Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

trag, worin er sich gegen die Berliner philologische Wochenschrift 1882 Sp. 1546 wendet.

Julius Obsequens.

Heinrich Haupt, Animadversiones in Julii Obsequentis prodigiorum librum, Programm von Bautzen 1881 (Progr. Nr. 460). S. 20. 4., bringt eine bedeutende Anzahl beachtenswerter Konjekturen; Ref. hat jedoch Bedenken gegen Änderung des Textes, wenn derselbe principiell tadellos, aber ohne Parallelstelle ist. So weist Haupt zwar zu cap. 1 p. 111, 5 pueros patrimos matrimos sorgsam nach, erstens dafs diese Adjektiva sechsmal mit et, viermal mit que verbunden werden und nie asyndetisch stehen, zweitens dafs bei Obsequens ein gleiches Asyndeton nicht vorkommt; aber es ist ebenso sicher, dafs es im alten Latein zulässig war, wie es möglich ist, dafs Obsequens die alte Formel aus seiner Quelle übernahm. Nach der gleichen Methode wird S. 7 cap. 40 p. 124, 3 in insula Cimolia verworfen, weil Cimolia sonst nicht die Insel, sondern die dort gefundene Erde bezeichnet; allein erstens bezeichnen Griechen und Lateiner, besonders in der späteren Zeit, die Inseln sehr gerne durch solche Adjektive, zweitens nennt Ptolemaios gerade diese Insel adjektivisch Kepwis, also dürfte gegen die Lesart des Obsequens, zumal insula dabei steht, nichts einzuwenden sein.

J. P. Binsfeld, Adversaria critica, in der Festschrift zu dem 300jährigen Jubiläum des k. Gymnasiums in Coblenz 1882 S. 15f. schlägt c. 55 clades sanguinea vor.

Fr. Luterbacher, Jahrbücher für Philologie Bd. 125 (1882) S. 79 f. füllt c. 66 p. 134 f. Jahn die erste Lücke mit dira oder dirum oder dira copiis aus; wenn aber, was wahrscheinlicher, keine Lücke vorliege, sei portendit in consedit zu ändern. In der zweiten Lücke ergänzt er conversa (constat, militarem) clamorem; dann liest er mit Scheffer itemque statt indeque.

Optatus von Milev.

Der einzige Beitrag von Rönsch (Ztsch. f. österr. Gymn. 35, 401– 407) gehört in den Jahresbericht über Spätlatein.

Oracula.

Herm. Winnefeld, Sortes Sangallenses, Bonn (M. Cohen) 1887.

Bücheler hatte im Bonner Vorlesungskatalog für den Sommer 1877 S. 13 ff. Proben einer Orakelsammlung aus dem alten Merobaudescodex von Sankt Gallen gegeben; einer seiner Schüler unterzog sich der Mühe,

den schwer lesbaren Codex zu entziffern. Der Inhalt enthält nichts sonderlich interessantes, weil die Antworten in rätselhafter Allgemeinheit gehalten sind, während z. B. Firmicus viel kulturhistorisches Detail liefert; dagegen haben die Orakel wegen ihrer vulgären Sprache Wert. Winnefeld weist die Sammlung nach den wenigen erwähnten Ämtern etwa dem Jahr 200 zu; ebenso erkannte er, dafs sie aus dem Griechischen übersetzt sei, doch durfte er eben deswegen nicht sagen, die Sanktgaller Sammlung sei damals entstanden. Vielmehr gelten seine Gründe nur für das Original. Die Übersetzung gehört in dieselbe Klasse wie die der Mediciner. Bücheler hatte bereits Astrampsychos zum Vergleiche herangezogen; Winnefeld beutete diese Idee S. 9 ff. vielleicht zu stark aus, indem er sogar die Komposition beider Orakelbücher in Zusammenhang bringen will. Die Zwölfzahl der sortes hängt offenbar mit den zwölf Seiten der zwei Würfel, nach denen man die Ziffer der Antwort aufzusuchen hat, zusammen. Übrigens besitze ich ein im Jahre 1887 zu Athen gedrucktes Orakelbuch (ἡ Πυθία ἢ τὸ παίγνιον τῆς τύχης), das trotz eines verschiedenen Princips die Antworten ebenfalls in Dodekaden eingeteilt hat. Wenn 2, 10 paenitebis te ursprünglich ist, fiel ein Infinitiv weg, Salvian. 1, 38 a. E. quod paeniteas te non ante fecisse. Der Text erheischt manchmal eine richtigere Interpunktion z. B. 3, 11 si(c), eris diu ubi constabis »ja, du wirst lang dort sein wo du dich niederlassen willst«, 4, 9 gehört amicum zu quem diligis und ist nach der bekannten Attraktion »urbem quam statuo vestra est« zu beurteilen, 13, 6 ist quare nicht fragend, sondern gleich dem franz. car wie C.I.L. IV 2421, Hieronym. ö. u. S. W. Am Schlufs ist aus Monacensis 14846 s. X/XI eine ähnliche Orakelsammlung unverändert excerpiert; es wäre an manchen Stellen vielleicht nützlich gewesen, wenn die handschriftliche Andeutung eines Absatzes angegeben würde, z. B. 2. vor tempta und 3. bei nunc.

