Hand gegeben werden, die ächten Urkunden von denjenigen zu unterscheiden, die eine noch so künstliche Habsucht unterschieben können. Es werden in demselben das egypti: sche Papier, die Baumrinden, und andere Materien, worauf man geschrieben, untersucht; es wird darin von der Aenlichkeit der Buchstabenzüge gehandelt, und die Aufmerksamkeit des Verfassers beschäftiget sich sowohl mit der Schreibart und dem Geschmack der verschiedenen Jahrhunderte, als auch mit den mannichfaltigen Arten zu dariren und mit dem Gebrauch der Unterschriften und Siegel; ja seis ne ausserordentliche Fähigkeit erhellet sogar aus der Wahl der Stücke, die er seiz nem Lehrgebäude als Muster beigefüget hat. Sie sind insgesamt mit gewissen wichtigen Umständen versehen, die das Trockene in der Materie hinlänglich erses ken. Mabillon, ́der den Gelehrten bereits durch viele gute Bücher bekant war, ist solches durch diese seine Diplomatik faft in der ganzen Welt geworden. Der gelehrte V. Papebroch, ein Jefuir zu Antwerpen, welcher kurz vorher eis nen Versuch mit einigen divlomatischen Regeln gemacht hatte, widerrufte diesels ben fast zu gleicher Zeit auf eine gewisse öffentliche Art, und seit der Zeit sind in diesem Theil der Gelehrsamkeit wenige wichtige Fälle vorgekommen, woben nicht das Parlament zu Paris und andere höhere Gerichtshöfe des Königreichs (q) den neuen Oedipum zu Rathe gezogen hätten. Hr. Colbert, dem das Werk von der Dis plomatik zugeschrieben worden, war von dessen Güte zum voraus überzeugt; indem er den Mabilon bereits sehr oft in wichtigen Angelegenheiten gebraucht hatte, wenn über alte Urkunden ein Urtheil gefället werden solte (r). Wird man nun wohl nach einem so feierlichen Urtheil, daß so zu sagen nach dem Verhör beis der Parteiien, wenigstens mit einer hinlänglichen Kentnis der streitigen Sache ab: gefasset worden (X), noch behaupten wollen, daß man den Namen eines guten Kenners der Altertümer unrechtmäßiger Weise an den Mabillon verschwende? Wenn man ihm denselben jeho noch streitig machen kan; so kan man auch mit allem Rechte fragen (s): Wo sollen wir nunmehr den gründlichen Altertumskundigen sus chen, auf dessen Urtheil man sich bey der Untersuchung der Richtigkeit oder Unrichs tigkeit der alten Urkunden mehr verlassen könne, als auf den Mabillon? S. 32. " (4) Sehet die Oeuvres pofthum. des V. Mabillon, Th. 1. S. 526. (t) Hift. de Academie des belles Lettres, Th. 1. S. 443 der holland. Ausg. (8) Justifi cat. S. 12. ner würden es ihrer eigenen Ehre für nachtheis lig gehalten haben, es in Zweifel zu ziehen, daß er den Namen eines groffen Kenners der Alter: tümer mit Recht füre. Wolte man sich auf die heutigen Altertumsverständigen allein ein schränken, so hat allein Paris deren viele auf: zuweisen, bey denen alle Eigenschaften eines gus ten Kenners der Altertümer vereiniget find. (X) Der V. Germon hatte ein Jahr zuvor feine letzten Schriften heraus gegeben. Es wa: S. 32. Ueberdem, wenn auch nicht alle Gelehrte dem geschickten Benedictiner diesen Zeugnis bes Namen zugestehen solten; so darf man dennoch nicht verzweifeln, gründliche Kenner V. Germon. der Altertümer zu finden. Denn obgleich dem V. Germon sehr viel daran gelegen seyn muste, diese Sache als unmöglich zu behaupten, so gestehet er doch feierlich, daß sie es nicht sey. Er räumet ein, daß man sich durch Uebung und Erfarung eine ges wisse Fähigkeit von den Urkunden zu urtheilen erwerben könne. Er zweifelt nicht, daß ein Gelehrter, welcher viele ächte Urkunden in Händen gehabt und dieselben genau untersucht hat, nicht eben sowohl ein gründlicher Kenner der åchten und unächten Urs kunden werden könne; als man sich durch häufiges lefen der alten Schriftsteller einen gewissen Geschmack des Altertums bilden und sich dadurch in den Stand seßen könne, die Schriftsteller, die wirklich in die ersten