Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Siebenter Abschnit,

Papier von Baumwolle, Seide und andrer Materie in den
Morgenländern, China und Indien.

Inhalt.

1. Beschreibung der Handschrift des heil. Marcus zu Venedig §. 602.

II. Namen und Gebrauch des Papiers von Baumwolle §. 603. 604.

[ocr errors]

III. Chinesisches Papier von Seide §.
605.606.

IV. Papier der Morgenländer und der
Indianer §. 607.

S. 602.

err Maffei räumet nicht nur dem Verfasser der griechischen Paläographie (a) Handschrift ein, daß das Papier von Baumwolle bey den Morgenländern von dem neun des heil. ten Jahrhundert an üblich gewesen: sondern es scheinet auch, als wenn er die Marcus zu Venedig. Erfindung desselben noch höher hinauf sehen wolte. (b); ob er gleich die eigentliche Zeit des Ursprungs zu bestimmen sich nicht getrauet. Nachdem unser geschickte Ken: ner des Altertums die berümte Handschrift des heil. Marcus zu Venedig, welche man eine lange Zeit für das Original des heil. Evangelisten gehalten, zu mehrern Ma len gesehen und in Händen gehabt hat: so hält er solche für Kattunpapier, ohne doch ihrem ehrwürdigen Altertum dadurch im geringsten zu nahe zu treten (c). Wenn seine algemeinen Ausdrücke durch das Alter, welches Montfaucon derselben in mehrern Werken beilegt (d), bestimmet werden könte; so kan das Kattunpapier oder Papier von Baumwolle nicht nach dem vierten Jahrhundert erfunden seyn. Denn die Züge der Buchstaben in dieser Handschrift beweisen, diesem Benedictiner zu Folge, welcher eine so grosse Kentnis von Handschriften hatte, das vorzügliche Altertum dersel ben vor allen andern; und man kan, seht er hinzu, ohne Bedenken versichern, daß sie auf das spåreste aus dem vierten Jahrhundert ist. Indessen komt er nicht mit dem Hrn. Maffei überein, indem er sie für sehr feines egyptisches Papier hålt. Weil aber die Blätter derselben von der Nässe dergestalt aneinander geleimt worden, daß man nichts mehr im Zusammenhang lesen kan: so ist dis dem Marquis zu Folge ein Merkmal, welches mit dem egyptischem Papier nicht bestehen kan. Man würde diese beiden Gelehrten vielleicht dadurch vergleichen können, wenn man annåme, daß sie aus Baumrindenpapier bestehe. Man würde alsdann nicht mehr nötig haben, dem Kattunpapier ein Alter beizulegen, welches mit den Schriftstellern aller Zeiten nicht bestehen kan, und welches Hr. Maffei demselben selbst nicht ausdrücklich zuschreiben wil.

S. 603.

Von dem neunten Jahrhundert an, wo dieser Gelehrte den Namen des Pa: Verschiedene pirs sehr häufig antrift, mus man, ihm zu Folge, in Absicht der Zweideutigkeit des Namen des

Ynn 3

Aus: felben.

(a) MONTFAVC. Palaeogr. 1. r. c. 2. (b) MAFFEI Iftor. diplom. p. 77. (c)
(0) MONTFAVc. Diar, c.4. et 8. Palaeogr. 1. 1. c. 2. Su-
plém, de l'Antiq, expliq. t. 3.1. 9. C. 3.

Ibid. p. 78.79:

Deffen Ges brauch bey

Ausdrucks sehr wohl auf seiner Hut seyn; weil wenigstens dem Kattunpapier und egpprischem Papier der Name des Papiers ohne Unterschied beigelegt wird. Indessen würde diese Behutsamkeit gegründeter seyn, wenn sie in weit neuern Zeiten, als bey dem dreizehnten Jahrhundert, angebracht würde, und nur das Papier von Haderlum: pen und Kattun zum Gegenstande hätte. Denn vor und noch nach dieser Zeit wurde das lektere in den Morgenländern mit eigentümlichen Namen belegt, wo nicht die geringste Zweideutigkeit statfand (e). Es wurde Charta bombicina oder bomba cina, imgleichen cuttunea und Damascena genant (f). Montfaucon behauptet, daß es im neunten Jahrhundert erfunden worden; ohnerachtet die älteste Handschrift auf diesem Papier, die er in der königlichen Bibliothek gefunden und in welcher das Datum ausdrücklich bestimt ist, erst in die Mitte des eilften gehöret (g). Indessen sind ihm doch andere bekant gewesen, die nicht nach dem zehnten Jahrhundert verfer tiget seyn können (h). Wir glauben deren auch einige aus eben dieser Zeit gesehen zu haben. Rocchus Pyrrhus (i) und Montfaucon gedenken einiger Charten auf Kattunpapier aus dem Anfang des zwölften Jahrhunderts.

