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O. Os Lusiadas de Luis de Camões. Edição Rollandiana. Paris 1848.
P. Os Lusiadas, poema epico conforme 1817 por José Maria de Souza
Botelho; corr. por Paul de Souza. Paris 1865.

Q. Obras de Luiz de Camões corr. pelo Visconde de Juromenha. vol. VI.
Lisboa 1869.

R. Os Lusiadas, epopea de Luiz de Camões. Edição popular, conforme a 2a de 1572 com um prospecto chronologico da vida do poeta e um retrato. Porto. Imprensa Portugueza 1869.

S. Os Lusiadas de Luiz de Camões. Nova edição segundo a do Visconde de Juromenha conforme a segunda publicada em vida do poeta com as estancias desprezadas e omittidas na primeira impressão do poema e com lições varias e notas. Leipzig (F. A. Brockhaus) 1873. (Tomo quinto da collecção de autores Portuguezes.)

Zur Textkritik der Lusiaden.

Kaum sind bedeutende Werke irgend eines Schriftstellers, der nach Erfindung der Buchdruckerkunst lebte und die Correktur seiner Arbeit entweder selbst besorgte oder doch vor seinen Augen geschehen sah, (conf. L. prolog. IX.) mit so vielen Varianten und offenbaren Unrichtigkeiten auf uns gekommen, als die des Camões.1) Bekanntlich erschienen die, Lusiaden zum ersten Male in Lissabon 1572 bei Antonio Gonçaluez (A). Sie sind ein Werk langjährigen dichterischen Strebens und kamen gefeilt und überarbeitet zur Veröffentlichung, so dass sich die Kritik darauf, dass diese oder jene Stelle schon unvollständig aus des Dichters Hand hervorging, wie dies z. B. bei Virgils Epos der Fall ist, wohl kaum berufen kann.2)

Noch im selben Jahre3) erschien die zweite Ausgabe (AA), welche einzelne typographische Irrthümer von A tilgte, leichte Veränderungen einiger Worte brachte, aber auch neue Druckfehler1) enthielt. Diese beiden Originalausgaben sind äusserst selten geworden), jedoch enthält jede bessere der neuesten Ausgaben die Varianten von A und AA übersichtlich geordnet.6)

1) Bibliographica critica de Historia e Litteratura, publicada por F. Ad. Coelho. Porto 1873. pag. 257.,(O texto) teve diversas variantes manuscriptas pelo menos a duas elaborações e finalmente teve a impericia dos impressores do seculo XVI. e até certo ponto a irreverencia do Santo Officio, que corromperam o texto do poema.'

2) Dass dies natürlich von der typographischen Ausstattung nicht gilt, siehe L. prol. pag. IX.

3) Die erste Notiz über diese neue Ausgabe entnehmen wir aus der Einleitung des Manoel de Faria y Sousa zu seinen, Lusiadas de Luis de Camoens (quatro tomos folio, año 1639 en Madrid por Juan Sanchez), wo es § XXII heisst: El gasto desta impresion fué de manera que el mismo año se hizo otra.

4) Faria sagt 1. c.: , Yo asseguro que lo he examinado bien en las mismas dos ediciones que yo tengo por diferencia de caracteres, de ortografia, de erratas que hay en la primera y se ven emendadas en la segunda, y de algunas palabras con que mejoró lo dicho'.

5) Morgado Matteus sagt, dass in ganz Portugal nicht mehr als fünf Exemplare existieren. (cf. N. pag. 366 sq.)

6) So z. B. N. p. 367-373. Μ. (400-406) und G. (p. 406-441) ent

halten überdies eine sehr reichhaltige Angabe aller wichtigen Varianten.

Indessen berichtet Morgado Matteus, dass er ein weiteres Exemplar. von 1572 verglichen habe, in dem einzelne Seiten von A und AA abweichen.1)

Diese ersten Originalausgaben sind zwar von sehr hohem Werthe; dennoch können sie an kritischen Stellen, wo es sich etwa nur um ein paar Buchstaben handelt, kaum entscheidend sein. Sie leiden, wie alle folgenden, hauptsächlich an der Inconsequenz der Orthographie, und schon die Uebersicht der Abweichungen beider unter sich und ihrer handgreiflichen Fehler können diesen Ausgaben in allen Fragen eine unbedingte Autorität nicht beilegen lassen.

Nach diesen folgten nun zahlreiche, oft sehr unverlässige und fehlerhafte Ausgaben (cf. G. pag. 421), die wir theils nur durch die Biographen2) des Camões kennen, theils selbst noch besitzen. So jene des Manuel de Lyra (Lisboa 1591.,agora de novo3) impresso.') Nach diesen kommen die Ausgaben der Craasbeeck in Lissabon 1607 (nach Diogo Borbosa), 1609 (nach Thomás de Aquino), 1613 (mit dem Commentare des Manoel Correia), 1631 (corrigiert von João Franco Barreto), 1651 (nach O,de todas a menos incorrecta', auch nach S, prolog. V.,parece mais correcta'), 1669, 1670, 1720. Die Ausgaben des Hauses Craasbeck schliessen sich aufs engste an die Originale von 1572 an; der Druck jedoch ist nicht selten undeutlich und fehlerhaft, vor allem mangelt auch hier jede Consequenz, was Accente, Elisionen u. dgl. betrifft.