Orestis tragoedia.

Dieses merkwürdige Produkt erlebte 1883 (seit 1859) schon die fünfte Ausgabe in

Poetae Latini minores, recensuit et emendavit Aemilius Baehrens, Bd. V Leipzig (Teubner) 1883 p. 218--261.

Es läfst sich nicht leugnen, dafs die Emendation gewisse Fortschritte gemacht hat. Es ist erkannt, dafs der Ambrosianus 0.74 sup. (B) s. XV ex einen überarbeiteten Text bietet, allein Bährens konnte sich nicht entschliefsen, ihm überall den Glauben zu versagen, indem er sich schmeichelte, Spuren einer von Bernensis 45 s. X. selbständigen Überlieferung gefunden zu haben. Solange wir indes die Vorlage nicht kennen, thun wir jedenfalls besser, uns gegen B ganz reserviert zu verhalten. V. 23 ist thalami vindex (A) gewifs das richtige; Agamemnon rächte den verletzten thalamus seines Bruders. Pafst das Versfragment, das man

als V. 16 aus B einsetzt. V. 18 hat B mit levat nur scheinbar das richtigere: der Vers bringt gegen den vorhergehenden etwas neues: mens labat (so A) »er schwankt«, aber »attollunt animi, bonus impetus urgnet u. S. W. V. 39 ist ohne Grund simul (B) dem älteren suis vorgezogen, 45. ist Pelasgi (A) einfacher als Pelasca (B), 64. hat wieder A das unbedenkliche gemitu crebro singultus. 69 ist sic (A) richtiger als si (B), wenn man den Satz mit einem Fragezeichen versieht. V. 72 f. lesen sich in A ganz glatt; post tergum brachia vincta mufs sich auf ein rituelles Kleidungsstück beziehen, das vom Rücken über beide Arme gezogen war, also etwa wie das niτpaɣýlov, welches das vornehmste Charakteristicum des griechisch-katholischen Geistlichen ist. V. 78 ist der Genitiv Achilli richtig, s. Neue I 331. V. 80 ist aras (A) besser als oras, und man braucht im folgenden nichts an der Lesart von A zu ändern: et mitis pia templa deae. V. 85 »ait praecepta repertae« entspricht dem prosaischen »dicit quae praeit filia reperta«. Warum soll V. 88 praestas besser als tribuis sein? Diese Beispiele werden genügen um zu zeigen, dafs aus A allein ein völlig brauchbarer Text gewonnen werden kann. Freilich bedarf es der Emendation, doch nicht in dem Mafse, wie Bährens und seine Vorgänger glauben: V. 3 funeris affectus die Affekte der Todtenklage << (Mähly f. effatus) und 23 thalamo sectante »unter Beihilfe des Frauenzimmers«< (Rofsberg: thalamo spectante, aber Klytaimestra hilft beim Morde mit), geben keinen berechtigten Anstofs. V. 20 ändert Bährens sanare in ense ire, was ich nicht ganz verstehe; sanare kann bleiben, es hat zum Objekt extinctos titulos (21); Bährens stellt freilich V. 21 26 vor V. 7; V. 9 ist überliefert Iniustos sed iure deos ratione moveri, al. feroci. Bährens macht daraus Da justos sine jure deos ratione referre! Der »Dichter<< bewegt sich V. 7-10 in Oxymoren, und diese bietet hier A, besonders wenn man feroci einsetzt. V. 33 minervales donis addebat Athenas ist klar, dafs entweder addo für augeo, mit dem es oft zusammensteht, gesetzt ist oder der Dichter sagen will: »aufserdem beschenkte er Athen, wo Victor von Vita addo mit Infinitiv setzt. 38 parenti wird nach patena (B) mit Haase in paterna geändert; warum nicht parentis? 44 quo non wird ohne Not umgestellt. 46 indomitus entspricht dem prosaischen invitus (L. Müller hinc domitus), 52 sero A (sera B, sacra C. Müller); Iphigenia bringt das abendliche Weihrauchopfer dar, 59 summum (Peiper sumtum); in der That wird das Feuer oben auf das turibulum gelegt; 63 gaudia plorant ein Oxymoron, das durch Bährens' rorant verdorben wird; V. 68 si vivis et non es (si Diti non es Bährens; warum?) 82 datur ducendo »zum führen«, s. Dräger II 835 (C. Müller ducenda) 82 nullis . . . . cultris » ungeschlachtet « (Bährens pullis!), 83 thuris alumna, weist auf V. 52 zurück (L. Müller Tauris), 86 plectrigeri (plectiferi Peiper) u. s. w. Diese Mängel werden dadurch ausgeglichen, dafs unter dem Texte ein kritischer Apparat beigegeben ist; diesen darf aber der Benützer nie übersehen.

