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Stammgenossen unterhielten, und daß ihnen auf dem Wege des Handels die Bedürfnisse gewissermaßen nachgeführt wurden, für deren Befriedigung das neue uncultivirte Vaterland nicht sofort Gelegenheit bot. Dürfen wir dies im Allgemeinen annehmen, so war sicherlich das so unentbehrliche Töpfergeschirr einer von solchen Handelsartikeln aus asiatischen Fabriken. Mit der Zeit mußte sich dieses ändern; eine nähere Bodenkenntniß ergab, daß auch Deutschland das Thonmaterial lieferte; es bildeten sich einheimische Topffabrikanten — allein die Verfahrungsweise bei ihrer Fabrikation blieb noch lange die der asiatischen Fabrikanten.

Um diese Ansicht zu begründen, ist es nöthig, auf die mitgetheilte Entdeckung des Prof. Hausmann zurückzugehen.

Wohl der größte Theil aller technischen Erfahrungen verdankt sein Entstehen dem Zufall; und nicht anders mochte es mit der erwähnten Vermischung des Töpferthons mit Bergpech sein. Da wo die Natur selbst eine solche Mischung anbot, war es natürlich, sie zu erproben, und wenn sie sich zweckmäßig erwies, sie als eine nothwendige Bedingung der Topffabrikation zu betrachten, die man an andern Orten durch künstliche Zusammenseßung `darzustellen suchte. Jene von der Natur gegebene Mischung des Thons und Erdöls aber weist gerade auf Asien zurück. Nirgends finden sich so ergiebige Bergölquellen als in den Gegenden des Schwarzen und Caspischen Meeres und zwar hier unmittelbar aus großen Thonlagern hervorquellend 1).

Selbst die oft gemachte Wahrnehmung: daß eine gewisse Art von germanischen Graburnen auf dem Scherbenbruch eine innige Durcharbeitung des Thons mit groben Quarzkörnern

1) Lepechin fand Erdpech und Naphtha in Kasan und Astrachan zwischen Thonlagern hervorquellen; diese Erscheinungen waren sehr häufig (Dessen Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reichs im Jahre 1768"). Ebenso „Hanvay“, Reise durch Rußland und Persien: Auf der persischen Halbinsel Apcheron am caspischen Meere wird sowohl schwarzer als weißer Naphtha in großer Quantität gefunden; man sagt, der weiße werde nach Indien geführt, und wenn daraus japanische Gefäße bereitet würden, so sollen selbige so dauerhaft und schön sein, als nur irgendwo zu finden.

zeigt, deutet auf Asien hin; denn es ist bekannt, daß noch jegt in Indien und China dem Thon zur Anfertigung des Porzellans ein Zusag von verwittertem Feldspath gegeben wird. Es scheint daher, daß man in frühesten Zeiten in solchem Zusaß von Granit- und Spath-Körnern auch bei gewöhnlicher Topfwaare ein Bindungsmittel erblickte, das später durch Vervollkommnung des Brennens beseitigt wurde 1).

Auch bei den Griechen ging eine Sage, die den ersten Siz des Töpferhandwerks nach Asien verlegt. Plinius schreibt: "Das Topfwerk hat der Athenienser Coröbus erfunden; das Töpferrad dazu aber der Scythe Anacharsis."

Jene Vermischung des Thons mit Erdpech mußte dem Topfgeschirr unstreitig eine größere Festigkeit und Undurchdringlichkeit gegen Flüssigkeiten geben, und daher erklärt es sich, daß in unsern germanischen Gräbern, soweit nicht etwa römische Colonien gedrungen, so selten ein römisches Topfgeschirr gefunden wird. Die oft erneuerten Handelsverbote der Römer hatten vorzugsweise Waffenlieferung im Auge; die Einfuhr römischer Töpferwaare siel schwerlich unter solche Verbote: allein die Römer verstanden nicht, ihre Geschirre wasserdicht zu brennen 2).

War nun solchergestalt die Entstehung unserer altgermanischen Töpfe eine fabrikmäßige, und zwar eine solche, die des erforderlichen Thonmaterials wegen nur in einzelnen Gegenden Deutschlands ausgeübt werden konnte: so erscheinen die Töpfe unserer Grabhügel als ein aus solchen Fabriken zugeführtes, nicht aber selbst gemachtes Product 3).

