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haben, als Caspar Beretti (*). Die Namen der Schriftsteller, die sich in diesen gelehrten Kampfen einen Ruhm erworben, ingleichen derer, die Urkundensamluns sen herausgaben, oder sonst etwas die Diplomatik betreffend, ausarbeiteten, finDet man von Ludewig, Baring und Heumann aufgezeichnet. Auf diese vers weisen wir den Lefer so lange bis die von einigen teutschen Gelehrten versproches ne diplomatische Bibliothek zum Vorschein kommen wird.

Ein neuer Krieg, oder eigentlich nur ein abermaliger Ausbruch desjenigen, Damit Mabillon schon vor 50 Jahren überzogen worden war, hat das Werk, das wir der Welt hiermit vorlegen, nicht sowohl verursachet, als vielmehr nur veranlasset. Die Losung zu diesem neuen Zwiste, gab eine im Jahre 1742 hers ausgekommene Abhandlung, darinnen zwo Urkuuden einer gewissen berümten Abtey angegriffen wurden. Anstat daß die im Jahre 1743 darauf erfolgte Ants wort, unter dem Titel: Defenfe des Titres et des Droits de l'Abbaïe de S. Ouen, dem Streite billig ein Ende håtte machen sollen, so zog fie vielmehr noch in eben demselbigen Jahre eine Gegenantwort nach sich, unter der Aufschrift: Juftification du Mémoire fur l'origine de l'Abbaïe de S. Victor en Caux, wors auf ohne langen Verzug ein Premier fupplement à la defenfe des Titres de S. Quen folgte, das aber in der That, wiewohl unter einen gleisnerischen Titel, der Iuftification zu Hülfe kam. Indem nun beide lettere Schriften, sowohl als das Mémoire, gegen die Archive, die man verdächtig machen wolte, solche Säge zu Hülfe nahmen, welche auf ein Verwerfen aller oder doch der meisten Urkunden Hinausliefen, und man überdieses bereit schien, alle alte und zu verschiedener Zeit über die Freiheitsbriefe der Kirchen entstandene Zänkereyen wieder aufzuwärs men, so hatten wir uns vorgefeßet, die falschen Beschuldigungen abzulehnen, und sowohl die Begebenheiten als die Urkunden, welche ihrer Ansehnlichkeit wegen der Aufmerksamkeit der Welt nicht unwürdig waren, in ihr Licht zu sehen. Dergestalt schränkete sich unser erstes Vorhaben auf die Vertheidigung der Archive gegen ungegründete Beschuldigungen ein. Wir hätten auch unserm Entwurfe mehr Umfang zu geben nimmermehr für nöthig erachtet, woferne nicht die Geg ner, die wir bestreiten solten, gewisse Stücke deswegen für unächt ausgeschrieen hätten, weil ihnen gerade diejenigen Merkmale fehleten, deren Daseyn ihre Falschheit bewiesen hätte. Allein eben daher kam die unvermeidliche Nothwendigkeit, daß wir in Absicht der päpstlichen Bullen und anderer Urkunden auf die Gebräuche eines jedweden Jahrhunderts zurücke gehen, und zum Beurtheilen ihrer åchten oder unächten Beschaffenheit Regeln festsehen musten.

Doch es hat alles, was nach Zankereien schmecket, vor die meisten Leser eis ne schlechte Anmuth, und es unterwirft friedfertige Gemüther einem unaufhörlichen Zwange. Aus dieser Ursache fiel es uns nichts weniger als schwehr, die unzäligen Vortheile, die wir über unsere Gegner in Hånden hatten, dem alge

(*) Die Hiftoria della Guerra diplomatica des Caspar Beretti, so zu Mayland 1729 her: auskam, ist eigentlich eine Uebersetzung derjenis gen Beschreibung befagter Kriege, welche Hr. v.

meinen

Ludewig in der Vorrede zum 1. Theile seiner Samlung, Reliquiae manufcriptorum diplomatum betittelt, gegeben hatte.

meinen Nußen aufzuopfern. Wir waren bereits entschlossen, ihnen nicht for wohl ihr Unrecht zu zeigen, als vielmehr die Mittel zu befferer Einsicht zu erleichs tern; wir verlangten sie nicht sowohl zu beschämen als zurechte zu weisen. Allein nach dem endlich gefasseten Entschlusse, eine neue Diplomatik zu entwerfen, has ben wir unsere gegen sie unternommene Arbeit bey Seite geleget, und wir werden sie entweder gänzlich unterdrücken, oder bey Zeit und Gelegenheit ans Licht ftellen. Widerlegen wir ja, wenn es der Fal also erfordert, diese Herren zuweis len, so werden wir doch auf keine solche Weise zu Werke gehen, wie diejenigen Schriftsteller, die sich durch ihre seltsame Meinungen in der Diplomatik der Welt bekant gemachet haben. Wir werden uns nicht an die Schriftsteller von St. Victor, sondern an die Quelle halten, daraus sie schöpften, damit uns wes der Absichten noch Empfindlichkeit über erlittenes Unrecht von der genauen Unpartheilichkeit, die wir unverbrüchlich zu beobachten gesonnen sind, unvermerkt abbringen möge.

treffend. Kurs zer Entwurf

desselbigen.