Konrad Rofsberg, Zu Orestis tragoedia, Jahrbücher f. Philologie 127 (1883) S. 569-575.

Wir besprechen die vor Bährens' Ausgabe liegenden Schriften dieses Gelehrten nicht, weil sie jener verzeichnet (p. 219) und excerpiert. Rofsberg schliefst sich an B (s. o.) an. Er vermutet demnach 81 flebilis statt et mitis, und deae statt de. V. 165 setzt er hinter armatus ein Komma, 227 wird inplete in inpete verändert und dann plectibili per ergänzt, V. 458 gemitu (-um B), 459 fremit (tremit B), 567 flumina (-e B) und ubere (-a B), 677 hoc scire (hoc nescire B), 699. gaudens fremuit (gaudentes fremunt), 726 protractus (prostratus B), 896 heu (et), 907 huic (hoc). V. 150 wird das überlieferte cari mit Pyladis verbunden, 288 bene mit addit, 342 tam turpi morte bipennis, 451 pronuba flamma fuit, thalami rogus, et pyra lectus, 550 wird ein Komma hinter vivum gesetzt, hinter 645 und 646 ein Punkt, V. 901. 906. 935 die Relativsätze zum folgenden gezogen. V. 326, 342 und 960 verteidigt er die Lesart von B. V. 325 ist nach Rofsberg nitens von nitere abzuleiten.

Orientius.

Orientii carmina. recensuit et commentario critico instruxit Robin. son Ellis, in: Poetae Christiani minores, pars I. Vindobonae 1887, p. 191-261 (s. unter Marius Victor).

