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me, ut confidam, faciunt. In Anlehnung an Madvigs: nec labat antiqua mea conscientia schlägt Ziehen vor zu lesen: nec labor antiqua mea confidentia (mit Wesenberg) cop. nostr. schwerlich richtig. Für

das handschriftliche conscientia tritt mit Recht Rauschen ein (Eph. Tull. N. 85). Als Gründe für seine Zuversicht nennt Cicero zweimal drei Gründe, die sämtlich mit quod eingeleitet werden: die Hochachtung, mit der man ihm zu Hause, auf dem Markte, im Theater begegnet, und sein gutes Verhältnis, wie er selbst überzeugt ist (mea conscientia), zu seiner Partei (copiarum nostrarum), zu Cäsar, zu Pompeius: haec me, ut confidam, faciunt. Die Worte nec laborant sind dabei entbehrlich, und dürften Randnote zu einem unklar geschriebenen declarant gewesen sein. Nach munitissimum ist ein Punkt zu setzen. Beachtenswerter dürfte sein III 5, 3 labor eo, cum id, quod non postulo, expectem. III 2, 2 fin. wird mit Recht ein et wieder beseitigt, welches die Herausgeber vor non nihil per me confici posse einzufügen für nötig gehalten haben. Ansprechend auch I 1, 11 Atque incertos eos, quos für das überlieferte inter eos (Madvig las: interest hoc: eos, sq.; C. Lehmann: internosce eos, sq.) III 8, 1 hatte Rauschen (Ephem. Tull. 1886. S. 60 Anm. 103) quae (cdd.: qui) adhuc non venerat vorgeschlagen. Ziehen hält qui, liest aber vorher statt Labieno: Labeoni, was die Stelle gut aufklärt.

Ich zweifle nicht, daß ich manches, was Beachtung verdient hätte, übersehen habe: das Gebiet, das ich zu besprechen hatte, war zu groß. Wenn mir die Herren Autoren übersehene Arbeiten anzeigen oder zustellen wollten, würde ich, falls es sich verlohnt, einen Nachtrag liefern.

Druckfehler:

Seite 5 letzte Zeile lies: Ehrenbezeugungen.

Seite 6 Zeile 11: quadam.

Seite 9 Mitte: bestärkte mich.

Seite 10 Zeile 4: nachzutragen.

Seite 12 Mitte: Bereicherung.

Seite 15 Mitte: iugulo und pluris est.

Übersicht über die Liviuslitteratur der

Jahre 1889-1896.

Von

Dr. Franz Fügner

in Hannover.

Vorbemerkung.

Die folgende Übersicht schließt sich an den Bericht an, den W. Heraeus im LXXX. Bande (1894. II.) S. 119 ff. dieser Jahresberichte geliefert hat. Auch dem dort angedeuteten Arbeitsplan stimme ich bei, sowohl was die Notwendigkeit der Kürze und Auswahl aus der umfangreichen Litteratur, als was die Entbehrlichkeit manches Details betrifft; in letzterer Hinsicht stehen ja dem Fachmanne die trefflichen Jahresberichte unseres erfahrensten Livianers, H. J. Müllers, auch heute noch zur Verfügung und werden es hoffentlich noch lange thun. Bei ihm, in den,,Jahresberichten des philologischen Vereins zu Berlin“, in diesem wertvollen Anhange der Zeitschrift für das Gymnasialwesen, wird der Suchende finden, was er in unserm Überblick etwa vermißt. Namentlich darf man hier kein Verzeichnis aller mehr oder minder wertvollen Vermutungen über den Text und die Quellen voraussetzen. Werden doch gar häufig solche Ansichten veröffentlicht, die auf den Wert eines neuen Fundes keinerlei Ansprüche erheben dürfen, nicht selten auch unter geflissentlicher Nichtachtung früherer Bemühungen oder ohne jegliche Begründung. Von den 8 Jahren, die hier in Betracht kommen, gilt das gerade nicht, was Heraeus von seinem Zeitabschnitte rühmen durfte; denn die zu schildernde Litteratur weist wenig Bedeutendes auf. Immerhin enthält sie manches Beachtenswerte.

