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§. 96.

Wenn die griechischen Buchstaben mit den lateinischen so genau verwandt Weitere Find: so kommen beide in unendlich vielen Fällen auf das genaueste mit den morgen. Fortse ländischen, runischen, gothischen und andern Schriften überein. Man darf unser Bung. lateinisches und runisches Alphabet nur obenhin miteinander vergleichen: so wird man sehen, wie viel Buchstaben wir von den lettern in unsern Münzen, Aufschriften und Handschriften entlenet haben; man möchte denn lieber sagen wollen, daß die mit ternächtigen Völker unsere Buchstaben angenommen haben. Ohnerachtet wir übri gens versprechen, daß wir keine von den in Europa üblichen Arten der Schrift, oder solche, woraus dieselbe entstanden ist, vorbeigehen wollen: so werden wir uns doch dabey nicht gar zu lange aufhalten, sondern uns vornemlich bey den lateinischen Alphabeten und Denkmalen ausbreiten. Da wir uns nicht auf die blossen Diplomen einschränken, sondern auch eine hinlängliche Kentnis von Handschriften ertheilen wollen, worin die. se Buchstaben oft vorkommen: so ist solches ein höchstwichtiger Bewegungsgrund, dieselben nicht zu versäumen. Jedoch, wir wollen uns nicht weitläuftiger über einen Gegenstand rechtfertigen, dessen Auslassung von vielen Kennern würde gemisbilliges werden. Weil Hr. Mabillon in diesem Stücke zurückgehalten hat: so hat solches feinen Gegnern Gelegenheit gegeben, seine Diplomatik zu verschreien (n), weil sie in Absicht der alten Schriften überflüssig sey. Der Umfang unsers Entwurfs erfordert endlich von uns, daß wir wenigstens die europäischen Alphabere abhandeln müssen und auch diejenigen, von welchen fie entstanden sind, oder mit welchen fie in genauer Verwandschaft stehen, nicht gänzlich übergehen dürfen.

§. 97.

frer Al

Der Doctor Eduard Bernard bestimmet in der Beschreibung der alphabe. Algemeine Hischen Tafel, die er im Jahr 1689 herausgab, das Jahr aller seiner Alphabete von Vorstel mehr als zweitausend Jahren her. Dis war nun freilich ein sehr künes Unterfangen. lung un Es giebt wenig Alphabete, die auf einmal gebildet worden sind, und vielleicht keines, phabete. deffen Zeit des Entstehens man mit Zuverlässigkeit bestimmen fonte. Wir wollen uns daher in so genaue Zeitbestimmungen nicht wagen. Bis jetzt sind wenig algemei. ne Alphabete herausgegeben worden, und wenn solches geschehen ist; so sind die ver schiedenen zu einen jeden Buchstab gehörigen Züge nur nach einem blossen Ohngefär geordnet worden. Vermöge ihrer Aenlichkeit hat man Figuren, die von einander hergeleitet sind, ganz natürlich nebeneinander stellen müssen: allein diese Aenlichkeit hat man bey einer Ordnung, wobey gar keine Wahl angestellet worden, für nichts ge. achter. Die viele Arbeit, die wir uns leicht vorher vorstellen konten, und die uns die uns zålichen Verbindungen verursachet habek, die wir anstellen mußten, wenn wir die wah. re und einige Stelle für einen jeden Zug finden wolten, hat uns nicht von dem Ente schlus abgebracht, sie nach ihrer grössern oder geringern Aenlichkeit zu ordnen. Wenn

N2

wir

(N) BAVDELOT de l'utilité des voyag. LENGLET Méthod, t, a. p.'391. der Ausg

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von 1729.

Fortse
Bung.

wir hierin nicht allemal glücklich gewesen find: so glauben wir wenigstens unferm Endzweck sehr oft nahe gekommen zu feyn. Man untersuche einmal alle Buchstaben in unsern algemeinen Alphabeten besonders; man betrachte alle Figuren eines und eben desselben Buchstab nacheinander: so wird man in jeder Zeile eine Art von Graz dation gewarwerden, welche den Augen die Unånlichkeit oft verdecket, woran sie sich frossen, wenn sie nur bey den entgegengeseßten äussersten Buchstaben, oder bey den weit voneinander entfernten Zügen eines Buchstab stehen bleiben. Wenn nun das Altertum auf diese Art gleich nicht allemal die gehörige Stelle einer jeden Figur entscheidet: so rüret solches daher, daß manche Buchstaben ihre ursprüngliche Gestalt länger erhalten oder sich weniger von derselben entferner haben, als andere. Wenn die Alphabete auf eine solche Art geordnet werden: so kan man an den Fingern her. fagen, wie es möglich gewesen, daß die Züge mancher Buchstaben auf eine so erstau nende Art verändert worden.

