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Fr. Fröhlich, Realistisches und Stilistisches zu Cäsar und dessen Fortsetzern. Festschr. d. philol. Kränzchens zu Zürich zur XXXIX. Philol.-Vers. Zürich 1887, S. 1–55.

1. Intervalle und Treffen-System Cäsars. Gegen die verbreitete Ansicht, dafs bei Cäsar das erste Treffen sich mit Intervallen aufstellte, welche der Front einer Kohorte entsprechen und auch in diesen Intervallen kämpfte, in welche im gegebenen Momente die taktischen Einheiten des zweiten Treffens einrückten, hat Delbrück bewiesen, dafs das Kämpfen mit Intervallen unmöglich war. Aber stellten sich überhaupt die Kohorten mit Intervallen auf und waren solche absolut notwendig behufs Ablösung oder Verstärkung des ersten Treffens? Der Verf. verneint gegen Rüstow diese Frage, weil Cäsar nie in seinen Angaben über die Aufstellung der Truppen zur Feldschlacht Intervalle zwischen den einzelnen Kohorten erwähne. Das von Rüstow für seine Ansicht angeführte disponere cohortes heifst nicht in Intervallen aufstellen, sondern an der betreffenden Stelle »die Kohorten nach verschiedenen Richtungen aufstellen «; endlich bedeutet signa conferre in unum locum nie das Aufgeben der Intervalle, sondern das Massieren der Truppen, wenn sie infolge eines unglücklichen Gefechts zur Defensive genötigt werden. Die Hauptsache ist aber, dafs die Intervalle der Manipularlegion zum Ausschwärmen der velites dienten, während die Kohortenlegion keine ihren taktischen Einheiten ständig beigegebenen Leichtbewaffneten hat, also auch keine Intervalle braucht, damit aber auch kein Mittel besitzt, um die Intervalle zwischen den Kohorten, wie früher zwischen den Manipeln, fixieren zu können. Während das Einschieben (intericere, interponere) von Leichtbewaffneten zwischen die taktischen Einheiten der Reiterei oft erwähnt wird, geschieht dies nie bezüglich eines solchen zwischen diejenigen der Legion. Die zwei Stellen, an welchen dies zu geschehen scheint, beruhen auf falscher Interpretation von media acies, das mit »Centrum« zu übersetzen ist. Von allen Intervallen lassen sich zur Zeit der Kohortenlegion überhaupt quellenmässig für die Feldschlacht sicher nur die zwischen media acies und cornua konstatieren. Dem Prinzip der Aufstellung genügender Reserven blieben die Römer auch zur Zeit der Kohortenstellung treu. Neu ist in der Kohortenlegion der Wechsel in der Zahl der Treffen, der durch die Stärke der Feinde und der eigenen verfügbaren Truppen bestimmt wird. Die Ausdrücke acies simplex, duplex, triplex und quadruplex können nur von der Aufstellung so und so vieler Treffen hintereinander, nicht so und so vieler Korps nebeneinander verstanden werden. Die acies simplex und duplex entsprangen nur Notlagen, das Ideal der römischen Feldherren war die acies triplex. Der technische Ausdruck für sämtliche Reserven ist subsidia. Am wenigsten wissen wir von der Verwendung der acies secunda; dies kommt daher, weil dieselbe immer eine und dieselbe ganz unabänderliche Bestimmung hatte, welche für die

Römer so selbstverständlich war, dafs ihre Historiker und Militärschriftsteller sie oft nicht einmal erwähnen. In der acies triplex oder quadruplex war das zweite Treffen immer zur Unterstützung des ersten bestimmt und zwar entweder durch Ablösung desselben oder durch Verstärkung. Wie beides geschah, versucht Fröhlich auseinanderzusetzen, aber als sicher kann man diese Ergebnisse noch nicht betrachten.

