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den. Allein in des Abt Engelhard Leben der heiligen Wechtlldis (c) werden die felben miteinander verwechselt. Herr Legipont seßet den Unterschied zwischen der Griffel und der Subula darin, daß der erstere nur bey den wächsernen Tafeln, di lehtere aber bey den pergamentnen Handschriften gebraucht worden, sowol die Punct an dem Anfang und Ende der Linien zu bemerken, als auch die Linien selbst damit z ziehen (d). Wenn das Werkzeug, womit die Linien verfertiget wurden, alzuschar_ war, so wurde das Pergament zuweilen durchschnitten, und alsdann muste man die beschädigten Linien leer lassen. Wir haben davon verschiedene Beispiele gefunden. Wir dürfen wohl nicht erst anmerken, daß man mit der Scheere das Unebne an den Stücken Pergament oder Papier abgeschnitten. Der Gebrauch des Messers, des Steins und des Dintfas sind eben so bekant. Mit dem Schwam pflegte man die Feler, die dem Schreiber oder dem Verfasser entwischet waren, auszulöschen. Man bedienete sich desselben auch diejenigen Stücke, woraus die goldene Dinte verfertiget wurde, zuzubereiten.

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Schreibzeug. Das Schreibzeug dienete nicht nur zur Aufbehaltung der Federn oder des Rohrs: sondern es war zuweilen auch so gestaltet, daß es die Stelle eines Lineals vertreten konte. Daher nennet vielleicht ein alter Schriftsteller ein solches Gesteck in dieser Bedeutung Canon.

Καὶ κανόνα γραφίδων ἐθυτάτων φύλακα (21). Es freint, δαβ δεr heilige Clemens von Alexandrien dem Dintfas den Namen Canon beilege (e). Herr du Cange glaubet aber in den Zusäßen zu feinem Wörterbuch der mitlern und spå: tern griechischen Sprache, daß man xaviov lesen müsse, als wovon xavixλesov, atramentarium, herstamme. Der erste Secretarius der Kaiser zu Constantinos pel fürete den Stamen Canicularius, κανίκλειος, κανίκλης οδει ἐπὶ τοῦ κανι nλelov; weil er die Aufsicht über das Zinnobergefås hatte, dessen sich die Kaiser zur Unterschrift aller Acten ihrer oberherschaftlichen Gewalt bedieneten. Praepofitus caniculi, fagt Anastasius bibliothekarius (f), est qui curam et cuftodiam gerit caniculi, id eft, atramentarii, ex quo Imperator phoeniceas literas fcribit in chartis. Die Päpste hatten gewisse Bedienten, welche Atramentarii hiessen, und eben diese Verrichtungen hatten. Die Materie und Gestalt des Dints fas und des Schreibzeugs, waren so wie das Heft des Messers ungemein verschie den. Allein die Klinge des lehtern war weit breiter als bey den unsrigen. In Montfaucons Paläographie (g) und in dessen erläutertem Altertum ist ein Schreib zeug von einem ganz besondern Geschmack abgestochen, dessen Original in dem Schah zu St. Denis aufbehalten wird. Wir übergehen die Kreide und Bimssteine; ohn: erachtet

(c) ENGELHARDI vita S. Mecht. c. 23. (b) LEGIPONT. Differt. de Mft.
Librisque p. 110. (e) CLEM. ALEXANDR. Strom. I. 6. (f) ANA-
STAS. BIBLIOTH. ad VIII. Synod. gener. Ac. X. (9) MONTFAVC.
Palacogr. p. 23.

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(A) Et canonem calamorum rectisfimo- rum cuftodem. Anthol. 1. 6. pag. 939. edit,

Commel

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erachtet dieselben gleichfals zu den Werkzeugen eines Schreibers gehöreten, ihrer auch
in den Statuten des heiligen Guigo gedacht wird. Die 12 und 18 Num. unsrer
vierten Kupfertafel stellet zwey alte Dintfässer von verschiedener Art vor. Num. 13
und 14 sind zwey Gattungen alter Messer. Num. 15 ist eine Scheere und Num.
16 ein Zirkel. Alle diese Werkzeuge haben wir aus Montfaucons Paläographie
genommen (h).
Wir haben sie nur ein wenig grösser vorgestellet; indessen haben
sie noch nicht die gehörige natürliche Grösse.

S. 625.

Der Griffel, Stylus oder Graphium waren nebst dem Grabstichel, Cålum, Stylus und Celtes oder Caltes, yλupeior, die unmittelbaren Werkzeuge der Schrift, welche oh; Graphium. ne Dinte verfertiget wurde. Dieser wurde auf Marmor und Metal gebraucht, wor: auf eine Schrift verfertiget werden solte; jener aber auf die mit Wachs oder Kreide überzogenen Tafeln, auf welche man nur die Buchstaben ziehen durfte, welches denn vermittelst der Spike des Griffels geschahe. Wenn das Wachs neu oder unzubereiz tet war, so wischte man mit dem andren ebnen Ende des Griffels dasjenige wieder aus, was man eben nicht erhalten wolte. War aber das Wachs entweder seines Alters wegen oder wegen andrer mit demselben vermischten Stücke hart geworden: so pflegte man mit dem gekrümten Ende des Griffels dasjenige, was man vernichten wol: te, auszufraßen. Die Griffel wurden auf verschiedene Art verfertiget, nachdem sie zu verschiedenem Gebrauch bestimt waren. Wir legen dieselben unsern Lesern hier uns ter einer neunfachen Gestalt vor (i), die wir aus dem erläuterten Altertum entle: net haben (1); ausgenommen diejenige Figur, welche der V. Hugo herausgegeben hat, und der vom Montfaucon der Vorzug für alle übrigen zuerkant worden, ins dem dieselbe der Beschreibung der Alten am gemässesten ist. In den neuern Zeiten ift über Palimpsestus, Liber liturarius oder auch Charta deletilis viel geschries ben worden. Daß man sich vor Alters des Griffels bedienet, dasjenige, was man auf den wächsernen oder gypsernen Tafeln verbessern wolte, auszulöschen oder auszuz krahen, oder auch sie zur Annemung einer andern Schrift fähig zu machen, kan wohl nicht in Zweifel gezogen werden. Allatius, der diesen Gegenstand mit einer sehr weitläufigen Gelehrsamkeit erläutert hat, macht endlich den Schlus, daß dasjenige, was man ehedem Charta deletilis oder Palimpsestus genant, von unsern heutigen Schreibtafeln nicht verschieden gewesen (1).

