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unter einfach traubig, nach unten zu durchblättert und erreicht an günstigen Standorten mehr als 12 Meter Länge. Die Bewehrung der Rispenäste ist spärlich und schwach, Stieldrüsen finden sich meist nur in geringer Menge, scheinen aber niemals ganz zu fehlen. Durch die Rispe und die Stieldrüsen erinnert die Pflanze etwas an R. silesiacus Weih., der jedoch in den Blättern gänzlich verschieden ist. Der Filz der Blüthenstiele und Kelche ist anliegend und dünn. Blumen mässig gross, weiss; der Bau der Blüthen wie bei R. geniculatus Kaltenb. Der Blüthenstaub enthält eine mässige Menge normaler Körner. Die Früchte bilden sich zwar gut aus, aber nicht so vollkommen, wie bei R. vulgaris Wh. et N., R. Arrhenii Lnge., R. chlorothyrsos u. s. w.; sie sind meist halbkugelig und bestehen aus nicht sehr zahlreichen, aber ziemlich grossen Steinfrüchtchen. Sie reifen gut, und verhält sich die Art in ihrer Fruchtbildung etwa wie R. fruticosus L.

Wenn man von den sparsamen Stieldrüsen dieser Art absieht, so gehört sie zunächst in die Verwandtschaft des R. bifrons Vest, mit welchem sie namentlich in den Blättern viel Aehnlichkeit hat. Alle andern grösseren Arten führen regelmässig 5zählige Blätter und meist auch stärkere Stacheln.

So lange ich diese Pflanze nur von einzelnen Standorten kannte, glaubte ich sie als eine auffällige Abänderung des R. vulgaris Wh. et N. auffassen zu dürfen. Nachdem ich aber fand, dass sie in ihren wesentlichen Merkmalen an den verschiedensten Standorten völlig constant bleibt und seit ich ihre grössere Verbreitung kennen lernte, konnte ich an ihrer Selbständigkeit nicht mehr zweifeln. Sie ist übrigens, wie aus der Beschreibung hervorgeht, leicht zu erkennen und leicht von allen andern Arten zu unterscheiden. Ihre Verbreitung ausserhalb der Umgegend von Bremen ist noch zu ermitteln; am Rhein scheint sie zu fehlen, da sie Wirtgen völlig unbekannt war.

11. R. Sprengelii Wh. Sehr beständige Art. Die in diesen Abhandl., I. S. 292 unten, erwähnte abweichende Form aus der Eilenriede bei Hannover gehört zu R. Arrhenii Lange. Uebrigens wächst auch R. Sprengelii Wh. in der Eilenriede.

12. R. Arrhenii Lange. Exsicc.: Rubi selecti 16, 46. Scheint durch das ganze nordwestdeutsche Flachland verbreitet zu sein. Ist noch im nordwestlichen Westphalen jenseits der Ems bei Burgsteinfurt häufig (Dr. Banning). Die Blätter sind unterseits nicht sternhaarig. Ist in Blattform, Bestachelung und Blüthenbau durchaus constant, dagegen ist die Gestalt der Rispe etwas variabel, bald schmal traubig, bald breit und sperrig. Stieldrüsen scheinen am Schössling nicht vorzukommen, in der Rispe ist ihre Menge sehr wechselnd, häufig fehlen sie gänzlich. Es zeigt somit auch diese Art, ebenso wie R. caesius L., R. tomentosus Borkh. und R. vestitus Wh. & N., wie wenig Werth auf eine grössere oder geringere Menge von Stieldrüsen bei den Brom

März 1971.

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beeren gelegt werden darf.

Früchte sehr gut ausgebildet und sehr gut reifend. R. Borreri Bell Salt. ist nichts als eine grosse Form von R. Sprengelii Wh. und ist von R. Arrhenii Lange völlig verschieden.

13. R. vestitus Wh. et N. Die Deutung, welche O. Kuntze dem Weihe'schen R. vestitus gab, veranlasste mich, die unzweifelhaft selbstständige Art, welche man bisher allgemein für R. vestitus Wh. et N. gehalten hatte, mit einem neuen Namen, R. lanatus, zu bezeichnen. Nachdem sich die Kuntze'sche Ansicht als entschieden irrig erwiesen hat sein märkischen R. Radula sanctus hat nichts mit R. vestitus Wh. et N. zu thun ziehe ich diesen Namen natürlich zurück. Es würde sehr zu bedauern sein, wenn der wenig passende Name R. leucostachys Sm. aus Prioritätsgründen an die Stelle der gut gewählten Bezeichnung R. vestitus treten müsste; er ist indess einige Monate früher publicirt und ist die Zusammengehörigkeit beider Formen kaum zweifelhaft.