I. Über den Autor und zur Textgeschichte.

1. Über die Benutzung und Erwähnung des Livianischen Geschichtswerkes bei mittelalterlichen Autoren handelt M. Manitius (Philologus XLVIII p. 570-572). Trotz emsiger Sammlung hat sich nur wenig gefunden. L. wird selten citiert, Hss seines

Werkes werden in Bibliothekskatalogen selten erwähnt. Einhard babe es benutzt, Flodoardus (historia Remensis eccl. I 1) citiert I 6, 3—7, 2 wörtlich mit einigen Abweichungen von der Überlieferung. Keine Abweichung aber ist derart, daß sie diese erschüttern könnte. Lambert habe L. auch oft erwähnt, und Jonas (vita S. Columbani 2) sage: ut Livius ait nullum esse tam sanctum in religione tamque custodia clausum, quem penetrare libido nequeat. Das Fragment (bei Madvig 65, bei Weißenborn-H. Müller 76) wird anscheinend korrekter (nihil tam sanctum religione. . quo) in den Sammlungen geführt. Fortsetzungen solcher Untersuchungen sind erwünscht, wenn sie auch nur geschichtlichen Wert haben sollten.

2. Über Bildnisse des Geschichtschreibers Livius hat R. Becker auf der Philologenversammlung zu Görlitz einen Vortrag gehalten (als Separatabdruck bei B. G. Teubner in Leipzig erschienen, 1890, 19 S.). In höherem Grade als alle anderen Liviusbildnisse auf Gemmen, Mosaiken und in Handschriften könne die Marmorbüste auf den Namen des Geschichtschreibers Anspruch erheben, die sich auf dem Paduaner Liviusdenkmal befinde. Noch eher aber vielleicht ein Bronzekopf in der Stadtbibliothek zu Breslau, der im 16. Jahrh. in Italien gekauft sei. B. giebt eine Beschreibung dieses Kopfes, nach der sich die Form und Züge nicht eben weit von dem typischen Römerkopf entfernen können, wie ihn uns z. B. die Neapler Cäsarbüste zeigt. Soviel scheint übrigens ausgemacht, daß ein gut beglaubigtes Porträt des L. sich in keiner Form und keinem Stoff erhalten hat.

3. Émile Chatelain, Paléographie des classiques latins. Collection de fac-similés. 9. livraison: Tite-Live. Paris 1895, Hachette et Cie. 15 Tafeln und 8 S. Text in groß-Folio. 8 M. (Subskriptionspreis 5 M.)

Chatelains schönes Werk neigt sich endlich zum Abschluß. Die 9. Lieferung enthält Faksimiles der wichtigsten Liviushandschriften. Sie ist für den Liviusforscher wegen ihrer Reichhaltigkeit und der vorzüglichen Ausführung von nicht geringem Werte; denn seit Mommsens und Studemunds Analecta Liviana ist nichts dem Ähnliches veröffentlicht, und hier haben wir weit mehr als in den Analekten. Die 15 Tafeln enthalten Proben von 10 Hss zur 1. Dekade, von 3 der 3. und von Bamb. und Vindob. Der beigegebene Text bringt Notizen über Alter, Wert und Beschaffenheit der einzelnen Hss. Ch. weist den Veron., Put. und Vindob. ins 5. Jahrh., alle übrigen ins 9.-11. Von diesen Ansätzen ist der für den Put. am wichtigsten, denn man hat diesen bisher für jünger gehalten. Im 9. Jahrh. sind nach Ch. der Paris. und Thuan. (über diesen s. den folgenden Absatz) der 1. Dekade und ein Vatic. der

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3. (Vatic. Regin. 762, ein schönes Muster der Schreibschule von Tours, aber kritisch als 'certaine copie de P' ohne Wert) geschrieben. S. übrigens über diese Hs auch Ch. in Revue de philol. 1890, S. 79 ff. und L. Traube in den Sitzungsber. der Münchener Akademie 1891, 387 ff, der die Handschrift zwischen 804 und 834 geschrieben sein läßt.

4. Als 19. Heft der Bibliothek der Schule des hautes Études in Paris ist eine Beschreibung und Kollation des Thuaneus aus der Feder von J. Dianu erschienen (Paris 1895, Émile Bouillon). Die Hs No. 5726 der Nationalbibliothek in Paris war bisher nur wenig beachtet. A. Frigell hat sie bei seinem Aufenthalte in Paris verglichen, doch sind seine Bemühungen nicht zugänglich geworden. Darum verdient die Arbeit des jungen Franzosen unsere Beachtung, zumal sie sorgfältig und umsichtig ausgeführt zu sein scheint und die Hs in Wahrheit die bisherige Geringschätzung nicht verdient. Der Th(uaneus) enthält Buch VI-X 46, 6, also die 2. Halbdekade bis auf einen winzigen Rest. Nach E. Chatelain (vgl. oben No. 3) ist er im 10. Jahrh. geschrieben, aber von einer späteren Hand (des 13. Jahrh.?) stark durchkorrigiert oder vielmehr verballhornt. Am nächsten steht Th. dem M(ediceus) und dem H(arleianus) prior und Leidensis) I, so zwar, daß er nach Dianu von einem nahen Verwandten des M abstammt, H und L aber von einem seiner Brüder abgeschrieben sind. Etwas weiter entfernt er sich vom Parisinus und dessen Sippe. Da die Hs auch sonst die Schwächen und Irrtümer aller Nikomachiani zeigt, darf sie allerdings auf kritische Bedeutung nur geringen Anspruch machen: aber aus den genauen Darlegungen Dianus erhellt doch soviel, daß sie Berücksichtigung in dem kritischen Apparat beanspruchen darf. Schade ist es, daß der Veronensis nur noch den Anfang des 6. Buches enthält, sonst hätte Th. vielleicht zur Feststellung des Verhältnisses zwischen jenem und den Nikomachiani von einigem Belang werden können.. Dianus Arbeit ist jedenfalls verdienstlich und beweist den guten Geist, der an der Pariser Hochschule gegenwärtig herrscht.

