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erreicht werden, so wird hier ein Kautschukverband angelegt. In seinem Boden besitzt der Messingkasten (die Dunkelkammer) eine mittlere Kreisöffnung (Fig. 2 d) von der Weite der Oeffnung im Objecttische, mit Schraubengewinde für die hier einzusetzenden Cylinder. Auf dem Boden der Dunkelkammer bewegt sich nun zwischen zwei Metallschienen (Fig. 2, a) ein Schlitten (Fig. 2. b.), der etwas höher ist, als die ihn leitenden Schienen, und welcher in der Mitte, über der Oeffnung im Objecttische und derjenigen im Boden der Dunkelkammer, einen langgezogenen Ausschnitt (Fig. 2 c) hat, ausserdem an seinem einen Ende eine starke Messingklammer (Fig. 2, k) zum Festhalten des Objectträgers besitzt. Die Bewegung dieses Schlittens geschieht nun in folgender Weise. Durch die Wand der Dunkelkammer geht aussen her, durch ein Schraubengewinde geführt, eine Mikrometerschraube (Fig. 1 b; Fig. 2, m), die an den Schlitten stösst nicht an ihm befestigt ist und diesen bei einer Drehung nach rechts in der Richtung des Pfeiles bewegt, mit ihm das darauf befindliche Präparat. Bei einer Rückwärtsbewegung der Mikrometerschraube nach Links drücken dann zwei starke Metallfedern (f in Fig. 2), die bei g an den Wänden der Kammer befestigt sind, den Schlitten langsam nach entgegengesetzter Richtung. Der Spielraum der Verschiebung betrug bei dem angewendeten Apparate jederseits über den Rand der Oeffnung im Objecttisch (d) hinaus 12 mm., mehr als genügend für die betreffenden Untersuchungen. Wird nun das zu beobachtende Haar in die Mitte des Gesichtsfeldes und zugleich in die Längsachse der Oeffnungen c und d gelegt, was durch Drehen der Objectplatte, so lange der Deckel der Dunkelkammer noch nicht aufgelegt ist, leicht erreicht wird, so ist eine Uebersicht des Objectes in allen seinen Theilen beim Drehen der Mikrometerschraube möglich. Für andere, breitere Objecte, wie die Haarzellen der Nesseln, dürfte sich eine doppelte Schlittenverschiebung durch zwei Mikrometerschrauben, wie sie den grösseren Instrumenten von Schiek beigegeben ist, empfehlen.

In diese Dunkelkammer wird nun das gewünschte Licht auf folgende Weise eingeführt. Ist die Dunkelkammer auf den Objecttisch des Mikroskopes gesetzt, so wird von unten her durch die Oeffnung des letzteren hindurch in das Schraubengewinde der Oeffnung d der kurze starke Cylinder A (Fig. 3) mit dem Gewinde a eingeschranbt. Dieser erhält die Dunkelkammer in richtiger Lage und ermöglicht gleichzeitig eine Drehung derselben auf dem Objecttische ohne Verschiebung. In den Cylinder A wird ein kleinerer Cylinder B, Fig. 3, (in Fig. 3 B. besonders dargestellt) mit geschlitztem Mantel eingeschraubt, bestimmt, die Röhren mit den gefärbten Flüssigkeiten aufzunehmen und festzuhalten. Die letzteren sind starke Glasröhren, 21⁄2 Centimeter lang, und in einen kurzen Messingcylinder (Fig. 1, c; Fig. 3 C) so eingekittet, dass am oberen Ende der Messingcylinder mit seinem Rande den Glascylinder um so viel überragt, als die später aufzulegende, verschliessende Glasscheibe dick ist, am unteren Ende aber beide

gleich hoch abgeschnitten sind. Der Glascylinder wird unten verschlossen durch eine starke Scheibe aus Spiegelglas, die mittelst der Schraube b (in Fig. 3 c) fest gegen den geschliffenen Rand des Glascylinders gepresst wird. Vorher wird der Rand der Scheibe und des Glascylinders, sowie das Schraubengewinde, etwas mit reinem Talg bestrichen, damit auch jedes Durchdringen von Flüssigkeit vermieden wird. Ist der untere Verschluss fertig, so wird der Cylinder bis oben hin mit der anzuwendenden Flüssigkeit gefüllt und nun auch oben durch eine einfach in den von Glas- und Messingcylinder gebildeten Falz gelegte starke Spiegelscheibe geschlossen, wobei eine bleibende kleine Luftblase nicht stört.