Der R. vestitus Wh. & N. ist eine ziemlich variable Pflanze, doch lässt sich der Zusammenhang der Formen mit hinlänglich er Sicherheit verfolgen. In tiefem Schatten werden die Blätter schmal und unterseits grün, die Schösslinge verlieren ihre filzige Bekleidung fast vollständig. In diesem Zustande hat die Pflanze im Aeussern grosse Aehnlichkeit mit manchen Formen von R. silvaticus Wh. & N., ist aber durch die nadeligen, langen Stacheln und die nie ganz fehlenden Stieldrüsen im Blüthenstande, ferner durch weit kürzere Staubgefässe bald zu unterscheiden.

Rubus vestitus Wh. & N. und R. macrophyllus Wh. & N. sind erst nach dem Erscheinen meiner mehrfach citirten Abhandlung in hiesiger Gegend von mir aufgefunden, während ich R. villicaulis Koehl., R. Rothii, R. egregius und R. chlorothyrsos damals bereits als auffallende Formen kannte, aber nur von einzelnen Standorten.

R. vestitus Wh. et N. findet sich in Gehölzen und Gebüschen bei Ritterhude, Marssel und St. Magnus.

14. R. Radula Wh. & N. Ist bei uns jedenfalls selten. Borstel im Kirchspiel Ganderkesee. Diese Art steht trotz ihrer Drüsen und kleinen Stacheln dem R. villicaulis Koehl. sehr nahe, scheint aber samenbeständig und eine selbstständige Rasse zu sein.

Um Delmenhorst beobachtete ich mehrere Brombeerformen, die ich noch nicht blühend untersuchen konnte, darunter auch einen muthmasslichen R. Hystrix Wh. & N.

15. Die bei uns sehr seltene, in meinen „Beiträgen vorläufig dem R. infestus Wh. & N. angereihte Brombeerform gehört vermuthlich zu dem echten R. thyrsiflorus Wh. & N. Ueber diese Art herrschen noch viele Zweifel, vorzüglich desshalb, weil Weihe und Nees eigentlich nur die abnormen, aber auffälligen Rhizom

blüthenzweige beschrieben haben. Wahrscheinlich ist er eine Form jener durch Mitteldeutschland und England verbreiteten Art, welche von den Engländern irrthümlich R. pygmaeus genannt wird.

16. Auch die früher von mir als R. Menkei bezeichnete characteristische Art ist von Weihe's R. Menkei verschieden. Culturversuche werden zeigen, ob sie vielleicht zu meinem R. saltuum gehört, der zwar weniger und etwas kürzere Staubgefässe hat, sonst aber kaum verschieden sein dürfte. Unsere Pflanze ist der R. Guentheri der Engländer, aber nicht Wh. & N.

17. R. Schleicheri Weih.

18. R. Bellardi Wh. & N. Der Name R. glandulosus Bellard. ist bei näherer Kritik leider nicht haltbar. Der ursprüngliche R. hybridus Vill. ist der Beschreibung zufolge unzweifelhaft verschieden.

19. R. prasinus Focke. Die etwas abweichende Form a meiner „Beiträge", unter anderm durch den regulären Pollen ausgezeichnet, geht bei Aussaat auf trocknem Boden in die gewöhnliche Form über. Diese Art ist durch die gekrümmten grösseren Stacheln von den meisten andern Glandulosen mit sitzenden Seitenblättchen verschieden.

20. R. diversifolius Lindl. Der Name ist sowohl sachlich als aus kritischen Gründen verwerflich, aber er ist neuerdings in England ziemlich allgemein acceptirt. Ich glaube indess dafür den Namen R. myriacanthus vorschlagen zu dürfen. Es ist von Interesse, diese bisher als specifisch englisch geltende Art auch auf deutschem Boden nachzuweisen. Sie ist bei uns in der Gegend von Scharmbeck nicht selten und ist ausgezeichnet durch sehr zahlreiche, dicht gedrängte, ungleiche, grade Stacheln, einen ziemlich schmalen durchblätterten Blüthenstand und gehäufte, kurzgestielte Blüthen mit borstigen Kelchen und weissen Kronenblättern. Von Babington wird diese Pflanze neben den R. Koehleri Wh. & N. gestellt, von Warren als eine Form des R. dumetorum Wh. & N. aufgefasst.

21. R. nemorosus Hayn. (R. dumetorum Wh. & N.) Häufig und einigermassen variabel. Abweichende Formen, die dem R. nemorosus ähnlich sind, findet man nicht eben selten Der R. horridus Schultz Starg. scheint in der That durch unmerkliche Uebergänge mit dieser Art verbunden zu sein.

22. Die als R. Wahlbergii in meinen Beiträgen (1. c. p. 305) bezeichnete Pflanze gehört nicht zu dieser Art. Sie findet sich auch in andern Gegenden Norddeutschlands; der ihr zukommende Name ist noch festzustellen. Sie hat sich als samenbeständig erwiesen.

23. R. lamprococcus Focke. Auch diese Form ist samen

beständig; sie ist von R. corylifolius Sm. weit verschieden. Ihre directe hybride Abkunft halte ich übrigens auch jetzt noch für wahrscheinlich, und glaube ich diese Form nunmehr ohne Schwierigkeit von R. caesius L. und R. chlorothyrsos ableiten zu können. 24. R. caesius L.

