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S. 379.

Bis hieher haben wir in keiner geistlichen Acte den Ausdruck Handzeichen Ursprung der fignum manuale angetroffen, welcher dienet die Unterschrift zu unterscheiden, die Unterschrift mit eigner Hand der Unterschreibenden gemacht worden. Solche wird von Karl mit den Boucher, dem Bischoff zu Megara und Abt zu St. Magloire in Paris, in Handzeichen. demjenigen Briefe angebracht, welchen er wegen der Einweihung des großen Altars zu St. Germain des Prez ausgehen ließ: Datum (f) fub figillo noftro et signo noftro manuali, anno Domini millefimo quingentefimo feptimo, undecimo calendas maii poft pafcha. Sig. CAROLUS EPISCOPUS MEGARENSIS. Die Unterzeichnung mit eigner Hand des Arnald von Pontac, Bi schoffes zu Bazas, wird auch (W) ein Handzeichen genennet, und die von den Secretar des Capituls der Abtey zu Sr. Germain des Prez heißet chirographum in dem Briefe des Prälaten, welcher die Versehung der Reliquien des H. Leufroi betrifft.

S. 380.

Man kann behaupten, daß der Ausdruck Handzeichen vor der Wiederherstel: Zeit des Ges lung der Unterzeichnungen nicht zu sehen sey, welche nicht eher als im 14. Jahrhun: brauches dier dert wieder ihren Anfang genommen. Wir könnten hinzusetzen, daß das fignum ma fes Handzeis chens. nuale in den Acten vor dem sechzehenden Jahrhundert gar nicht vorgekommen sey. Mehr braucht es nicht eine von dem Hrn. Menage unter dem Namen des Foulques Terra, des Grafen von Anjou (1), bekannt gemachte Charte der Falschheit oder der Verfälschung zu überzeugen. Sie ist vom Jahr 1015. und vom 20 Jahr des Königs Roberts datirt. Inzwischen redet man darinnen von den Handzeichen: Una cum manualibus Gaufridi fili mei, Bernardi de Claromonte cancellarii, et Roberti Bonnellii fecretarii noftri fignis. Hr. Menage behauptet, man habe gegen diese Urkunde von St. Aubin in Angers nichts einzuwenden. Aber außer dem, daß sie weder in dem Copialbuche noch in dem Archiv dieser Abtey befindlich ist, so thut die Schreibart und der Inhalt deren Unterschiebung dar.

(E) Pieces juftif. de l'hift. de S. Germain des Prez, pag. LXXXVII.
de Sablé, p. 342.343.

(2) In (n) cujus rei teftimonium præfentes litteras figillo Cameræ noftræ fignoque noftro manuali munitas per fecretarium noftrum infra fcriptum fieri ftatuimus. Actum Parifiis in prædicto monafterio S. Germani, die et anno prædictis.

(n) Ibid. p. XCV.

Diplom. 8ter Th.

(1) Hift.

ARN. EPISCOPUS VAZATENSIS. Nos præfati fancti Germani a pratis Religiofi fuperius narrata veritati confona effe certificamus et propterea hanc cartam parvo noftri conventus figillo noftrique fcriba chirographo muniri jufsimus ultima die Augufti 15957

Sechstes

Einleitung.

1

Sechstes Buch.

worinnen

die Schreibart, Formeln und Gebräuche historisch erkläret werden, die in den Diplomen und Urkunden vorkommen, so in jedem Jahrhundert durch die Kaiser, Könige, Fürsten, Herren, obrigkeitliche und andere weltliche Personen ertheilet worden.