Jahrhunderte gehören, von den unters geschobenen zu unterscheiden. Ita etiam verorum & falforum Diplomatum iudex idoneus euadat, qui plura eiusmodi iuftrumenta vera tractauerit manu & diligenter infpexerit (t). Wenn man behaupten wil, antwortet er seinem Geg ner, daß die Betrüger, welche falsche Urkunden nach Maasgebung der alten zu schmieden suchen, es sehr oft (faepisfime) in einem oder dem andern Stücke verse: hen; so wird jederman dieser Meinung beitreten (nemo tibi non affentietur): wenn nun aber Altertumskundige die Feler der alten Betrüger sehr oft (faepisfime) entdecken; so kan man sich nicht mehr über die Unmöglichkeit der erstern und über die Unbrauchbarkeit ihrer Wissenschaft beschweren, ohne zugleich zu leugnen, daß heutis ges Tages in den Archiven keine Geburten der leßtern mehr vorhanden sind, an wel: chen sie ihre Geschicklichkeit üben und zeigen könten. S. 33. Man mag aber auch immer solche Umwege gehen, als man wil, den V. Mas Fortsetzung. billon von der hohen Stufe der Ehre zu stürzen, zu welcher ihn die Achtung der Welt erhaben hat; so wird er doch jederzeit nicht nur ein guter, sondern auch ein vors treflicher Kenner der Altertümer bleiben. Der V. Germon war gewohnt ihn öfs fentlich dafür zu erkennen; indessen muste ihm doch am meisten daran gelegen seyn, daß Fähigkeiten, die er in der That herunter zu sehen suchte, nicht zu hoch erhaben D 3 (t) P. GERMONII Difcept. II. S. 58. f. waren solches Antworten auf die vier vornehm: ften Verfechter des Mabillon. Von dieser Zeit an ist nichts von ihm über die Diploma: tik mehr herausgekommen. Man kan also nicht sagen, daß dieses Urtheil ohne Kentnis aller in dieser Streitfache gewechselten Schriften gefál: let worden. (6) (6) Diese Anmerkung mus einiger Massen eingeschränket werden. Germons letzte Streits schrift ist nicht im Jahr 1707 herausgekommen; denn der bey Gelegenheit des diplomatischen würs Federkrieges entstandene Streit über die von de Trev. würden. Ja es war auch niemand sorgfältiger als er, ihm keine einige andere Los beserhebung beizulegen, als die er ihm auf eine anständige Urt nicht abschlagen kons te. Demohnerachtet muste er sich so wohl als andere zu seinen Lobredner aufwerfen, weil er wuste, daß er die ganze Welt wider sich aufbringen würde, wenn er in dem V. Mabillon nicht die vorzüglichste Gelehrsamkeit seines Ordens bewundert und den Nußen (Y), die Fürtreflichkeit und Neuigkeit eines Werkes zugestanden hatte, womit die gelehrte Welt von diesem geschickten Benedictiner bereichert wors den. Nach der Beschreibung eines Theils der Hindernisse, die er zu übersteigen ges habt, als er die Wissenschaft ächte Urkunden von den unächten zu unterscheiden erfins den und in ein zusammenhangendes Lehrgebäude bringen wollen, fehet er hinzu, daß seine Unverdrossenheit, Scharfsinnigkeit und durch eine lange Erfarung erworbene. Gelehrsamkeit endlich alle Hindernisse, die er zu übersteigen gehabt, besiegt habe. Heist dies nun nicht den V. Mabillon auf die feierlichste Art für den ersten und vornemsten Altertumskundigen seines Jahrhunderts erkennen? S. 34. Der Verfas Wenn der V. Germon diese Achtung für das Werk, welches er bestreiten fer der Mem. wolte, nicht allemahl an den Tag gelegt hat; so kan man mit Grunde glauben, daß seine eigenen Ordensbrüder ihm in diesem Stücke nicht werden Beifal gegeben has ben. Wenn die Verfasser des Journals de Trevoux, die, wie man glaubt, im Namen ihrer ganzen Geselschaft reden, die erste Abhandlung des V. Germon be schreiben, so machen sie den Anfang damit, daß sie dem V. Mabillon den Vorzug » Der für alle diejenigen zuerkennen, die vor ihm diese Laufbahn betreten haben. "V. Papebroch, ein Jesuit, sagen sie (u), hatte diesen Gegenstand nebst einis gen andern geschickten Schriftstellern bereits bearbeitet; keiner aber hat es mit eis ner solchen