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Weise die
Acten und

Verträge zu
beschwören.

Zutrauen, welches man auf ihre Redlichkeit feßte. In Frankreich und Spanien machte dieselbe, daß man sie (1) in ihren eignen Angelegenheiten als Zeugen gulics; eine Freyheit, welche sie über dreyhundert Jahr genossen haben. Ein anderer Beweis ihres Zutrauens, welches man auf ihre Treu und Glauben fekte, ist dieses, daß die notitiæ privatæ, welche sie selbst auffeßten über die Schenkungen und Verträge, so ihnen zum Besten gemacht worden, vor Gericht angenommen würden, wenn sie unten die Namen einer gewissen Anzahl ansehnlicher Personen beygezeichnet hatten, um im Fall der Noth Zeugen abgeben zu können. Man war weit entfernet zu denken, als ob einige Ordensleute sich unterstünden, bekannte Persönen fälschlich zu Zeugen anzugeben, die noch am Leben waren, und die Betrüger hätten Lügen strafen können. Die Notik gen, so wie die chartæ pariclæ oder durch Cyrographen getheilte Charten gingen in diesem und im folgenden Jahrhundert sehr im Schwange.

S. 193.

Die Freyheit, welche den Mönchen (H) seit dem 9. Jahrhundert zu schwören nachließ, ist eine Folge von der guten Meynung, die man von ihrer Redlichkeit und der Reinigkeit ihrer Eitten hegte. Inzwischen ließ man öfters die Acten und die Vers träge bald über dem wahren Kreuz, bald über den Reliquien der Heiligen, über dem Evangelienbuch, und zum öftern gar über dem anberungswürdigen Leibe unsers Herrn und bisweilen über allen diesen Dingen zugleich beschwören. Wenn der Eid (0) von einer einzigen Person geleistet wurde, so hieß dieß in unica manu fchworen; wenn er von zwoen, dreyen, sehen, fünfzigen, hunderten, dreyhunderten, wie bisweilen geschahe, geleistet wurde, so hieß dieß in fecunda, in tertia, decima, quinquagefima, cen tefima, trecentefima manu schwören.

(n). De re diplom. p. 233. fq. 604. 632.

.

(H) Der Kaiser Ludwig der fromme () ertheilte den Mönchen zu St. Vincent an dem Volturno ein Diplom, das jederman verbot die Mönche oder Aebte zum Schwô: ren zu nöthigen; indem die Erde durch (s) das göttliche Geseß und die Regel des Benedicts untersagt waren. Non (t) jura se, ne forte perjujer. Diese Freyheit wurde im 11. und 12. Jahrhundert nicht mehr ver: stattet. Die Bischöffe verlangten von den Aebten damals einen Eid des Gehorsams, welcher viel Unruhen in der Kirche verurs fachte. Im Jahr 1079., nöthiget eine Kir

i

S. 194.

(0) Annal. Bened. t. I. p. 453.

chenversammlung von Bourdeaur den Abt leuten die Wahrheit eines Freyheitsbriefes zum H. Kreuz und sechse von seinen Ordens: durch einen Eid zu versichern: Ex decreto (u) concilii (Burdigalenfis) juravit Arnaldus Trencardi Abbas fanctæ Crucis, in fexta manu Monachorum fuorum, illud idem facramentum five juramentum, de veritate fcilicet privilegii, quod Dominus Papa Alexander jam diu ante decreverat Romæ debere ante fe jurari, ab ipfo Arnaldo Trencardi tertia tantum manu Monå. chórum fuorum, Gregorio Abbati fancti Severi.

(1) DU CHESNE tom. 3. p. 685: (s) Matth. 5.
cap. 4. (u) Annal. Bened. t. 5. p. 148.

(t) Regul, S. Bened.