Aus der Gruppe der Corylifolii habe ich noch eine Anzahl eigenthümlicher Formen aufgefunden. Die bemerkenswerthesten und am meisten verbreiteten sind folgende:

Eine dem R. pruinosus Arrhen. entsprechende Form scheint auf der Delmenhorster Geest nicht selten zu sein.

Eine sehr kräftige Form, auffallend durch die kleinen, kurzen, rothbraunen Stacheln, die denen des R. suberectus Anders. gleichen, durch grosse, breite, wenig behaarte Blättchen, eine lockere wenigblüthige, sehr kurze Inflorescenz und grosse weisse Blumen steht dem R. maximus Marss. sehr nahe, unterscheidet sich aber durch stärkeren Reif, das Vorkommen einzelner Stachelborsten am Schössling und spärliche Fruchtbildung.

Eine dem R. nemorosus Hayn. ähnliche Form, abweichend durch zahlreiche, starke, grade Stacheln im Blüthenstand und unterseits dicht graufilzige Blättern findet sich an Hohlwegen und Wegrändern in der Gegend von Ritterhude an vielen Stellen. Sie ist namentlich in sonnigen Lagen ziemlich fruchtbar. Ich bin geneigt, sie für einen R. caesius X vestitus zu halten.

Eine sehr hübsche, aber völlig unfruchtbare Form ist im Auethal unterhalb Wollah ziemlich verbreitet, oft in Gesellschaft von R. caesius Idaeus. Sie blüht blassroth und erinnert in ihrer Tracht und ihren Eigenschaften einerseits an R. caesius L., andrerseits an R. Sprengelii Wh. Ihre hybride Abkunft von diesen beiden Arten ist wahrscheinlich.

R. caesius Idaeus. Ist ziemlich verbreitet.

R. caesius glandulosus 1. c. p. 313 ist auch an andern Stellen im Kirchspiel Lesum gefunden. Welche drüsenreiche Art der zweite Factor sein mag, lässt sich nicht errathen.

R. caesius nemorosus l. c. p. 312. Nicht selten. Die übrigen muthmasslich hybriden Formen, welche ich in meinen Beiträgen aufgeführt habe, sind nicht an neuen Standorten beobachtet.

Auf der Delmenhorster Geest werden muthmasslich noch einige Formen vorkommen, welche hier noch nicht erwähnt sind, auf der Geest zwischen Scharmbeck und Vegesack dürfte sich wenig Neues mehr finden. Indess habe ich auch dort einzelne auffallende Formen bemerkt, welche sehr selten zu sein scheinen und noch nicht genauer untersucht werden konnten.

Interessantere Bildungsabweichungen

gesammelt und beschrieben von

Prof. Dr. Buchenau.

Hierzu Tafel IV und V.

1. Weitgehende Spaltung der Blätter eines
Rhododendron.

Die auf Tafel IV gegebenen Abbildungen stellen einen der interessantesten mir bekannt gewordenen Fälle der Spaltung eines der Anlage nach einfachen Organes dar. Er findet sich an einem starken Busche einer Varietät von Rhododendron ponticum auf dem Gute des Herrn Dr. G. W. Focke, des Vorsitzenden unseres naturwissenschaftlichen Vereines, zu Oberneuland bei Bremen. Im Winter 1868-69 zeigte Hr. Dr. Focke in unserm Vereine eine ganze Sammlung von solchen gespaltenen Blättern, welche von diesem Busche nach und nach gesammelt worden waren, vor; sie erregten schon damals mein Interesse in hohem Grade, doch lag mir der Gedanke näher, dass wir es hier mit der Verwachsung von zwei, beziehungsweise mehreren benachbarten Blattanlagen zu thuen hätten, als dass eine Spaltung vorläge. Im September 1870 hatte ich aber Gelegenheit, selbst den Strauch zu untersuchen und mich davon zu überzeugen, dass die Abnormitäten an ihm gar nicht selten sind, und dass sie auf der Spaltung einer ursprünglich einfachen Blattanlage beruhen.

Das Blatt von Rhododendron ponticum hat (wenn der Ausdruck erlaubt ist) eine ungemein ausgeprägte Individualität. Es ist einfach, ohne alle Einschnitte, Zähne u. s. w. am Rande, von stark lederartiger Consistenz. Die fiederartig von der sehr starken Mittelrippe ausgehenden Nerven treten auf der Blattfläche nur wenig hervor; sie stehen in der Nähe des Randes bogig in Verbindung; der Zwischenraum zwischen ihnen ist ausserdem von einem ziemlich dichten Adernetz ausgefüllt. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün und etwas glänzend, unten graugrün und matt.

Die Figuren auf Taf. IV werden am besten einen Ueberblick über die beobachteten Bildungsabweichungen gewähren. Sie geben die mit der Camera lucida gezeichneten Umrisse einer Reihe ab

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