XII. In unserer vorläufigen Nachricht hatten wir versprochen, eine Diplo- Veränderung matik in sechs Theilen zu liefern, und es solte der zweite, mit den algemeinen Ber den Inhalt urtheilungsregeln ächter und unächter Urkunden sich endigen, gleichwie hingegen der Theile bes die folgenden drey mit den besondern Regeln, welche zu solchem Endzwecke dies nen. Allein vorist befinden wir, es sey die Wichtigkeit der innerlichen und dus ferlichen Kenzeichen der Urkunden zu gros, und ihre Erörterung zu weit ausgreis fend, als daß ein einziger Theil sie faffen konte. Wir widmen ihnen also den zweiten und dritten Theil. Unterdessen wird diese neue Eintheilung an der Eins richtung des Werkes beinahe gar nichts ändern. Die vier keßten Theile werden nichtsdestoweniger eben diejenigen Materien, dazu man sie bestimmet hatte, vortragen. Unsere Absicht ist, in manchem Stücke mehr zu leisten, als wir in unserer vorläufigen Anzeige versprochen hatten, keinesweges aber sind wir gefonnen, an unserer Zusage etwas abzubrechen.

Was die Regeln betrift, so schweben wir noch in der Ungewisheit zwischen unferer anfänglich gemeldeten Einrichtung, und zwischen dem Gutachten einiger verständiger Personen, welche uns rathen, wir möchten sie alle miteinander am Ende der neuen Diplomatik und als eine daraus gezogene Folge beibringen.

Zwar hatte die Zeit, wenn die Urkunde die Landessprache zu reden begonnen, schon im ersten Abschnitte bestimmet werden sollen. Allein, da uns die Schreibart eine weit bequemere Stelle zu dieser Untersuchung anbietet, so vers sparen wir sie bis dahin.

Unser erster Theil ist in zwey, der folgende in vier Abschnitte eingetheilet, davon der gegenwärtige Band nur die zwey erstern enthält. Weil uns die Größe deffelbigen auf alle Weise zur Kürze, ja sogar zum Weglaffen des Inhaltes der darin abgehandelten Materien nötiget, welche wir aufferdem hier in einem einzigen Gesichtspuncte vereiniget haben würden, fo verweisen wir den ges neigten Lefer auf die Summarien, daraus er einen hinlänglichen Begrif von dem Inhalte ich machen wird, und was die folgenden Bände betrift, so wollen wir den Entwurf davon, so kurz als es uns möglich fallen wird, abfaffen.

Unfer

Unser zweite Band wird mit dem dritten Abschnitte des zweiten Theiles an fangen. Die alte lateinische Schrift, ihre Gattungen, ihre Abwechslung, ihre Abänderung in Absicht auf Zeit und Ort, sol untersuchet, und dem Leser durch Alphabete, durch Muster aus Urschriften, durch Tafeln für die Bindzüge, Abkürzungen, und unter mancherley Gestalt abwechselnde kleine Beysäge, vor Aus gen gestellet werden. Die Orthographie, die Punctation, die Accente, die rdz mischen und arabischen Ziffern der geschriebenen Bücher und Urkunden wird man eben so wenig vergessen.

Unmittelbar hernach wollen wir auf die Pitschierringe, Bullen, Siegel und Gegensiegel kommen, auf ihre Materie, auf ihre Gestalt, auf die unterschiedenen Farben des Wachses, auf die Ausfüllung der Siegel, oder den Stich, es sey nun Schrift, Namenszug, Bildnis oder Wapen. Auf was für Weise man die Siegel auf die Urkunden druckte, und wenn dieses Besiegeln abkam. Was für einen Ursprung die angehängten Siegel hatten, und mit was man sie anhieng? Gebrauchte man hiezu lederne Nestel, Pergamentstreifgen, Bänder, Cordeln und Schnüre von Seide, Wolle, Flachs, Hanf, ja gar von Stroh? Hatten sie verschiedene, und zuweilen gemischte Farben? Wem gehötete das Recht zu siegeln? In welchem Falle veränderte man das Siegel? Wie weit gieng man mit Vervielfältigung der Siegel auf eben derselbigen Urkunde? In welchem Jahrhunderte gebrauchte man geknüpfte Nestel? Alle diese Fragen und noch eine Menge anderer, werden wir mit aller uns möglichen Ordnung und Richtigkeit erörtern.