Der gefüllte Cylinder wird dann, wenn Alles zusammengesetzt und vorbereitet ist, zuletzt in den Cylinder B eingeschoben und durch die etwas federnden Mantelstücke desselben festgehalten. Der Spiegel des Mikroskopes wirft nun in die Dunkelkammer und auf das zu beobachtende Object nur die von den farbigen Lösungen durchgelassenen Strahlen des Spectrums. Der Bequemlichkeit und schnelleren Anwendung halber muss man zu den hier vorliegenden Versuchen zwei der Glascylinder Fig. 3 C haben, von denen der eine stets mit der rothen, der andere mit der blauen Lösung gefüllt ist, und die abwechselnd, je nach der Art des Versuches, in den Apparat eingeschoben werden.

Für die Erzeugung des rothen Lichtes wurde, wie bei den Versuchen von Borščow 1), eine concentrirte Lösung von doppelt chromsaurem Kali verwendet, die ausser dem Roth aber noch Orange, Gelb und einen Theil des Grün durchlässt. Die blauen Strahlen wurden hervorgerufen durch Kupferoxyd-Ammoniak 2), durch welches ausser Blau noch Violett und ein kleiner Theil des anliegenden Grün durchgehen. Die beiden Lösungen ergänzen sich demnach durch die durchgelassenen Strahlen so zum Spectrum, dass von diesem nur der mittlere Theil des Grün fehlt, beim doppelt chromsauren Kali demnach die minder brechbare, beim Kupferoxyd-Ammoniak die stärker brechbare Hälfte des Spectrums wirkt. Bei der Beobachtung im blauen Lichte muss man freilich zeitweise, um genau sehen zu können, für einen Augenblick den Flüssigkeitscylinder entfernen, da das blaue Licht alle Contouren verwischt, während im rothen Lichte bei nicht zu trüber Beleuchtung das Object noch sehr deutlich hervortritt.

Alle Beobachtungen ohne Ausnahme wurden an einem frei nach Norden gelegenen Fenster angestellt, theils mit Hartnack System IX, Ocular 2 und 3, theils mit Gundlach V 3, theils mit Zeiss F und Ocular 1 von Bénèche und Wasserlein (oder auch in Combination mit Gundlach's oder Hartnack's Ocularen 3, wodurch sehr gute, starke Vergrösserungen erzielt wurden).

1) a. a. O. pag. 317.

2) Gewonnen durch Uebergiessen von gereinigten Kupferfeilspänen mit concentrirtem Ammoniak und Stehenlassen der Flüssigkeit bis zur tief blauen Lösung, unter häufigem Umschütteln bei Luftzutritt.

Gehen wir nun zu den Strömungserscheinungen des Protoplasma, wie sie uns im weissen (Tageslichte), rothen und blauen Lichte entgegentreten, über. In den Brennhaaren verschiedener Urtica-Species 1) findet, wie überall angegeben wird, die Strömung des Plasmas nur statt in der dickeren Körnerschicht des Wandbeleges, dem Endoplasma Borščow's, während die dünne, hyaline, körnchenlose Hautschicht, das Exoplasma Borščow's, unbeweglich der Membran der Haarzelle anliegt. In Bezug auf die Art der Bewegung des Plasmas von Urtica verweise ich auf die Darstellungen derselben von Borščow 2), Max Schultze 3), Brücke 4), Hofmeister) u. A. Ueber die Strömung des Protoplasmas in den Haarzellen der Staubfäden von Tradescantia siehe die Schilderungen von Hofmeister 6), Kühne 7) u. A.