1639 erschien die oben angeführte Ausgabe des Manoel de Faria y Sousa in Madrid, die mit vielem Fleisse besorgt ist. Nichtsdestoweniger beschwert sich Matteus bitter über ihn und nennt ihn,o famoso Manoel', während er anderen (L. pr. IX) mit Recht als, escriptor de toda a fé e diligente investigador das cousas do poeta' gilt.4)

1) Er sagt: Confrontando estes dous exemplares achamos ... que eram da mesma edição com a unica differença que.. as folhas 41 е 42, 47 е 48 tinham sido impressas com um caracter mais novo e nellas se viam emendados erros typographicos que existem no outro de forma que nos foi evidente terem sido estas folhas substituidas por correcção.

2) Manuel de Lyra, Manoel Correa, João Franco Barreto, Pedro de Mariz, Manuel Severim de Faria, Faria e Souza, Ferreira, Adamson sind die bedeutendsten.

3) Die erste Ausgabe soll nach der Angabe des P. Thomás de Aquino 1584 erschienen sein; die dritte 1597. Ueber die weiteren ersten Ausgaben siehe Sebastião Francisco Mendo Trigoso, Exame critico das primeiras cinco edições dos Lusiadas' im 8. Bande der, Historia e memorias da Academia real das Sciencias de Lisboa', und, Lettre à l'académie royale des sciences de Lisbonne sur le texte des Lusiades.' (März 1826.)

4) Faria y Souza hat sich im Gegentheil den Dank der Portugiesen verdient; denn als die Jesuiten ihn bestechen wollten, er solle Camões nach Kräften herabsetzen und er sich dessen weigerte, entging er nur durch eine 1640 erlassene Vertheidigungsschrift der Inquisiton. (Costa e Silva, Ensaio biograph. critico. 10 voll. Lisb. 1850-56. III. 132.) Die Jesuiten legten übrigens selbst Hand an die Lusiaden und veranstalteten zwei Ausgaben derselben, wo sie vieles änderten (z. B. I, 23, 3. Os outros idolos; I, 34, 3 a nunca fea, Onde a gente maritima; IV. 40, 7. tambem sam rebellados, finalmente sam aqui desbaratados; VI. 13. 2. Que tiveram os de cima u. s. w.) und z. B. alle Stanzen im II. Gesange, welche die Reise der Venus schildern, unterdrückten und theilweise durch neue ersetzten. (Costa a. a. O. III, 128.)

Faria hatte in Madrid zwei1) verschiedene Manuskripte der Lusiaden aufgefunden. Das erstere umfasste die 6 ersten Gesänge und war eine Copie nach den Schriften des Dichters selbst, das zweite war vollständig und von Manoel Correia Monte Negro gefertigt. Diese beiden Manuskripte bieten im Ganzen 68 neue Strophen mehr, sieben (überall gedruckte) in theilweise oder gänzlich veränderter Gestalt.2) Zu diesen kommt noch die Abschrift des ersten Gesanges (III. Msc.) des Luis Franco Correia von 1557 in der Bibliothek von Lissabon, die mit der Bemerkung, Não continuo porque saiu á luz' abbricht.

Morgado Matteus weist nun nicht ohne Grund nach, dass aus vielerlei Rücksichten diesen Manuskripten nicht jene Autorität beizumessen ist, die Faria ihnen vindiciert, doch kann alles dies nicht hinreichen, die Arbeit Faria's und seiner Nachfolger in dem Grade herabzusetzen, wie dies von ihm geschieht.

Die wichtigste Ausgabe nach der des Manoel de Faria y Sousa ist jene des Padre Thomás de Aquino (Obras de Luis de Camões. 2 edição da que na officina Luisiana se fez em Lisboa nos annos de 1779 e 1780. 5 voll. 12o Lisboa 1782.) 3)

Diese schliesst sich an Manoel de Faria an, ebenso die 1800 von der Universität Coimbra besorgte Ausgabe.4) In diesem Jahrhunderte ist eine reichere Anzahl von Ausgaben der Lusiaden erschienen. Morgado Matteus in seiner mehrfach erwähnten Pariser Ausgabe (1816) hat sich in äusserst conservativer Weises) gegen die Textkritiker des Camões erhoben; indem er allzu einseitig allen Werth auf die Ausgaben von 1572 verlegt, polemisiert er in massloser Weise 6) gegen jeden Versuch der Kritik. Seine Lusiaden sind 1847 wieder in Paris von Dr. Caetano Lopes de Moura mit neuen Anmerkungen versehen, aber sehr fehlerhaft gedruckt, herausgegeben worden.

