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Dern vor.

welcher dasselbe besonders schäßbar macht. Zu den Zeiten Plinii zog man das egyotische Rohr, das Rohr zu Cnidus und von dem See Anais in Asien allen an: "Das Rohr (b), welches Lindschot und Acosta Bambu oder Wam"bu nennen, dienet den Indianern anstat der Schreibfedern. Sie machen solches so lang und breit wie unsere Federn, schneiden das Ende davon ab, und spalten es auch ". Die morgenländischen Patriarchen glaubten überdem, daß fie ver: möge ihrer Würde mit filbernen Federn unterschreiben müsten.

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S. 628.

3

Die Federn von Gänsen, Schwänen, Pfauen, Störchen und andern Vögeln Federn zum sind in den Abendländern seit vielen Jahrhunderten fast die einigen unmittelbaren schreiben. Werkzeuge des schreibens auf Pergament oder Papier gewesen. Allein in welche Zeit wird man wohl den Ursprung derselben sehen müssen? Aus einer Stelle desie:. nigen ungenanten Verfassers, welchen Adrian de Valois herausgegeben (c), lässet sich ganz natürlich schlirssen, daß man bereits in dem fünften Jahrhundert mit Fe dern geschrieben. Theodorik, König der Ostgothen, bedienete sich, diesem alten Schriftsteller zu Folge, welcher zu seiner Zeit gelebt haben sol, einer Feder, mit welcher er in den Unterschriften die vier ersten Buchstaben seines Namens zu schreiben pflegte. Man berufet sich auf einen Vers des Juvenal (B), aus welchem ber ber reits zu seiner Zeit üblich gewesene Gebrauch der Federn zum schreiben erhellen wür: de; wenn man hier nicht eine Metapher annemen müste, die von den Flügeln der Vögel hergenommen ist, und wenn es nicht schiene, daß dieser Dichter penna þier in einer von unsern Federn ganz verschiedenen Bedeutung genommen habe. "" Die⋅ Schreibfedern (d) müssen, dem Urtheil eines gelehrten Verfassers unsrer Zeit zu Folge, schon zu des Juvenalis Zeiten üblich gewesen seyn; indem Isidorus, wel: cher, wie bekant ist, mehrentheils nur von den alten Gebräuchen redet, versichert, daß die Werkzeuge der Schreiber Rohr und die Feder sey, daß das Rohr von eis nem Baum, die Feder aber von Vögeln genommen werde, und daß man solche spalte, wenn man damit schreiben wolte ". Der heilige Ifidorus wird von den åltern Gebräuchen wohl gewis nicht so sehr eingenommen gewesen seyn, daß er darüber die Gewonheiten seiner Zeit vergessen. Es waren also die Federn bereits im Fiebenten Jahrhundert volkommen üblich; ohnerachtet der Gebrauch des Rohrs deswegen noch nicht aufgehöret hatte, Dem Browerus zu Folge (e) bedienete man fich des Rohrs oder des Calamus zu den Unzial- oder Anfangsbuchstaben, und der Feder zu den kleinern Schriften.

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§. 629.

(b) JUVENEL DE CARLENCAS Esfais fur l'hift. des belles lettr. part. 2. p. 333.
(c) ADRIAN DE VALOIS ad Calcem Ammiani Marcell. p. 669. (0)
MONTFAVC. Antiquit. expliq. tom. 3. part. 2. 1. 5. c. 6.
WERVS in annotat. ad carmen 29 Rhabani Mauri.

(e) BRO

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Fortsetzung.

Pinsel, γραφίς.