2. Die Gefechtsleitung Cäsars in den gallischen Feldzügen. Der Verf. sucht nachzuweisen, wie Cäsar durch die Praxis sich allmählich vervollkommnete. Die Schlacht bei Bibracte läfst bezüglich der Leitung der Legionen viel zu wünschen übrig, in der Schlacht gegen Ariovist wählte Cäsar den leichtesten Punkt zum Angriffe für sich; der Meldungsdienst war schlecht, aber die Verfolgung energisch. Im zweiten Buche tritt Cäsar schon entschieden in den Vordergrund. In den Jahren 56-53 v. Chr. fehlt es an gröfseren Aktionen. Der grofse Aufstand von 52 fand Cäsar auf der Höhe seiner Strategie. Doch zeigt die Schlappe vor Gergovia, dafs es mit der Disziplin im Heere nicht mehr besonders gut stand. In dem Entscheidungskampfe um Alesia war die Gefechtsleitung Cäsars meisterhaft.

3. Die Nominalstärke der Legion zur Zeit Cäsars wird nach einem Briefe Ciceros an Atticus und einer Stelle Cäsars auf 6000 Mann festgestellt.

4. Die »varietas« Cäsars in der militärischen Terminologie und Phraseologie. Der Verf. giebt Zusammenstellungen der Ausdrücke bei Cäsar, Livius und Tacitus, in welchen statt der Bewegungen der Truppen die entsprechenden Bewegungen der Feldzeichen eingesetzt werden. Andere Zusammenstellungen liefern den Nachweis, dafs Cäsar die »varietas zu handhaben verstand.

5. Über die Identität des Verf. des VIII. Buches de bello Gallico und des bellum Alexandrinum. Eine reiche statistische Sammlung bietet dem Verf. Veranlassung, die bisher herrschende Ansicht von der Identität der beiden Verf. für unzutreffend zu erklären. Für das bellum Gallicum VIII. hält er an der Person des Hirtius fest, glaubt aber bezüglich des bellum Alexandrinum, dafs die Personenfrage schwerlich je mit Sicherheit beantwortet werden könnte.

Einen interessanten Einblick in die Entstehung des für die Kenntnis der deutschen Verhältnisse in der römischen Zeit so wichtigen römisch-germanischen Central-Museums in Mainz gewährt die Schrift:

Das römisch-germanische Central-Museum in Mainz 35 Jahre nach seiner Gründung, welche der Lokalausschufs des Gesamtvorstandes des römisch-germanischen Central-Museums am 14. September 1887 für die Wanderversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine veröffentlicht hat.

Das Heer des römischen Kaiserreichs. Militär-Wochenblatt. 1887 Beibl. 10-12 Heft. S. 319-364.

Nach einer kurzen Schilderung der Bewaffnung giebt der Verf. einen kurzen Überblick über das römische Heerwesen vor Augustus, um sodann die Heeresverfassung dieses Kaisers ausführlicher zu verfolgen. Da diese Darlegung meist nur Bekanntes giebt, so begnügen wir uns, das Neue herauszuheben.

Der Verf. glaubt nicht, dafs die Legion in der Schlachtordnung drei Treffen, das erste zu vier, die beiden anderen zu drei Kohorten formiert habe, wobei die Zwischenräume gleich den Frontlängen und die hinteren Kohorten auf die Zwischenräume der vorderen gerichtet gewesen seien. Nach seiner Ansicht diente diese Formation, wenn sie überhaupt angewandt wurde, nur dazu, die Linie beweglich und fähig zu machen, sich dem Terrain anzuschmiegen. Zum Gefecht kann eine solche künstliche Gliederung nicht angewendet worden sein, weil bei ihr von Anfang an die Linie durchbrochen war und jede einzelne Kohorte umfasst wurde, was für die damalige Bewaffnung und Fechtweise das Allergefährlichste war. Wenn man in dieser Quincunxformation zur Schlacht marschierte, so wird jedenfalls vor dem Zusammenstofs das zweite Treffen in das erste eingerückt sein und hierdurch eine zusammenhängende Schlachtlinie hergestellt haben. Das dritte Treffen bildete alsdann eine Reserve, um Umfassungen entgegenzutreten oder selbst solche auszuführen.