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ine ausführliche Geschichte von der Schreibart und den verschiedenen Formeli, davon die Layen fiebenzehen Jahrhundert hindurch Gebrauch gemacht haben, würde etliche Bände erfodern. Da wir uns genöthiget sehen uns einzuschränken, so wollen wir die vielen Weitläuftigkeiten weglaffen und einen genauen Begriff von den bis zur Regierung Franz 1. beobachteten diplomatischen Gebräuchen zu erthei Len uns bemühen. Ob wir schon nicht Willens find, unsere Untersuchungen über die chriftliche Jahrzahl hinaus zu treiben, so halten wir indessen doch dafür, wenn wir die Beschaffenheit der eignen Formeln so wohl der Ueberschriften als der Grüsse und der Beitangaben gewiß bestimmen wollen, daß wir keine sicherern Muster davon entdecken können als in den Briefen des Cicero,

$.382.

S. 382.

meln.

Diejenigen, welche Briefe schrieben und empfingen, wurden, wenn sie nicht wirk; 1. Grußfor. lich mit einer Würde bekleidet waren, in den Ueberschriften blos nach ihren eignen Na- Grüffein den meu angezeichnet. Wenn sie hingegen ein Amt, als eines Confuls, eines Imperatoris, ueberschrif Prætoris, verwalteten, so nahmen sie davon die Titel an, oder legten sie denen ben, welche ten damit beehret waren. Wenn die Person, an die man schrieb, verwandt war, oder fonft unter einigem andern Namen mit dem Verfasser des Briefes verbunden war, so seste er öfters das Wort fuo, fuæ oder fuis hinzu: welchen Ausdruck Plinius der jüngere zu Anfang des zweyten Jahrhunderts überhaupt an alle seine Freunde gebrauchte. Der Gruß bestund blos in diesen beyden Worten, falutem dicit, oder Schlechtweg falutem, die mit ihren Anfangsbuchstaben ausgedruckt wurden. Julius Casar schrieb also an den Cicero: J. Cæfar Imperator M. Ciceroni Imp. S. Cicero Attico S. Lepidus Imp. iterum Pont. max. S. P. Pl. J. C. S. D. Zur Zeit des August blieb die Ueberschrift bey nahe auf eben dem Fuß, wie man es aus einem Beyspiel schließen kann, das in der Gesandschaft des Philo an den Cajus angez führet wird: C. Norbanus Flaccus proconful Ephefiorum magiftratibus falutem. Man trift unter den Denkmälern der römischen Rechtsgelahrheit ein Decret vom Kaiser Domitian an de fubficivis, dessen Ueberschrift lautet: Imp. Cæfar. Divi. Vefpafiani. F. Domitianus. Auguftus. Pontifex Max. Trib. Poteft. Imp. II. Cæf. VIII. defignat. VIIII. P. P. falutem. dicit IIII. viris. et. Decurio nibus Falerenfium ex Piceno.

S. 383.

Der Abschiedsgruß oder der Schlußwunsch war gemeiniglich in diesem Wort Schlußs vale enthalten; oder in valete, wenn man mehrere anredete. Also schliesset ein Der wunsch, cret des Domitian: Valete. ante. diem XI. k. Aug. in Albano. Agente curam. Tito Bovio vero. Legatis. Tito Bovio Sabino, Publio Petronio etc. Dieß find die Namen derer, welche die Entscheidung von dem Kaiser gebeten. Anstatt Vale segte man auch Cura ut valeas, Da operam ut valeas, Fac valeas meque mutuo diligas, und andere ähnliche Ausdrücke. Jedoch scheinet es auch, daß sie zum öftern gar weggelaffen worden.

S. 384.

rlomen und

Man muß eben dieß von der Zeitangabe sagen, deren Außenlassung sehr gewöhn. 1.Einrich lich war. Die von dem Tage vor den Calendis, Nonis und Idibus ganz allein war tung der Die die gewöhnlichste. Gemeiniglich haben die Zeitangaben das Wort data oder datum Rescripte der nicht vor sich her. Inzwischen wird es doch bisweilen dabey angetroffen, zum öfter: Kaiser. ften aber durch eine von diesen beyden Abkürzungen Dat. D. ausgedruckt. Nach dem Zeitangaben Monatstage komt bisweilen die Anmeldung des Orts z. B. XII. kal. jun. ex Caftris, derselben. ex ponte Argenteo. Die von den Consuln ist feltener; jedoch trift man einige Beys spiele davon an. Die Nangabe des Tages oder des Orts behauptet gemeiniglich die legte Stelle. Demohnerachtet wird sie vor dem Abschiedsgruß bey verschiedenen Ges

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legen:

Anfangsfors meln dersel

ben.

