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welche Könige und Fürsten ausgeübt haben. Sie bewahren ihre Bundesvertråge und Friedensschlüsse, die Verleihungen hoher lehne, die Vorrechte, welche geistlichen und weltlichen Geselschaften, dem Adel und den Städten ertheilet worden, nebst den Gefeßen, die in den algemeinen Versamlungen eines jeden Volks gemacht worden. Sie enthalten diejenigen Urkunden, welche die mit der Krone verbundenen Vorrechte an den Tag legen, welche die Gränzen der Staaten bestimmen, die Gerechtigkeit ihs rer Ansprüche beweisen, und die merkwürdigsten Proben der königlichen Frengebig: keit unsrer Monarchen gegen die Kirchen bis auf die späteste Nachwelt aufbehalten. Sie lehren uns den Ursprung grosser Häuser, ihre Geschlechtregister, Erbfolgen, Er: höhungen und Bundesverträge. Sie ertheilen die zuverläßigste und hellefte Aufklärung in den gottesdienstlichen und weltlichen Altertümern. Aus welchen Grün: den kan man wohl die Gerichtbarkeit der Bischöfe, deren Umfang und Gränzen in verschiedenen Jahrhunderten und den jedesmaligen davon gemachten Gebrauch mit mehrerer Gewisheit bestimmen, als aus den Urkunden, die in den Archiven aufbe: halten werden? Fürsten entdecken hier auf den ersten Blick die ersten Spuren der Grösse ihrer Vorfaren, die Stufen, durch welche sie den Thron bestiegen haben, und die Mittel, wodurch jene zu dem grossen Ruhm und zu der vorzüglichen Grösse gelans get sind, die sie ihnen erblich hinterlassen haben. Die Geistlichen finden in densel: ben nüßliche und prächtige Beweise von der Gottesfurcht unserer Våter; obrigkeitlis che Personen treffen daselbst die Bewegungsgründe ihrer meisten Urtheile; der Adel aber die Urkunden seines Vorzugs und seiner Herschaften und Privatpersonen die urz kundlichen Nachrichten von ihrem Vermögen und ihren Gerechtsamen an. -Alle Schriftsteller, die von den Archiven handeln, stimmen in Absicht ihres Altertums, ihrer Brauchbarkeit, und der Glaubwürdigkeit der daselbst bewahrten Urkunden und ihrer Copien und Abschriften mit einander überein. (a)

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S. 3.

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Alle kluge Völker haben eine so grosse Achtung für diese Art der Denkmåler ge: heget, daß sie auch gleichsam um die Wette Samlungen von Urkunden in grosser Menge herausgegeben haben; welche von mehrerer oder geringerer Brauchbarkeit sind, die Geschichte ihres Vaterlandes zu erläutern, die Gerechtsamen der Landesfürs sten zu erhärten, (A) die Vortheile des gemeinen Wesens zu behaupten, und den Ansprüchen einzeler Personen Gränzen zu sehen. Wer kennet nicht die weitläufigen Samlungen von Urkunden eines Leibnitz, eines Rettner, eines Ludewig, Schannat, Bernhard Peg, Muratori, Rangonis, Anderson, Rymer, Duchesne, Perard, Dachery, Mabillon, Martene und Durand, eines Aubert le Myre und so vieler anderer? Mit welchem Fleis und mit welcher Sorgfalt haben nicht die genauesten

(a) Memoires de Trevoux, 1716. S. 285.
(2) Sane qui rempublicam tractant, in
iftis monumentis inveniunt exemplaria, quæ
infpiciant, & vbi artes fuas vel cum volu.
ptate agnofcant, vel cum fructu augeant,
cautionesque & formulas obfervent, quæ
gentium juri & publico vfui accommodantur

... Vt fummatim comprehendam, profunt ifta ad politicas artes, ad hiftoriam, ad eru ditionem reliquam, fed in primis ad intel ligenda gentium jura. GULLIELM. LEIBNIT. Præfat. in Cod, juris Gentium, pag. 3.