Die Schreibart oder die Formeln machen das Hauptwerk der Diplomarik, absonderlich für diejenigen, welche die Urkunden nur aus gedruckten Büchern kennen. Die Titel, die man sich und andern beileget; der Ursprung und die Fortpflanzung der Zunamen; die umständliche Erzälung der Güter, Gerechtsame und Freiheiten; die gewissen Jarhunderten und Ländern eigene Redensarten; die Anrufungen Gottes, die Begrüssung, die Gesegnung, der Voreingang; die verschiedenen Bedrohungs- und Vernichtungsclauseln, die Geldstrafen, das Verwünschen, die Banflüche; das Melden der Siegel, der Belenungszeichen, des Unterschreibens; die Datums von allen Gattungen; die Unterzeichnungen der Könige, der Canzler, der Notarien, der Zeugen, oder ihre Gegenwart bey einer Fertigung, bietet eine so grosse Mannigfaltigkeit der Materie dar, daß es uns nicht möglich fället, nur das hauptsächlichste davon zu berüren. Alles, was wir versprechen können, ist dieses, es werde unser dritter Theil bey dem Ablandeln der Schreibart und der Formalitäten, zugleich auch die innern Merkmale der Urkunden wenigstens überhaupt erschöpfen, indem ihre ausfürliche Abhandlung dem fünften, sechsten und siebenten Theile vorbehalten ist.

Der vierte ist dazu bestimmet, die Schrift der Bücher in jedwedem Jar= hunderte kennen zu lernen. Wir sind im Stande hievon eine Reihe Muster mit ausdrücklicher Bestimmung der Zeit vorzulegen. Hier ist also ein Theil, der unserm Entwurfe noch zugesezet worden ist. Allein weil kein Beweggrund ver. handen war, warum wir vielmehr in diesem als in einem andern Theile der drey

folgen=

folgenden von geschriebenen Büchern handeln solten, so war es eine unvermeide liche Nothwendigkeit vor uns, daß wir entweder einen eigenen Theil für sie ause sehen, oder ihnen unter der Gestalt eines Nebenwerkes eben diese Stelle anweis sen musten, welches aber unserer Einrichtung gewissermassen eine Unförmlichkeit gegeben hätte.

Die diplomatische Geschichte der päpstlichen Bullen, der Fertigungen und Urkunden geistlicher Personen, imgleichen der Fürsten, vornehmen Herren und ges meiner Leute, von Christi Geburt an, bis beinahe auf unsere Zeiten, wird den Ins halt des 5, 6 und 7ten Theiles ausmachen. Im 8ten werden die Mittel ers scheinen, die man zum Verhüten, Entdecken und Abschaffen des betrügerischen Urkundenschmiedens ergriffen hat; imgleichen einige Abhandlungen, darin mas die vorausgeschickten Grundsäge von der achten oder falschen Beschaffenheit der Urkunden anwenden wird. Beschliessen wir unser Werk mit algemeinen und besondern Regeln, so bestimmen wir einen 9ten Theil für dieselbigen. Wo nicht; So finden sie ihre Stelle zu Ende des 3, des sten und der beiden folgenden Theile. Dieses also, wäre der völlige Abris unsers Unternemens in wenig Worten. Allein wieviele Untersuchungen gehören nicht dazu! Was für Hindernisse sind nicht zu überwinden! Was für Schwierigkeiten zu übersteigen!

der Ausfü

XIII. Wiewohl wir die Kupferstiche anfänglich für nichts fürchterliches an- Schwierig fahen, so haben sie uns doch mehr Mühe als das übrige ganze Werk über den keiten und Hals gezogen. Zwar hätten wir unsere Schuldigkeit mit geringerer Beschwer- Hülfsmittel nis erfüllen können. Allein wir sehen dieselbige keinesweges in ein blosses knech die man bey tisches und buchstäbliches Erfüllen unsers Versprechens; wir wenden alles an, rung anges damit wir mehr leisten mögen, als man von uns erwartet, und wir glauben nicht, troffen hat. daß uns sonst etwas von unserer Verbindlichkeit gegen die gelehrte Welt befreien könne, als die lautere Unmöglichkeit, es besser zu machen. Kaum lässet es sich begreifen, wie sauer uns eine solche Entschliessung fallen mus. Wir müsten: in der That unter der Last erliegen, woferne nicht die Vorsehung die vielen und mannigfaltigen Schwierigkeiten, die einander auf dem Fußse nachfolgen, ja gleichfam auseinander hervorzuwachsen scheinen, auf die Seite schafte, oder hübe. Wir verlangen sie durchaus nicht herzuzálen, ja wir würden nicht einmahl das geringste Wort davon erwähnen, wenn es nicht geschähe, um demjenigen, dessen Bestand und Schuß wir unzäligemahl verspüret haben, unsere Pflicht feierlich abzustatten. Diesen widmen wir zuförderst diejenige Dankbarkeit, die wir den Werkzeugen seiner Vorsehung allerdinges schuldig sind.

