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kraft ungemein weitläuftig und zuverläßig war. Hr. Freret beständiger Secreta rius der königlichen Academie der Aufschriften und schönen Wissenschaften, ertheilet uns in seinen Anmerkungen über die Erlernung der alten Geschichte und über den Grad der Gewisheit ihrer Beweise (a) das Endurtheil, welches die gelehrte Welt über den von dem V. Germon erregten Streit (b) gefället hat. Ich weis, sagt er, die ächte Richtigkeit unsrer Urkunden und Jahrbücher hat ei nem gelehrten Man dieses Jahrhunderts eben nicht sehr verehrungswürdig ge schienen; allein es ist durch die scheinbare Art, mit welcher er seine Meinungen vorgetragen, noch niemand verfüret worden. Ich glaube daher auch nicht, daß diejenigen, die sin Lehrgebäude in Absicht auf die Urkunden und Jahrbücher un: frer Klöster anzunemen Bedenken tragen, sich seiner Grundsäße wider die alten Urkunden und Jahrbücher der griechischen Tempel bedienen werden." Dieses gelehrte academische Mitglied war also überzeugt, daß seine Gegner, die kein Bedenken trügen, sich der historischen Zweifelsucht in Absicht der Altertümer der Völker zu ergeben, sich nicht unterstehen würden, das Lehrgebäude des V. Gers mon in Betrachtung der Urkunden der Klöster anzunemen, und daß sich auch dieje: nigen, die vermöge ihrer gemeinschaftlichen Vortheile verbunden wären, sich für ihn zu erklären, sich genötiget sehen würden, sich von ihm zu trennen. Konte man es wol deutlicher an den Tag legen, daß der Gegner des Hrn. Mabillon nicht das gehofte Glück gehabt? Der berümte Abt zu Gottweich in Deutschland, Gottfried von Bessel, schildert ihn uns daher, dem Urtheil der Gelehrten zu Folge, (C) als einen Man, der lauter unbewiesene Säße, sceptische Meinungen und falsche Schlüfs se vortråget (c).

Zwei

(a) Ju den Mémoires de l' Acad. Th. 8. S.263 der holland. Ausg. (b) Germon
de vet. Reg. Franc. diplom. (c) Chronicon Gotwicenfe lib. 2. S. 79.

ift wol unstreitig, daß auch Henschenius mit
daran gearbeitet. Dieser letztere hatte bereits 1655
zuAntwerpen eineDiatribam de tribus Dagober-
tis und bald hernach einen Commentarium prae-
uium ad vitam S. Sigeberti, Regis Francorum
Auftrafiorum geschrieben, so im ersten Theil der
Acta Sanctorum vom Monat Sebruar befinds
lich ist; in welchen beiden Schriften er verschie
dene Urkunden aus dem merovingischen Zeit
raum bestritten und dieselben sonderlich vieler
falschen Zusätze in der Zeitrechnung überwiesen
hatte. S. des Hrn. von Meiern Vorr. zum
3ten Th. der westphälischen Friedenshandl.
(C) Diejenigen, welche sich von dem Urtheil
überzeugen wollen, welches die mehresten Ge:
lehrten von den Schriften des V. Germon wis

der die Diplomatik gefället haben, können fol gende Werke nachschlagen: Journal des Savans vom rten December 1704. Giornale de' Letterati d'Italia, Th. 3 vom Jahr 1710 Art. 6. S. 287. Diploma fundationis Bergenfis ad Albim Coenobii, cum annotationibus et praefatione Friederici Habnii. Leip: sig 1710 G. 2. Joannis Petri Ludewig Reliquiae Mftorum Th. 1. in der Vorrede. Gapar. Beretti disfert. ad Cenfuram tabulae chorographic. Italiae medii aeui. Mayland 1729. Oliuerii Legipontii disfertationes philologico-bibliographicae, S. 156 und 157. Joannis Heumanni Jur. Prof. Altorf. Commentarii de re diplomatica. Türnberg, 1745. Der Vorr. S. 2. u. f.

Zweiter Abschnit

Von den Gründen der Diplomatik und den vom Mabillon
herausgegebnen Mustern.
Inhalt.

1. Einleitung S. 39.

II. Algemeine Verteidigung der von Hrn. Mabillon gelieferten Muster 40.41. Ill. Schwäche der wider die Originale des Mabillon vorgetragenen Ein: würfe 42. 43.

IV. Schwäche des Einwurfs von der Verschiedenheit der Züge von einer und eben derselben Hand 44. 45.

V. Beantwortung einiger neuern Einwür:
fe 46.

VI. Physische Gewisheit der Diplomatik
47. 48:

vil. Aus den Fehlern der größten Alters
tumsverständigen läst sich nicht auf die
Ungewisheit ihrer Wissenschaft schlief:
fen 49:51.