S. 194.

Und da

hundert vers

Der Nußen der Copialbücher wurde nie so merklich gespüret als in diesem Jahre 11. Nachricht hundert. Die Kirchen und die Klöster ließen diese Arten von Sammlungen um die von den in Wette verfertigen, welche gar bald in allen Abendländern vermehret wurden. In diesem Jahre Frankreich ließ der Benedictiner Abt zu St. Vanne, Richard, dergleichen veran anstalteten stalten, welches man noch heutiges Tages zu Dijon aufbehält. Der Stiftskirche zu Cartulariis. St. Julian in Brioude in Nieder-Auvergne ihre ist berühmt. Es enthält we Beschreibung migstens vierhundert acht und zwanzig fowohl Diplomen als Charten und andere Denk der Copialbus måler von eben der Gattung. Es führet den Titul: Liber de honoribus S. Juu St. Julian cher zu Dijon, liano collatis und schließet mit dem Jahr 1066. Das Copialbuch zu St. Pere in in Brioude Chartres ist in zween Theile abgetheilet. Der erste hat die Ueberschrift: Vetus Aga- und zu St. nus dem Agan, Bischoff zu Chartres im 10. Jahrhundert, der der erste Wieder: Pere in Chars hersteller der Abtey zu St. Pere ist, zu Ehren. Deffen Urheber nennet es ferner in tres. feiner Vorrede Liber Agani oder Aganonis, weil es alle Schenkungen begreift, welche unter dem Bisthum des Agans, an das Kloster gemacht worden. Rager fried, dessen unmittelbarer Nachfolger, die legte Hand an die Wiederaufbau ung diefes Klosters geleget hatte, so hat der Sammler aus eben dem Grunde dem zweyten Theil seines Manuscripts den Namen dieses Prälaten zum Titul gegeben: Liber Ragenfredi. Da einige Diplomatisten von dem Anhang des P. Germon das räthselhafte Wort nicht verstanden, so haben sie das Copialbuch, fo Vetus Aganus genennet worden, von einen Benedictinermönch verstanden. Der Verfasser des gane zen Werks ist der Ordensmann Paul, Notarius oder Kanzler der Abtey. Er lebte mit den Ardefast, welcher gegen das Jahr 1022. die Kageren eines Nachkömmlings der Manichaer entdeckte, zu gleicher Zeit, und auch noch im Jahr 1088. Diefes historische Copialbuch enthält Acten wenigstens vom Jahr 1040 bis 1077. Das pistoriscuid fegte Stuck ist vom 29. Jahr der Regierung Heinrichs 1, Königs in Frankreich, datirt, Es erhellet aus dieser Sammlung, daß, wenn Paul abwesend war und ein andrer seine Stelle versahe, dieser (p) forgfältig angemerket habe, daß er es auf Bes fehl des Abts gethau. B. unter dem Abr Landri; Robertus monachus fcripfit hanc cartulam jubente Landrico Abbate. Da hingegen Paul schlechtweg sagt, er habe es unter diesem oder jenem Abt gethan, wenn er die Acten selbst verfertiget.

S. 195.

Chafre und

• Ein ander wichtiges Copialbuch ist das von St. Chafre îm Kirchensprengel von Beschreibung Put. Im Jahr 1086. trug der Abt Wilhelm 4. einem Mönche, einem Mann von des Copialbus Einsicht auf, alle Charten seiner Abtey in einen Band (q) einzutragen. Der Samm: ches zu St. ler verleibte demselber eine kleine Chronike ein, welche die Geschichte feines Klosters ent: des H. Hugo hält, er theilte feine Sammlung in zwey Bücher und ließ davon die Vorreden und vonGrenoble. die auf den Charten gewöhnlichen Verwünschungen als etwas überflüßiges weg; weil wie er sagte, alles dieses durch die Urtheile der Kirchenversammlungen und der römis

R 3

schen

(p) Hift. litter. de la Fr. t. 8. p. 255.

(Annal, Bened. tom. 5. p. 230.

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fchen Pabste ersetzet werden könnte. Obschon das Copialbuch, welches St. Hugo, Bischoff zu Grenoble, gegen das Ende dieses Jahrhunderts zusammencrug, für die Geschichte vortheilhaft ist; so gingen doch die Absichten dieses großen Prälaten hauptsächlich dars auf, daß er diejenigen Stücke zusammen bringen möchte, deren er nöthig hatte die Gerechtsame seiner Kirche bey den verschiedenen Streithändeln zu vertheidigen, die er mit den Erzbischöffen zu Vienne und den Grafen zu Albon hatte. Dieses ist eins der am ordentlichsten eingerichteten Copialbücher. St. Hugo führet nicht blos die Chara ten an, welche seine Kirche angehen, sondern füget auch noch historische Anmerkungen ben, welche dasjenige bekannt machen, was zur Ausfertigung dieser Stücke Gelegenheit gegeben hat.

S. 196.

In Italien brachte Gregorius, ein Mönch und Archivar zu Farfe, gegen das Jahr 1089. alle Charten (r) des Klosters in drey Bånde, in deren einen er eine furze Geschichte der Aebte vor dem Jahr 1068 einrückte. Sein Bruder Gregorius feste diese Sammlung fort ohne etwas zu ändern an dem schlechten Latein derer Urkunden, welche er abschrieb. Das Werk wurde endlich (s) durch Theodin, einen Mönch eben dieser Abtcy, zu Ende gebracht. Die Chronike des Klosters zur heiligen Sophia in Benevent ist bey nahe nichts anders als ein Copialbuch, das von einem Benedictis ner ohne Namen zusammen getragen worden. Die Ordnung der Zeit ist bey der Benbringung der Stücke nicht beobachtet worden. Die Urschrift dieses Copialbuches oder dieser Chronike wird auf der Vaticanischen Bibliothek verwahret wie unterschieds liche andere Copialbücher von unsern Abteyen Frankreichs. Wir haben anderswo (t) von dem cafaurischen oder dem zu Pescara im Königreich Teapel gehandelt. Sein Verfasser Johann Berard wolte die Schranken eines Bandes nicht gern überschreiten, und meldet, er habe von den Urkunden, welche er beybringt, die Eingänge und Schlußformeln weggelassen.