S. 604.

Von dem neunten und vornemlich von dem Anfang des zwölften Jahrhunderts an, wurde dieses Papier bey den Griechen sehr häufig; niemals aber ist es bey den den Griechen. Lateinern so üblich geworden. In Italien, sonderlich in denjenigen Gegenden, wo man noch griechisch sprach, und wo man noch einen grossen Verkehr mit den Gries chen hatte, als in Sicilien, im Königreich Neapel, und in dem venetianischen Gebiet ist es indessen niemals so gar selten gewesen. Man findet daher auch noch jekt in den Königreichen Neapel und Sicilien manche Urkunden auf Kattunpapier; sonderlich aber noch viele Diplomen der normannischen Fürsten. Indessen ist zur Zeit noch keines bekant, welches vor dem eilsten Jahrhundert ausgefertiget worden. Ueberhaupt ist der Gebrauch des Kattunpapiers selbst bey den Griechen nicht ehe algemein geworden, als nach dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts. Vor dies ser Zeit war das Pergament sowol in den Handschriften, als auch in den Urkunden am meisten beliebt. David Casley, welcher im Jahr 1734 ein Verzeichnis der Handschriften des Königs von England herausgegeben hat, scheinet in Absicht des Ursprungs des Kattunpapiers nicht volkommen unterrichtet zu seyn; indem er in der Vorrede behauptet (F), daß es im eilften Jahrhundert erfunden worden, und daß man damals den Gebrauch des Baumrindenpapiers abgeschaft habe.

S. 605.

Chinesisches Man pflegt die verschiedenen Arten des chinesischen Papiers, besonders das Papier von seineste derselben sehr oft mit dem Papier aus Seide zu verwechseln. Die VV. Seide.

Costa

(e) CANGII Gloffar. med. et infin. Graec. MONTFAVC. Palaeogr. p. 17. feq. (f) Mémoir. de l'Acad. des Infer. t. 9 in 12 p. 323.326. MONTFAVC. Pa laeogr. p. 19. (g) Mémoir. de l'Acad. ibid. (b) Ibid. p. 324. (i) ROCCHVS PYRRHVS Sicilia facra l. 4. p. 91, 92. (F) CASLEY Catal.

Biblioth. Reg. Praef. p. XIV.

Costadau, ein Dominicaner(U) und du Halde, ein Jesuit (B), versichern uns einstimmig, daß das chinesische Papier nicht aus Seide verfertiget werde. Beide behaupten, daß man es aus Rinde von Bambou zubereite (C). Aber gleich dar auf beschreiber der lektere mehrere Arten des chinesischen Papiers, welche gleichwol von Seide sind (D), und dennoch leugnet er gleich hernach, daß das Papier von Bambou aus der Rinde desselben verfertiget werde (E). Wenn die Chineser gleich Papier aus Seide machen: so ist doch gewis, daß sie dergleichen auch aus noch mans chen andern Sachen zubereiten. Gemelli berichtet uns in seinem Umkreis der Welt,

[ocr errors]
[ocr errors]

(A) "In China (1) wird das Papier nicht "aus Seide oder Kattun verfertiget, wie man sich in Frankreich cingebildet hat: sondern aus der Ninde eines gewissen Baums, Na mens Bambou. Man nimt dazu die unters fte Haut, indem sie viel weicher, weisser und "geschickter hierzu ist, als die obere oder die erstere. Man zerstösset sie mit reinem Wass fer und verfäret hierauf volkommen so, wie wir, Bogen aus dieser Masse zu machen; ausser daß man anftat des Leims Alaun nimt. Dis Papier aber mus von Zeit zu Zeit geschlagen und an die Sonne gesetzt werden; indem es, weil es aus Rinde ver: fertiget worden, den Würmern unterworfen ist.' Von der Art, wie dieses Papier ver: fertiget wird, und wie man verhindert, daß es nicht fliesse, sind in den Memoires der Acade: mie der Aufschriften und in des du Halde Be: schreibung von China sehr ausfürliche Beschrei bungen anzutreffen.