genauesten Schriftsteller die Geschichte der Kirchen, der Mönchsorden, der Klöster, der Provinzen, der alten Häuser Frankreichs, Italiens, Deutschlands, Engellands u. s. f. durch unstreitige Beweise zu unterstüßen gesucht? Und was sind diese Beweise dem grösten Theile nach anders als Urkunden? Wir würden kein Ende fin den, wenn wir alle diejenigen Geschichtschreiber anführen wolten, die dieser Lehrart gefolget find, und derselben noch täglich folgen. Würden wohl so viele Gelehrte ei: nes jeden Volks in einem so aufgeklärten Jahrhundert, den Glauben, den wir ihren historischen Arbeiten beimessen sollen, auf die bestäubten Schriften der Klöster (6) zu gründen einmütig gesucht haben, wenn der gröfte Theil derselben verz fälscht oder unbrauchbar wäre, wenn sie jederzeit verdächtige Zeugen und eis ne so oft unreine Quelle wåren: Selbst der Vater Germon, ist weit davon entfernet, ein so wenig vortheilhaftes Urtheil von denselben zu fällen; er erhebet " Sie zeigen, vielmehr die Vortreflichkeit und den Nußen der alten Urkunden.

sagt er (c)," die Gesetze und Gebräuche unsrer Vorfaren, sie ertheilen den Vors "rechten ihr rechtes Gewicht und Ansehen, sie lehren uns den Unterschied des Adels und sind die Fackel der Geschichte.” (B) In diesem Lobe ist nichts übertriebes nes. Der Werth der Urkunden übersteiget dasselbe noch (1).

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S. 4.

Der Herr de Boze druckt sich in seiner Geschichte der königlichen Academie der Zeugnis des Aufschriften und schönen Wissenschaften, ben Gelegenheit der Nachricht von des Hrn. de Boze Herrn Secouffe Entwurf einer neuen Geschichte der Gallier und der den und Jungii. Franzosen unterwürfigen Lånder, von der Stiftung der Monarchie an, fols gender Gestalt aus (d): "Unsere Geschichte ist eine unerschöpfliche Quelle von Untersuchungen. Täglich entwickelt sie sich mehr und mehr und täglich be:

(b) Memoire fervant à l'hift. des Gaules. S. 375. und 414. (c) Difcept. 2.

S. 311. 312. (B) Schet die Lachrichten von Trevour, Aug. 1740. S. 1555 und die Vorrede des (1) Da die Critik überhaupt betrachtet eine Wissenschaft ist, das wahre von dem falschen zu unterscheiden, die Diplomatik aber die Regeln lehret, die wahren Urkunden von den falschen und untergeschobenen zu unterscheiden: so folget daraus, daß die letztere ein Theil der erstern ist. Es muß also alles, was sich von dem Nußen b der Notwendigkeit der Critik behaupten let, nach Maasgebung des verschiedenen Gegastandes, auch von der Diplomatik gel: ten. Von der vorzüglichen Brauchbarkeit die fer letzten Wissenschaft kan mit mehrerm nach gefehen garden Chriftiani Henrici Eckbardi introductio in rem diplomaticam S. 9: 24, de zweiten vom Hra. Johann Christian Blasche im Jahr 1753 besorgten Ausgabe,

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Buchs: Thuringia facra, five hiftoria Monafteriorum, quæ olim in Thuringia floruerunt, &c. alwo der Nußen und die Nothwendigkeit so: wohl der alten Urkunden als auch derjenigen Wissenschaft, so sich mit der Beurtheilung der selben beschäftiget, in allen besondern Theilen nicht nur der Geschichtkunde, sondern auch der Rechtsgelehrsamkeit ausführlich gezeiget, und mit fruchtbaren Beispielen hinlänglich erläutert wird; imgleichen Thomae Rudimanni Schediafma de vtilitate diplomatum civili & hiftorica, welches aus Andersons thefauro Diplomatum & Numifmatum Regni Scotiae, dessen unten Meldung geschehen wird, genom: men und in Dan. Eberb. Baringii clave diplomatica S. 369 379. der neuen Ausgabe vom Jahr 1754 befindlich ist.

Ihre Gewiß:

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komt sie eine neue Gestalt durch die Bekantmachung der dahin gehörigen Denk "måler. Diese Jahrbücher, diese Urkunden, diese Schriften, welche man bereits an das Licht gestellet hat, sind der Stof, der nur auf eine geschickte Hand wartet, ihn in Ordnung zu bringen. Der Anfang des ißigen Jahrhunderts ist so wie das ganze vorige an Samlungen von urkundlichen Schriften fruchtbar gewesen; und man hat Ursach deren eine noch weit grössere Anzahl zu hoffen. Das Bei: spiel Englands fan uns lehren, was für eine reiche Erndte in den Verzeichnissen der Parlamente und in den Rechnungskammern, in der Bibliothek des Königs und dem Archiv angestellet werden könte. Die Urkunden, sagt der Herausgeber des diplomatischen Wörterbuchs (C), sind die unbetrüglichsten Zeugen des Völkerrechts. Sie sehen die ungewissen Zeitbestimmungen, die durch die zweydeutigen Ausdrücke gewisser Geschichtschreiber oft verdunkelt worden, ausser allen Streit. Sie entdecken die wahre Lage alter Städte, ihre Veränderungen und Schicksale. Sie sehen sowol die Fürsten als auch die Unterthanen wider die Ems pörung und wider die despotische Gewalt in Sicherheit. Sie erzålen die Stif tungen der Kirchen und ihre Güter und Vorrechte mit so vieler Sorgfalt als Treue. " Durch dieselben lernet man die Folge der Kayser, Könige und Fürsten, der Her zoge, Grafen und grossen Befehlshaber kennen; ja man steiget vermittelst der Urkunden bis zu den Ursprung der berühmten Geschlechter hinauf, und lernet die Nebenlinien, Ehrentitel und Wapen derselben unterscheiden.