S. 197.4

Beschreibung
Leo ein Mönch zu Hanau in Elfaß im Jahr 1079 verfertigte ein Copialbuch,
der Copialbů:
worinnen er über tausend Schenkungsbriefe von Adalbert, Liurfrid und andern Her-
cher des Leo,
bes fuldischen zogen und Grafen vor Karln dem großen zusammen bringt. Die Gelehrten bedau
des prúmis ren den Verlust eines so kostbaren Manuscripts sehr, welches noch zu Anfang des legs
schen und des ten Jahrhunderts vorhanden gewesen. Man nimt zu Fulda eine Sammlung von
lausannischen.
den ältesten Charten (u) dieser Abtey wahr, benebst den Siegeln der Kaiser und Kös
nige, die sehr wohl gezeichnet sind. Unter den Manufcripten (v) der Abtey Prům
im Kirchensprengel von Trier ist dasjenige, welches man am höchsten schäget, ein sehr
alt Copialbuch, welches man das göldene Buch nennet, weil der Deckel, worauf man
die alten Trachten der Könige erblicket, vergoldet ist. Man liefet in des Herrn Rus
chat

(r) Ibid. p. 265. 268. (8) UGHELLI, t. 10. nov. edit. col. 463. () Man sehe uns. 1. Th. S. 201. §. 208. (u) MARTENE 2. voyage litter. (v) Ibid. p. 275.

pag. 135.

chat kurzen Begriff der Kirchengeschichte des Låndgens Vaud, daß das alte Cartularium der Kirche zu Lausanne, ein beglaubigtes und wegen feines Alterthums ehrwürdiges Denkmaal, das die Lebensbeschreibungen der Bischöffe dieser Stadt ent hielt, in einer im Jahr 1235 entstandenen Feuersbrunst darauf gegangen sey. Man fann aus dem Monattico (m) Anglicano die Art und Weise sehen, wie die Copiale bücher bey den Engländern im 1 1. Jahrhundert verfertiget worden,

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hundert ges

laten.

Die Prälaren dieses Jahrhunderts fügen bisweilen die bescheidensten Titel zu den III. Die in erhabensten Ehrenbenennungen, welche fie auf ihren Charten annehmen. Bruno, diesem Jahrz Bischoff zu Langres, leger sich selbst den Titul Majestår bey, noftram (r) adiens brauchten Majeftatem, ob er sich schon nur humilis præful nennet in der Ueberschrift einer Ehrennamen. Charte, welche er im Jahr 1004. wider diejenigen ertheilte, die die Güter der Abtey Gebrauch der fit St. Etienne in Dijon sich anmaßen würden. Die Bischöffe und die Aebte legen erhabnen Tie fich einander Lobsprüche sey, welche sich nur mit der Unwissenheit der Notarien oder der tel der Präs Schreiber, welche selbige redend einführen und mit der Einfalt der damaligen im Schwange gehenden Sitten entschuldigen lassen. Ein Bischoff zu Clermone (y) titulirt fich selbst Præful eximius, vita et moribus præclarus. Vivian, Abt zu St. Sulpitif in Bourges im Jahr 1038, nennet sich magnificus (1) in Chrifto Abbas Auf einer Charte von 1039. titulirt sich Sugo, Bischoff zu Toyon, sels ber indignus procurator Noviomenfis et Tornacenfis ecclefiæ. Guido, Bis schoff zu Amiens, der Verfasser eines Gedichts zu Ehren Wilhelms des Eroberers, nennet fich: Guido præful et procurator totius reipublicæ Ambianenfis auf einer Charte, welche in dem Archiv des Bisthums zu Amiens erhalten worden. Selbige würde auf einer Kirchenversammlung vom Jahr 1073 verlesen (I). Es ift zur Gnüge bekannt, daß Procurator totius reipublicæ Ambianenfis nichts ane ders als einen Grafen von Amiens bedeute. In den Arten einer Kirchenversamme lung zu Anfe vom Jahr ro25. wird Hugo, Bischoff zu Aurerte, titulirt: Hugo (a) Comes Epifcopus Autiffiodorenfis, alger, Erzbischoff zu Rouen, nennet fich von GOttes Gnaden Bischoff der Bischöffe: Ego (6) Epifcoporum Dei gratia Epifcopus Malgerius. Einige Bischöffe, vornehmlich in Italien, reden von

