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datione fua, et manet CHIROGRAPHVM apud Pfychicos, apud quos gefta res eft (n). Zuweilen werden die Ausdrücke Chirographum und Syngrapha miteinander verwechselt; zuweilen aber verstehet man auch unter dem erstern eine Privatacte und unter der leßtern eine öffentliche Urkunde, und in diesem Verstande hat die lehtere Benennung viele Aenlichkeit mit den Chartis cautionis et securi ratis (124).

S: 414.

E Vor den Zeiten Wilhelm des Erobers nanten die Engländer alle Arten von Chirographa Charten Chirographa: weil sie allemal wenigstens mit einem Kreuze unterzeichnet der Engläns waren, Chirographum aber, wie bekant ist, oft auch die Unterzeichnung bedeutet, der. Es sind folglich bey ihnen die Urkunden von diesem lehtern Ausdruck benant worden, so wie sie an andern Orten den Namen von ihrem Siegel erhalten haben. Nachdem die Normannen England erobert hatten, schaften sie den Gebrauch der Unterzeich nungen fast gänzlich ab, und füreten dagegen die Siegel ein, und von der Zeit ok ist die Benennung der Chirographen in Charten verändert worden. Ingulf, Abt von Croyland (A), ein Schriftsteller, der zu eben derselben Zeit lebte, scheint sich in seiner Geschichte darüber zu beklagen.

S. 415.

Dem Johannes von Genua zu Folge, welcher unter dem Namen Johan- Frtum Jo nis de Janua am bekantesten ist, pflegte man vor Alters (worunter er warscheinlicher hannis de Weise die Griechen und Römer verstehet, weil er annimt, daß man sich damals Janua. noch der hölzernen Tafeln zum schreiben bedienet, in ligno vel carta fcribebant); diesem Verfasser zu Folge, sagen wir, pflegte man in der Mitte zweier Exemplare, die entweder auf einer Tafel, oder auf ein Blat Papier oder Pergament geschrieben wurden und für den Gläubiger und dessen Schuldner bestimt waren, das Wort Syngraphus mit grossen Anfangsbuchstaben zuschreiben. Hierauf schnitte man diese Buchstaben nebst der Tafel oder dem Pergament, oder auch Papier durch; damit beide contrahirende Personen sich derselben im Notfal bedienen könten. Wenn man

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(n) TERTVLLIAN. lib. de trinitate adu. Praxeam. (124) Sic etiam confufa funt Chirographi et Syngraphae vocabula. CHIROGRAPHVM priuatam, SYNGRAPHA publicam fcriptu ram ftrictim defignant. Et tamen CHIROGRAPHVM nonnunquam vfurpatur pro SYNGRAPHA, quam cautionis nomine Latini appellant, atque etiam fecuritatis: immo etiam vfurpatur pro quolibet praecepto apud Ingulfum, find Worte des Mabillon de re di plom. S. 5. Cicero hat schon gesagt Cautio chirographi. Famil. 7, 18.

(A) Herr Lancelot versichert in den Memoires de l'Acad. des belles lettres Th. 9.

Diplom, I. Th.

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nun

S. 338. " daß Ingulf nach und nach Mönch
zu St. Valeri in Caur, Abt zu Croyland in
dem Disces von Lincoln und Secretarius,
Scriba, Wilhelms des Bastard gewesen,
von welchem man noch eine Geschichte hat,
welche sich mit dem Jahr 1087 endiget
Es ist hier ohne Zweifel ein Druckfeler. Denu
man mus lesen St. Vandrille oder Fontenelle.
Es giebt zwar in der Landschaft Caur eine klei
ne Stadt St. Valeri; sie hat aber kein Bene-
dictinerkloster. Ueberdem ist Ingulf schon Se
cretair bey König Wilhelm gewesen, ehe er noch
Abt zu Cropland geworden.