Bezüglich des Avancements der Offiziere schliefst sich der Verf. weder Rüstow noch v. Göler und Marquardt an, sondern er meint, da ein Avancement aufser der Reihe häufig gewesen sei, so werde es wohl so zu verstehen sein, dafs für die Mehrzahl der Centurionen eine bestimmte Reihenfolge die Regel war, dafs die Stellen der Kommandeure der Manipel und besonders der Kohorten aber aufser der Reihe mit geeigneten Persönlichkeiten besetzt wurden. Die zehn Kohortenkommandeure wären dann die Centurionen primi ordinis gewesen. In dem praefectus fabrum erblickt der Verf. den Chef des Ingenieur- und Artilleriewesens, zugleich auch eine Vertrauensperson unmittelbar beim Oberfeldherrn, etwa den Chef des Generalstabes.

Bedauerlich ist, dafs der Verf. die Untersuchungen von Mommsen über die Konscription etc. nicht benutzt hat. Auch in der Legionsgeschichte finden sich Unrichtigkeiten, z. B. Alauda statt Alaudae; Auflösungen und Neuerrichtungen von Legionen werden mit einer Bestimmtheit aufgeführt, die leider z. Z. unser Wissen über diese Fragen noch nicht besitzt. Die gröfseren politischen Gesichtspunkte der augusteischen Heeresorganisation sind nur zum kleineren Teile erwähnt.

Ernst Schultze, De legione Romanorum XIII gemina. Diss. Kiel 1887.

Nach einer kurzen Einleitung über das römische Heerwesen der Kaiserzeit und einer Angabe der Quellen und neueren Arbeiten behandelt der Verf. im Kapitel eins Namen und Ursprung der Legion. Sie führte immer nur den Beinamen gemina; derselbe wird auf die Entstehung bezogen, als nach der Schlacht bei Actium die Soldaten der legiones I-XII verabschiedet und bald nachher wieder eingerufen wurden. Wann sie den bisweilen erscheinenden Beinamen pia fidelis erhielt, ist nicht bekannt. Kapitel zwei handelt von den Feldzeichen und den Soldaten der Legion. Ersteres war der Löwe; die Heimat der Soldaten wechselt mit ihren Standlagern; viele waren verheiratet. Als Rekrutierungsbezirke erscheinen Dacien, Pannonien, Raetien und Italien. züglich der Tribus lassen sich Angehörige von 18 Tribus nachweisen.

Be

Das dritte Kapitel handelt von den Standorten der Legion. Wahrscheinlich kam sie 15 v. Chr. nach Germanien und lag in Mainz, von wo sie ungefähr um das Jahr 50 nach Vindonissa verlegt wurde. In Germanien nahm sie zuerst an dem Feldzuge des Drusus gegen die Usipeter und Sigambern 12 v. Chr. teil. An den Kastellbauten wurde sie jedenfalls auch verwandt, und mit ziemlicher Gewifsheit kann man annehmen, dafs die Mainzer Festungswerke ihr Werk waren; wahrscheinlich wurde sie zur Bekämpfung des germanischen Aufstandes verwandt. An der Militäremeute nach Augustus Tode beteiligte sie sich nicht. Im folgenden Jahre nahm sie an dem Feldzuge gegen die Chauken teil, ebenso später an den Kämpfen des Germanicus mit den Cheruskern; im Jahre 28 n. Chr. wurden Teile derselben zum Kampfe gegen die Friesen verwandt.

Nach 50 und vor 63 kam die Legion nach Pannonien, wahrscheinlich im Jahre 58 zum Ersatze der nach Syrien verlegten IV. Scythica. Sie lag zuerst in Poetovio, von wo sie, wahrscheinlich durch Domitian, nach Vindobona verlegt wurde. Von Pannonien aus wurde ein Teil der Legion zu Corbulo nach Syrien geschickt. In den Kämpfen des Vierkaiserjahres stand sie auf Seite Othos. Zur Strafe liefs sie Vitellius an dem Bau der Amphitheater zu Cremona und Bononia arbeiten; nachher schlofs sie sich Vespasian an, für den sie bei Bedriacum tapfer kämpfte. Nach Beendigung des Bürgerkrieges kehrte sie in ihr Standquartier Poetovio zurück. Im Jahre 84 nahm sie am Suebo-Sarmatischen Kriege teil.

