Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Schrift auf
Pflanzen.

verfertigen Bücher von denselben, die den unsrigen in Absicht der Dauer nichts nach geben. In dem morgenländischen Indien bey Bengala und Pegu schreiben die Einwoner des Forr Wien auf Blätter von Areca, welches eine Art von Palmen ist (e); die reichsten unter ihnen aber bedienen sich der Goldblätter. Die Einwoner der philippinischen Inseln haben die Art zu schreiben der Spanier in allen Stücken angenommen; ausser daß sie in Ermanglung des Papiers sich noch be: ständig der Palmblätter oder der glatten Theile des Rohrs bedienen, worauf sie ihre Züge mit der Spike eines Griffels oder Messers eingraben (f). Wenn sie Briefe schreiben, welche zusammen gelegt werden sollen: so bedienen sie sich allein der Palm blätter. Diese Gebräuche sind noch in den Königreichen Siam, Pegu und Camboie üblich. Man lieset heutiges Tages in den entferntesten indianischen Provinzen Plus tarchi Lebensbeschreibungen des Alexander, Cåsar u. s. f. welche auf Baumblåtter und Baumrinde geschrieben sind (g) (166).

S. 538.

Der V. Calmet håtte nicht behaupten sollen, daß auf den hölzernen Tafelgen, die gemeiniglich mit Wachs überzogen gewesen, die Palmblätter gefolget (b): wenig stens hätte er sich nicht auf die Stelle des Plinius berufen sollen, in palmarum foliis primo fcriptitatum (i); indem ihm dieselbe augenscheinlich widerspricht. In: dessen seßet er, diesem alten Kenner der Natur zu Folge, mit Recht hinzu, daß man nachmals auf der feinesten und zartesten Rinde der Bäume geschrieben: deinde quarundam arborum libris. Der Gebrauch, den man von den Blättern der Pflanzen bey dem Schreiben gemacht, zeiget hinlänglich, woher das Papier und Perga ment den Namen bekommen. Der V. Hugo hat verschiedene Stellen aus dem Virgilius und Ovidius gesammelt und daraus die Gewonheit der Ulten auf Blumen zu schreiben bewiesen (f). Es erhellet aber aus denselben nur so viel, daß sie auf einigen derfelben ein Spiel der Natur entdecket, und gewisse Buchstaben, die mit ihrer Götterlehre im Verhältnis standen, zu entziffern gesucht. Es giebt indessen in

dem

(e) Relat. de la Chine du P. MICH. BOYM. P. 209. (f) Giro del mondo del
GEMELLI tom. 4. p. 127. Relat. des Philippin. par un Religieux p. 4. (g)
Efpion du grand Seigneur, Préfac. vol. n. (h) CALMET Differt. fur la
forme des livres p. 20. (i) PLIN. hift. 1. 13. c. 11. (F) HVGO de

prima fcrib. orig. p. 91.
(166) Die aus dem Virgil angezogenen
Stellen heiffen Aeneid. B. 3. v. 441.
quae rupe fub ima
Fata canit, FOLIIsque notas, et nomina
mandat.

·

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

auch die griechische, lateinische und andrer Sprachen Benennungen der Blätter eines Buchs durch qua, folia u. f. f. herzuleiten. Ju der schätzbaren Bibliothek des für die Kirche und für die Wissenschaften viel zu früh verstors benen Baumgarten ist ein Coder auf Palm blättern befindlich, welcher die Uebersetzung der heiligen Schrift in eine der heutigen morgens ländischen Sprachen enthält, und in dieses gross fen Gelehrten Nachrichten von merkwürdigen Büchern ausfürlich beschrieben worden.

[ocr errors]

dem morgenländischen Indien einige Völker, welche durch die Ordnung, die sie den Blumen in einem Straus geben, eine Art von Buchstaben herausbringen, welche man eben so leicht verstehet, als wenn sie mit nicht so geheimnisvollen Zügen geschrie:

ben wären.