B66

Erklärung der partitas

rum.

nun diesem Verfasser, welcher gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts lebte, glauben könte: so müste man den Ursprung der ausgezakten oder durch grosse Ans fangsbuchstaben getheilten Charten noch weit über das neunte Jahrhundert hinaus. sehen. Wenn aber auch sein Vorgeben nicht auf blosse Mutmassungen beruhet, und wenn er nicht von den Gebräuchen seiner Zeit auf die Gewonheiten des Altertums schließset: so ist es sehr glaublich, daß er nur von den Jahrhunderten unmittelbar vor ihm geredet habe und daß der Ausdruck Lignum hier in einem sehr unbequemen und uneigentlichen Verstande genommen worden. Es scheinet, daß das Wort Cirograe phum sonderlich im zwölften Jahrhundert die Bedeutung der ausgezakten oder durch Capitalbuchstaben getheilten Charten bekommen habe. Vielleicht kan man demselben auch Syngraphus beifügen, ob solches gleich lange nicht so üblich gewesen. Wir haben niemals gesehen, daß Charten vermittelst dieses Worts getheilet gewesen, haben auch keinen Schriftsteller gelesen, der solches ausdrücklich behauptet hätte. In: dessen wiederholen die alten Rechtsgelehrten dasjenige getreulich, was sie bey dem Johan von Genua in Absicht der in Chartas partitas verwandelten Chirographen gelesen haben (o).

Zweiter Artikel,

Chartȧ partitå und indentată.
Inhalt.

I. Erklärung der Chartarum partita

rum §. 516.

II. Theilung der Urkunden durch Ciros
graphum und andere Worte §. 417.
418.

III. Cirographum der Indenturen §.

419.

IV. Verschiedene Benennungen der ge:
theilten und ausgezakten Urkunden §.
420, 421.

V. Verwechselung der Indenturen und
Cirographen S. 422. 423.

VI. Gebrauch der Indenturen in Enge land §. 424: 426.

VII. Altertum und Dauer der Indentus ren §. 427. 428.

VIII. Verschiedene Arten die Buchstaben

auf den Chirographen und Indens turen zu sehen §. 429. 430. IX. Mehrere Exemplare von getheilten Charten S. 431:434.

X. Authenticität und Siegel der getheil: ten und ausgezakten Urkunden §. 435: 437.

S. 416.

enn die Charta parícolå gleich niemals völlig abgeschaffet worden: so schei net es doch wenigstens, daß sie in gewissen Jahrhunderten aus der Gewon heit gekommen, und daß man sich alsdann an ihrer Stelle der partitarum bedienet. Diese wurden durch gewisse Charactere, Sinbilder und grosse Buchstaben in gerader Linie getheilet. Das Mistrauen verursachte, daß man sich anstat der blossen

(0) SPELMAN Gloffar. archaiolog. voc. Indentura.
Archid. cap. 1.

LINDEWOD. tit. de offic.

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blossen Urkunden gleichen Inhalts der Charten bedienete, die durch Capitalbuchsta ben getheilet wurden. Zu noch grösserer Sicherheit aber lies man diese Capital: buchstaben, folglich auch die Schriften, auf welche sie befindlich waren, nach der Fi gur eines Zickzack oder in Gestalt einer Säge durchschneiden. Und dis nante man Indentură, Chartå indentată, indentată Litterå, Scripta indentata. Wenn man, sagt der V. Lobienau in seinem Wörterbuch (a), zwey Acten über einerley Gegenstand ausfertigen wolte, die den theilhabenden Parteien eingehån diget werden solten: so schrieb man solche auf einem und eben demselben Stücke Pergament; so daß man gegen die Mitte anfieng und bis an das Ende jeglicher Seite fortschrieb. Zwischen beide Copien nun wurde das Wort Chirographum mit grossen Buchstaben geschrieben. Alsdann schnitte man die Stücke und mit denselben das zwischen denselben geschriebene Wort entweder in gerader Linie oder als ein Zickzack durch und gab jeder von den Parteien ihre Duplicata. Wenn nun die Copien nach der Zeit vorgezeiget werden musten, und die durchschnitte: nen Buchstaben sich zueinander schickten: so muste man die Schrift notwendig für åcht erkennen ". Dieser Gebrauch ist zu unsern Zeiten in den Bancozeddelň von der so berúmten Erfindung wiederum hervorgesucht worden, und wird auch noch in den Lotteriezedduln gebraucht.

دو

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دو

"

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S. 417.

