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folgenden von geschriebenen Büchern handeln solten, so war es eine unvermeid liche Nothwendigkeit vor uns, daß wir entweder einen eigenen Theil für sie aus fehen, oder ihnen unter der Gestalt eines Nebenwerkes eben diese Stelle anweis sen musten, welches aber unserer Einrichtung gewissermassen eine Unförmlichkeit gegeben hätte.

Die diplomatische Geschichte der päpstlichen Bullen, der Fertigungen und Urkunden geistlicher Personen, imgleichen der Fürsten, vornehmen Herren und ges meiner Leute, von Christi Geburt an, bis beinahe auf unsere Zeiten, wird den Ins halt des 5, 6 und 7ten Theiles ausmachen. Im 8ten werden die Mittel erfcheinen, die man zum Verhüten, Entdecken und Abschaffen des betrügerischen Urkundenschmiedens ergriffen hat; imgleichen einige Abhandlungen, darin man die vorausgeschickten Grundsäge von der achten oder falschen Beschaffenheit der Urkunden anwenden wird. Beschliessen wir unser Werk mit algemeinen und befondern Regeln, so bestimmen wir einen 9ten Theil für dieselbigen. Wo nicht; so finden sie ihre Stelle zu Ende des 3, des sten und der beiden folgenden Theile. Dieses also, wäre der völlige Abris unsers Unternemens in wenig Worten. Allein wieviele Untersuchungen gehören nicht dazu! Was für Hindernisse sind nicht zu überwinden! Was für Schwierigkeiten zu übersteigen!

XIII. Wiewohl wir die Kupferstiche anfänglich für nichts fürchterliches an- Schwierig sahen, so haben sie uns doch mehr Mühe als das übrige ganze Werk über den keiten und Hals gezogen. Zwar hätten wir unsere Schuldigkeit mit geringerer Beschwer- Hülfsmittel nis erfüllen können. Allein wir sehen dieselbige keinesweges in ein blosses knech- die man bey tisches und buchstäbliches Erfüllen unsers Versprechens; wir wenden alles an, rung anges der Ausfů: damit wir mehr leisten mögen, als man von uns erwartet, und wir glauben nicht, troffen hat. daß uns sonst etwas von unserer Verbindlichkeit gegen die gelehrte Welt befreien könne, als die lautere Unmöglichkeit, es besser zu inachen. Kaum läffet es sich begreifen, wie sauer uns eine solche Entschlieffung fallen mus. Wir müsten in der That unter der Last erliegen, woferne nicht die Vorsehung die vielen und mannigfaltigen Schwierigkeiten, die einander auf dem Fusse nachfolgen, ja gleichfam auseinander hervorzuwachsen scheinen, auf die Seite schafte, oder hübe. Wir verlangen fie durchaus nicht herzuzálen, ja wir würden nicht einmahi das geringste Wort davon erwähnen, wenn es nicht geschähe, um demjenigen, dessen Bestand und Schuß wir unzäligemahl verspüret haben, unsere Pflicht feierlich abzustatten. Diesen widmen wir zuförderst diejenige Dankbarkeit, die wir den Werkzeugen seiner Vorsehung allerdinges schuldig sind.

Alles was der vatikanische Bücherschas, ja ganz Italien, an Urkunden, Handschriften, Namenszügen und Siegeln feltenes und ungemeines hat, bietet sich unserer Sehnsucht mit der angenemsten Art, die zu ersinnen ist, dar. Der Herr Cardinal Paffionei, ein grosser Gelehrter und groffer Staatsmann, hat unser Wünschen auf eine ihm selbst so gemässe Weise erfüllet, daß wir von dem Eifer den er für den glücklichen Erfolg unseres Unternehmens heget, die schönste Hofs nung schöpfen dürfen. Sein, den Wissenschaften, denen er selbst zur ungemeis nen Zierde gereichet, gewidmeter Schuß, lies es nicht dabey bewenden, daß er

D

uns

ung durch ein höchstgütiges Anerbieten aufmunterte, sondern er vergesellschaffete felbiges auch mit einer sehr beträchtlichen Anzahl Kupferstiche von alten samari, tanischen, hebräischen, fyrischen, arabischen, griechischen, lateinischen und mancherley anderen Schriften, welche in Frankreich entweder gar noch nicht vorhanden, oder doch noch nicht bekant sind, und das alles, ohne den geringsten Vorgang von unserer Seite, der unserer Arbeit die wohlthätigen Blicke Sr. Eminenz hätte zuziehen können.