S. 539.

Ueberhaupt scheinet es, daß die Gewonheit, die Buchstaben einzugraben, oder Acten auf He ohne eine flüßige Materie zu schreiben, die älteste unter allen übrigen Arten zu Holz und Bley. schreiben gewesen. Es finden sich noch heutiges Tages Völker, welche diese alte Art beibehalten. Die Bergbewoner der Provinz Quei- cheu in China haben ihre bez sondern Züge (1). Sie verfertigen dieselben nicht mit Dinte, sondern graben sie nur auf Tafeln von einem sehr weichen Holz. Plinius behauptet mit dem Varro, daß vor Erfindung des egyptischen Papiers die Volumina von Blen bey den öffentli chen Acten dasjenige gewesen, wozu die Bücher von Leinewand oder wächserne Ta feln bey Privatacten gedienet (m). Das heist, daß die erstern die Denkmäler des Staats zum Gegenstand gehabt, die andern aber blos bey den Angelegenheiten der Privatpersonen gebraucht worden. Indessen macht uns doch ein Umstand noch einis ge Schwierigkeit. Wie man Leinewand auf Rollen wickeln können, låsset sich ohne Mühe begreifen; indessen sehen wir nicht ein, wie man die bleiernen Bleche bestån dig auf und zurollen können, ohne sie wenigstens in der Länge der Zeit zu zerbrechen. Es findet sich auch weder in den Archiven noch auch in den Bibliotheken keine eini ge beschriebene Rolle von diesem Metal; ja es behauptet kein einiger Schriftsteller ausdrücklich, daß er dergleichen jemals wirklich gesehen. Im Gegentheil felet es nicht an Verfassern, die uns die Rollen von Leinewand hinlänglich beschreiben; zu: geschweigen, daß die Sache an sich selbst schon keine Schwierigkeiten leidet. Die öffentlichen Acten würden daher auf den bleiernen Voluminibus desto schlechter ver: waret gewesen seyn, je sicherer die Privatcharten auf denen von Leinewand aufbehal ten wurden. Es hat daher der Ausdruck Volumen in diesen Fällen nur in einer sehr uneigentlichen Bedeutung von einigen alten Schriftstellern gebraucht werden können.

S. 540.

Was die Bücher von Leinewand betrift, so waren dieselben in dem Altertum Bücher auf sehr üblich. Titus Livius gedenket derselben sehr oft (n). Er füret den Licinius Leinwand. Macer und Tubero an, welche die Bücher der Magistratspersonen und die alten Jahrbücher Roms nachgeschlagen, welche insgesamt auf Leinwand geschrieben gewe fen. Dopiscus gedenket einiger auf Leinwand geschriebener Werke, welche in einer der berúmtesten Bibliotheken seines Jahrhunderts aufbehalten gewesen (o). Die Leinwand dienete damals den Schreibern dazu, wozu sich die Maler derselben bediene: ten. Die von Flachs wurde hauptsächlich in diesen Fällen gebraucht (p). Die

[blocks in formation]

Parther schrieben mit Nadeln Buchstaben auf ihre Kleider; anskat daß sie sich des Papyrus hätten bedienen sollen, welches zu Babylon in grosser Menge gefunden wurde (9). Wenn man zu Verfertigung einiger Buchstaben so viele Zeit nötig hat: so darf man sich eben keinen geschwinden Wachstum in den Wissenschaften verspre: chen. Die Bücher von Leinwand wurden lintei (r) und carbafini (s) genant. Zu Athen schrieb man auf dem Mantel der Minerva die Namen derer, welche tapfer für das Vaterland gefochten hatten, und dabey getödtet waren (t). Die Ins dianer schreiben, dem Philostratus in dem Leben des Apollonius von Thyane zu Folge, auf Zeuge, welche sie Syndones ́nanten. Symmachus gedenket der Schriften auf Leinwand gleichfals (u) und füret dabey die alte Gewonheit an, wel che noch zu seiner Zeit üblich gewesen, daß man solche Schriften, die man auf eine köstliche und schäßbare Art aufbehalten wollen, und für welche man eine ganz beson dere Achtung hegte, auf Volumina von Seide geschrieben. Wenn noch einige Schwierigkeit dabey statfände, so würden dieselben durch die Schriften, die noch zu unsern Zeiten zuweilen auf Atlas gedruckt werden, völlig gehoben werden kön nen (167).

