Karl Konrad Müller. Geb. 7. Juli 1854, gest. 15. Juni 1903. Von Theodor Preger in München. K. K. Müller war es leider nicht vergönnt, das große Werk, das er sich als Lebensaufgabe gesetzt, die Bearbeitung der griechischen Kriegsschriftsteller, zu vollenden; gleichwohl verdient er es gewiß, daß seiner Person und seiner Leistungen in diesen Jahresberichten, wenn auch verspätet, gedacht wird. In Würzburg als Sohn des Universitätsprofessors Dr. med. Heinrich Müller geboren, erhielt er bis zum 8. Lebensjahre wegen schwächlicher Gesundheit Privatunterricht, dann besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt, das er 1871 siebzehnjährig als Primus absolvierte. Schon in der Oberklasse hatte er sich für das Studium der klassischen Philologie entschlossen: Urlichs und Schanz in Würzburg, dann Iwan Müller und Wölfflin in Erlangen zogen ihn besonders an und gewannen Einfluß auf ihn. 1874 unterzog er sich auf Ermunterung seiner Erlanger Lehrer, wohl verfrüht, dem ersten Examen für das Lehramt; da ihm der Ausfall nicht genügte, wiederholte er im nächsten Jahre das Examen mit gutem Erfolg. Nach Absolvierung seines Militärdienstes bei der Artillerie, dem er voll Eifer oblag auch später machten ihm die Wochen, in denen er als Leutnant, dann als Hauptmann eingezogen wurde, große Freude -, trat er bei der Würzburger Universitätsbibliothek, an der er schon während seines letzten Studienjahres gelegentlich als Volontär gearbeitet hatte, ganz in den Bibliotheksdienst 1877 promovierte er in Würzburg mit einer Arbeit über den Tiva des Kebes, in der er die handschriftliche Überlieferung dieser Schrift zum ersten Male gründlich untersuchte. Die Dissertation diente ihm auch als Arbeit für das zweite Lehramtsexamen (sog. Spezialexamen), das er vorsichtigerweise ablegte für den Fall, daß ihm der bibliothekarische Beruf keine günstigen Aussichten oder keine Freude geNekrologe 1910. (Jahresbericht für Altertumswissenschaft. Bd. CL.) 1 währen sollte. Aber er hatte eine gute Berufswahl getroffen. Von jeher ein Freund der Bücher, besaß er auch eine große Liebe zur Pünktlichkeit und Genauigkeit, die zwar im übrigen Leben manchmal übertrieben schien, für einen Bibliothekar aber eine höchst schätzenswerte Eigenschaft ist. In das Jahr 1879 fällt seine erste Reise nach Italien, die ihm durch ein Staatsstipendium ermöglicht wurde. Jetzt konnte er seinem Hang, die griechischen Handschriften nach wertvolleren Inedita zu durchsuchen, ungehindert nachgehen. Manche Funde glückten seiner eifrigen Arbeit auf den Bibliotheken, Fragmente von Homilien des Photius, ein Katalog der von Janos Laskaris gesammelten griechischen Handschriften, ein Fragment über griechisches Kriegswesen und vor allem eine Schrift über das Seekriegswesen, die er gelegentlich der dritten Säkularfeier der Alma Julia 1882 darbrachte. Die letzteren Funde veranlaßten ihn wohl, dem Gedanken einer kritischen Gesamtausgabe der griechischen Kriegsschriftsteller fühlte er sich doch bei seiner Vorliebe für alles Militärische zu ihnen besonders hingezogen näher zu treten. Schon Friedrich Haase hattte 1817 einen Plan dazu entworfen 1); die Ausgabe von Köchly und Rüstow war veraltet. Nach Haases Tod erwarb Müller dessen Material, das dann durch erneute Reisen nach Italien und Paris, durch eigene und fremde Kollationen vervollständigt wurde. Als dann die Münchener Akademie der Wissenschaften 1881 und 1883 als Aufgabe für den Zographospreis „eine kritische Bearbeitung der Werke der griechischen Kriegsschriftsteller mit Ausnahme des Τακτικὸν ὑπόμνημα des Aineias nebst Untersuchungen über das Verhältnis der einzelnen Schriftsteller und Schriften zueinander" forderte, da reichte Müller seine Arbeit, halbfertig, wie sie war, ein und erhielt dafür 1885 den Preis zuerkannt. Er hatte zwar, wie es in dem Urteil der Akademie heißt, nur einen Teil der gestellten Aufgabe in Angriff genommen, seine Arbeit enthielt aber auf Grund umfangreicher Kollationen und sorgfältiger Untersuchungen soweit gediehene Vorarbeiten zu einer kritischen Ausgabe, daß die Akademie mit Zuversicht eine baldige den Zielen der gestellten Aufgabe entsprechende Ausführung des Unternehmens erwartete. (Siehe das ausführliche Gutachten in den Sitzungsber. der M. Akad., philos.phil. Kl. 1885, S. 200). Ausbezahlt erhielt Müller nur die eine Hälfte des Preises, die andere sollte er nach Drucklegung des ersten Bandes erhalten. Dazu kam es leider nicht. Es mag merkwürdig er - 1) De militarium scriptorum Graecorum et Latinorum omnium editione instituenda. Berolini 1847. |