1) Wichtig würde die genauere Untersuchung einer beiläufigen Angabe in der Berliner Militair. Litt. - Zeitung“ sein, die Preußfer, „Ober-Lausitzische Alterthümer“ citirt: daß nämlich unsere Urnen nichts weniger als endemisch seien, da man sle im Innern von Rußland in denselben Formen, von demselben Thone und mit denselben Verzierungen heute noch im Gebrauche finde und auf die Märkte zum Verkaufe bringe.

2) Die Scherben solcher altrömischen Topfgeschirre fleben meisten= theils auf dem Bruche an der Zunge wie roher trockner Thon. Aus dieser Unbrauchbarkeit erklärt sich auch, warum bei den Römern so viele Koch, Speise und Trinkgeschirre aus Metall gearbeitet waren.

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3) Einen Einwand hiergegen könnte man aus den eigentlichen

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Fassen wir schließlich aus allem diesen dasjenige als Resultat zusammen, was gelegentlich für antiquarische Forschungen Bedeutung hat, so beschränkt sich dies nur auf zwei Punkte:

I. Die mit Erdpech bearbeiteten Töpfe sind die ältesten, und ihre Fabrikationsweise deutet auf Asien zurück. Die Zeit anzugeben, wann diese Bearbeitungsart durch das einfache Brennen der Töpfe verdrängt wurde, ist nicht möglich.

II. Aus der Aehnlichkeit in der äußern Form der Töpfe so wenig als aus der Gleichheit ihrer Verzierungen, wie wir sie sehr häufig in den Gräbern der entlegensten Gegenden Deutschlands finden, läßt sich irgend ein Beweis für Stammverwandtschaft unter den damaligen Bewohnern (wie man hin und wieder wohl versucht hat) hernehmen weil der Topfhandel von einzelnen Werkstätten aus nach allen Seiten hin getrieben wurde, und diese Werkstätten ihre eigenen oder sonst einmal hergebrachten Formen und Verzierungen unabänderlich beibehielten 2).

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eben

Aschenurnen in den Gräbern hernehmen, wenn diese nach Art unserer jetzigen Särge für jeden Todesfall erst besonders angefertigt worden wären. Allein auch diese Aschenbehälter unterscheiden sich in nichts von allen übrigen Beigefäßen. Wären sie ausdrücklich für die Leichenasche verfertigt gewesen, so würde man ihnen sicherlich auch einen eigenen Dedel gegeben haben; höchst selten aber findet sich ein solcher, und man mußte diesem Mangel fast immer durch Auflegen eines platten Steins abhelfen. Man wählte also den ersten besten Topf dazu, dessen Größe sich nach der Menge der übrig gebliebenen Leichenasche richtete.

2) Zur kürzeren Uebersicht über das Vorkommen einer und derselben Topfverzierung an den verschiedensten Fundorten habe ich mir aus meiner Sammlung und nach Abbildungen die dem Alterthumsforscher hinlänglich bekannten, aber mit bloßen Worten schwer zu beschreibenden Verzierungsarten nach folgenden sechs Classen unter Angabe der Fundorte zusammengestellt. Danach kommt ein und dieselbe Verzierung vor 1) in Schottland und bei Kloster Roßleben; 2) bei Nienburg, in England, und bei Wiesbaden; 3) bei Wiesbaden, in England, und bei Speier; 4) im Osnabrückschen, in Böhmen, bei Wiesbaden, Mainz und Eichstädt; 5) im Brandenburgschen, in Schlesien, Böhmen, bei Mansfeld und bei Leipzig; 6) im Bremenschen, bei Halle, Weimar, Wiesbaden, in Weftphalen, Böhmen, im Hoyaschen, Qønabrückschen, bei Noßleben, in Mecklenburg und in England.

(Die Fortsetzung im folgenden Bande.)

XII.

Die Seeburg und die Dynaften von dem See. Von E. F. Mooyer in Minden.