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Was für ein Lob gebühret nun wohl derjenigen Kunst, die uns einen rechtmäßsigen Gebrauch von diesen schäßbaren Denkmälern machen lehret, die ihr Alter bes stimmet, das wahre von dem falschen unterscheidet, die Zweifel zerstreuet, und die Grenzen der verschiedenen Stufen der Muthmassung durch die einem jeden Jahrhundert eigentümlichen Charactere bestimmet? "Die Regeln, auf welche die wissen:

(C) Diplomata juris gentium confuetudinarii & pactitii teftes incorruptiffimi funt, omnique exceptione majores: Diplomata temporum rationes mirum in modum nunnunquam turbatas, dubiisque fcriptorum verbis obfcuratas, ita in promptu ponunt, vt res difputatione amplius non egeat: Diplomata locorum veros fitus, fata & mutationes in apricum proferunt: Diplomata fummorum Imperantium jura ab infidiis & infultu malevolorum vindicant: Diplomata avitam Ordinum Provincialium libertatem contra Gnatones aulicos egregie tuentur: Diplomata Ecclefiarum Monafteriorumque fundationes cum annexis juribus ac privilegiis di

(2) Der Verfasser dieses schätzbaren diplo matischen Wörterbuchs, welches 1747 ju Göttingen in folio herausgekommen und aus

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ligenter referunt: Diplomata familiarum illuftrium origines, Imperatorum, Regum, Principum, Comitumque feriem; agnatorum, cognatorum, affinium nomina, arma gentilitia, & quicquid hujus argumenti est, feris nepotibus commemorant. Denique vt paucis omnia complectar, omne jus facrum atque profanum, facros, civiles & militares ritus mirifice illuftrant & plena luce fuffundunt. Quæ cum ita fint, non tantum rei litterariæ, verum etiam bono publico tam vtilia funt, quam quae vtiliffima. Praefat. JO. HENRICI JUNGII ad LUDOV. WALTHERI Lexicon diplomaticum. (2)

lauter Kupferplatten bestehet, Hr. Joban Ludolf Walther, ist hier aus einem Versehen Ludewig Walther genannt worden.

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schaftliche Diplomatick gegründet ist, sagt ein gewisser gelehrter Schriftsteller (e) find weit zuverläßiger, weit untrüglicher und lange nicht so zweydeutig, als diejenis gen, die uns Hr. de Tillemont und Hr. Bailler ertheilen wollen, wodurch wir in den Stand geseht werden sollen, die wahren urkundlichen Nachrichten von den alten Mårtyrern, von zweifelhaften und untergeschobenen zu unterscheiden." Da uns diese Wissenschaft keine falschen Urkunden für wahre annehmen läßt, so vertreibt sie auch eben so nachdrücklich die unnöthige und lächerliche Furcht gewisser Leute, die, so oft fie eine alte Urkunde eröfnen, über untergeschobene und betrügliche Erdichtuns gen hinzufallen glauben. Kein wahrer Gelehrter, kein gesetzter und scharfsinniger Geist wird sich ohne Ursach von so schwachen und verwegenen Besorgnissen hinreissen Lassen. So wie ein mißtrauischer Mensch die Pest der Geselschaft ist; so unter: gråbt auch derjenige die Grundstüßen aller Wissenschaften, ja der Religion selbst, der alle Denkmåler für verfälscht hält. Man muß die Schriften unsrer Vorfaren für ihre wahren und achten Werke halten, so lange es nicht ausgemacht ist, daß sie un tergeschoben, verfälscht oder ungewis find (D).

§. 6.