[ocr errors]

งา

[ocr errors]

(B) Von dem Chinesischen Papier druckt er fich folgender Gestalt aus: "Es ist (2) so sein, daß viele in Frankreich geglaubt haben, es würde von Seide gemacht. Sie haben aber "nicht bedacht, daß sich die Seide durch das Stampfen nicht so zurichten lasse, daß man ci "nen gleichförmigen Teig aus derselben verfers tigen könte." Aus dem Mark des am Vil wachsenden Cypergras verfertiget man auch ei ne Art eines sehr feinen Papiers (3). Diejeni gen, welche glauben, daß das egyptische Papier aus dem Mark der Papyrstaude verfertiget wors den, haben allem Ansehen nach diese Pflanze mit dem Cypergras verwechselt (4).

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

""

(C) "Das chinesische Papier wird aus der Rinde von Bambou verfertiget (5).

(D) Der V. du halde berichtet, " daß ein Mandarin die Rinde von verschiedenen Bäu men nebst alten Stücken schon gebrauchter feidener und hänsener Zeuge kochen lassen, wodurch er denn dieser Materie eine gewisse flüssige Festigkeit ertheilet, und sie in eine Art von Brey verwandelt, woraus er manchers "ley Gattungen Papier verfertiget. Ebendas. S. 240. Wenn er nun aus diesen ver: schiedenen Materien verschiedene Arten von Papier verfertiget hat: so mus er auch eine Art desselben von Seide verfertiget haben. Ja er machte dergleichen auch von Flockseide, welches man Papier von Flachs zu nennen pflegte. Auf serdem gedenket er noch einer dritten Art: "In der Provinz Tche: Biang, sagt der V. du Halde einem chinesischen Schriftsteller zu Folge, verfertiget man Pergament aus den Cocons der Seidenwürmer Es ist "fein, eben und bequem zu Aufschriften und Rollen." `æbendas. bendas. Endlich berishtet er uns, "daß das Papier zu Corea aus solchen "Cocons gemacht werde und daß die' Corece "seit dem siebenten Jahrhundert ihre Steuer

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small]

(1) Traité hift. et crit, des princip. fignes t. 2. p. 176. (2) DU HALDE Defcript. de la Chine t. 2. p. 239.

(4) Diction. hiftor. Edit. 1707.
tom. 2. P. 339.

(3) GREW. Mufaeum Regal. Soc. 1681. (5) DU HALDE Defcript. de la Chine

[merged small][ocr errors]

Welt, daß sie sowol von Seide, als auch von gestampften und in einen Teig vers wandelten Bambou, imgleichen aus dem Mark eines gewissen starken Rohrs und noch andrer Bäume Papier verfertigen, welches aber von schlechter Dauer ist (F). In der geographischen Beschreibung von China oder dem Arlas Sinicus wird bey der Stadt Ling que, der zwölften Stadt in der Provinz Riang-nau angemerket, daß daselbst eine berümte Werkstätte folcher Papiere aus Rohr befindlich sey. Man låsset diese in Häute zergliederte Pflanzen erst in Wasser einweichen, ehe man sie bears beitet. Das Papier von Rohr, dessen diese Verfasser gedenken, ist indessen kein an: dres als das von Bambau (G). Ausser dem Papier von Seide und Bambou wird in verschiedenen andern Provinzen des Reichs China auch aus manchen andern Materien Papier verfertiget. Man bedienet sich dazu des Strohes vom Getreide und Reis, der Maulberbäume, Ulmbäume nebst noch manchen andern Bäumen, die in diesem Lande nur allein angetroffen werden. Es wird aber das Papier nur aus der innern Haut dieser Bäume zubereitet (1). Die holzigen Theile der Staude, worauf die Baumwolle wächst und des Bambou geben gleichfals vermittelst gewisfer Zubereitungen den Stof zum Papier ab. Das von Bambou ist indessen nicht das beste, noch auch das häufigste (m). Das von der Baumwolle ist das weisseste, schönste und gebräuchlichste (n). Da aber du halde diesem lehtern Papier den Vorzug ertheilet, so bemerket er nicht, ob dasselbe sowol von dem vorher beschriebes nen als auch von dem, so aus alten Stücken und lumpen von Kattun verfertiget wors den, noch verschieden sey..

99

دو

[ocr errors]
[ocr errors]

S. 606.

[ocr errors]
[ocr errors]

Was das Ultertum des chinesischen Papiers betrift, so "erstreckt sich dasselbe, dem Herrn Juvenel de Carlencas zu Folge (0), so hoch, daß sich auch der Ursprung desselben nicht genau bestimmen lässet, Es mus mit der Kunst zu schrei ben zugleich entstanden seyn, und den Ursprung dieser leßtern können wir nirgends anders als in dem Ursprung des chinesischen Reichs selbst suchen Herr Fre rer giebt indessen das chinesische Papier nicht für so alt aus. Er sagt: "Um das Jahr 230 vor dem Anfang der christlichen Zeitrechnung war das Papier noch nicht erfunden (p)". Er sehet hinzu, daß man es unter der Regierung des Vene-ti erfunden, als welcher den Thron im Jahr 177 vor der Geburt unsers Erlösers bestiegen. Der V. du Halde versichert nur überhaupt, daß die Chineser den Gebrauch des Papiers schon lange erfunden haben (q). Er füret einen Ver: faffer

