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II. Von der

lands.

S. 672.

Obschon Herr Mabillon einige Muster derer aus den Manuscripten ges Sächsis jogenen Säct sischen Minuskel- und Cursirschriften bekant gemacht hat, so sagt er schen Mis uns nichts anders davon, als daß solche (w) viel Verwandschaft mit der alten Go: nuskelEng thischen hätten. Aber er erkläret nicht, was er durch das alte Gothische verste: lands, Fr lands, he. Dieser Name ist mehr als einmal dem Italiänischen beygeleget worden, ins Frank gleichen der Römischen Cursiv und andern schwer zu lesenden Schriften, die von reichs und der Sachsischen sehr unterschieden sind. Nachdem Struv wiederholet hat, daß Deutsch diese lettere der Altgothischen gleiche, so sehet er noch hinzu (r) ohne es zu bes Einleitung weisen, die Griechen hätten auf ihren Reifen zur See solche in England einge: Ursprung führet. Es könte solche gar wohl in Großbritannien vor der Ankunft der An und Alter: gelsachsen gewisser Völker in Germanien, im Schwange gegangen seyn, wie die thum der Gallicanische in Gallien vor der Herrschaft der Franken. Da die Angelfach: Sächsis sèn von der ganzen Insel bis auf Schottland gegen die Mitte des 6sten Jahrhun: fchen Mis nuskel. derts Meister geworden, werden sie die Buchstaben der Britten angenommen has ben, welche diese von den Römern oder den Galliern entlehnt gehabt. Es ist hinlänglich die Sachsische Minuskelschrift mit der Römischen zu vergleichen, um mit Gewißheit zu schliessen, daß jene ihren Ursprung von dieser herleite. Die Buchstaben g und r der Sächsischen Minuskel, z. B. scheinen anfänglich sich von der Römischen Form zu entfernen. Inzwischen befinden sich solche sowol in den Florentinischen Pandecten als auch in dem Sulpicius Severus zu Vero. na, der ein wenig nach dem Anfang des östen Jahrhunderts geschrieben worden. Kan man übrigens wol zweifeln, daß der Augustin und die andern nach Eng land von dem H. Gregorius dem Groffen zur Ausbreitung des Reiches J. Chr. gesandten Mönche, daselbst hin nebst dem Licht des Evangelii nicht auch die Ros mischen Buchstaben gebracht haben werden? Vergeblich leget Georg Hicks der Sächsischen Schrift einen andern Ursprung bey: vergeblich lässet er derselben Alterthum bis auf unbekante Zeiten hinaufsteigen: fein Lehrgebäude stüßet sich nur blos auf das Ansehen des Humibaids eines fabelhaften Schriftstellers, davon Tris themius allein das Manuscript gesehen hat. David Casley fället auf einer ans dern Seite ins äusserste, wenn er die Erfindung der Minuskel und das Aufhören der Uncial ins 7de Jahrhundert fest sehet.

Ausbrei

§. 673.

Man würde sich betrügen, wenn man glaubte, die Sächsische Schrift tung der wäre den Angelsachsen allein eigen gewesen. Sie ist in Irland und in Franks felben. reich üblich gewesen. Die Angelsächsischen Benedictiner breiteten solche in Deutschland und in Dännemark aus, da sie daselbst die Christliche Religion auss breiteten. Die Domkirche zu Würzburg hat viele Manuscripte in Sächsischer

(W) MABILL, de re diplom. p. 49. (*) STAVV. de criter, mf, p. 37. 38.

Minuse

Minustel von der Hand dieser Apostolischen Männer und ihrer Schüler bis auf gegenwärtige Zeiten aufbehalten. Aber man hat nirgends ältere noch mehrere Denkmäler von solcher als in den Büchersälen Englands. Sie wird daher auch in einer Anmerkung des Pfalters (y) der Abtey zu St. Quen in Rouen, welcher im 8ten Jahrhundert in dieser Schriftart geschrieben worden, die Engländische genant.