S. 629.

Wenn wir hier Mutmassungen vortragen dürften, die sich auf die Züge der Currentschrift gründen: so würden wir behaupten, daß sowol die merovingischen Diplomen, als auch die römischen Charten von einem noch höhern Altertum mit Calamus geschrieben worden; daß im achten Jahrhundert die Franken ihre Di plomen, bald mit der Feder, bald aber auch mit Rohr geschrieben, daß aber die Fe der nach und nach den Vorzug bekommen; daß das Rohr im folgenden Jahrhun: dert zu dem Tert der königlichen Acten fast gar nicht mehr üblich gewesen, ohnerach: tet noch die Unterschriften mit demselben geschrieben worden; und endlich, daß die päpstlichen Bullen und Synodalacten dasselbe auch noch der Feder vorgezogen. Der Abt zu Gottwich macht die gelehrte Anmerkung (f), daß man sich in Ermanglung deutlicher Stellen der Verfasser von dem Altertum der Federn an die Gemälde der alten Handschriften halten müsse. Mabillon füret deren zwey an. Eine ist ans der Abtey Haurvilliers, aus den Zeiten Ludwigs des gütigen, und die andere aus der Abtey St. Amand aus dem zehnten Jahrhundert (g). Die erste enthält die Bilder der Evangelisten, welche Federn in der Hand halten; die andere aber stellet den Baudemond, den alten Verfasser des Lebens des heiligen Amandi, in eben die ser Stellung vor. Indessen folget daraus noch nicht, daß der Gebrauch des Rohrs in dem neunten und zehnten Jahrhundert völlig abgeschaffet worden; wohl aber, daß man sich selbst zur Verfertigung der Handschriften auch der Federn bedienet. Ue brigens könte man, wenn auch das Rohr bey den Handschriften gar nicht mehr ge braucht worden, dennoch nicht das geringste in Absicht der Diplomen daraus schließ fen. Wenn man gleich in diesen lehtern sehr feine und freie Züge antrist, welche den Gebrauch der Feder zu bezeichnen scheinen; so bemerkt man doch auch andere, welche so dunkel und grob sind, daß man deutliche Merkmale des Rohrs in denselben anzutreffen glauben solte. Gefeht, daß das Rohr auch noch damals bey Verferti: gung der Handschriften einiger Massen üblich gewesen; so war doch dem Petrus Venerabilis im zehnten Jahrhundert nur allein die Feder bekant (h).

§. 630.

Des Pinsels bedienete man sich gewönlicher Weise nur alsdann, wenn man Buchstaben von Gold oder Zinnober verfertigen wolte. Die Chineser wissen noch heutiges Tages von keiner andern Feder (C). Sie malen ihre Züge mit einem Pinsel, den sie in chinesischer Dinte tunken (i). Die griechischen Kaiser pflegten

1

mit

(f) Chronic. Gottwie. l. 1. c. 1. n. 3. p. 14.
(9) MABILLON de re diplom.
Suplem. c. 11. n. 8. (h) PETR. VENERAB. l. I. ep. 20.
(i) TRI
GAVLT. Expedit. Sinic. 1. 1. c. 4. P. 23. 24.

(C) "Die Chineser bedienen sich zum schreis
"ben weder der Feder, wie wir, noch auch des
"Rohrs oder des Schilfs, wie die Araber,
noch auch der Kreide, wie die Einwoner von
Siam: sondern des Piufels, welcher von den

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Haaren mancher Thiere und besonders der Caninchen verfertiget wird, als welche lette ren Haare die weichsten find. Defcription "de la Chine par DV HALDE tom. 2. P. 249.

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mit einem Pinsel zu unterschreiben. Wenn man aber einige ihrer Unterschriften ansie: het, so scheinet es unstreitig zu seyn, daß sie sich zuweilen auch entweder ordentlicher oder metalner Federn bedienet. Da yeapis sowol ein Rohr, als auch einen Pinsel bedeuten kan: so kan man nicht eigentlich bestimmen, wessen von beiden sich der Kaifer Justinus zur Verfertigung seiner Monogrammen bedienet habe (F). Eben diese Ungewisheit findet auch bey den Monogrammen einiger unserer Könige stat. Die bey den Römern so berümte Schrift auf Bücher von Leinwand wurde, dem Urtheil einiger Gelehrten zu Folge, nicht mit dem Rohr, sondern mit dem Pinsel verfertiget. Wir übergehen die verschiedenen Arten Kreide und selbst der Kölen, de ren man sich ehedem zum schreiben bedienete und sich ihrer noch bedienet (1). Cons stantin erlaubte den Soldaten, die in den Gefechten tödtlich verwundet worden und den Geist aufgeben wolten, daß sie ihren lehten Willen mit dem Degen auf der Scheide, im Sande oder auch auf ihren Schilden schreiben konten (m). Derglei chen Testamente hiessen alsdann in procinctu facta (n). Es pflegten aber die Soldaten nicht allemal den Besiß ihre Güter durch solche Testamente zu bestimmen, die sie mit ihrem Blute auf ihren Schilden schrieben: sondern sie verzeichneten auch Dinge auf denselben, die davon ganz verschieden waren (o). Bey magischen Bes schäftigungen bedienete man sich gleichfals des Bluts zur Verfertigung gewisser Zauberzeichen (p). Einiger Unterschriften, die mit dem Blute Jesu Christi gemacht worden, werden wir an einem andern Ort gedenken. Ohnerachtet wir dem Vers zeichnis eben nicht gefölget sind, welches Julius Pollur von den zum schreiben übli chen Werkzeugen ertheilet (9); so haben wir deren doch eine grosse Anzal angefüret. Wir müssen nunmehr auch von der Dinte handeln, mit welcher man geschrieben.

