Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Schenkungs urkunden.

S. 146.

Beobachtete Die Urkunden über die Schenkungen, welche man ihnen machte, wurden (i) auf Cârimonien eine feyerliche Weise auf den Altar geleget mit gewissen Gebräuchen und Siunbildern bey den der Investituren. Man ließ das (N) Eheweib und die Kinder mit in diese Schens kungsbriefe hinein seßen. Die Verleher dieser gottseligen Freygebigkeit wurden mit dem Fluch belegt. Die Einrichtung dieser Charten wird zu Anfang einer Schenkung, die im Jahr 987 an die Kirche zu Albi gemacht worden, also ausgedruckt: in confcribendis (f) donationibus hic ordo fervandus eft, ut prius contineat nomen donatoris, deinde cui donat, poftmodum res quæ donatur. Man machte bisweilen den Kirchen und den Klöstern Schenkungen ohne etwas schriftlich abzufaffen"; aber etliche Jahre drauf (1) bestätigte man solche durch Charten. Solchergestalt ertheilte Stephan, Bischoff zu Mande, eine dergleichen im Jahr 951 zur Bekräf tigung einer acht Jahr vorher gemachten Schenkung. Diese Acre ist wegen der Linters schrift des Pabstes Agapitus 2. merkwürdig, die in diesen Ausorücken abgefafset ist: Signum Domini Agapiti Papæ, cujus auctoritate hæc charta confirmata eft.

Verschiedene
Sammlun

[ocr errors]

S. 147.

Nach dem Geständniß der Gelehrten ”(m) kan man beynahë nur durch Beygen dieferhülfe der Charten ein Kenntniß von den mehresten Begebenheiten haben, die sich in Charten. "Frankreich seit dem Anfang des 10. Jahrhunderts bis gegen das Ende des folgen: "den zugetragen haben.”...... Zum Glück legte man sich seitdem darauf diese kostbaren Denkmäler in Cartulariis zu fammlen, um sie auf die Nachkommenschaft zu bringen. Eine von den ältesten Sammlungen dieser Art ist die vom. Odo, dem Abt zu Člus ni, der im Jahr 942 gestorben ist. Der . Mayeul hatte die Sorgfalt, daß er auch eine verfertigen ließ, worinnen ihn seine Nachfolger nachahmten. Jedoch ist das wichtigste Cartularium dieses Jahrhunderts dasjenige, welches Folquin der Mönch ́› und Diaconus der Abtey zu St. Bertin im Jahr 1961 verfertigte. Der Verfasser richtet

[ocr errors]

(1) HICKES, differt, epiftol. p. 83. fq. (Hift. de Langued. t. 2. Preuves
pag. 140. (1) De re diplom. p. 570. 576.
(m) Hift. de Lang, t. 2. p. 113,

4

[ocr errors]

(N) Herr Menard (e) redet von der Schenkung eines Weinberges, welcher in dam Gebiet von 17 fmes liegt, die der Kirche zu unsrer lieben Frauen dem Bischoff Bern: hard, und den Domherren von einem Na mens Pontils gemacht worden. "Sie ist "vom Montage, den 12. März, dem 11. "Jahr der Regierung Ludwigs der von jens "Seit des Meers zubenamet worden, datirt, "welches dem Sonntagsbuchstab zu Folge "auf das Jahr 949. trift. Pontius machte "diese Schenkung gemeinschaftlich mit seinem

(e) Hift, de Nifimes t. I, p. 148

[blocks in formation]