S. 674.

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Man giebt der Sächsischen Schrift die Namen (3) Brittischfächsische, Benennung Angelsächsische, Dänischsächsische (a), Germanischlächsische (b), das derselben. Germanischfächsische ähnlichet dem Angelsächsischen so sehr, daß Stru(©) solche mit einander vermenget. Da sich letztere zu verschiedenen Zeiten mit der Tormanmischen unter einander gemengt; fo fan man sie noch weiter Cormans misch lächsisch oder Engländischnormandisch heissen. Der Verfasser (d) der Brittannischen Bibliothek scheinet dem Casley die Meinung benzulegen, in Eng. land habe man sich nur allein der Sächsischen Schrift bedienet bis auf die Res gierung Wilhelms des Eroberers (Q). Aber die von diesem Aufseher der Bibliothek des Königes in Großbrittannien bekant gemachten Muster beweisen, daß man (e) daselbst auch bisweilen die Römische oder Gallicanische Minuskel mit einer kleinen Anzahl Sächsischer Buchstaben untermengt das 8te, 9te, 10de Jahrhundert und die Zeiten des ten, welche vor der Eroberung Englands durch die Tormannen vorhergiengen, hindurch gebraucht worden. –

S. 675.

Die Manuscripte Englands, Jrlands, Frankreichs, der Normans Wirkliche die und Deutschlands bestätigen die Wahrheit der gebundenen und nicht gebundes keit dersels

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(D) „Seit (f) dem 7den Jahrhundert bis „auf die Zeit Wilhelms des Eroberers hat than fich in England der Sächsischen Buchstaben bedienet. Die zarte oder kleine „Schriftart_scheinet im 7den Jahrhundert ers "funden zu seyn, und wenige Zeit darnach hörs ste man auf ganze Bücher mit Capitalbuch: staben zu schreiben.,, Wenn Casley also gesprochen, so muß man sagen, er habe von den Schriften blos aus den Manuscripten der Bibliotbet des Königes von Großbrittannien Beurtheilet. Man hat in diesem Capitel ges

(f) Biblioth. Britan, com♪sip 324. Diplom. IV. Th.

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ben.

Beweis das

nen Manu:

nen, der spißigen und runden Sächsischen Minuskelschrift. Die Kunstrichter, fo die meisten Schwierigkeiten erregen, und die geschicktesten Alterthumskenner ers kennen, daß selbige im mittlern Alter üblich gewesen. Aber ein Kopf von der Art des P. Harduin ergiebt sich nicht auf Beweise, welche vermögend sind einen jeden auf ihre Seite zu bringen, welcher die Vernunft und die Gründe der menschlichen Gewißheit verehret. Die Eächsische Minuskel der Manuscripten und der Acten ist unterschieden von der Majuskel, so auf den Münzen des Königes Offa abge: bilder sind. Also ist sie durch Betrüger in den lehtern Jahrhunderten erfunden worden. So schliesser (R) dieser Schriftsteller in (f) seiner Chronologie des alten Testaments; eben als wenn die Angelsachsen nicht wirklich beyderley Schriftart angenommen hatten! Es würde unnöthig seyn sich länger bey widerfinnischen und spißfindigen Säßen aufzuhalten, davon die Gelehrten (ff) Englands, im Lore den (g) und Deutschland (h) das lächerliche dargethan haben. Wir wollen uns hier begnügen lassen, die fürtreflichsten Manuscripte anzuzeigen, worinnen die Sächsische Minuskel gebraucht worden.

§. 676.