(w) Tom. 1. p. 135. (f) PERARD P. 67.
(3) Cartulaire de l'abb., de S. Sulp. fol. 31. V.
1. 4. 6.8. n. I. p. 247. col. 2,

Sie wird in dem Gallia Chriftiana der Herren von Sancta Martha angeführet. Die Ueberschrift derselben ist sehr artig einge: richtet: In nomine Patris et Filii et Spiritus fanc Amen. Largitore omnium bonorism ́: cooperante. Clero et populo utriusque fexus acclamante, Gujdo Præsul et Procurator totius Reipublica Ambianenfis, univerfis filiis adoptio

fich

·(1) De te diplomat. p. 89.
(a): MARCA de concord.

(b) Neuftria pia, pag. 521.

nis præfentibus et futuris, Chrifti ducatu de
poteftate Egpytiorum per baptifmum agni cos
leftis cruore illuftratum feliciter' egretiis. pro
manna pane vivo qui de cœlo defcendit in hu-
jus peregrinationis heremo refectis pro aqua
falienti Evangeli liquore a petra juftitiæ falien-
te interius debriatis, ut in terra viventium,
quae lacte et melle manat, videant bons,

ben.

sich in der vielfachen Zahl: Nos Leo divina gcatia difpenfante ecclefiæ Attinen, fis Epilcopus.

S. 199.

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Gebrauch der Inzwischen tituliren sich die mehresten Prälaten in Ausdrücken, welche die chrift: bescheidenen liche Bescheidenheit und Demuth zu erkennen geben. Der Titul eines Knechtes der Titel dersel: Knechte GOttes komt in der Ueberschrift einer im Jahr 1001 von Leo, dem Erzbi: schoff zu Ravenna, ertheilten Charte zum Vorschein: Leo (c) fervus fervorum Dei, divina gratia Archiepifcopus. Burchard, Bischoff zu Worms nimt den Titul eines Knechtes der Heerde JEsu Chrifti an vorn vor einem Gemeinschaftsschreis ben, welches er an den Bischoff zu Speyer richtet: Walterio (9) Spirenfi Epifco po, ego Burchardus fanctæ Vormatienfis ecclefiæ devotus Gregis Chrifti famulus, in Deo vero fummæ felicitatis beatitudinem. Petrus Damian nimt den Tirul eines Sünders in feinen Briefen an, Raymund, Bischoff zu Bazas, titulirt sich: Ego (e) Raymundus indignus et peccator, tamen epilcopus fanctæ Bafatenfis ecclefiæ vocatus. Lambert, Bischoff zu Arras, nimt in der Ueberschrift unterschiedlicher seiner Briefe den Titul eines Pricfters an, und seher zum aftern die Benennung eines unnügen Rnechts hinzu. Der 4. Gebuin, Erzbis schoff zu Lyon, nennet sich (F) schlechth unwürdiger Priester dieser Stadt und zeiger sich mit einem G, als dem Anfangsbuchstab seines Damens au. Gallo Bis schoff zu Paris, nimt in seinem Brief an Lambert, den Bischoff zu Arras, wels cher in dem. Band der Mifcellaneorum des Herrn (g) Baluze abgedruckt wor 2 den, blos den Titul eines Priesters, in der Ueberschrift an. Wenn Jves, Bischoff zu Chartres, feinen 28. Brief an den König Philipp 1. schreibt, so simt er darinnen Leinen andern Ehrennamen an, als den eines humilis clerici oder eines Kapellans feiner Majestát. In den mehresten seiner sehr vielen übrigen Briefe nennet er sich nur humilis Minifter, oder Diener der Kirche zu Chartres. Im Jahr 1999. nennet fich Walther yon Chalons an der Saone auch einen Diener feiner Kirche vorn vor einem Brief, dessen Ueberschrift folgende ift: Dilectiflimo (h) fratri et coepi fcopo Roberto Lingonenfi, Epifcopus Gualterius ecclefiæ Cabilonenfis fervus, falutem. Hugo, Bischoff zu Die, giebt sich keine andern Titul in der Ueber: schrift seines Briefes als eines demüthigen Priesters zu Die, ob er gleich mit der Würde eines Legaten des H. Stuhls bekleidet war. Die aus den Klöstern gezogene Bischöffe nehmen die Benennung eines Bruders an. Also titulirt sich Wilhelm, der Erzbischoff zu Rouen, wenn er an den . Anselmus im Jahr 1093 schreibt: frater (i) Guillelmus Archiepifcopus Domino et Amico Anfelmo Dei benedictionem et noftram.

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