richtet alle Diplomen und Charten seines Klosters nach der Ordnung der Zeitfolge ein: und damit er dieses Cartularium (D) nüßlicher machen möchte, so macht er dare aus eine Art von einer abgesonderten Chronike, worinnen er die Aebte zu St. Bertin wie sie auf einander gefolget, und einen kurzen Abriß ihres Lebens liefert. Judem fich Solquin in seiner Anrede an seinen Abt wendet, so rufet er die Wahrheit (P) zum Zeugen an, daß er die Charten so angeführet habe, wie er sie in den Urschriften. angetroffen hätte, ohne etwas daran zu ändern. Er erinnert jedoch in seiner Vorrede, er habe den Lesern zum Besten die Zeitbestimmungen nach den Jahren der Menschwerdung oder nach den Jahren derer Fürsten angezeigt, welche zur Zeit der Abfassung der Charten regieret. Man tadelt an ihm (n), daß er die Anfangsformeln der Dis plomen nicht allezeit recht geliefert, und daß er bisweilen die Eingänge als zur Ges schichte unnöthig weggelassen habe. Man setzet hauptsächlich an ihm aus, daß er die Unterschriften einiger wichtigen Stücke außen gelassen. Der berühmte Gottfried (Q) hat eben dergleichen Unachtsamkeit bey dem Codice Theodofiano angemerket. Man kaun sich daher mit denselben auf eine billige Weise nicht schüßen, wenn man die Cartularia uiederschlagen wollte. Man muß denen, von welchen wir eben jest ge redet haben, dasjenige noch beyfügen, dessen in dem ersten Bande des Monastici Anglicani Meldung geschehen, und des Gellone oder Sr. Wilhelms des Einsied lers seins, welches noch heut zu Tage vorhanden ist. Es wurde auf Befehl (0) Gerhards, welcher dieses Kloster zu Ende des 10. Jahrhunderts regierte, zusam men getragen. In den folgenden richteten sich die Bischöffe und Capituls, nach dem Beyspiel der Mönche, die Cartularia wurden gemein, und nahmen die verschiedenen Gestalten an, davon man in unserm ersten Theil (p) geredet hat. Wir sehen noch hinzu, daß die Aufsicht über die Archive Personen anvertrauet worden, welche wegen ihrer

[blocks in formation]

(D) Zu dem Cartulario generali fügte Folquin noch (f) ein besonderes bey, wel ches die Acten enthielt, welche die verschie: -denen Aemter der Abtey zu St. Bertin be: trafen, damit ein jeder Bedienter leicht ler nen könnte, was seine Bedienung angieng.

(P) Explicut (f) jam, auxiliante Domino, quæ jufferas Domne beatiffime Pater AdaJolfe, comprehendens in uno codice traditiones fidelium cum chartis eorum nec non et gefta Abbatum ab ipfo primo loci hujus ftru ctore Domno Bertino Abbate, usque ad ultimum qui nunc præeft noftræ ætatis tempore. Fateor autem, ipfa veritate tefte, me nihil aliud fcripfiffe, nifi quod in exemplariis an

[ocr errors]

(p) S. 193.

[merged small][ocr errors]

(f) De re diplomatica pag. 236. (f) Annal. Bened. t. 3. 556.
Prolegomen. c. 3.

1

n. Titel der

Woher die ftolzen Titel der Prälaten rühren.

ihrer Wissenschaft und ihrer Tugend in Ansehen stunden; dergleichen war Flodoard, der Archivar der Kirche zu Rheims, welcher seine Geschichte aus den Denkmälern zus fammen trug, welche er unter seiner Aufsicht hatte.

S. 148.

Seit dem Anfang des 10. Jahrhunderts führen fich die Herzoge und Grafen als Prälaten auf Oberherren auf und erkennen die Überherrschaft unserer Könige nicht weiter als nur, den Charten. daß sie von ihnen die Belchnung ihrer Lehngüter annehmen. Diese großen Kronvasals len eignen sich unter dem Fürwande des Patronatrechts die Ernennung zu den Biss thümern und Abteyen zu, welche sie als Güter ansehen, die von ihren Herrschaften zu Lehn giengen. Unterschiedliche Bischöffe und Aebre, die große Ländereycu besaßen, versuchten es sich der unrechtmäßigen Gewalt dieser neuen Oberherren zu entziehen und wurfen sich zu weltlichen Herren auf wegen der Freyheiten und großen Privilegien, welche die Könige ihren Kirchen ertheilet hatten. Daher rühren die herrlichen Ehrens namen, die diesen Prälaten beygeleget worden. Bald tituliret eine Gräfin (q) Stephan den Bischoff zu' Clermont Durchlauchter Heir: bald wird der Titul Mas jestår, welcher heutiges Tages blos den gekrönten Häuptern gewidmet ist, gewissen Biz schöffen von dem berühmten Geckert bengelegt, welcher Pabst wurde unter dem Nas men Sylvester 2. Im Jahr 916. bedienet sich Gauzlin, Bischoff zu Tul der Ausdrucke Serenitatis noftræ (r) auf einer Charte, die dem Kloster zu St. Evre ertheilet worden. In einer Acte vom Jahr 997. mit Gombaur, Bischoff zu Bas zas, den Titul eines Herzogs der ganzen Provinz in seiner (8) Unterschrift an. Die bischöflichen Häußer haben den Namen der Palläste auf den mehresten Charten dieses Jahrhunderts.

Verbindungl

der erhabnen mit den be:

teln.