Das Manuscript der Evangelien des (i) Landisfarne, so über tausend 3 aus den Jahr alt ist, ist in dieser Schriftart geschrieben, so wie viele afdere von neun hun: in dieser dert Jahren, die vom Hickes angeführet werden: Die Geschichte des Bedae VeSchriftart nerabilis (f), so von Alfred dem Groffen mit Sächsischen Buchstaben und in geschriebe: Sächsischer Sprache geschrieben worden: Das Manuscript der Evangelien, das feripte. vom Bonifacius benahmet, und in der Fuldischen Bibliothek aufbewahret wird (1): das, welches der König Ethelstan (m) den Mönchen zu St. Augustin in Canterburi schenkte: Die Abschrift (n) eben derselben Evangelien in der Biblio thek des Königes von Frankreich: dergleichen von St. Germain des Pres und die Geschichte des Beda aus eben derselben Abtey in sehr schönen Buchstaben: eine Menge Manuscripte des Königes von England, davon das vom Casley bekant gemachte Verzeichniß Muster darstellet, die Evangelien zu St. Gatian zu Tours, der Pfalter zu St. Ouen in Rouen, das Jrländische Manuscript des Herrn von Robien, Präsidentens im Parlement in Bretagne: alle diese kostbaren Denks male

(f) S. 34. 34. (f) HICKES. præfat. ad ling. feptentrion. p. 23. 24. (g) Vindic. veter. fcriptor. contra J. Hard. p. 87. fq. (b). Chronic Godwis. pag. 17. 18. (i) HICKPS præfat. p. 24. (f) MABILL de re diplomat. p. 49. (1) SCHANNAT Vindemiæ litter. p. 225. (m) CASLEY Taf. XIV. (u) SAINJORE biblioth, critiq. t. 1. p. 274)

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male und viel andere dergleichen (S) laffen keinen Zweifel übrig wegen dem Als terthum und der Wahrheit der Sächsischen Minuskelschrift.

§. 677.

Wenn es darauf ankommen soll solche aus Zeugnissen der alten Schrift: Beweiß dar steller zu beweisen; so nennet solche Ingolf, ein Mönch zu St. Vändrille, zu aus Wilhelms des Eroberers, geheimer Schreiber und hernach Abt zu Croyland Zeugnissen in England, faxonica manus. George Eckhard (0) führet den dritten Brief der alten Schrifte des H. Bonifacius von Maynz an den Bischof zu Winchester Daniel an, wor: fteller. Innen er das Buch der Propheten verlanget, welches sein Meister der Abt Wymbert hinterlassen hatte. Da dieses Buch mit deutlichen und einzeln Buchstaben geschrieben war, so konte es Bonifacius in seinem Alter lesen: da hingegen die kleinen und gebundenen Buchstaben, sich für seine dunkle Augen nicht mehr schicks ten. Die Schrift der Angelsachsen, sagt der gelehrte Deutsche, war sehr deuts lich, und gar nicht durch Abkürzungen oder beständige Bindungen verwirrt; dahingegen die Französische (Cursiv) undeutlich war wegen ihrer Kleinigkeit und Allem Ansehen nach hat wirklich der wegen der Verwicklung ihrer Buchstaben. H. Bonifacius die Sächsische Minuskel ohne Bindungen verlanget. Aber hatten denn die Angelsachsen nicht auch ihre gebundene Minuskel oder Cursiv, wie die Franzosen? Herr Eckhard bezeichnet also die Gallicanische Schrift mit Zü gen, welche beynahe sich gleichmässig auch auf die Cursiv der andern Nationen schicken. Ihm war vermuthlich unbekant, daß die ungebundene Minuskel damals sehr üblich in Frankreich gewesen.

Eee 2

(0) ECKHARD Commentar. de rebus Franc. crient. t. 1.

P. 346.

S. 678.

in Roma ab apoftolico viro D. Sergio Pa„pa; nunc vero in Dei nomine agens an„num DCCXXIII, ab incarnatione D. N. J. C. in Dei nomine faliciter. Es ist augens „scheinlich, daß dieser Zusatz von der eigenen Hand des H. Willibrod ift: Denn es ift nicht zu vermuthen, daß ein anderer als er selbst ihn als einen des Bisthums unwürdis Die Ans