[ocr errors]
[ocr errors]

(1) DU HALDE Defcript. de la Chine t. 2. p. 241. (m) Ibid. (n) Ibid. P. 240. (0) CARLENCAS Effais fur l'hift. des belles lettres Part. 2. p. 332. (p) Mém. de Litterat. de l'Acad. des Infcript. edit. du Louvre t. 6. p. 627. feq. (9) DU HALDE Defcript. de la Chine t. 2. p. 239. 240.

(*) Se ne fanno altri di seta, altri di bombagia macerata, e ridotta in pafta; del midol lo di certe loro grandi canne e d'altri alberi ancora; ma fono cofa poco durabile Th. 3. S.308.

(G) Der Bambou ist ein Baum, der eis

nem langen Rohr darin ziemlich gleich komt, weil er inwendig hohl ist, und in gewissen Ent: fernungen Knoten hat. Allein darin ist er von dem Rohr verschieden, daß er weit ebner, hár: ter und stärker ist. DU HALDE Description de la Chine Th. 2. S. 239.

[ocr errors]

fasser dieses Volks an, welcher versichert, daß man nicht eigentlich wisse, in welches Jahrhundert der Ursprung desselben zu sehen sey. Nachmals behauptet er aber für gewis, daß man bereits vor Christi Geburt auf Stücken von Seide oder Leinewand geschrieben habe, und daß endlich im Jahr 95 nach Christi Geburt ein Grosman darin des kaiserlichen Pallasts, Namens Thai-lun unter der Regierung des Ho- ti eine bessere Art von Papier erfunden habe (H). Das Papier von Seide ist eines der feinesten unter allen. Indessen kan man es, feiner ungemeinen Feinigkeit ohn erachtet, dennoch sehr gros und lang machen. Der B. Hugo sagt (r), daß er des fen ein Stück vier Elen lang gesehen, welches von dem chinesischen Papier nicht verschieden gewesen. Ein chinesischer Schriftsteller aber, den du Halde hierbey anfüret (s), nennet bey Gelegenheit der verschiedenen Arten des Papiers = eine Gattung, deren Bogen dreißig, ja wohl fünfzig Fus lang sind. In der Beschreibung von China wird die Art angegeben, wie man so ungeheuer grosse Bogen Papier zu verfertigen pflegt (t). Die Chineser haben eine Kunst, ihr Pa pier wieder zu erneuern (u). Wenn es gleich gebraucht, beschmußt oder zerrissen ist, ja wenn es auch an Råmen oder Mauerwerk angeleimt seyn solte: so können sie es doch wieder neu und brauchbar machen. Zu Pecking befindet sich eine grosse Men: ge von Arbeitern, welche sich mit dieser Ausbesserung des Papiers beschäftigen, und einen grossen Abgang haben.

-S. · 607.

dianer.

In den morgenländischen Gegenden, welche nåher nach Europa zu liegen, ver: Papier der fertiget man ein Papier, welches dem chinesischen gleich komt, aber nicht so fein ist. MorgenlánWir haben einige syrische Stücke auf solchem Papier in Hånden, wovon eines über: der und Ins haupt betrachtet vier Fus lang und einen Fus breit ist. Es bestehet aber aus vielen aneinander geleimten Stücken, deren jedes nur einen Fus lang ist. Es ist weder geschrieben noch auch auf unsre Art gedruckt, sondern nach Art der Chineser von gewissen Platten abgezogen. Vermutlich hat es eben die Beschaffenheit mit einer Rolle voller unbekanten Züge, welche nur auf der einen Seite beschrieben ist und in der Bibliothek des Grosherzogs von Toscana aufbehalten wird (x). Sie ist gleich: fals nicht geschrieben, sondern auf Platten abgedruckt. Dieses Stück hat man un: richtig für egyptisches Papier gehalten (y). Die Chineser drucken nur, wie bez kant ist, auf hölzernen oder steinernen Tafeln, die bey ihnen die Stelle der Kupfer: platten vertreten. Ihr Papier ist zu fein und zu durchsichtig, als daß es auf beiden Seiten mit Schrift versehen werden könte. In dem Spion des Grostürken wird versichert, daß der Verfasser zu Constantinopel mehr als hundert Volumina auf

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]
« VorigeDoorgaan »