S. 149.

Die Bischöffe legèn sich Lobfprüche bey und erniedrigen sich auch zu gleicher Zeit, Im Jahr 945. titulirt sich der zu Clermont: Stephanus (t) præful eximius et fcheidenen Tis humillimus. Ein angelsächsischer Prälat, welcher seinen Namen und seinen Sig nur durch einzele oder Anfangsbuchstaben anzeigt, nimt den Titul humilis famt dem eines vir apoftolicus, in einem Umlaufschreiben an: Annuente (u) atque favente melliflua Dei Gratia Epifcopis Abbatibus, Ducibus, univerfisque inclytis vernaculis fanctæ Dei ecclefia, W. humilis apoftolicus vir S. Parochia pacis profperitatem permanendamque in Chrifto falutem. Gerbard, Abt oder vielmehr Dechant zu St. Medard in Soissons giebt sich selbst den Titul venerabilis, und feget seinen Namen vor des Hugo, Erzbischoffes zu Rouen, seinen. Gerardus (v) gratia Dei venerabilis Pater Cœnobitarum, Domno Hugoni Rotomagenfis urbis Archiepifcopo. Man siehet Erzbischöffe mit den Titeln

[blocks in formation]

Maximus (w) et fummus facerdotum, fummus (F) antiftes, Archipontifex, Archierarchus beehret. Die Acte der Erwählung, der Einweihung und der Einses Hung Gosberts, Bischoffes zu Cahors, nennet den Erzbischoff zu Bourges vir inclitus () Dagobertus primæ fanctæ Bituricenfis ecclefiæ fedis Archimandrita Der Pabst Johannes 13. giebt den Titel Heiligkeit den Bischöffen auf der Versammlung zu Ravenna, welche im Jahr 967. gehalten worden. Unde (†) rogantes, fagt er, hortamur fanctitatem veftræ fraternitatis et in hoc nobiscum pariter affentiatis, et huic noftræ apoftolicæ fanctioni veftram confir mationem præbeatis.

§. 150.

Aller dieser Ehrennamen, die von den Prälaten angenommen und ihnen beygeles Demüthige leget worden, ohnerachtet, halten sich die mehresten an solche Ausdrücke welche ihnen Titel einiger Prälaten. die chriftliche Demuth einflößete. Die Titel eines niedrigen Bischoffes, eines Dieners der Kirche und der Glaubigen, eines unwürdigen und unverdienten Bischoffes, und andere dergleichen find sehr gemein in den Kirchenacten dieses Jahrs hunderts. Leo, Bischoff zu Verceil nennet sich einen Knecht des H. Eusebius vor einem Briefe: In nomine Domini Leo Epifcopus fervus Eufebi. Hildegarius, Bischoff zu Beauvais titulirt sich den kleinsten unter den Bischöffen und einen Knecht der Knechte GOttes in einem Schreiben, das von (a) Louvet angefüh ret wird: Divina difpenfatione infiftenti cultui divino Widoni fanctæ fedis fucceffionis ecclefiæ pontificali apice fubnixo, Hildegarius cathedræ Belvacenfis fancti Petri omnium Epifcoporum minimus, fervus fervorum Dei. Inwendig in den Briefe wird der Titul Heiligkeit dem Bischoff zu Soissons, beyz gelegt. Die Benennung eines Knechtes der Kuechte GOttes war der eigne Titul der Aebte und der Mönche. Man findet Beweise in der (R) Ueberschrift einer Charte vom Jahr 954. und in dem neuen Gallia (b) Christiana. In der Ueber fchrift einer chartæ precariæ nint der H. Mayeul, die Titel eines Bruders und eines unwürdigen Abts an: Notum, (c) fit omoibus facri cœnobii Cluniacenfis Abbatibus et Monachis quibusque futuris, quod ego FRATER Mayolus prædicti cœnobii, licet indignus, Abbas. Er unterschreibt also vor einem Bis

Schöffe

(m) Biblioth. Britan. 1739. octob. p. 112. fq. (r) Hift. de Lang. t. 2. col. 45. fq.
Concil. tom. 9. col. 658. (1) BALUZ. capitul. t. 2. col. 629. fq. (
Concil. tom. 9. col. 675. (a) Hift, de Beauvais p. 358. (b) Tom. I.
preuves, p. 63. (c) Annal. Bened. t. 3. p. 624. num. 98.