S. 98.

Fast in allen Schriften, nicht nur verschiedener Völker, sondern auch eines und eben desselben Volks haben viele Buchstaben nach und nach so wichtige Veränderun gen erfaren; daß sie auch mit andern Buchstaben eben dieser Art der Schrift ver. wechselt worden. Man darf sich also nicht wundern, wenn diese Verwirrung auch In andern Arten der Schrift oder in den Alphabeten ganz fremder und voneinander verschiedener Völker angetroffen wird. Bey der Art, wie wir die Figuren eines und eben desselben Buchstaben geordnet haben, kan man alle Stufen der Veränderung, denen sie unterworfen gewesen, übersehen. Diese ist zuweilen so gros und heftig, daß, wenn man die erste Figur eines und eben desselben Buchstab mit der leßten vergleicht; man oft weniger Aenlichkeit unter denselben gewar wird, als unter ganz verschiedenen Buchstaben. Wenn man indessen den Stufen der Veränderung von einem Ende der Zeile bis zum andern nachgehet; so wird dieselbe fast unmerklich scheinen. Sie würde aber noch unmerklicher geworden seyn, wenn wir uns weit genug ausbreiten können, diese Veränderung, die wir nur auf einer oder höchstens zwey Zeilen vorstel. len können, noch unkentlicher zu machen. Es ist dis eine Art einer alphabetischen Tablatur, die in ihrer Art eben so wichtig ist, als die Tablatur der Farben. Man verlieret zwar in gewissen Fällen diese Folge der Veränderungen aus den Augen; weil anftat einer einigen verschiedene entstehen, denen man wechselsweise folgen mus. Es ist dis gleichsam ein Baum, der sich in viele Reste theilet, welche sich zuweilen wiederum in verschiedene Zweige verlieren. Wenn man noch genauer hätte verfaren wollen, hätte man für alle Buchstaben besondere Geschlechtregister verferti. gen müssen, ihre Abstammung von einander zu zeigen. Wir halten es aber schon für hinlänglich, daß wir zu dem Entstehen dieser Begriffe Gelegenheit gegeben, oder dieselben in dem Gemüthe derer wieder erneuert haben, welche den Mechanismum unfrer algemeinen Alphabete sorgfältig untersuchen wollen. Aus der Folge wird man sehen, wie vielen Nußen diese Ordnung in der Kentnis alter Schriften stiften wird. Daher rüren ihre Verschiedenheit; daher kommen die vielen Arten und Gattungen

von

von Schriften bey denjenigen Völkern, die die römische Schrift zum Grunde der ihrigen angenommen haben; daraus flieffet endlich der Beweis von der Einheit als ler lateinischen Schriften, wovon viele unrichtig den barbarischen Ueberschwemmun. gen zugeschrieben worden.