Das Wort Cyrographum war nicht eine blosse Benennung dieser Urkunden; Theilung der es vertrat auch noch die Stelle eines Symboli, woran man die ächte Richtigkeit der: Urkunden selben erkennen solte. Wir haben bey diesen Symbolis, Aufschriften, Buchstaben durch Ciro øder Gemälden alzuviel zu sagen; als daß wir uns nicht die Freiheit erlauben solten, graphum. uns selbst ein Kunstwort zu erwälen, durch dessen Beihülfe wir die sonst unvermeid: lichen Umschreibungen vermeiden können. Es scheinet uns hierzu kein Ausdruck be: quemer zu seyn, als das Wort Cirographum selbst; indem es in den getheilten Charten und in den ältesten Indenturen unaufhörlich vorkomt. Wir wollen uns da her desselben zur Bezeichnung dieser Worte oder Anfangsbuchstaben bedienen, wel: che nachmals durchschnitten wurden und sich allemal an einer oder mehr von den vier Seiten einer Charte befinden. Und dies werden wir nicht allein alsdann thun, wenn sich das Wort Cyrographum selbst oben oder an einem andern Ort der Urkunde be findet: sondern wir wollen diese Benennung auch stat der übrigen Ueberschriften ge: brauchen, deren man sich von Zeit zu Zeit zu bedienen pflegte. Wir werden nur den Unterschied machen, daß wir, wenn wir unsere Cirographa den übrigen Ueberschriften entgegenseßen, die erstern eigentliche Cirographa nennen werden. werden demohnerachtet den Namen der Chirographa für die getheilten Charten bei: behalten können; indem wir ihre an den Seiten befindlichen Ueberschriften Cirographa nicht aber Chirographa nennen wollen, da dieses Wort überdem in dem erstern Fal gemeiniglich ohne h in der ersten Sylbe geschrieben wird.

Bbb 2

(a) LOBINEAV Hift. de Paris toin. 3. p. 67.

Wir

$.418.

1

Fortsetzung.

Ciroarapha der Inden turen.

S. 418.

Die durchschnittenen Ueberschriften der allerältesten bekanten Charten dieser Art, haben allemal das Wort Cyrographum bey sich. Oft aber ist es auch mit dem Namen der Contrahenten, mit der Benennung ihrer Würde oder ihrer Kirchen bez gleitet. Zuweilen pflegte man diesem Ausdruck auch noch ein Beiwort als memo riale, commune u. f. f. beizufügen. Ja es finden sich auch nicht selten Beispiele, da die besondere Art der Urkunde noch durch einige nachfolgende Worte bezeichnet wird; als z. E. Cyrographum teftimonii iftius fcripturae u. f. f. Man denete die Buchstaben, die das Cirographum ausmachen, gemeiniglich so weit aus, oder lies vielmehr so vielen Zwischenraum zwischen denselben, daß man nicht nötig hatte, andere Ausdrücke hinzuzufügen. Bey den Angelsachsen wurden die Charta partită durch die Buchstaben des Alphabets, durch Worte, die auch der geschicktestë nicht erraten konte, durch das Zeichen des Kreußes, und am häufigsten durch Cyrogras phum getheilet; welchem lektern Worte man denn zuweilen noch die Namen der fchenkenden und beschenkten Person beizufügen pflegte (b). Nachdem die Formannen die Oberherschaft in England erhalten hatten, wurden die Cirographa noch immer oben, unten oder an den Seiten ihrer getheilten Charten oder Indentus ren, nachdem die leßtern üblich geworden, gesetzt. Zuweilen war solches eine erbauliche Ueberschrift; als In nomine Domini, lhefus Maria, lefus und zuweilen auch lefu merci, Aue Maria, wovon der lehte Buchstab nicht allemal ausgedruckt war. Oft bedienete man sich auch andrer Worte, Buchstaben, oder Denksprüche, nachdem es die Contrahenten beliebten. Zuweilen wurden auch die Buchstaben des Alphabets, oder vielmehr eine Anzal gröfferer oder kleinerer derselben nach einander nach Art des Cirographi gesehet. Ordentlicher Weise aber hatte das Wort Ciros graphum den Vorzug für die anderweitigen Ueberschriften. Ja es wurde auch entweder ganz oder doch zum Theil so oft wiederholet, als nach der Anzal der Contraheuten viele Exemplare gleichen Inhalts von einer Acte ausgefertiget werden musten. In Frankreich bedienkte man sich fast eben derselben Cirographen. Die Anru fung der heiligen Dreieinigkeit: In nomine Patris et Filii et Spiritus fancti amen wurde oft unter diejenige getheilet, welche gleiches Antheil an der Urkunde hatten.