Die königliche Büchersamlung ist der allerunerschöpflichste Schag, auf den wir uns zu verlassen getraueten. Ihre unermeslichen Reichthümer, die sie weit über die allerberufensten Büchersamlungen des Altertums erheben, wären, soviel die Litteratur betrift, ganz alleine für die allerweitläuftigsten Unternemuns gen hinlänglich. Der Herr Abt Sallier, welcher zum Anwuchse und zur Vers vielfältigung ihrer Schäße eben soviet, ja mehr als alle seine Vorfaren beigetras gen hat, theilet selbige mit so vieler Klugheit und rait so grossem Eifer für die Ehe re der Gelehrsamkeit mit, daß es der ganzen Welt bekant gemacht werden mus, es hätten dieselbigen nie in bessere als seine Hände geraten können. Was für feltene Bücher, was für kostbare Denkmale hat er uns nicht anvertrauet? Mit welcher Willigkeit erbot er sich nicht zu allem, was in seinem Vermögen stand, und was zur Volkommenheit eines Werkes, das er als ein ihm selbst zugehöris ges begünstiget, etwas beitragen konte?

Was können wir nicht, nach dem gnädigen Bezeigen und den milden Vers sicherungen, damit der Herr Cardinal von Soubise unfern Orden gewürdiget hat, von der Gütigkeit Sr. Eminenz verhoffen? Dieser Herr, welchem eine der prächtigsten Bücherfamlungen in ganz Frankreich zugefallen ist, ist zugleich auch der Erbe von der Grosmut seines Oheims, dessen Gesinnungen der Gebrauch, Den er von seinem angeschaften kostbaren Büchervorrate machte, als höchst edel und erhaben darstellete.

Wären wir gleich im Stande, dem Angedenken des Herrn Cardinals von Rohan ein Denkmal unferer Dankbarkeit aufzurichten, so würden wir es doch weder unserer persönlichen Verbindlichkeit gegen ihn, noch dem Beistande, das er unserm Bemühen überhaupt angedeihen lies, für beikommend erachten. Er fies es nicht dabey bewenden, daß er uns alle Schäße der Gelehrsamkeit, damit er seine Bücherfamlung überflüssig verforget hatte, aufschlos, sondern er berei cherte dieselbige auch mit vielen aufferhalb des Königreiches aufgesuchten, sowohl alten als neuen Werken, und zwar, woferne anders wir soviel erwånen dürfen, blos deswegen, weil sie zu unserer Absicht nöthig fielen, gleichwohl aber in keinem einzigen Büchersaale zu Paris sich befanden. Zwar stimmet zuweilen die Bewerkstelligung einer Sache aus einer Schuld derjenigen, denen sie aufgetra gen wird, mit der Absicht grosser Herren, auch mit der allerbesten, nicht zum be ften überein. Allein wir müssen dem Herrn Abt Oliva das gerechte Lob beiles gen, er habe als Bibliothecarius, die Absichten Sr. Eminenz volkommen befols get. Da er den Eifer für seines Herren Ruhm bis auf die Empfindlichkeit ei mer Leidenschaft treibet, so ist nichts zu ersinnen, was er um den Werth von der

Gütigs

Gütigkeit deffelbigen zu erhöhen, nicht gethan hatte. Die Beweise die er uns hievon gegeben hat, sind unzålig, und er ist kein Man der darüber eravådet, wenn es auf Rechtmachen ankommet.

Der Herr Marschal von Loailles, deffen Gaben sich auf alles erstrecken, nam sich des glücklichen Fortganges von unserm Werke nicht nur etwa mit blossen Worten an. Da ihn seine unwandelbare Neigung zu allem was dem Staate nüglich seyn kan, auch zu Beförderung der Künste und Wissenschaften antreibet, so hat er uns die Arbeit nicht wenig erleichtert, indem er uns ein Buch das in Frankreich beinahe sonst nicht zu finden, auf so lange Zeit als es uns nothis fallen möchte, überlassen. Es ist selbiges eine fpanische Diplomatik oder oder vielmehr Polygraphie, davon wir einen vielfältigen Gebrauch zu machen, absonderlich in den leßtern Theilen, Gelegenheit haben werden.

Wir wären fehr undankbar, woferne wir nicht unserer Schuldigkeit gegen den Herrn de la Curne de Sainte Palaye eingedenk wåren. Er überlies nicht nur einige Früchte seines Nachsinnens zu unserm beliebigen Gebrauche, sondern er theilete uns auch einige diplomatische Seltenheiten mit, die er in einigen Städ ten Italiens auf seiner Reise gesammelt hatte; er lieferte uns Muster von der Läufigen römischen Schrift des fünften und sechsten Jarhunderts, und verschafte uns alle Vortheile, die uns Italien versprechen konte, indem er die Gewogenheit des Hrn. Cardinal Passionei auf uns lenkete.

