Über Spinoza's Grundgedanken und dessen Erfolg. Spinoza hat seiner Lehre, wenn man den Grundgedanken betrachtet, un ter den Systemen eine ursprüngliche und eigenthümliche Stellung gegeben, eine Stellung, die noch nicht da gewesen war. Sie wurde bereits in einer frühern Abhandlung „über den letzten Unterschied der philosophischen Systeme" bezeichnet (1), aber einer nähern Untersuchung vorbehalten. Indem dort dargethan wurde, dafs sich der Grundunterschied der philosophischen Systeme um das Verhältnifs des letzten und gröfsten Gegensatzes drehe und drehen müsse, um den Gegensatz der blinden Kräfte und des bewussten Gedankens: ergab sich ein dreifacher Entwurf einer Weltansicht, welchen auch in der That die Geschichte der Philosophie in ihrem Ablauf verwirklicht und ausgebildet hat. Wenn wir nämlich nackte Kraft und bewufsten Gedanken als die beiden Endpunkte eines grofsen Gegensatzes einander gegenüber stellen und die Richtung auf die Einheit voraussetzen: so können sie sich in der Einigung auf dreifache Weise zu einander verhalten. Entweder steht die Kraft der wirkenden Ursache vor und über dem Gedanken, so dafs der Gedanke nicht das Ursprüngliche ist, sondern Ergebniss, Product und Accidenz der blinden Kräfte; oder der Gedanke steht vor und über der Kraft, so dafs die blinde Kraft für sich nicht das Ursprüngliche ist, sondern der Ausflufs und die Wirkung des Gedankens; - oder endlich Gedanke und Kraft sind im Grunde dieselben und unterscheiden sich nur in dem auffassenden Verstande. (1) Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften. Philologische und historische Abhandlungen 1847. S. 249. |