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(I) PROCOP. anecdot. p. 29. edit. Alemanni 1623. (1) HVGO de prima

fcrib. orig. p. 88. 89. 205.

(m) Cod. IVSTIN. 1. 6. tit. 21. leg. 15. (0) SIL. ITAL. 1.9. (p) (4) IVL. POLLVCIS Onomasticon 1.

(n) BRISSON. de formul. 1. 7. p. 652.
SVID. in voce FTTαλn yun.

10. C, 14.

*

Berfertigung der schwarzen Dinte.

Eilfter Abschnit,

Von der Dinte, deren man sich zum schreiben bedienet,

Inhalt.

1. Schwarze Dinte §. 631:634.
1. Verfertigung derselben §. 631.
2. Dinte der Chineser und Indianer
§. 632.

3. Unterschied der Dinte der Alten und
der Neuern §. 633.
Mittel, die erloschene Dinte wieder:
aufzufrischen §. 634.

II. Goldene und filberne Dinte §. 635:

643.

1. Beschreibung und Gebrauch derselben
in Handschriften §. 635. 636.
2. Ihr Gebrauch in Diplomen §. 6371
639.

Di

III.

S. 631.

3. Goldene Buchstaben auf den Diplo
men, wider Hrn. Hickes §. 640.641.
4. Beantwortung der Schwierigkeiten
des Herrn Muratori wider die mit
goldnen Buchstaben geschriebenen Di
plomen §. 642. 643.
Rote, blaue, grüne und gelbe Dinte.
Unterschriften mit Zinnober §. 644.

1. Gebrauch des Mennigs §. 644
2. Purpurfarbne Schrift und Unterschrift
in Diplomen §. 645:647.
3. Grüne, blaue und gelbe Schrift §.
648.

ie Dinte der Alten hatte mit der unsrigen weiter nichts gemein als das Gum mi und die Farbe. Mian nante diefelbe Atramentum fcriptorium eder librarium, um sie von dem Atramentum furorium oder calchantum zu unterscheiden (a). Anstat, daß unsre Dinte aus Vitriol, Galäpfeln und Gummi bestehet, so war die Ofenschwärze, oder Rus von Harz, Pech, Fackeln und aus den Defen das Hauptstück, woraus die Alten ihre Dinte verfertigten (b). An die Stelle des Rus nam man nachmals Weinstein, gebrant Elfenbein und geriebene Kolen. Aus was für Stücken indessen auch die Dinte gemacht wurde: so wurde dieselbe doch allezeit an der Sonne zubereitet und vielleicht niemals am Feuer. Dergleichen war die Dinte zu den Zeiten Dioscoridis (c) und des ältern Plinii (d). Noch im sie: benten Jahrhundert war sie nicht anders beschaffen, wie aus dem heiligen Isidos rus von Sevilla erhellet (e). Die Juden und selbst ihre Könige durften, wenn man anders den Rabinen glauben darf, die heiligen Bücher mit nichts anders ab schreiben, als mit Dinte, die aus Rus von Del, Pech oder Inschlit bestand, welches mit Kolen und Honig vermischt und in Wasser von Galapfeln aufgelöset werden mu fte (f). Dinte von einer jeden andren Farbe war ihnen verboten. Weil dieses Vorgeben aber mit dem Josephus nicht übereinkomt: so kan solches zwar den heu: sigen Gebrauch der Juden beweisen, nicht aber die Gewonheit ihrer Vorfaren dar

thun

(b) VITRVV.