I. Dauer der Plasmaströmung im weissen Lichte.

Ich untersuchte zunächst die Dauer der Protoplasmabewegung im weissen Tageslichte und bin hierbei zu folgenden Resultaten gelangt. Die längste Dauer zeigte unter den beobachteten Pflanzenarten Urtica dioica. Hier beobachtete ich in einem Falle die Strömung 12 Tage lang in grösster Lebhaftigkeit und selbst dann noch, als das betreffende Brennhaar von zufällig in dem Präparate erzeugten Pilzfäden ganz umschlungen war; am 12. Tage starb sie ziemlich plötzlich ab. In vier anderen Fällen dauerte die Strömung 127 Std. 20 Min., 99 Std., 30 Std. und 24 Stunden, und das Minimum der beobachteten Stromdauer betrug etwa 15 Stunden. Aus den angestellten sechs Versuchen berechnete sich die mittlere Stromdauer zu 97 Std. 13 Min. Dabei zeigte sich ein zweifacher Unterschied in der Stromgeschwindigkeit. Erstens fand einmal die Strömung lebhafter, wie in einer dünnflüssigen Substanz, statt (so besonders in den Haaren mit längerer Stromdauer wohl einem jüngeren Stadium der Zelle entsprechend); ein andermal war die Bewegung viel ruhiger, und das Plasma zeigte sich zähflüssiger (so namentlich in den Haaren mit kürzerer Stromdauer wohl einem höheren Alter entsprechend). Zweitens zeigte sich in der Strömungsgeschwindigkeit eine gewisse Periodicität, in der Art, dass die Schnelligkeit der Bewegung am frühen Morgen am geringsten, Mittags und Nachmittags am lebhaftesten war. Mehrere Male war die Strömung bei Urtica dioica. Morgens - etwa um 7 Uhr so schwach, dass sie kaum wahr

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') Es wurden geprüft Urtica urens, U. dioica, U. cordata und U. canadensis. 2) a. a. O. pag. 318.

3) Max Schultze: Das Protoplasma der Rhizopoden und der Pflanzenzellen. Leipzig 1863, pag. 51 ff.

4) Sitzungsberichte der Akad. d. Wissensch. zu Wien, Bd. 44 und 46.
5) Handbuch der physiologischen Botanik, Bd. I, 1. Abtheil. pag. 59 ff.
a. a. O. pag. 36 ff.

7) Untersuchungen über das Protoplasma und die Contractilität. Leipzig 1864,

pag. 92 ff.

zunehmen war und ich einmal glaubte, dieselbe habe ganz und gar aufgehört. Durch die normale Anordnung des Protoplasmas veranlasst, liess ich indessen das Mikroskop mit dem Präparate stehen und beobachtete nun die allmählige Wiederkehr der Strömung, die dann am Mittage wieder in der früheren Raschheit stattfand.

Bei Urtica urens ist die Strömungsdauer des Plasmas eine weit geringere. Während bei Urtica dioica das beobachtete Maximum 288 Std., das Minimum 15 Std. betrug, war bei Urtica urens ersteres 46 Std 45 Min., letzteres nur 7 Std. 45 Min., und dazwischen liegende Beobachtungen ergaben 29 Std. 45 Min., 25 Std. 15 Min., 24 Std. 50 Min., 24 Std., 15 Std. und 8 Std. 15 Min. Aus diesen neun Versuchen berechnet sich die mittlere Strömungsdauer zu 21 Std. 15 Min., also kaum als den vierten Theil derjenigen von Urtica dioica betragend.

Die abweichendsten Zahlen erhielt ich bei Tradescantia virginica, bei der ich indessen nur 4 Beobachtungen anstellen konnte. Diese ergaben für die Dauer der Strömung als Maximum 25 Std. 45 Min., als Minimum nur 25 Min. und dazwischen liegend 5 Std. 30 Min. und 1 Std. 5 Min. Dürfte ich allein hierauf fussen, so würde die mittlere Dauer der Strömung 8 Std. 23 Min. betragen; doch dürfte eine grössere Anzahl von Versuchen namentlich bei dieser Pflanze eine höhere Strömungsdauer ergeben, wie auch wohl die bei Urtica gegebenen Mittelzahlen durch eine längere Beobachtungsreihe etwas modificirt werden könnten.

Urtica canadensis und U. cordata habe ich im weissen Lichte bis jetzt nur einmal beobachtet; bei ersterer Art betrug die Dauer der Strömung keine 24 Std., bei letzterer nicht ganz 20 Stunden. Ueber die gegebenen Verhältnisse im weissen Lichte möge man weiter die Tabelle IV. vergleichen.

