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Gütigkeit deffelbigen zu erhöhen, nicht gethan hätte. Die Beweise die er uns hievon gegeben hat, find unzålig, und er ist kein Man der darüber ermüdet, wenn es auf Rechtmachen ankommet.

Der Herr Marschal von Noailles, dessen Gaben sich auf alles erstrecken, nam sich des glücklichen Fortganges von unserm Werke nicht nur etwa mit blossen Worten an. Da ihn seine unwandelbare Neigung zu allem was dem Staate nüglich seyn kan, auch zu Beförderung der Künste und Wissenschaften antreibet, so hat er uns die Arbeit nicht wenig erleichtert, indem er uns ein Buch das in Frankreich beinahe sonst nicht zu finden, auf so lange Zeit als es uns nothig fallen möchte, überlassen. Es ist selbiges eine spanische Diplomatik oder oder vielmehr Polygraphie, davon wir einen vielfältigen Gebrauch zu machen, absonderlich in den lehtern Theilen, Gelegenheit haben werden.

Wir wåren sehr undankbar, woferne wir nicht unserer Schuldigkeit gegen den Herrn de la Curne de Sainte Palaye eingedenk wåren. Er überlies nicht nur einige Früchte seines Nachsinnens zu unserm beliebigen Gebrauche, sondern er theilete uns auch einige diplomatische Seltenheiten mit, die er in einigen Städ ten Italiens auf seiner Reise gesammelt hatte;' er lieferte uns Muster von der läufigen römischen Schrift des fünften und sechsten Jarhunderts, und verschafte uns alle Vortheile, die uns Italien versprechen konte, indem er die Gewogenheit des Hrn. Cardinal Passionei auf uns lenkete.

Der geleistete Beistand vieler andern berümten Academisten und einer Menge theils weltlicher Gelehrten, theils Ordensverwandten, erheischet eine öf fentliche Danksagung von uns. Wiewol wir ihrer Namen an diesem Orte nicht erwånen, so sol es doch nach dem Maasse geschehen, als wir ihre uns gegönte besondere Anmerkungen gehörigen Orts gebrauchen werden. Schon der gegenwärtige Band enthält einige von ihren Namen, und die folgenden werden weit mehrere in sich begreifen.

Die Sorgfalt, damit S. Hochwürden der Pater General, Dom Rene' Laneau, die gelehrten Bemühungen des Ordens befördert, hat sich auf eine ganz besondere Weise bis auf uns erstrecket. Unsere Diplomatik gehöret ihm mit so vielfältigem Rechte zu, daß man sagen kan, sie wäre ohne ihm weder entworfen, noch unternommen, noch ausgefüret worden.

Keine Gefälligkeit kan erdacht werden, die uns der Ehrw. P. Bibliothes carius zu St. Germain des Pres nicht erzeiget hätte. Ohne der Menge zu er wänen, so weichet der Bücherschaß dieser Abtey keinem einzigen an Altertümern und zwar an den seltensten und ausgesuchtesten. Ein Aufseher, dem dieselben so genau bekant sind und der sich alle Mühe giebt, das merkwürdigste davon in ein Werk von solcher Beschaffenheit als das unferige ist, zu bringen, hilft nicht nur an deffen Verfertigung mit arbeiten, sondern er verbindet auch die Liebhaber des Altertums, ja die ganze gelehrte Welt, einen Antheil an der Danksagung zu nemen, die wir hiemit, ohnerachtet seines wiederholten Verlangens, nicht das ge, ringste hievon zu erwånen, bey ihm abstatten. D2

Ohners

Ohnerachtet die Kosten der Kupferstiche den Ueberschlag der Herren Desprez und Cavelier weit übersteigen; so lieget ihnen doch die Ehre ihrer Kunst dermass sen am Herzen, daß sie alles anzuwenden fest entschlossen sind, damit die Kupfer unferer Diplomatik, nebst der Schönheit des Papiers und der Feinigkeit des Stiches, auch an Grösse, Menge und Richtigkeit keinen etwas nachgeben möchten. Die Schwierigkeit, folche Buchstaben, deren Gestalt sich ohne Unterlas åndert, genau zu stechen, und welche so gros ist, daß die meisten Platten dem Künstler ganze Monate Arbeit kosten, ohne daß man, um die Kosten zu verringern, seine Zuflucht zu ihrer Verminderung genommen hätte: diese Schwierig keit, fagen wir, die man sich mit Recht zu Nußen machen könte, woferne man wolte, verdienet wohl auf des Lesers Seiten einige Nachsicht wegen der Verzöges rung, dazu man wider Willen genötiget wurde.