Ausführlichkeit und gutem Erfolg gethan als der V. Mabillon. Die sechs Bücher seines Werks enthalten nicht nur ungemein viele merkwürdige und gelehrte Untersuchungen, sondern auch eine sehr zahlreiche Samlung der zu, verlässigsten und ächtesten alten Urkunden. " Wenn aber der V. Germon die Unrichtigkeit derselben erwiesen hat, so hat ja die Welt gar keine zuverlässigen und åchren alten Urkunden mehr übrig; indem diejenigen, die der V. Mabillon herausgegeben, nach dem eigenen Geständnis der Ordensbrüder seines Gegners, die zuverlässigsten und ächtesten sind. Ohnerachtet diese gelehrten Verfasser nachmals (u) Mémoires de Trevoux, voin Januar 1704, S. 108. die rum apices oculis obferuare, propriam infolentis formae elementorum vim ac poteftatem definire, genuina a spuriis diplomata fecerne re, eorumque omnium artem inftituere, difficile fane fuit ac operofum. Tam diuturni laboris moleftias tua vicit patientia, difficulta tem operis infita. animi fagacitas & labore parta eruditio fuperauit. GERMON, Discept. L S. 2.3. die Parthen des lehtern ergriffen haben, welches man ganz natürlich vermuthen mus ste; so kan man sich doch jederzeit auf dies Geständnis berufen, welches ihnen die blosse Macht der Warheit abgedrungen hat, und sich überdem auf die Widerlegung dieses Artickels in ihrem Journal beziehen, die der Abt Lazzarini so wohl in seis nem Briefe an einen Freund in Paris als auch in seiner Verteidigung wider den V. Germon herausgegeben hat, welche lektere vor kurzen (3) in Rom wieder aufgelegt worden (7). دو כל دو S. 35. et dogmat. Ohnerachtet der Verfasser der Mèmoires chronologiques et dogmatiques Des Verfaf für die Meinungen des V. Germon eingenommen ist, so hat er sich doch genötiget sers der gesehen, dem Mabillon den gewönlichen Tribut von Lobeserhebungen zu entrichten, Mém. chrom welchen ihm noch kein Schriftsteller versagen können, der für seine eigene Ehre bes forgt gewesen. "Der V. Mabillon, sagt er (w), hat nicht nur gewisse Regeln gegeben, die wahren Urkunden von den falschen zu unterscheiden, sondern er hat dieselben auch in eine wissenschaftliche Form bringen wollen, und zwar in einem Werke, welches ihm unendlichen Ruhm zuwege gebracht hat, den es auch in der That verdienet. Ein solches Lob der Diplomatik hat dem ungenanten Verfasser uneudlich viel Ueberwindung kosten müssen. Da er aber ein Werk tadeln und vers werfen wil, welches er erst gerümet hat; so begehet er einen offenbaren Widerspruch. Bey dem allen," fåret er gleich nach den angefürten Worten fort, "ist ihm dens noch so deutlich gezeiget worden, daß seine neue Wissenschaft unrichtig sey u. f. f.” Wenn die neue Wissenschaft des V. Mabillon unrichtig ist, wie hat sie ihm denn einen unendlichen Ruhm erwerben können? Vielleicht ist aber die von dieser neuen Wissenschaft bezauberte Welt betrogen worden. Im geringsten nicht; unserm Verfasser zu Folge hat das Werk des V. Mabillon diesen unendlichen Ruhm in der That verdienet. Es kan deise Wissenschaft also nicht unrichtig seyn. Der Ta del ist daher auch ohne Grund. Es würde unnötig seyn, die Gründe eines Ver faffers zu hören, der mit sich selbst so wenig einstimmig ist. Sie enthalten überdem nichts weiter, als was schon Germon, sein liebster Schriftsteller, vorgetragen hat. S. 36. دو (w) Mémoires chron. et dogm. Tom. 3. p. 110. (3) Hr. Benaglio, dem die Welt die Aus gabe der kleinen Schriften des Abts Lazzarini zu danken hat, versichert, daß der V. Germon, ohnerachtet er noch viele Jare nach der ersten Ausgabe der Verteidigung des Lazzarini gelebt, dennoch nicht das geringste darauf antworten können. Ego vero mihi temperare omnino non poffum, quin moncam, Germonium, qui alioquin, pofteaquam defenfio haec edita eft, non vnum aut alterum annum vixerit, ne hifcere quidem contra aufum fuiffe. Ad cal (7) Vom Hrn. Johan Peter von Ludewig |