Der bekannte englische Kritiker sah sich von Orientius angezogen, weil dieser das von ihm so gelehrt bearbeitete Gedicht » Ibis « benützte (vgl. Ellis, Journal of philology Bd. XIV p. 93 ff.); entstand doch daraus sogar die Vermutung, der Verfasser desselben sei Christ gewesen. Der Herausgeber steckte sich engere Grenzen als K. Schenkl in der oben besprochenen Ausgabe. Die auctores werden nur in beschränktem Mafse angegeben, der Index verborum et rei metricae nimmt in seiner Kürze auf englische Philologen Rücksicht, welche mit dem erfreulichen Anwachsen der Register im Wiener Corpus nicht ganz einverstanden sind. Die Recension beruht auf zwei Quellen, einem Codex aus Tours (A), den Libri an Ashburnham verkaufte, und einem von Delrio benützten, der einst in dem hennegauischen Kloster Achin sich befand (B). Nach Ellis ist A die bessere Handschrift, doch habe B an einigen Stellen den richtigeren Text. Allein wir hätten einen ausführlicheren Nachweis dieser Annahme gewünscht. So liest 1, 3 Ellis trotz der Einsprache von Bährens >aspera vitet«<, während doch aspera vincat (B) viel besser pafst; oder ist es etwa das Ideal christlicher Tugend, dem widrigen auszuweichen? 1, 30 nostra voce loquens (A) statt n. v. fruens (B), 31 atque sua stimulis statt et st. propria B (mit Verlängerung vor der Cäsur) und 68 rara (A) statt tanta (B) sehen gerade wie Konjekturen aus. 1, 115 verwirft Ellis die Lesart von B »quo perit asyndeton«, allein dies kann, wenn das Asyndeton sich von V. 113-122 ausdehnt, nur als lobenswert betrachtet werden;

zudem bilden die vorhergehenden zwei Verse einen Abschnitt für sich, indem sie die vier Teile der Welt enthalten. V. 117 wird das varronische ver blandus (B) in der Anmerkung belassen. V. 128 ist die Kakophonie celsis Seres nur aus A geschöpft u. s. w.*)

Ellis nimmt an, dafs Orientius am Anfang des fünften Jahrhunderts in Gallien schrieb; zur näheren Bestimmung seiner Heimat könnte beitragen, was er 1, 119 über die Oliven, dann sogleich über das winterliche Einheizen sagt. Jedenfalls entstammt er der südlichen Hälfte Frankreichs. An das echte commonitorium fügt Ellis einige kleinere Gedichte, welche mit nicht wenigen Kreuzen versehen sind. S. 248 V. 113 ist statt cur sanctum? quare sator? zu schreiben. S. 248 V. 128 verdient arătrum kein Kreuz. V. 141 ist das Fragezeichen zu streichen, denn cur bedeutet wie bei Lucifer, Ambrosius, Hieronymus, Orosius, Sulpicius, Sidonius, Venantius u. s. w. so viel als quia. Im Index wird das Lemma »Asyndeton den Beispielen nicht ganz gerecht. Es handelt sich um eine interessante Erscheinung, die ich früher (lokale Verschiedenheiten S. 86. 155) auf die afrikanischen Dichter beschränkt hatte: Die Zusammensetzung ganzer oder fast ganzer Verse aus gleichartigen Wörtern, z. B. 1, 11 lascivum miserum fallax breve mobile vanum. Dies kommt bei Orientius häufig vor, ebenso in den kleineren Gedichten, deren Fälle Ellis übergeht. Hoffentlich wird bald die Geschichte dieser eigentümlichen Erscheinung (vgl. K. Weyman, Blätter f. bayer. Gymn. 1888 S. 102, dazu Stat. silv. 2, 7, 84. 85), aufgeklärt werden.

Orosius.

Die von Zangemeister 1882 für das Wiener Corpus besorgte Ausgabe kommt in einem anderen Referate zur Sprache; vgl. Goldbacher, Zeitschrift f. österr. Gymn. 34 (1883) 104 ff., Innsbrucker Zeitschrift für katholische Theologie Bd. 8, 207 - 209, Historische Zeitschrift 1883 S. 472 ff.

Goldbacher (a. O.) weist einen ungedruckten (?) Brief des Orosius an Augustinus British Museum Add. Mss. 24902 fol. 37 v nach.

Nolte, Zeitschrift für österreichische Gymnasien 31 (1880) S.86-87 verbessert den handschriftlichen Titel ormesta mundi in ormista (ópμotýs), welches Wort er auch in (welchen?) Handschriften des Priscianus fand (de priscorum dictis excerpsit ormistarum).

Palladius.

A. Eufsner, Philologus Bd. 38 S. 39 und Bd. 39 S. 147

versetzt den Satz am Schlufs von I 6, 1 color terrae etc. an das Ende von c. 5 und § 3 quae florent etc. hinter floris et gemmae.

*) 1, 147 wird prona als velocia gedeutet; Orientius meint aber Eber, welche mit gesenktem Kopf angreifen.

« VorigeDoorgaan »