Nachdem wir es mit verschiedenen Kupferstechern versuchet hatten, sind wir endlich bey dem Hrn. Latre' allein verblieben. Er verbindet mit einer ungemeis nen Gedult, alle zum Gelingen erforderliche Geschicklichkeit. Seine lettere Arbeit, welche seine erstere beynahe allemahl übertrift, hat angefangen uns Ehre zu machen, und sie verspricht uns für das künftige in ihrer Art Meisterstücke.

Zum Beschlusse, so wiederholen wir bey allen Gelehrten diejenige Bitte, die wir in unserer vorläufigen Anzeige.an sie abgehen liesse, sie möchten uns mit ih ren Einsichten beirätig seyn. Ohne Zweifel kan mancher durch Mittheilen eis ner Nachricht, oder irgend einer Urschrift, welche in unsern Kupfern mit Ruhm erscheinen würde, zur Volkommenheit unserer Unternemung etwas beitragen. Solte es jemanden belieben, lieber seine Kritik an uns zu üben, als uns die Mittel zu gönnen, damit wir dieselbige nicht verdienen möchten, so wird er uns zu beiden bereit finden; wir werden entweder von einem gegründeten Tadel einen nüßlichen Gebrauch machen, oder wir werden einen solchen, der blossen Neid, Trugs schlüsse und falsche Gründe zu seinen Stügen haben solte, in den folgenden Theis len abweisen. Was aber das Weglassen betrift, so müste einer den Zusammens hang unserer Diplomatik nicht eingesehen haben, wenn er uns deswegen eher als bis das ganze Werk ans Licht gekommen ist, einen Vorwurf machen wolte.

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Erstes

Erstes Buch

Worin man die Grundsäße der Diplomatik erläutert, ihre Gewißheit zeiget und die Archive wider die ihnen gemachte algemeinen Vorwürfe verteidiget, imgleichen die Beschaffenheit, Verschiedenheit und Benennung der darin entHaltenen Urkunden erklåret.

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S. I.

Die Diplomatik ist eine Wissenschaft oder Kunst, von den alten Urkunden Erklärung richtig zu urtheilen. Ihr Gegenstand sind demnach die Urkunden, der Diplo deren Alter sie vermittelst einer genauen Kentnis der Beschaffenheit matik. der Urkunden selbst, der Buchstaben und Art zu schreiben, und des in einem jeden Jahrhundert und beh einem jeden Volk verschie denen Gebrauchs derselben bestimmet. Ihr Endzweck ist aus allen diesen Umständen entweder ein vortheilhaftes oder nachtheiliges Urtheil für die Urkunden herzuleiten. Sie reichet nicht nur gewisse Mittel dar, die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Urkunden, imgleichen ihre authentische Glaubwürdigkeit, oder den Mangel derselben zu erkennen; welches doch allezeit eine wichtige und oft wesentli che Beschäftigung ist: sondern sie dehnet ihr Gebiet so gar bis auf die Bestimmung der verschiedenen Stufen der Gewißheit oder des Mißtrauens aus, deren sie fähig find. Ihr Nuken, der durchgehends von allen gelehrten und scharfsinnigen Måns nern eingeräumet wird, kan nicht nur durch die Zeugnisse der Gelehrten bestätiget werden, sondern auch durch die unendlich verschiedenen angewandten Bemühungen ders felben einen Theil der Gelehrsamkeit auszubilden, dessen Quellen unerschöpflich und desen Früchte für die Kirche, für den Staat und für die gelehrte Welt von gleich geer Wichtigkeit sind. Die blosse Abschilderung ihrer Reichtümer und Vorzüge Fan uns den ganzen Werth derselben empfinden lassen.

S. 2.

Die Archive, über welche fich ihre Herrschaft erstrecket, enthalten nicht nur die Ihr Nuheu. allerunsträtigsten Denkmäler, sondern auch die feierlichsten Beweise von der Gewalt,

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