Von den späteren Ausgaben verdienen weitaus die grösste Beachtung die 1834 in Hamburg von J. V. Barreto Feio und J. G. Monteiro besorgte (I. Bd. die Lusiaden) wegen ihrer kritischen Sichtung, die Rollandianas, jene von Freire de Carvalho (1843) und die Lusiaden von José da Fonseca (Paris 1846), letztere besonders darum, weil Fonseca ganz richtig darauf hinweist, dass eine Kritik

1) Pag. 37 sq. der Vida sagt er:, El primero y de mas estima apareció entre unos libros viejos de un librero de Madrid.'

2) Dass diese 68 Strophen schon von Camões ausgelassen wurden, geht daraus hervor, dass sie weder in den beiden Ausgaben von 1572, noch in späteren alten sich finden, obwohl einzelne derselben (z. B. die im VI. Gesange auf Stz. 7 folgende) Faria's Bewunderung erregten. Andere mögen wohl aus ökonomischen Gründen ausgeblieben sein, wie die 22 Strophen des X. Gesanges, der ohnehin schon 156 zählt, andere endlich (z. B. VI nach 94) sind poetisch weniger werth.

3) Nach zwei Jahren erschien eine anonyme Vertheidigungsschrift dieser Ausgaben:,Discurso critico em que se defende a edição de 1779. Lisboa 1784. 4) Ueber weitere Ausgaben siehe N. p. 366, 367. 5) Er befürchtet, wie er in seiner,advertencia' sagt, que em pouco tempo teriamos uma edição, qual projectava dar-nos Monte Negro, em que pouco ou nada se acharia do nosso poeta.' Desshalb lässt er auch geradezu unhaltbare Stellen wie (z. B. I, 20, 47, 83; IV, 1, 32 u. s. f.) stehen.

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6) Vgl. z. B. seine, advertencia' in N. pag. 14, 15 u. a. m. O.

des Textes des Camões einzig und allein unter Beachtung des Sprachgebrauchs der Quinhentisten der Schriftsteller aus Camões Zeit von wissenschaftlichem Werthe sein kann.

Allerdings hat er hierin das richtige Maass nicht gefunden, indem er durch eine Art von Reconstruktion alle Archaismen, die sich irgendwo aber eben in der ersten Ausgabe nicht finden, ohne Bedenken in die seinige einzwängte und so den sprachlichen Fortschritt des Dichters seinen Vorgängern gegenüber und die Unterschiede von seinen Zeitgenossen fast verwischte. Wir müssen eben nicht blos auf die Vorgänger und Zeitgenossen des Dichters blicken, sondern seine andern Werke (die Sonette, Rimas, Elegias, Eclogas) ins Auge fassen und mit dem Epos in sprachlicher Beziehung vergleichen.1) In neuester Zeit (1869) hat endlich Juromenha die Camõesfragen fast zu ihrem Abschlusse gebracht durch das reiche Material, über das er verfügen konnte, und die wissenschaftliche Kritik, mit der er es zu verwerthen verstund.

So weit nun auch die Texte auseinandergehen, so lässt sich doch die Mehrzahl der Abweichungen beseitigen, wenn man Consequenz zur Basis der Kritik macht und die ersten Gründe sucht, welche die Schuld daran tragen, dass die Schriften des Camões (und so vieler port. Classiker) in einem Zustande auf uns gekommen sind, welcher ihre Lektüre bedeutend erschwert.

Diese aber liegen vorzugsweise:

a) im gänzlichen Mangel jeder gleichartigen, historisch-richtigen Orthographie; ist ja doch selbst oft die Aussprache nicht völlig fixiert;

b) im ängstlichen Beibehalten offenbarer typographischer Irrthümer;

c) im Missverstehen einzelner von Camões absichtlich gewählter Latinismen und Archaismen ;

d) in der Verstümmlung des Druckes durch Ausfall oder Verstellung einzelner Buchstaben und kleiner Wörter, was aber nie zur radikalen Aenderung ganzer Verse berechtigen kann, da hierdurch eben nur wieder Varianten entstehen. Nach diesen vier Gesichtspunkten hin soll nun eine Erklärung der zweifelhaften Stellen des Epos versucht werden.2)

Die port. Orthographie ist, obwohl sie sich auf das, Vocabulario portuguez e latino pelo padre D. Raphael Bluteau' (Lisboa na officina de Pascoal de Silva 1712-21) auf das nach diesem gearbeitete Wörterbuch des Brasilianers Moraes Silva (Lisb. 1789. 4. Αff. 2. Bd. 1831), auf das des José Joaquim de Costa und (für den Buchstaben A) auf das Diccionario da lingua Portugueza der

1) Die übrigen Dichtungen des Camões sind hier durchgängig citiert nach der Ausgabe von Lourenço Craesbeck (sonst Crassbeeck, Craasbeck ec.) Rimas de Luis de Camões. Agora nouamente emendadas nessa ultima impressão. 1623. Zwei Theile.

2) Braga (Bibl. Crit. 257) gibt treffend die Art und Weise an, wie die Textkritik des Camões nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung zu verfahren hat. Ueber Juromenhas Gang s. S. prol.

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