II. Wirkung des rothen Lichtes.

A. Urtica.

Eine schädliche Einwirkung des rothen Lichtes auf die Plasmabewegung ist nach allen angestellten Untersuchungen unzweifelhaft. Setzt man ein Brennhaar von Urtica dioica oder U. urens der Beleuchtung mit rothen, intensiven Strahlen aus, so dass nur ein Theil desselben dauernd davon betroffen wird (etwa in dem Apparate von Borščow), so bemerkt man nach längerer oder kürzerer Zeit, die sich theils nach dem Alter der Zellen, theils aber auch nach anderen, mir noch nicht weiter bekannten Umständen zu richten scheint, eine Verlangsamung der Plasmabewegung, wobei gleichzeitig der protoplasmatische Wandbeleg in dem beleuchteten Theile des Haares allmählig dünner und dünner wird und das Plasma sich mehr in die ausserhalb des Gesichtsfeldes liegenden Theile des Haares zurückzieht. Das Protoplasma flieht offenbar vor den rothen Strahlen. In manchen Fällen ist der Wandbeleg von körnigem Plasma in dem beleuchteten Theile

des Haares nach längerer Einwirkung des rothen Lichtes so dünn, dass man scharf einstellen muss, um ihn als einen feinen körnigen Saum auf dem Exoplasma zu erkennen. Es wird dabei die Strömung immer langsamer; zuletzt findet gar kein Fliessen mehr statt, nur noch ein Hin- und Hertanzen der Körnchen, und schliesslich beginnt ein Verfall des Plasmas zu unregelmässigen Klumpen von schmutzigem, grobkörnigem Aussehen.

In anderen Fällen jedoch bleibt auch das Protoplasma in grösserer Menge im beleuchteten Theile. Es bildet dann, wie im weissen Tageslichte, verbindende Stränge und Brücken, die allmählich erstarren, dann noch eine Zeit lang erstarrt in normaler Anordnung verharren, endlich aber auch zerfallen. Die Zeit, innerhalb welcher dieses geschicht, fand ich sehr schwankend. In einem Falle beobachtete ich die Strömung in dem beleuchteten Theile des Haares (das Object wurde bei diesen ersten Versuchen nie verschoben, so dass immer nur die eine Stelle beleuchtet wurde) bei Urtica dioica während 10 Stunden 20 Min. in grosser Lebhaftigkeit, und erst nach 22 Std. 45 Min., vom Beginn der Einwirkung des rothen Lichtes an, begann das Plasma zu zerfallen. In einem anderen Falle dauerte unter denselben äusseren Verhältnissen bei derselben Art die Strömung 15 Std. 40 Min. Diese letztere Beobachtung begann 3 U. 20 M. Nachmittags; 4 U. 45 M. war die Strömung nur wenig schwächer und um 7 U. 45 M. am nächsten Morgen war noch Bewegung vorhanden, wenn auch nur äusserst schwach und rasch absterbend. Offenbar muss in diesem Falle der inzwischen eingetretenen Dunkelheit, die für sich die Strömung nicht stört, die Ursache der langen Erhaltung durch Unschädlichmachen des rothen Lichtes beigelegt werden.

Ein dritter Fall zeigte, ebenfalls bei Urtica dioica, 8 Stunden 50 Minuten Strömungsdauer; sonst betrug dieselbe in den meisten Versuchen nur 1-2 Stunden, selten über 3 Stunden, worüber die Tabellen II und IV. verglichen werden mögen.

Auch bei Urtica urens fanden solche Schwankungen in der Stromdauer im rothen Lichte statt. Die höchste beobachtete Dauer betrug, wenn stets nur dieselbe Stelle des Haares beleuchtet wurde, 8 Std. 45 Min., die niedrigste nur 40 Min., und zwischen diesen Extremen lagen die Beobachtungsresultate: 6 Std. 55 Min., 3 Std. 45 Min., 3 Std., 2 Std. 50 Min., 2 Std. 45 Min. und 2 Std. 30 Min. Es ist hierbei sehr auffallend, dass, grade entgegen den Beobachtungen im weissen Lichte, das rothe Licht auf das Zellenplasma von Urtica urens eine geringere Wirkung ausübt, wie auf dasjenige von Urtica dioica. Während, wie wir sahen, die mittlere Stromdauer im weissen Lichte bei Urtica dioica 97 Std. 131/3 Min., für Urtica urens 21 Std. 15 Min. betrug, berechnete ich die mittlere Stromdauer im rothen Lichte vorläufig für Urtica dioica auf 3 Std. 115, Min., für Urtica urens dagegen auf 3 Std. 534 Min. (siehe auch die Tabelle IV), ein Verhältniss, welches noch weitere Beobachtung und Prüfung verdient.

Ist durch das rothe Licht die Strömung des Plasmas einmal gestört worden, so findet bei nachfolgender Einwirkung von weissem

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