(S),,In der Abtey Epternach, vier Meis,,anno DCXC. ab Incarnatione Chrifti velen von Trier, verwahret man ein alt Mas „niebat ultra mare in Franciam et in Dei nuscript in Sächsischen Buchstaben (g),,,nomine anno DCXCV. ab incarnatione welches den Tert der Evangelien in fich hält,,,Domini, quamvis indignus, fuit ordinatus ,,der, wie es aus eisem Zusatz, den man am »Ende lieset, scheinet, nach der Urschrift des ». Hieronymus selbst ausgebessert worden. »Man glaubt, daß es St. Willibrod nach Frankreich gebracht habe. Man schlieffet, eben also in Ansehung eines sehr alten Mare threrverzeichnisses des Hieronymus, welches in eben derselben Schriftart geschrie: „ben ist, welche die Fortscher des Bollangen Würde angesehen haben.,, „dus haben abstechen lassen, und in ihre Sam" lung hineingebracht. Auf einem Rande des ,,Calenders, welcher auf das Märtyrer Ver: »zeichniß folget, lieset man folgende Worte: »In nomine Domini Clemens Willibrordus

merkung von der Hand des H. Willibrod.
beweiset, daß die Jahrzahl nach Christi Ger
burt bey den Angelsachsen im Jahr 723. ge:
mein gewesen.

(g) Hift. Litter. de la France t. 4. p. 64. MARTENE 2, voyage litter. pag.
297. 298.

Entwurf des Richard Simons da: gegen.

678.

Die Sächsischen Buchstaben, womit die vier Evangelien der königle chen Bibliothek geschrieben sind, sind von denen, sagt Richard Simon (p) unterschieden, welche der P. Mabillon in seiner Diplomatik vorgestellet hat. Ist das ein Wunder, daß die Verschiedenheit der Häude, der Derter und der Zeiten einigen Unterschied in den Sächsischen Schriften nach sich gezogen! Diese Mannigfaltigkeiten bringen verschiedene Geschlechter und eine Menge Gats VIII.Unters tungen hervor, welche die achte Unterabtheilung derer Minuskeischriften ausfüllen, welche aus den alten Manuscripten gezogen und auf dem andern Abschnitt unserer 55. Tafel enthalten sind. - Aber bis auf welche Zeit Aber bis auf welche Zeit ist die Sächsische üblich ge blieben? Diß müssen wir nun untersuchen.

abtheilung.

Dauer ders felben.

§. 679.

Obschon die Französische Minuskel angefangen hatte in England'uns ter (q) Alfred dem Groffen und unter dem Könige St. Eduard eingeführet zu werden, welcher dieselbe aus der Lormandie mitbrachte, wo er erzogen worden; so war inzwischen die Sächsische doch die herrschende bis auf die Eroberung, Ben diesem Zeittermin an wurde die Franzöfifche je mehr und mehr beliebt. Herr Mabillon (r) fehet die Dauer der Sächsischen in die Regierung Wilhelms des Eroberers. Ingulph (s), ein Schriftsteller selbiger Zeit faget zwar, daß man die Englische Schrift damals abgeschaft und die Französische in den Urs funden und Büchern gebraucht habe: aber da ein alter Gebrauch ordentlicher Weise nicht auf einmal verschwindet, so ist zu vermuthen, daß man noch einigen Gebrauch von der Sächsischen Schrift in England zu Anfang des 12ten Jahrs hunderts gemacht habe. Das Manuscript des Herrn Präsidentens de Robien, so gegen das 13de Jahrhundert geschrieben ist, beweiset, daß die Irländer sich de: ren noch lange Zeit nach der Eroberung, Jelands, so im Jahr 1171. durch Heina rich 2. König in England und Herzog von der Tormandie vorgenommen wors den, bedienet haben. Ja man giebt gar vor (T), daß sie diese alte Schriftart bis auf unsere Zeiten beybehalten hätten. Es ist ein wenig befremdend, daß einer unsrer

(p) 1MON Biblioth. crit. t. I. p. 274. (4) HICRES Gramm. Anglo-Saxon. (r) MABILLON, de re diplom. p. 52. ($) INGVLPH Hift.

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P. 144.
Croyland.

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