VIII. Prüfung einiger Grundsäße des
Muratori 52. 53.

S.

39.

oviele Mühe man sich auch geben mag, durch Bestreitung der Gewisheit der Di: Einleitung. plomatik ihre Grundstüßen zu untergraben, so werden doch alle diese Bemů: hungen fruchtlos seyn. Man wird den Archiven nicht nur ihr Ansehen, sondern auch ihr Uebergewicht in der Gewisheit über alle andere blos historische Denkmäler niemals absprechen können. Man wird sogar behaupten können, daß sie oft, wenig stens eine moralische Gewisheit ertheilen. Wie hat man sich daher unterstehen kön nen, uns die Diplomatik als eine seichte Wissenschaft vorzustellen (d), die aller ge: wissen Grundsäke (D) beraubt sey? Kan man den Misbrauch der Critik wol weiter treiben, als wenn man auf einmal alle Urkunden, die vor dem eilsten Jahrhundert ausgefertiget worden, ihres Ansehens berauben und alle diejenigen, die nicht nach dem zwölften Jahrhundert zum Vorschein gekommen, verdächtig machen wil? Man würde einen weit rechtmäßigern Gebrauch von einer so schönen Wissenschaft machen,, wenn man vermittelst derselben die Merkmale bestimte, welche die Urkunden eines je den Jahrhunderts an sich haben müssen, wenn sie wirklich in dasselbe Jahrhundert € 2

(d) Germon Discept. 1. S. 271. 272. Discept 2. S. 65. u. f. ) Pernegar equidem ifthaec omnia Gerus Jefuita et audacter ftatuit: Nullas, vt res funt, baberi posse notas, queis prifcoramculorum Autographa fincera a falfis fecerna. Aft fi Diplomatum authentia ex

gehö

fe falfa, cum falfo verum necesfario oppona.
tur et praefumtio ftet pro veritate? Certe,
quanta hic fefe prodat Germonii hallucinatio,
nemo non videt, idque in vindiciis diploma-
tum abunde demonftrarunt Juftus Fontani-

ftilo, figillo, orthographia, caeterisque chara- nus, Coutantius, Ruinartius, Dominicus La.
eterifinis, pobari nequeat, quomodo exinde zarinus, etc. Oliuerius Legipontius Differt.
falficas probari poterit, cum eadem ratio fit Philologico. Bibliograph. Norimbergae 1747
contrariorum? Si nulla exiftat års diiudican- p. 156.
diplomata, quomodo dici poteft, aliqua ef-

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gehören sollen. Die Critik würde alsdann, anstat alles über den Haufen zu werfen, und eine dicke Finsternis über das Altertum zu verbreiten, eine der reichsten Gegen: den ihres Gebiets anbauen; wir meinen die Diplomatik, welcher Hr. Mabillon unter den Wissenschaften, die der gelehrten Republik und der bürgerlichen Geselschaft am notwendigsten sind, einen so grossen Vorzug eingeräumet hat. Wir wollen uns bemühen dem Weg zu folgen, den er uns gebanet hat, und wenn wir uns ja zuweis len eine neue Laufban dfnen solten, so wollen wir uns doch wenigstens nicht von sei: nen gegründeten Vorschriften entfernen. Damit man indessen nicht sagen könne, daß wir wie er auf einen verwüsteten Grund baueten; so wollen wir untersuchen, ob man den Grundstüßen seiner Diplomatik diesen Namen beilegen könne, und ob man nicht einigen Unterschied zwischen den darin befindlichen Mustern und den Grundsäken, worauf sie beruhet, machen müsse.

S. 40.

Algemeine Wenn man es nur bey dem Urtheil bewenden lassen wil, welches die Welt von Verteidigung diesem berümten Werke gefället hat, so wird man nichts gegründeters finden können. der Muster Aber einen nicht fo vortheilhaften Begrif wird man sich von demselben machen, wenn des Mabil: man diejenigen Kunstrichter höret, die zwanzig Jahr nach dem algemeinen Beifal

Jon.