Daß sehr viele Geschlechter des höheren Adels schon sehr frühzeitig entweder völlig erloschen oder, durch die Macht der Verhältnisse in Abhängigkeitsverhältnisse zu treten gezwungen, untergegangen sind, davon kann sich ein Jeder überzeugen, wer nur ältere Urkunden und Chroniken des Mittelalters mit Aufmerksamkeit durchliest; namentlich findet dies Anwendung bei solchen Familien, die in der Nachbarschaft mächtigerer und begüterter Geschlechter sich selten bis zur Territorialherrschaft emporzuheben vermochten. Je früher nun ein solches Aussterben oder ein Aufgeben der Standesverhältnisse vor sich ging, desto geringer ist meistens die Ausbeute, welche Chroniken und Urkunden über ein solches Geschlecht der Nachwelt aufbewahrt haben. Es ist daher nicht zu verwundern, daß über das Geschlecht der Edelherren von dem See verhältnißmäßig so sehr wenige Nachrichten vorhanden sind, einestheils weil das Erlöschen desselben schon zeitig vor sich ging, anderntheils weil sich dasselbe wegen des Mangels an Hausnamen nicht über die Mitte des zwölften Jahrhunderts hinaus urkundlich verfolgen läßt. Ja, nicht einmal mit Sicherheit hat es gelingen wollen, nach den bis jezt aus dem Dunkel der Vorzeit hervorgezogenen Nachrichten einen Stammbaum dieses Geschlechts aufzustellen, wie es sich ebensowenig feststellen ließ, wie groß und ausgedehnt sein Güterbesitz war, und nur aus Andeu tungen ist abzunehmen, daß dieser nicht als ganz unbedeutend zu betrachten ist, denn außer den durch Vergabungen an ein

zelne geistliche Körperschaften scheint ein großer Theil der Güter durch Verkauf an die Grafen von der Hoye übergegangen zu sein, wobei noch nicht ermittelt worden ist, ob dies in Folge von Geldbedrängnissen geschah, oder ob verwandtschaftliche Rücksichten hierzu die Veranlassung abgegeben haben. Diesen lehteren Theil der Güter, deren Verkauf in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts vor sich ging, lernen wir aus einem Verzeichnisse der Güter der Grafen von der Hoye kennen, worin sie unter der Bezeichnung "Seer Güter" aufgeführt stehen (v. Hodenberg, Hoyer Hausarch., Heft. IV, 2). Daraus entnehmen wir, daß der Verkäufer ein Dietrich von dem See, der Erwerber derselben aber ein Graf Heinrich von der Hoye war, gleichwohl nicht, ob dies Heinrich I. (1202–1235, † vor 9. August 1238) øder Heinrich II. (1235–1290, † 2. Jan.) war. Wenn den Verkäufer verwandtschaftliche Beziehungen zu dieser Entäußerung veranlaßten, dann wäre es vielleicht möglich, daß Heinrichs 11. erste Gemahlin Hedwig († vor 1244), deren Familiennamen man nicht kennt 1), eine Schwester des gedachten Dietrich gewesen sein könnte, wenngleich sich für eine solche Vermuthung sonst eben keine weiteren Andeutungen finden. Diese am bezeichneten Orte namentlich aufgeführten Güter bestanden aus einem Hofe in Aminghausen, einem andern in Döhren (Thornete), einem in Emenhorst (sicherlich Elmenhorst bei Seelenfeld und Döhren, nicht aber Elmhorst zwischen

1) Hedwig, des Grafen Heinrich II. von Hoya erste Gemahlin, muß eine Tochter des Grafen Heinrich IV. von Oldenburg (1230– 1270) gewesen sein, weil in einer Urkunde vom 3. September 1262 (v. Hodenberg, Hoher Hausarchiv, Urk. 23) steht: H. dei gratia comef in hoya commutauimuf erga focerum noftrum comitem heinricum de aldenborgh." Hiermit kann einzig nur Heinrich IV. gemeint sein; Heinrich V. von Oldenburg (Neu - Bruchhausen) dagegen war gener des Grafen Heinrich II. von Hoha, weil Gemahl von dessen Tochter Ermengard, der Mutter der Grafen Wilbrand IV. und Gerhard II. von Oldenburg. S. v. Hodenberg, Archiv Bassum Urk. 25. vom 11. November 1278. Dr. H. Böttger.

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