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Zweiter Abschnit,

Tafeln, die mit Wachs und andrer Materie überzogen worden.

[blocks in formation]

er Gebrauch der hölzernen Tafeln in den öffentlichen Acten ist aus den Gesetzen Acta publica und Schriftstellern so erwetslich; daß wir uns eine sehr unnötige Mühe geben auf wächser würden, wenn wir eine Sache beweisen wolten, deren Warheit ausser allem nen Tafeln. Streit gesehet ist. Da die meisten dieser Tafeln mit Wachs überzogen waren: so durfte man die nötigen Züge nur mit einem Griffel eingraben. Die königliche Bibliothek zu Paris, die Abtey St. Germain des Pres, die Abtey St. Victor und in dem Kloster der Carmeliterbarfüsser sind dergleichen beschriebene Täfelgen befindlich. Es finden sich auch in dem königlichen Schatz von Urkunden hölzerne mit Wachs überzogene Tafelgen, welche um den Anfang des vierzehnten Jahrhunderts geschrie: ben worden. Oben sind sie rund: überdem aber sind sie in Gestalt eines Registers abgefaffet; wie sie denn auch wirklich nichts anders enthalten. Sie liefern ein Verz zeichnis der Schulden des Staats, den Gehalt der Hofbedienten, die Ausgaben des Hofes, die Almosen des Königs u. f. f. Der Seiten dieser Art von Täfelgen find oft über zwanzig. Die Stücke Pergament, welche an dem Rücken der Blätter zu: sammengeleimet sind, machen dieselben zu Bücher, welche prächtig genug gebunden find. Bei denjenigen, welche sich in dem Schatz von Urkunden befinden, ist nur das Recto der Blätter beschrieben, deren obere Hälfte leer geblieben ist. Die zu St. Germain haben die Gestalt eines länglichten Vierecks. Sie sind mehrentheils auf beiden Seiten beschrieben, die erste und lehte Seite ausgenommen, welche ihnen an: stat des Bandes dienet (168).

(168) Die Tabulae ceratae wurden bey den Römern nicht nur schlechtweg Cera genant, son: dern es wurde auch dieser letztere Ausdruck un: terweilen für ein Testament genommen. Beim Suetonius Caef. c. 38 heist in ima cera so viel als auf der letzten Seite des Testaments, und in Neron. c. 17 bedeuten primae duae cerae die

Ppp 2

S. 542.

beiden ersten Seiten des Testaments. Haeres
ex prima cera, ex fecunda cera komt in dem
Gesetzbuche des Justiniani vor. Das man auch
die elfenbeinernen Tafeln zuweilen mit Wachs
überzogen, erhellet aus den im Chronico Gottwic.
27. 1 S. 11 angefürten Stellen.

Fortsetzung.

S. 542.

Die Tafeln der Carmeliter haben eben dieselben Merkmale; indessen sind sie doch, so wie die zu St. Victor den ordentlichen Büchern ånlich. Diese lehtern ent halten die Ausgaben Philips des schönen auf einem Theil seiner Reisen vom Jahr 1301 (A). Diejenigen, welche in der königlichen Bibliothek aufbehalten werden, be treffen