auf den Einfal geraten sind, dasselbe anzugreifen. Ihrer Meinung nach bestehen die Grundsätze dieser Wissenschaft blos und allein in den Mustern, die in dem fünfs ten Buche der Diplomatik abgestochen worden, und in denen Originalschriften, die im sechsten Buche ganz abgedruckt sind. Hat aber Hr. Mabillon diese Stüs cke wirklich als so viele Regeln der Warheit herausgegeben, mit denen jede Urkun de nach allen ihren Theilen übereinkominen müste, wenn sie nicht für falsch gehalten wers den solte? Hat er wohl behauptet, daß die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer jeden Urkunde von ihrer volkomnen Uebereinstimmung mit den von ihm herausgegebnen Mustern abhängen müsse? Hat er sie nicht vielmehr als Beispiele und Proben von den in jeglichem Jahrhundert üblichen Arten zu schreiben und Formeln dem Leser vor Augen legen wollen? Die Namen Specimina und Ectypa, die er ihnen beilegt, zei: gen zur Gnüge, daß es ihm nicht eingefallen, sie zu Regeln zu machen. Es ist wahr, er hätte viel weiter gehen können, ohne Gefar zu laufen; daraus folgt aber noch nicht, daß er es wirklich gethan habe. Man wiederholt also den Vorwurf vergeblich, daß man die Richtigkeit der Muster erst durch bejahende Beweise an den Tag legen müsse, und daß es noch nicht hinlänglich sey, wenn man gleich alle dawider gemachte Ans griffe glücklich abschlagen könne (e). Wenn alles dasjenige, was wider jedes der: selben vorgetragen worden, widerleget wird, so wird ja dadurch der Beweis der Unrichtigkeit, der aus ihrer Aenlichkeit oder Verschiedenheit unter und von einander hergenommen worden, völlig über den Haufen geworfen. Man kan indessen den ganzen Streit viel kürzer fassen, wenn man in gewissen Absichten den Weg folget, den uns diese Schriftsteller gezeiget haben. Sie suchen einige Muster des Hrn. Mabillon für untergeschoben auszugeben, damit das Brandmahl derselben allen andern

(e) Germonii Difcept. I. p. 267. Difcept. II. p. 10. feq.

andern zum Nachtheil gereichen möchte. Zu dem Ende greifen sie anfänglich nur sehr wenige an (f). Allein jeder Tadel, den sie dawider machen, so seicht derselbe auch an sich ist, verwandelt sich in ihren Augen in einen mathematischen Beweis. Damit sie indessen nicht unter der Last einer so grossen Arbeit erliegen möchten, wenn sie bey einem jeden der Muster des Hrn. Mabillons den Beweis der Unrichtigs keit besonders und stückweise füren solten; so geben sie vor, daß diejenigen, denen sie nichts anhaben können, denen änlich seyn, die sie angegriffen haben (g). Nun hat es ihnen aber gefallen, diese lekteren für verdächtig, oder gar für erweislich falsch zu erklären; folglich werden auch die erstern eben diesem Schicksal unterworfen seyn. Ist dies nicht ein bewundernswürdiger Kunstgrif die Diplomatik mit geringer Mühe umjustossen, indem man alle Muster, auf welche dieselbe, ihrem Vorgeben nach, allein ges gründet seyn sol, verdächtig machet. Haben sie aber wohl überlegt, daß man ihs re Art zu fechten eben so leicht auch wider sie selbst brauchen könne? Wir können fas gen, wenn wir diese Stücke gerechtfertiget þaben, so sind sie von den ihnen gez machten Vorwürfen befreiet, folglich müssen sie für ächt augenommen werden. Nun find sie aber den übrigen in der Diplomatik befindlichen Mustern änlich; dies wird zugestanden: folglich kan auch ihre Richtigkeit aus ihrer Aenlichkeit mit jenen nicht mehr bestritten werden. Sie sind also insgesamt über alle Angriffe erha

ben.

S. 41.

Damit bey dieser Verteidigung der angegriffenen Muster nichts übrig bleiben Fortsetzung. möge, so würde noch übrig seyn, solche auf besondere Stücke anzuwenden; und dies werden wir auch an mehr als einem Orte thun. Vor jeht haben wir nur noch ei nige algemeine Gründe zu beantworten, die wider die Gewisheit und Erweislichkeit der Diplomatik vorgetragen worden. Die Gegner des Hrn. Mabillon haben ihn noch näher anzugreifen gesucht. Die ganze Diplomatik, sagen sie (h), wird über den Haufen geworfen, wenn man nur von einem einigen seiner Muster ers weisen kan, daß es untergeschoben sey. Hieraus würde alsdenn augenscheinlich fol: gen, daß dieser Benedictiner ächten Urkunden eine Schrift(9) beygelegt, welche nur den falschen zukomt. Der Beweis dieser sogenanten augenscheinlichen Folge ist merkwürdig. Weil nemlich das gebrandmarkte Muster eben die Schrift hat, die die übrigen besiken: Cum idem in ifto ac in caeteris caracter reluceat (i). Braucht man noch mehr, den ganzen Einwurf fruchtlos zu machen? Denn wenn ends lich alle Mußer des Mabillon eben dieselbe Schrift haben, so werden 1. durch die Rettung eines einigen zugleich auch alle gerettet; 2. kan man sie alsdann auch nicht ehr aus ihrer Unähnlichkeit bestreiten, und dennoch ist dieses einer der Hauptgrüns de, womit man sie angegriffen hat. Man verfält also in einen offenbaren Widers E 3 spruch.