S. 419.

Die Cirographa find noch bis gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts is den Indenturen üblich gewesen. Indessen waren die Cirographa, so aus Buchstaben des Alphabers bestanden, in diesem Jahrhundert in den ausgezackten Charten in Enge land am häufigsten. Bald darauf aber theilete man sie durch die Worte, Charta cyrographata, charta indentata. Endlich wurde das Wort Indentura beliebt, als welches sehr oft zu der getheilten Ueberschrift der Urkunden dienen muste. Ja man brauchte auch wohl die Morte haec indentura, oder auch nur einen Theil des lehtern Worts. Weil damals die Indenturen in der normännischen ja auch engländischen Sprache üblich wurden: so bestanden ihre Cirographen oft aus den Wor

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ten Endenture oder Indenture, für welchen Ausdruck zuweilen das Pronomen des monstrativum ceft oder this vorhergieng. Indessen ist es merkwürdig, das man auf einer völlig lateinischen Charte die Worte ceft endent. anstat des Cirographi antrist. Vielleicht hat die Urkunde anfänglich Französisch ausgefertiget werden sollen. Vielleicht ist es aber auch ein Versehen des Schreibers. Dagegen aber ge schahe es nicht selten, daß man in den in normånnischer oder engländischer Spra che geschriebenen Urkunden nur den Anfang des Worts Endenture oder Indenture theilete. Nachdem die Indenturen einmal erfunden waren, scheinet es, daß man diez selben mit vielem Fleis noch durch gewisse Buchstaben durchschnitten, die sich verz kehrt und in ungleiche Theile getheilt darstelleten. Indessen fieng man in England ohngefär vor zweihundert Jahr an, die Cirographa besonders in französischen Ürkun: den zu versäumen. Es war aber die Theilung der Worte oder Buchstaben in einer jeden Sprache auch wirklich unnötig. Denn warum war es notwendig, sie durch das Wort Cyrographum oder einen andern dergleichen Ausdruck zu theilen? Wenn fie gegeneinander gehalten wurden, so konte man ohnedem schon mit Gewisheit entscheiden, daß sie von einem Stücke Pergament geschnitten worden. Indessen pflegte man noch ziemlich lange die grossen Buchstaben zu gebrauchen, durch welche die Charten gewönlicher Weise getheilet wurden. Hickes füret eine Indenture an, in wel cher das Wort Cyrographum der Hälfte nach durchschnitten ist. Er gestehet aber, daß man in England endlich diese Vorsichtigkeit unterlassen habe, deren Unbrauchbarkeit jederman leicht einsehen konte; und dies beweiset er mit einem Diplom Edus ards 3 vom Jahr 1373. Man fièng also gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts an, sich der Indenturen ohne durchschnittene Buchstaben zu bedienen. Jnz dessen wurde der alte Gebrauch noch lange hernach beibehalten. Ob er nun gleich nach und nach immer mehr in die Vergessenheit geriet; so ist derselbe doch im Jahr 1462 selbst ben Urkunden in engländischer Sprache, wo man zuweilen Inden. findet, noch nicht völlig abgeschaffet gewesen. Heutiges Tages werden in den Jndenturen in England keine Buchstaben durchschnitten (125).

(125) Bey den teutschen Urkunden sind die Judenturen auch zuweilen üblich gewesen; in deffen scheinet es doch, daß sich unsere Vorfa ren derselben nicht so häufig bedienet als die Engländer und andere Völker. Die alte teut: sche Treue und Redlichkeit, die Unwissenheit der Chicane und der Abfchen für alle Arten der Be: trügerei machten dergleichen Erfindungen der Vorsichtigkeit und Behutsamkeit eine gute Zeit: fang unnötig; bis endlich der With unsrer scharfs finnigern Nachbarn auch in diesem Stücke unsre Borfaren kluger machte. Dergleichen Inden furen werden in teutschen Urkunden mit den Na men ausgeschnittene Zeddel, auseinander ge felt Zeddel, Kerbbriefe und Rerbzettel, am häufigsten aber Serten, Certen, Serter und 3ar:

Bbb 3

S. 420.

ter genant. Es scheinet, daß sie sonderlich im funfzehnten und sechzehnten Jahrhundert üblich gewesen, und in allerhand Arten von Verträgen gebraucht worden. Sie waren sowol mit als ohne Cirographum üblich. Der Herr von Pistorius in Amoenitat. Th. 3. S. 615 f. und Hr. Saltaus Gloffar. S. 2152 gedenken nur des rer Zerten mit Cirographis; indessen ist doch anleugbar, daß sie auch ohne dergleichen getheil ten Worte gebraucht worden, und in diesem Fal hat man sie vielleicht mehr ausgeschnittene 3eddel als Serten genant. In Joh. Mars. Scha melii historischen Beschreibung des Klosters Ros; teben in Thüringen ist S. 75 ein Kaufbrief vom Jahr 1432 befindlich, wo es herst: Su LthrEand feind zwey ausgeschnitten Setteln gleichs

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