Alles was der varikanische Bücherschak, ja ganz Italien, an Urkunden, Handschriften, Namenszügen und Siegeln feltenes und ungemeines hat, bietet sich unserer Sehnsucht mit der angenemsten Art, die zu ersinnen ist, dar. Der Herr Cardinal Passionei, ein grosser Gelehrter und groffer Staatsmann, hat unser Winschen auf eine ihm selbst so gemässe Weise erfüllet, daß wir von dem Eifer den & für den glücklichen Erfolg unseres Unternehmens heget, die schönste Hofnung schöpfen dürfen. Sein, den Wissenschaften, denen er selbst zur ungemei nen Zierde gereichet, gewidmeter Schuß, lies es nicht dabey bewenden, daß er

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uns

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uns durch ein höchstgütiges Anerbieten aufmunterte, sondern er vergesellschaffete felbiges auch mit einer sehr beträchtlichen Anzahl Kupferstiche von alten samaris tanischen, hebräischen, syrischen, arabischen, griechischen, lateinischen und mancherley anderen Schriften, welche in Frankreich entweder gar noch nicht vorhanden, oder doch noch nicht bekant sind, und das alles, ohne den geringsten Vorgang von unferer Seite, der unserer Arbeit die wohlthätigen Blicke Sr. Eminenz hátte zuziehen können.

Die königliche Büchersamlung ist der allerunerschöpflichste Schaß, auf den wir uns zu verlassen getraueten. Ihre unermeslichen Reichthümer, die sie weit über die allerberufensten Büchersamlungen des Altertums erheben, wären, soviel die Litteratur betrift, ganz alleine für die allerweitläuftigsten Unternemuns gen hinlänglich. Der Herr Abt Sallier, welcher zum Anwuchse und zur Vervielfältigung ihrer Schäße eben soviet, ja mehr als alle seine Vorfaren beigetra= gen hat, theilet selbige mit so vieler Klugheit und mit so grossem Eifer für die Eh re der Gelehrsamkeit mit, daß es der ganzen Welt bekant gemacht werden mus, es hätten dieselbigen nie in bessere als seine Hände geraten können. Was für feltene Bücher, was für kostbare Denkmale hat er uns nicht anvertrauet? Mit welcher Willigkeit erbot er sich nicht zu allem, was in seinem Vermögen stand, und was zur Volkommenheit eines Werkes, das er als ein ihm selbst zugehöriz ges begünstiget, etwas beitragen konte?

Was können wir nicht, nach dem gnådigen Bezeigen und den milden Verficherungen, damit der Herr Cardinal von Soubise unfern Orden gewürdiget hat, von der Gütigkeit Sr. Eminenz verhoffen? Dieser Herr, welchem eine der prächtigsten Büchersamlungen in ganz Frankreich zugefallen ist, ist zugleich auch der Erbe von der Grosmut feines Oheims, dessen Gesinnungen der Gebrauch, den er von seinem angeschaften kostbaren Büchervorrate machte, als höchst edel und erhaben darstellete.

Wären wir gleich im Stande, dem Angedenken des Herrn Cardinals von Rohan ein Denkmal unserer Dankbarkeit aufzurichten, so würden wir es doch weder unserer persönlichen Verbindlichkeit gegen ihn, noch dem Beistande, das er unserm Bemühen überhaupt angedeihen lies, für beikommend erachten. Er lies es nicht dabey bewenden, daß er uns alle Schäße der Gelehrsamkeit, damit er seine Büchersamlung überflüssig versorget hatte, aufschlos, sondern er berei cherte dieselbige auch mit vielen ausserhalb des Königreiches aufgesuchten, sowohl alten als neuen Werken, und zwar, woferne anders wir soviel erwånen dürfen, blos deswegen, weil sie zu unserer Absicht nöthig fielen, gleichwohl aber in keis nem einzigen Büchersaale zu Paris sich befanden. Zwar stimmet zuweilen die Bewerkstelligung einer Sache aus einer Schuld derjenigen, denen sie aufgetra gen wird, mit der Absicht grosser Herren, auch mit der allerbesten, nicht zum bes ften überein. Allein wir müssen dem Herrn Abt Oliva das gerechte Lob beiles gen, er habe als Bibliothecarius, die Absichten Sr. Eminenz volkommen befotget. Da er den Eifer für seines Herren Ruhm bis auf die Empfindlichkeit eis ner Leidenschaft treibet, so ist nichts zu ersinnen, was er um den Werth von der

Gütige

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