Der geleistete Beistand vieler andern berümten Academisten und einer Menge theils weltlicher Gelehrten, theils Ordensverwandten, erheischet eine öf fentliche Danksagung von uns. Wiewol wir ihrer Namen an diesem Orte nicht erwånen, fo fol es doch nach dem Maasse geschehen, als wir ihre uns ges gönte besondere Anmerkungen gehörigen Orts gebrauchen werden. Schon der gegenwärtige Band enthält einige von ihren Namen, und die folgenden werden weit mehrere in sich begreifen.

Die Sorgfalt, damit S. Hochwürden der Pater General, Dom Rene Laneau, die gelehrten Bemühungen des Ordens befördert, hat sich auf eine ganz besondere Weise bis auf uns erstrecket. Unsere Diplomatik gehöret ihm mit so vielfältigem Rechte zu, daß man sagen kan, sie wåre ohne ihm weder entworfen, noch unternommen, noch ausgefüret worden.

Keine Gefälligkeit kan erdacht werden, die uns der Ehrw. P. Bibliochez carius zu St. Germain des Pres nicht erzeiget hätte. Ohne der Menge zu er wånen, so weichet der Bücherschaß dieser Abtey keinem einzigen an Altertümern und zwar an den seltensten und ausgesuchtesten. Ein Aufseher, dem dieselben so genau bekant sind und der sich alle Mühe giebt, das merkwürdigste davon in ein Werk von solcher Beschaffenheit als das unserige ist, zu bringen, hilft nicht nur an deffen Verfertigung mit arbeiten, sondern er verbindet auch die Liebhaber des Altertums, ja die ganze gelehrte Welt, einen Antheil an der Danksagung zu nemen, die wir hiemit, ohnerachtet seines wiederholten Verlangens, nicht das geringste hievon zu erwånen, bey ihm abstatten. D. 2

Ohnere

Ohnerachtet die Kosten der Kupferstiche den Ueberschlag der Herren Desprez und Cavelier weit übersteigen; so lieget ihnen doch die Ehre ihrer Kunst dermaf fen am Herzen, daß sie alles anzuwenden fest entschlossen sind, damit die Kupfer unferer Diplomatik, nebst der Schönheit des Papiers und der Feinigkeit des Stiches, auch an Grösse, Menge und Richtigkeit keinen etwas nachgeben möch ten. Die Schwierigkeit, folche Buchstaben, deren Gestalt sich ohne Unterlas åndert, genau zu stechen, und welche so gros ist, daß die meisten Platten_dem Künstler ganze Monate Arbeit kosten, ohne daß man, um die Kosten zu verringern, feine Zuflucht zu ihrer Verminderung genommen hätte: diese SchwierigFeit, sagen wir, die man sich mit Recht zu Nugen machen könte, woferne man wolte, verdienet wohl auf des Lesers Seiten einige Nachsicht wegen der Verzöge, rung, dazu man wider Willen genötiget wurde.

Nachdem wir es mit verschiedenen Kupferstechern versuchet hatten, find wie endlich bey dem Hrn. Latre' allein verblieben. Er verbindet mit einer ungemei nen.Gedult, alle zum Gelingen erforderliche Geschicklichkeit. Seine letztere Arbeit, welche seine erstere beynahe allemahl übertrift, hat angefangen uns Ehre zu machen, und sie verspricht uns für das künftige in ihrer Art Meisterstücke.

Zum Beschluffe, so wiederholen wir bey allen Gelehrten diejenige Bitte, die wir in unserer vorläufigen Anzeige an sie abgehen liesse, sie möchten uns mit ih ren Einsichten beirätig seyn. Ohne Zweifel kan mancher durch Mittheilen eis ner Nachricht, oder irgend einer Urschrift, welche in unsern Kupfern mit Ruhm erscheinen würde, zur Volkommenheit unserer Unternemung etwas beitragen. Solte es jemanden belieben, lieber seine Kritik an uns zu üben, als uns die Mittek zu gönnen, damit wir dieselbige nicht verdienen möchten, so wird er uns zu beis den bereit finden; wir werden entweder von einem gegründeten Tadel einen nüg lichen Gebrauch machen, oder wir werden einen solchen, der blossen Neid, Trugs schlüsse und falsche Gründe zu seinen Stüßen haben solte, in den folgenden Theis len abweisen. Was aber das Weglassen betrift, so müste einer den Zusammen hang unserer Diplomatik nicht eingesehen haben, wenn er uns deswegen eher als bis das ganze Werk ans Licht gekommen ist, einen Vorwurf machen wolte.

Erstes

Erstes Buch

Worin man die Grundsäße der Diplomatik erläutert, ihre Gewißheit zeiget und die Archive wider die ihnen gemachte algemeinen Vorwürfe verteidiget, imgleichen die Beschaffenheit, Verschiedenheit und Benennung der darin ent

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