Im Laufe der Dakerkriege Traians kam die Legion nach Dakien; der Verf. nimmt an, dafs dies schon im Jahre 100 geschehen sei. Ihr Quartier war in Apulum. Hier kämpfte sie zuerst in den Dakerkriegen Traians mit; nachher hatte sie die Grenzwehr gegen die freien Daker und Sarmaten und andere Barbaren zu liefern, wobei sie nicht immer glücklich war; zu jenem Behufe war sie durch das ganze Land hin verteilt. Das Lager von Apulum wurde von der Legion unter Beihilfe der

I. Adiutrix angelegt. Als ein Teil der Provinz aufgegeben wurde, erhielt sie ihr Quartier in Mehadia; sicher ist dies unter Gallienus der Fall. Nach völliger Aufgabe Dakiens wurde sie nach Dacia Ripensis verlegt, wo in Aegeta, Transdrobeta, Burgonovo, Zernae, Ratiaria Abteilungen lagen. Zuletzt kam sie nach Ägypten.

In einem Anhang stellt der Verf. alle bekannten Offiziere und Soldaten der Legion zusammen. Die Abhandlung benutzt sehr viel inschriftliches Material mit Fleifs und Sachkenntnis und hat deshalb für die Kriegsgeschichte der Kaiserzeit ihren Wert.

A. Hammeran, Die XI. und XXI. Legion am Mittelrhein. Corr.Bl. d. Westd. Zeitschr. 6, 48.

Der Verf. erörtert einige Inschriften und Stempel der XI. Legion und findet es wahrscheinlich, dafs die XI. Legion unmittelbar nach dem Jahre 70 in Mainz und Friedberg verweilte. Auch weist ein Stein in Baden-Baden auf Spätzeitlichkeit der dortigen Garnison. Grundlos wird die Annahme Ritterlings genannt, dafs Domitian die Legion nach Pannonien verlegt habe, worauf sie vor dem Jahre 100 abermals nach Obergermanien zurückgekehrt sei.

Th. Mommsen, Die römischen Provinzialmilizen (Nachtrag zu Herm. 19, 219 f.) Hermes 22, 546 ff.

Der Verf. stellt zunächst die bekannten Fälle von nicht die Form der Legion oder der Auxilien (alae, cohortes) annehmender Truppenbildung aus den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. zusammen und versucht auf Grundlage dieser Übersicht die Gewinnung allgemeinerer Resultate.

Diese Provinzialmilizen stehen als dritter Heeresteil unter den Legionen und Auxilien, ihre technische Bezeichnung ist tò avuμazixóv oder symmacharii. Diese Formation bestand jedoch nicht im ganzen Reiche, sondern beschränkte sich auf einen verhältnismäfsig kleinen Teil der unterthänigen Landschaften; es fehlen alle senatorischen und von den kaiserlichen Provinzen diejenigen älterer und intensiverer Civilisation. Erstens wirkte die Grenzverteidigung darauf ein, sodann scheint aber auch die Verschiedenheit der Administration dafür in betracht gekommen zu sein. Die Gebiete, welche aus früheren Königreichen in das kaiserliche Regiment übergingen, und in denen der Kaiser noch unbeschränkter schaltete, als in den seiner Verwaltung unterstellten Provinzen, erhielten, mit Ausnahme Ägyptens, nur schwache Besatzungen, behielten dafür aber in bedeutendem Umfange die provinzialen Milizen, so Raetien, Noricum, die Alpengebiete, Kappadokien; auch in Britannien und Dakien scheint die gleiche Wehrordnung beibehalten worden zu sein. Diese Milizen wurden nicht zu den Reichstruppen gerechnet. Die Bereitstellung der Waffen und diejenige Ständigkeit des Dienstes, welche für die sofortige Einberufung im Falle des Gebrauchs gefordert wird,

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