1(R) Dominis et venerabilibus in Chrifto fratribus Sacerdotibus, Levitis, Lectoribus vel omni Clero Bafilicæ Domini Benigni, ubi ipfe in corpore requiefcit, die nocteque reddunt officium, vel ubi venerabilis vir Atidius præeffe videtur, Abba: Dodolenus five Dodo filius Ar

Diplom. 8ter Th.

ulfi quondam fervus fervorum Dei; dum in
hoc loco adolefcens meam dimifi comam, ibi-
dem fui nutribus, modo tempore vitæ in ipfa
ftabilitate fum dicendus. In dieser Stelle
haben die Bestimmungswörter vel die Be
deutung des et.

D

Meldung der
Bermählung

schoffe, welcher ein Mönch zu Cluni geworden war: Mayolus peccator et humi fis Abbas oder hum, fimus Abbas. Der Titul eines regulåren Abts wurde (S) sum östern in diesem Jahrhundert angenommen. Der H. Abbo, Abt zu Fleuri, nimt in seinem Briefe an den König Robert (d) den Titul eines Knechtes der Knechte GOttes an. Wenn er in einem andern Briefe den Pabst Gregor 5. anredet, so bedienet er sich des Ausdruckes Majeftát, veftræ Majeftati. Er bringt ferner in einem zweyten Briefe an eben denselben Pabst nebst den Titeln Heiligkeit, Hochwürden, auch Durchlauchtigkeit an. Worker (c) giebt dem S. Willibald von Fichstädt, blos den Priester: Namen, ob er ihn schon für einen Bischoff erkannte. Orhelbold, welcher die Abtey zu St. Bavon zu Gent seit 1019 bis 1034 regierte, nennet fich Abt von GOttes Gnaden in der Beschreibung seines. Klosters,

S. 151.

Die Unfälle und die Unwissenheit dieses Jahrhunderts, zusamt dem Verfall der einiger Prá Kirchenzucht, hatten einen beweinenswürdigen Misbrauch eingeführet, welcher noch laten auf den in dem folgenden Jahrhundert herrschete, nämlich daß sich unterschiedliche Bischöffe Charten. und viele Priester verheyratheten, und dieser unerlaubten (*) Verbindungen auf ihren Charten (f Meldung thaten. Der Pabst Gregor 7. welcher im Eifer entbrannt war für die Ehre des Priesterthums, verdammet in einem seiner Briefe die Vermählung eines Erzbischoffes zu Dol also: Nam in ipfo tam perniciofe adepto Epifcopatu, nuptiis publice celebratis, fcortum potius quam uxorem ducere non erubuit. Herr Fleuri (g) erzählet, daß Robert, Erzbischoff zu Rouen, "das ergerniß fortgeschet habe, welches sein Vorfahr Hugo gegeben hätte, da er "ein Weib genommen, mit welcher er öffentlich lebte und drey Kinder erzeugt hätte, "und doch wegen seiner Freygebigkeit gegen die Kirchen gelobet worden." Man darf

(d) Hift. litter. t. 7. p. 165. 166.
Obfervat. fur les ecrits modernes,
P. 371.

(S) Actis (h) concilii Ravenna habiti anno
954 charactere Longobardico fcriptis fubfcribunt:
Dominicus religiofus Presbyter et Abbas regu
Jaris fancti Apollinaris, qui vocatur in Claffe,
Martinus Presbyter et Abbas regularis fancti
Severi, Petrus mifericordia Dei Presbyter et
Abbas regularis fancti Laurentit qui vocatur in
Cæfarea.

(*) Warum die Herren Verfaffer die Ehe: verbindnisse der Bischöffe und Priester unerlaubte Verbindungen und einen beweis nenswürdigen Misbrauch nennen, sehen wir auch nicht den geringsten Grund. Wie

(b) Annal. Bened. t. 3. p. 524.

daher

(e) CEILLIER t. 18. pag. 216. (۴) tom. 20. p. 167. (g) Hift. ecclef. tom. 12.

kann dieß ein Misbrauch seyn, wenn jemand nach göttlicher Ordnung handelt? Wie kann dieß unerlaubt heißen, was Gott nicht verbos ten hat? Und welcher Mensch mag dieß_mit Recht verbieten, was Gott als gut verordnet und eingefeßet hat? Ist es den Aposteln und Bischöffen der ersten christlichen Kirche ers laubt gewesen, in dem Ehestande zu leben, warum sollte es denn in dem 10. Jahrhundert ein beklagenswürdiger Misbrauch heißen. Man sehe nach 1 Tim. 3. 2. Tit. 1, 6. 1 Co: rinth. 9,5. f. Matth. 8, 14. 1 Tim. 4. 1.3. CLEM. ALEXANDR. L. 3. Strom. Concil. Trull. can. 13. Ueberf.

« VorigeDoorgaan »