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

(2) Anton Cocchi, ein gelehrter italianischer
Arzt, hat im Jahr 1746 zu Slorenz einen kritis
schen Brief über dergleichen änliche Tafelgen
herausgegeben, welche gleichfals in das Jahr
1301 gehören. Sie betreffen die Ausgaben
Philips des schönen und seiner Gemalin, der Kd:
nigin von Zavarra, auf ihrer flanderschen Reis
fe. Sie gehen von dem 28ten April bis auf den
28ten October. Innerhalb dieser Zeit reisete
der König und sein Hof auch noch in die Picars"
die, Formandie, Orleanois, la Touraine, le
Maine, en Perche und Isle de France. Die
Tafeln zu St. Victor setzen, die italianischen
fort, und haben allenthalben eben dieselbe Ord:
nung und Artikel; werden auch nirgend unter-
brochen. Die erstern fangen den 29ten Octo:
ber 1301 an, und gehen bis auf den letzten
Merz 1302, wo man nur noch 1301 zalete.
Was die zu Florenz befindlichen Täfelgen be:
trist, so bemerket Hr. Cocchi (1) daß sie von
Johan de St. Juft mit sehr kleinen Buchsta:
ben und solchen Zügen und Abkürzungen geschrie:
ben sind, daß man sie ungemein schwer lefen kan.
Wenn er aber behauptet, daß dis diejenige kleine
Schrift fen, welche von den Kennern der Alter:
timer die francogallische genant werde: so
scheint er keine hinlängliche Kentnis von dieser
Schrift zu haben. Durch die francogallische
Schrift verstehen die Gelehrten die merovingi:
schen Züge, welche von der in den Tafeln Phi
lips des schönen befindlichen sehr verschieden sind.
Man mus es übrigens dem Verfasser zu Gute
halten, daß er S. 30 in Lagio für in Logio und
6.32 Cenomonum für Cenomanum gelesen;
wie ihm denn noch mehrere, andere Feler entwi
schet sind, bey deren Anzeige wir uns nicht auf:
halten wollen, und die zum Theil blosse Druckfe
ler seyn können, ohnerachtet sie nicht als solche
angemerket worden.

Herr Cocchi versichert, daß Herr Mabillon
diese Tafeln im Jahr 1686 zu Pistoja gelesen
und geprüft habe. In seinem Museo Ita

[ocr errors]

"lico S. 192 (es mus heissen 190) wird versi chert, daß sie die täglichen Ausgaben des Kö nigs von Frankreich auf seiner Reise von Pas "ris nach Slandern durch Anieres, Pontoise, Orcam, St. Quentin, Bapaume, Lille und "Courtrai, imgleichen aus Flandern nach Tou raine und in andere Provinzen des König: reichs enthalten. Diese Tafelgen, såret der gelehrte Benedictiner fort, fangen nach 1300 an. Daher glauben wir, daß man sie Philip 4 "beilegen müsse, obgleich der Name des Königs in denselben nicht ausgedruckt ist. Uebrigens " enthalten sie weiter nichts merkwürdiges, als "die Namen der Kriegsbedienten oder Edellen "te, die in dem Gefolge des Königs gewesen. Dis ist die genaueste und richtigste Nachricht, die in so wenig Worten von diesen Tafeln gegeben werden kan. Indessen hält Hr. Cocchi dieselbe für nicht gründlich genug; ja er scheint dem Mabillon Schuld zu geben, daß er ihr eigentlis ches Alter nicht gewuft habe; als wenn er nicht ausdrücklich behauptet hätte, daß sie sich nach 1300 anfangen, welches Jahr sich damals erst um Ostern geendiget, und als wenn unser Schrifts steller sie nicht selbst in das Jahr 1301 gesetet, welches Datum durch die Wochentage, auf welche unterschiedene Feste und heil. Abende dieses Jahrs fallen, gar leicht herausgebracht werden kan. Was aber dem Hrn. Cocchi am meisten misfallen hat, ist ohne Zweifel dieses, daß Mabillon diese Tafeln, die der gelehrte Italiåner feiner Aufmerksamkeit würdig geachtet, nicht genug er hoben hat. Dis fol uns indeffen nicht obhat; ten, dem Muth und glücklichen Fortgang des ge schickten Arztes Gerechtigkeit widerfaren zu las ~sen. Seine Arbeit würde aber noch weit schätzbarer feyn, wenn er, anstat daß er diese Tas feln nur auszugsweise bekant gemacht, sie völlig and ohne etwas wegzulassen, geliefert hätte. Da fie der einige Gegenstand feines Briefes, oder seiner Abhandlung sind, so begreifen wir nicht, was ihn genötiget, uns den Text dieser Schrift

(1) COCCHI Lettera crit. fopra un Manufer. in cera p. 23.3.

ten

« VorigeDoorgaan »