Ein vom Kais fer Galba er: theilter Ab schied.

Ertheilung der Diplome der Kaiser.

Legenheiten geseket. Anstatt die Zeitangabe ganz schlechtweg auszudrucken, z. B. IV. kal. nov. wurde sie also angezeichnet: D. A. D. IV. kal. nov. das ist, Data ad diem quartum kalendas novembris. Der Name des Orts nimt nicht allezeit den legten Play in den Zeitangaben also ein, daß er nicht bisweilen den ersten behaupten sollte.

S. 385.

Man kennet die alte Weise die Briefe anzufangen zur Gnüge: Si vos bene valetis. oder fi valebis liberique veftri valent, bene eft, ego quidem valeo; oder auch: ego quidem exercitusque valemus. Diese Formul war bey ansehnli: chen Gelegenheiten und vornehinlich nach einem Siege von Nachdruck.

S. 386.

Herr Maffei (m) hat zwo eherne Tafeln bekannt gemacht, welche er für ein wahres Diplom vom Kaiser Galba hält. Dieses Denkmaal (X) enthält eine chrliche Entlassung, das ist, einen ehrlichen Abschied für etliche Soldaten. Er-fängt sich also an: Sergius Galba Imperator Cæfar Auguftus, Pontifex Maximus, Tribunicia poteftate, conful defignatus iterum veteranis qui militaverunt in legione prima adjutrice honeftam miffionem et civitatem dedit. Er führet folgende Beitangaben: Ante diem undecimum kalendarum januariarum, Cajo Bellico Natale, Publio Cornelio confulibus. Diomedi Artemonis filio Phrygio. Das Stücke schließet mit dieser Formul: Defcriptum et recognitum ex tabula ænea quæ fixa eft Romæ in Capitolio in ara gentis Juliae. Darauf folgen dié Namen einiger alten Soldaten.

§. 387.

Die Diplome waren damals gar sehr bekannt. Man verwilligte darinnen Freys heiten oder Befreyungen auf eine Zeitlang oder auf beständig ganzen Gesellschaften oder einigen Personen insonderheit. Sueton thut cinger derselben Meldung, welche vom Julius Cafar und vom Augustus ertheilet worden. Des Tacitus Berichte nach verschwendete Wero an jedermann Diplome zum römischen Bürgerrecht. Cluvius Rufus wurde vor dem Vitellius deshalber verklagt, daß er seinen Namen nicht vor feine Diplome sete. Plinius der jüngere redet viel von den Diplomen

(m) Istor, diplom. p. 36

(X) Dieses Diplom vom Jahr 68. nach Christi Geburt ist auf zwo Bleche geschrie ben, die mit dreyen Ringen von meffingenen oder ehernen Drat zusammen gehänget sind, nach der Einrichti ng eines Buches, welches nur zwey Blätter hat oder den Diptychis gleich ist. Des Themistius Meynung nach (0) wa: ren die kaiserlichen Diplome in der That kleine

(0) Orat. 4.

und

Bücher, die mit dem Hammer bearbeitet waren. Man nannie sie göldene Bücher, weil fie vergoldet waren. Bisweilen waren sie von Elfenbein. Von der Gestalt dieser Büchergen komt der Name diploma her, wel cher etwas doppeltes bedeutet. Die zwey Bleche oder Blätter sind auf beyden Seiten voügeschrieben.

und (Y) Freyheitsbriefen. Man glaubt (n) sie wären mit Siegeln und mit der Unterschrift der Kaiser gezieret gewesen. Titus erneuerte durch ein einziges Edict alle Verwilligungen, die von den vorhergehenden Kaisern zugestanden worden: wels ches vom Terva nachgethan worden.