$. 626.

Die Griffel lassen sich fast aus allen Metallen verfertigen. Die Griffel von Fortsetzung. Silber waren noch im achten Jahrhundert üblich, wie aus dem siebenten Briefe des eiligen Bonifacius, des Apostels der Teurschen, erhellet. Die Morgenländer, Briechen, Toscanier und Römer bedieneten sich der eisernen. Die mehresten Schriftsteller behaupten, daß diese bey den lektern verboten worden, weil mit diesen

gefår:

(b) MONTFAV C. Palaeogr. p. 22. 24. (i) Sehet die zehn ersten Nummern
der vierten Kupferplatte. (F) MONTFAV C. Antiq. expliq. tom. 3. part. 2.
(1) ALLAT. Animadu. in Antiq. Etrufc. fragm. num. §§.

1. 5. c. 7.

1

Calamus,
Arundo.

gefärlichen Werkzeugen gar leicht Mord und andre Ausschweifungen dieser Art be gangen werden konten. Indessen finden wir nicht, daß ihr Gebrauch aufgehöret ha be. Cåsar fürete einen solchen, womit er dem Plutarch zu Folge, den Casca, ei nen der Verschwornen, die ihn in der Rathsversamlung ermordeten, durch den Arm stach. Nach dem Zeugnis des Suetonius aber bemächtigte sich Cäsar der Arme des Caßius und verwundete ihn mit seinem Griffel, graphio = traiecit. Als Caligula einen Rathsherrn wolte hinrichten lassen, schickte er Leute ab, welche ihn als einen öffentlichen Feind angreifen und ihn mit ihren Griffeln oder Dolchen ermorden solten (m). Zu den Zeiten des Seneca wurde ein römischer Ritter auf einem öffentlichen Plaße von dem Volke mit Griffeln hingerichtet, weil er seinen Sohn zu Tode gegeisselt (n). Zu den Zeiten Martialis waren die jungen Schü ler mehrentheils mit eisernen Griffeln bewafnet (o). Der heilige Caßianus wurde ohngefär ein Jahrhundert vor dem Verfal des römischen Reichs mit den Griffeln feiner Schüler zu Tode gemartert (p). Gerhard Voßius behauptet daher, daß das Verbot derselben nicht lange beobachtet worden (q). Man bedienete sich damals der Griffel von Knochen und Elfenbein, welche auch nachmals beibehalten worden. Der Griffel, den der V. Hugo abstechen lassen (r), war von Erz, und viereckig, dessen Seiten oder Ecken aber abgefeilet worden. Es ist solches die zweite Figur unter den Griffeln auf unsrer Kupfertafel. Es gab deren einige, welche blos zum auslöschen gebraucht werden konten, dergleichen Num. 7 ist.

Num.

S. 627.

Das Rohr oder Schilf, Calamus, Arundo, Juncus war lange vorher, ehe man sich der Federn bedienete, das gewönliche Werkzeug solcher Schriften, die mit einer gewissen flüßigen Materie geschrieben wurden (s). Man wird dieselben auf unsrer vierten Kupfertafel um. 17 und 19 antreffen. David vergleicher seine Zunge mit dem Calamus eines Schreibers, welcher geschwind schreibet (1). Aquila hat Calamus in dieser Stelle durch Juncus überseßt. In Egypten war derglei chen Juncus oder Rohr häufig anzutreffen (u). Dat chartis habiles calamos Memphitica tellus, sagt Martial (r). Persius beschreibt die Feler des Cala mus, welchen er nodofa arundo nennet (y). Die Griechen behielten den Ge brauch des Rohrs, welches sie aus Persien bekamen, auch noch in den spätern Jahr hunderten ben (i). Endlich bedienen sich noch heutiges Tages die morgenländische Griechen, die Türken, Perser u. f. f. dieses Rohrs (a). Sie sammeln solchee im Merz an dem persischen Meerbusen, und lassen es sechs Monat in den Scher steinen trocknen. Hier bekomt dieses Rohr einen schönen schwarzen und gelben Glan:

(m) SVETON, in Cai. c. 28. (u) SENECA de clement. 1. 1. c. 14. MARTIAL. 1. 14. epigr. 18. edit. Lugd. 1603. (p) PRVDENT. T σεφάνων hymn. 9. (4) vossivs de arte gramm. l. I. c. 35. HVGO de prima fcrib. orig. p. 89.

c. 36. (t) Pfalm. 44.
TIAL. lib. 14. epigr. 34.
Turcograec. p. 488.

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(8) vossivs de arte gramm. (u) PLIN. hift. nat. I. 16. c. 36. (1)) PERSIVS Satyr. 3. (3) MART. CRV (a) CHARDIN voyage de Perfe tom. 2. p. 108,

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