5. Leop. Winkler, Die Dittographieen in den Nikomachianischen Codices des Livius. Teil I. Wien 1890, im Selbstverlage des Verf. (Progr. des Leopoldstädter Gymn.) Teil II. Wien 1892.

Die Dittographieen, d. h. hier Doppellesarten, in den Hss der Nikomachischen Rezension der 1. Dekade einmal zusammenzustellen, war zweckmäßig. Wenn nun der fleißige Verf. durch seine Bemühungen weder die Kenntnis der Überlieferung, noch die Kritik des Textes wesentlich gefördert hat, so liegt die Schuld daran nicht sowohl in einem Mangel an Vorkenntnissen und Umsicht, sondern in den Verdiensten seiner Vorgänger. Die Klassifizierung der Hss ist nach

Winklers Untersuchungen dieselbe geblieben; man hat die Nikomachiani in die 3 Gruppen zu sondern M Vorm, PFU, RDLH, von minderwertigen Codices abgesehen. Ebenso hat die Textgestaltung durch diese Schriften nicht besonders gewonnen. Wo W. in der Wahl zwischen den Doppellesarten von Madvig und Weißenborn-Müller, um die Häupter der neueren Tradition zu nennen, abweichen zu müssen glaubt, findet er schwerlich viel Beifall. Es scheint vielmehr, als reiche seine Kenntnis vom Livianischen Sprachgebrauche nicht immer aus, um ihn vor irrtümlicher Entscheidung zu schützen. Die Stoffsammlung indessen, die hier geboten wird, behält für den Liviuskritiker ihren Wert.

II. Ausgaben.

a. Textausgaben.

6. T. Livi ab urbe condita libri. Apparatu critico adiecto edidit Augustus Luchs. Vol. IV libros XXVI-XXX continens. Berolini apud Weidmannos 1889. 3 M.

Das Buch verdient an der Spitze der Ausgaben unseres Zeitabschnittes zu stehen, und es ist sehr zu beklagen, daß wir noch heute (1898) auf die Fortsetzung warten müssen. Was den Fortgang des Unternehmens hemmt, ist unbekannt. Nachdem der kundige Herausgeber schon vor mehreren Jahren in unten angezeigten Einzelschriften Proben seiner Bemühungen um die Textrevision der 4. Dekade gegeben hat, schien die Hoffnung berechtigt, daß er uns in Kürze diese vorlegen würde, aber sie hat sich, wie gesagt, leider bis heute nicht erfüllt.

Natürlich erhebt sich dieses 4. Buch der Luchsschen Ausgabe auf dem stattlichen Fundament, das der Gelehrte in der größeren kritischen Ausgabe (Berlin 1879) derselben Bücher gelegt hatte. Den kritischen Apparat giebt er kürzer und übersichtlicher, indem er die Stufen der Spirensis-Überlieferung mit 1-4 bezeichnet, ohne die einzelnen Hss namhaft zu machen; andererseits ist er wieder durch Anführungen von Konjekturen bereichert, worin L. wohl noch etwas weiter hätte gehen können. In der Würdigung der Spirensis-Klasse ist L. vorsichtiger geworden, und er folgt jetzt P öfter, als er es 1879 gethan hat. Die Ausgabe ist die wertvollste Handhabe für den, welcher sich mit der 4. Halbdekade eingehender beschäftigen will; sie empfiehlt sich aber auch durch die praktische Anordnung der Fußnoten, durch korrekten Druck und handliches Äußere. Zu den einzelnen Textänderungen und nicht aufgenommenen Vermutungen Luchsens kann in diesem Jahresbericht nicht Stellung genommen werden. Hier genüge es, darauf hinzuweisen, daß alle vorgenommenen Änderungen oder Vermutungen von

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