S. 388.

Die Rescripte der Kaiser machten einen sehr beträchtlichen Theil der öffentlichen Unterschied Acten aus. Sie wurden nicht nur von den Diplomen, sondern auch von ihren (3) zwischen ihren Rescripten Edicten und Verordnungen unterschieden. Die erstern enthielten gemeiniglich blos und andern 'den kleinsten Theil von ihren Titeln z. B. den Titul Imperator und Auguftus. Die Verordnuns andern seßten sie alle nacheinander mit großem Gepränge hin. Dem ohnerachtet mag gen. man glauben, daß man sich nicht eben allezeit eine Schuldigkeit daraus gemach haben werde, daß keiner davon aussen gelassen worden. Wenigstens wird dieses oft auf den Münzen ja auch in den Edicten als wahr befunden, wie man aus den folgenden davon urtheilen kann, welche uns von dem Geschichtschreiber Jofeph in seinen Alterthümern aufbehalten worden: Tiberius Claudius Cæfar, Auguftus, Germanicus, Tribu nitiæ poteftatis, edicit etc. Tiberius Claudius Cæfar Auguftus Germanicus (A) pont. max. confu!. defignatus fecundum edicit etc. Joseph führet ein Kt 3

(n) STEPHANI WICSANDII exercit. de diplom. veter. Roman. p. 103.

(V) "Vespasian (p) nahm es über sich "drey tausend eherne Platten, die in dem "Brande des Capitols zerschmolzen und eins "der schönsten Dentmäler des Reichs ge: "wesen waren, wieder herzustellen. Denn dieß "waren die Rathsschlüffe und die Gutachten "des Volks welche bey nahe von derErbauung "Roins an abgefaffet worden zur Errichtung "der Bündnisse, zu Friedenshandlungen der "zu Ertheilung gewiffer Freyheiten für aller: "ley Personen Vefpafian ließ allenthalben "Abschriften aufsuchen um solche wieder von "neuem stechen zu laffen, und in das neue "Capitolium zu bringen.

(3) Kein Edict_isk berühmter als dasje: nige, kraft deffen August gegen die Zeit des Megia die Namen aller unter der Römer Herrschaft stehender Bewohner der Welt in die öffentlichen Verzeichnisse eingetragen wurden. Die Aufschreibung wurde anfangs lich dem Cycinus aufgetragen, welcher des Sofphs Meynung nach Statthalter in Sy rien war: fie wurde aber vom Sentius Saturninus, dem Bericht des Tertullians

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ander

zu Folge, vollendet. Sie war in dem Rath
schluß GOttes verordnet, damit das Archiv
zu Rom allen Nationen ein Zeugniß ablegen
köune, daß JEsus Christus zu Bethlehem
gebohren und von dem Geschlechte Davids
sey. Die Verzeichnisse der neugebornen Kins
der natalitia acta haben ihren Ursprung dem
Servius Tullius zu verdanken dem Bericht
des Dionyfius von Halicarnassus zu Folge.
Der Gebrauch dieser öffentlichen Acten
wurde durch den August nachgehends wie:
der erneuret. Sueton nahm zu solchen seine
Zuflucht, da er die Zeit und die Geburt des
Tiberius wiffen wollte: Natus, sagt er, Ti.
berius Romæ poft bellum Philippenfe Marco
Emilio Lepido et Muratio Planco Confulibus.
Sic enim in Faftos actaque publica relatum eft.

(A) Seit dem August bis zur Zeit des
Gallienus ist der Titul Pontifex maximus
ordentlicher Weise auf den Münzen unter die
Titel der Kaiser gefeßet worden ja oft gar
vorn an. Unter den folgenden ist er seltener,
aber man siehet darauf P. F. Aug. Pii Felisis
Augufti.

(P) TILLEM. hift. des Emp. tom. 2. p. 10.

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