Wir wollen dasjenige, was der V. Germon von den Handschriften überhaupt Beschluß. sagt, nur auf die Urkunden insbesondere anwenden. Diese Anwendung ist um so viel rechtmässiger, da man nichts für oder wider die alten Handschriften vortragen lan, so sich nicht auch von den alten Urkunden behaupten lässet. Der einige Unters schied, den man hier bemerken mus, bestehet nur darin, daß jene in den Büchersälen, diese aber in den Archiven aufbehalten werden. Wenn die Menge der ersteren keine Verfälschung derselben verstattete, ohne daß man solches gemerket håtte; so schüßte die Vorsichtigkeit, mit welcher man gewönlicher Weise die lehtern bewahrete, dieselben eben so sehr für die Bosheit der Betrüger. Die Vortheile, welche man aus den Urkunden erhält, sind so zahlreich und ausgebreitet, daß man sich schwerlich bey diesen Gegenstand erschöpfen würde, wenn man sich auch nur blos auf algemeine Begriffe einschränken wolte. Damit man indessen ihren Werth und ihre Brauchbarkeit desto besser einsehen möge, so wird es nötig seyn, daß wir uns in eis nige ausführliche Beschreibungen einlassen; woben wir einige Schriftsteller widerle: gen müssen, die sich wider das fast einmüthige Urtheil der gelehrtsten Männer empóz ret haben. Selbst diejenigen, die denen Urkunden am wenigsten geneigt sind, has ben sich, und zwar dem grösten Theil nach, genöthiget gesehen, Widerruf zu thun,

(t) Reflex. fur les Regles & l'Vfage de la Critique. tom. 2. p. 83. D) Quid enim ridiculum magis, quam Vam te temeraria vbique fufpicione laborare, & menere, ne quoties veterem librum aperis, toties in fuppofititias falfariorum lacinias incurras! Hujusmodi fufpicionibus indulgere, nec fapientis eft nec conftantis viri. Igitur quemadmodum humanae focietatis pefis eft, prane fufpiciofus homo: fic etiam

oder

doctrinarum omnium peftis eft atque ipfius
Religionis fundamenta conucllit, qui libris
omnibus falfi fufpicionem temere afpergit.
Relictos a majoribus noftris libros tamdiu
pro genuinis, pro integris ipforum fœtibus
habere decer, quamdiu non conftat spurios
effe, adulteratos aut incertos. GERMON de
veterib, haeretic, Cod. corrupt. p. 560, 561.

oder doch wenigstens einige mahl das vortheilhafteste Zeugniß für dieselben abzus legen.

ret.

S. 7.

Inhalt des Wenn die Brauchbarkeit der Urkunden hinlänglich erwiesen ist, so wird auch ersten Buchs. der Nußen derjenigen Wissenschaft begreiflich, die uns den Gebrauch derselben lehe Der Werth derselben kan auf keine bessere Art gezeiget werden, als wenn man darthut, daß alle Angriffe, die man zur Vernichtung derselben versucht hat, keine weis tere Wirkung gehabt, als daß sie ihre Vortreflichkeit und Gründlichkeit nur noch mehr an den Tag gelegt haben. Unsere ersten Untersuchungen sollen demnach darin bez stehen, daß wir den fruchtlosen Erfolg aller derjenigen Versuche erweisen wollen, wo: mit man den Grund derselben zu erschüttern gesucht hat. Unsere zweite Beschäftis gung in diesem Buche wird diese seyn, daß wir die Urkunden in verschiedene Ars ten theilen, ihre Uebereinstimmung und Verschiedenheit untersuchen, sie durch gewisse Namen, die ihnen beigelegt worden, gehörig von einander absondern, und uns mit den alten Urkunden, wenn es möglich seyn wird, so bekant machen wollen, als uns die ger genwärtigen sind; ihren besondern Benennungen, barbarischen Schreibart und selts samen äussern Umstände ohnerachtet.

Erstes Hauptstück,

Worin die Gewisheit der Grundsäße der Diplomatik gezeiget wird.

Erster Abschnit

Algemeine Vertheidigung der Diplomatik des V. Mabillon.

Inhalt.

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III.

2. Des Papebroch 19, 20.

3. Des Sickes 21:23.

4. Des V. du Molinet, Simon, Ger mon und Raguet 24: 29. Vortheilhafte Zeugnisse für den B. Mabillon 30: 38.

1. Der königlichen Academie der schönen
Wissenschaften 30. 31.

2. Des V. Germon. 32. 33.
3. Der Verfasser der Memoires de
Trevoux 34

4. Des Verfaffers der Memoires chro-
nologiques & dogmatiques 35.
5. Des V. Jobert, des Baron de
la Bastie, und des V. Raßler 36.
6. Und des Hrn. Sreret 37. 38.

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