(f) Ibid. Difcept. I. p. 115. feqq. P. 43. (i) Ibid. p. 41. & 42. (9) Obgleich der deutsche Ausdruck Schrift nicht alles ausdruckt, was das im Französischen

(9) Ibid. p. 265. (h) Ibid. Difcept, III.

gebrauchte Wort caractére begreift, so hat er
doch hier der bequemste zu seyn geschienen.

billon.

1

spruch. Man stöst den Saß mit der einen Hand wieder um, den man mit der ans dern aufgebauet hat. Erst sehte man diesen Mustern einige Abweichung in den Sie: geln oder Unterschriften und in vielen andern geringen Umständen, als wesentliche Unterscheidungsstücke der Schrift entgegen. Jest behauptet man, daß durchgehends nur eine einige Schrift hersche. Wie vielem unnüßen Wortstreit würde durch dieses Geständnis abgeholfen werden, wenn man es nicht sogleich wieder aus dem Gesicht ver: lore! Wil man etwa diese Schrift auf die blosse Art zu schreiben einschränken: sø wird man unter den in der Diplomatik befindlichen Abbildungen, deren nicht nur mehrere unterscheiden müssen; sondern man wird auch im folgenden sehen, daß die merovingische, lombardische, carolinische und andere Arten zu schreiben, von wel chen Hr. Mabillon Beispiele bengebracht hat, unstreitig eben dieselben sind, die in den ersten Jahrhunderten der frånkischen Monarchie üblich gewesen. Man würde daher unmöglich beweisen können, daß diese Arten zu schreiben nicht mit allen diesen Beis spielen verhältnißmässig übereinstimmen solten; noch weniger wird man darthun können, daß sie mit keinem unter denselben übereinstimmen, oder daß sie, wenn sie einem oder dem andern insbesondere ånlich sind, auch mit allen insgesamt übereinstimmen. Mus es endlich nicht ein wenig fremd scheinen, wenn man sich unterstehet, Originale, welche von den geschicktesten Kennern des Altertums, die nur jemals gelebt haben, ge prüft worden, ohne einiges Anschauen der Stücke selbst nicht nur verdächtig zu machen, sondern sie gar für falsch auszugeben. Zu diesen gelehrten Kennern des Altertums gehöret ein d'Herouval (f), eir. du Cange, ein Cotelier, ein Baluze. Alle diese Männer räumten die ächte Beschaffenheit der Originale, von welchen die in der Dis plomatik befindlichen Beispiele genommen worden, einstimmig ein. Wie vieles Ge: wicht haben nicht die Aussprüche so grosser Männer? Wie sehr überwiegen sie nicht die unerheblichen Kleinigkeiten, die man ihnen entgegen seßet, wenn man jene mit diesen vergleichet!

S. 42.

Einwürfe wis Wir wollen indessen sehen, was die Gegner des Hrn. Mabillon ihm vorzus der dieurkun: werfen haben. Sie müssen zwar so gleich einräumen, daß er bey der Ausarbeitung den des Mas der diplomatischen Wissenschaft viele wichtige Anmerkungen über die aften Urkunden mit so vieler Unverdrossenheit als Scharfsinnigkeit gesammelt und sie mit vielen Re: geln, die ächten Urkunden von den falschen zu unterscheiden begleitet habe. Indes sen behaupten sie, daß die Quellen, woraus er seine Regeln geschöpfet, nicht rein ges wesen; weil er, ihrem Vorgeben nach, keine andere gehabt, als die im fünften und sechsten Buch der Diplomatik beygebrachten Stücke. Eine Wissenschaft, sagen sie, kan nicht gewisser seyn, als die Gründe, worauf sie beruhet. Die Regeln bekommen ihre ganze Stärke von den angefürten Beispielen; diese Beispiele sind aber selbst nicht zuverlässig. Wenigstens ist ihre Zuverläßigkeit noch nicht erwiesen. Die Diz plomatik ist also, eigentlich zu reden, keine Wissenschaft.

(F) Suplem. de re diplom. p. 2,

Bir

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