(a) PLIN. hift. lib. 35. c. 6. CORNEL. CELS. I. 6. c. 4.
lib. 7. c. 10. (c) DIOSCORID. 1. §. cap. vltim.
(d) PLIN. hiftor.
1. 35. c. 6. (e) ISIDOR. lib. 19. c. 17. (f) ANTONII BORRE
MANSII variar. lect. c. 4. p. 20. CRENII Analecta philologico-crit, hift.

P. 45L.

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thun. Die mitternächtigen Völker verfertigen ihre Dinte von Blakfifchen und Ulaun. Die Morgenländer bedieneten sich gleichfals des Blakfisches. Bey den Wten namen auch die Africaner zu ihrer Dinte den Blakfisch oder Mohnsamen (g). Allatius versichert, daß er Dinte gesehen habe, die aus verbranten Ziegenharen verfertiget wor den (h). Diese Dinte ist ein wenig rötlich und glänzend; hålt auch so feste auf dem Pergament, daß sie von demselben nicht heruntergebracht werden kan, und die Farbe niemals verändert.

S. 632.

Die chinesische Dinte oder Tusch ist, wie man weis, sehr schwarz und leichter Dinte der mit dem Pinsel als mit der Feder zu verarbeiten; daher auch die Chineser nur von Chineser und dem Gebrauch des erstern wissen. Ihre Dinte, fagt der V. du Halde (i), wird Indianer.

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aus Rus von verschiedenen Dingen, besonders aber von angezündeten Harz oder

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Del zubereitet. Sie vermengen solches mit wohlriechenden Sachen, wodurch der firenge und unangeneme Geruch des Dels vertrieben wird. In der angefürten Stelle des V. du Halde sind verschiedene Vorschriften zur Verfertigung der chinez fischen Dinte befindlich; imgleichen einige Anmerkungen, die Grade der Güte ders selben zu beurtheilen u.f.f. Der Gebrauch der chinesischen Dinte ist, nach dem chinesischen Schriftsteller, auf welchen sich du halde beruft (f), so alt, daß der: selbe auch über mehr als 1120 Jahr vor Christi Geburt hinausreicht. Man bedies nete sich derselben aber damals nur, die gestochenen Buchstaben damit schwarz zu machen. Die Indianer schreiben mit dem Decoct von einem gewissen Holze, Namens Arandranto.

S. 633.

Was unsere Dinte betrift, so war dieselbe den Alten unbekant; wenigstens be: Unterschied dieneten sie sich derselben nur, das Leder damit schwarz zu färben. Mit einigen Arz der Dinte der ten unsrer Dinte låsset sichs nicht bequem auf Elfenbein schreiben; wozu aber die Din- Alten und der Neuern. te der Alten volkommen geschickt war. Sie hatten Täfelgen und Bücher, deren Decke nicht nur aus Elfenbein bestand, sondern deren Blätter auch von eben derselben Mas terie waren. Scaliger ist von dem Voffius widerlegt worden, weil er behauptet, daß man nicht auf Elfenbein schreiben können (1); als wenn man von unsrer Dinte auf die Dinte der Alten schliessen dürfte. Es lässet sich daher ein gewisser Unterschied zwischen diese beide Arten von Dinte angeben; ohnerachtet man doch auch mit der gemeinen Dinte auf Elfenbein schreiben kan, wenn sie nur ein wenig stark ist. Wenn Charten, die man für sehr alt ausgiebt, mit Dinte geschrieben worden, die der heutis gen volkommen änlich wäre: so könten fie um deswillen für verdächtig gehalten wer den. Allein es wird zur Abfassung eines so schweren und bedenklichen Urtheils ein fehr geschickter und ungemein geübter Kenner erfordert. Denn ohnerachtet die Dins te der Alten sehr oft verschossen und unkentlich geworden ist; ohnerachtet sie zuweilen ins rötliche und gelbliche fält, oder blas aussiehet: so werden doch diese Feler in den Diplo

Bb bb 3

(g) Vetus Scholiaft. in Perfii Satyr. 3. (h) ALLATII Animadu. in Antiq,
DV HALDE Defcript. de la Chine t. 2. F.245 feq.

Etrufc. fragm. p. 144.
(1) Ibid. (1) VossIvs de arte gramm. 1. 1. c. 38.

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