S. 99.

Obgleich der Fortgang in den Veränderungen der Gestalten eines und eben Beschlus. desselben Buchstab gemeiniglich sehr wenig merklich ist: so scheinet doch derselbe in manchen Fällen so ungestům zu seyn, daß man dem Faden der Abänderungen kaum folgen fan. Wie ist es aber möglich, alle Grade der Veränderung eines Buchstah zu erschöpfen; besonders wenn solche verschiedene Nebenzweige ausmachen? May mus sich alsdann erinnern, daß unsere algemeinen Alphabete ihres grossen Umfangs ohnerachtet, auch ihre Grenzen haben. Wenn dieser schleunige Uebergang von einer Gestalt zu der andern, die der erstern sehr undnlich ist, auf einigen Zeilen bemerket wird, an deren Ende man eine grosse Leere gewar wird: so rüret solches daher, weil das Verhältnis zwischen der Verschiedenheit der Figuren, welche die verschiedenen Buchstaben eines und eben desselben Alphabets hervorbringen, entweder gröffer oder geringer ift. Diese wird deren hundert liefern; da hingegen eine andere nicht zehn veranlaffen wird. Was für einer unendlichen Arbeit würde man sich also nicht ha. ben unterziehen müssen, wenn man diejenigen Buchstaben, deren Figuren nicht so zal reich find, den übrigen, deren Begleitung stärker und häufiger ist, hätte gleich machen wollen. Wenn man nichts zurück lassen wil, so seket man sich in die Notwendigkeit, nichts anzufangen. Manche neue Entdeckungen und von dem Kupferstecher ausge. laffene Figuren haben uns genötiget, gewisse Buchstaben zuweilen an das Ende der Linie und auffer ihrer gehörigen Stelle zu setzen. Sie sind indessen mit Zeichen bes merket, die sie an ihren ordentlichen Plak verweisen. Ja zuweilen haben wir solches auch noch besonders angemerket.

Zwölfter Abschnit.

Vergleichung des samaritanischen, griechischen, arcadischen, pelasgischen und hetruscischen Alphabets.

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Einlei

tung.

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§. 100.

nfere erste Kupfertafel von Alphabeten enthält deren sechs; nemlich das samas

U firanische, phönicische, griechische, arcadische, pelasgische und berrus

fcifche. Das erste und legte sind algemeine Alphabete. Die vier übrigen enthalten ben jeden Buchstab nur wenige Figuren. Man nimt zwey Arten von hes bräischen Buchstaben an; die samaritanischen oder phönicischen, welche die meis ßten Gelehrten für die alten hebräischen halten, und die chaldäischen oder jüdis fehen, welche man die hebräischen Quadratbuchstaben, imgleichen die neuere hebräis sche Schrift zu nennen pflegt. Es giebt noch eine andere phönicische oder tyris sche Schrift, welche aus der samaritanischen und chaldäischen zugleich hergelet tet ist. Ohnerachtet aus der vom Chishull angeftelten Vergleichung der griechis schen, berruscischen und lateinischen Buchstaben mit den samaritanischen hin länglich erhellet, daß sie insgesamt von diesen letztern entstanden sind: so wird dennoch ein algemeines Alphabet der phönicischen oder samaritanischen Schrift die Sa the noch weit deutlicher machen. Nichts wird bequemer seyn, diese Warheit in ein volkomnes Licht zu setzen, als wenn wir die griechischen, arcadischen und pelasgis fchen Alphabete, neben dem samaritanischen, von welchem sie weit unmittelbarer, als alle übrigen abstammen, auf verschiedenen Spalten unsern Lesern vor Augen leg gen (35).

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Das älteste phonicifche, alte hebräische oder samaritanische Alphabet has Algemei nes pbd. ben wir aus Münzen und den besten Schriftstellern genommen, welche alle die vers nicifches schiebenen Buchstaben mit einander zu vereinigen gesucht haben. Dieses algemeine Aiphabet.

(35) Da unsere Verfaffer daß samaritanis sche Alphabet für das phonicifche, folglich auch für das erste und älteste unter allen, we nigstens bekanten Schriften halten: fo war wohl nichts mehr zu vermuten, als daß sie auch alle übrigen Arten von Schriftzügen aus dem felben berleiten mußten. Mit wie vieler Mart scheinlichkeit solches geschehen, wird ein je Der Leser beurbeiten können, der die unför. shige und zusammengefeßte Gestalt der famas ritanischen Schrift gegen die weit einfachern und ungefünfteltern Buchstaben der Griechen und Bebråer þålt, und die im vorhergehen.

Alpha

den angefürten Gründe wider die famaritas nische Abschrift der fünf Bücher Mosis in Er wegung ziebet. Ob man nun gleich auch manche sehr erhebliche Schwierigkeiten an treffen würde; wenn man mit sehr vielen Kunstrichtern und Sprachforschern, fonderlich unsrer Kirche, die heutige hebräische Qua dratschrift für die Mutter so vieler berumien Töchter halten wolte: so würde man doch in diesem lestern Fal wenigstens nicht so viele Gefar laufen, der ursprünglichen Richtigkeis der götlichen Bücher zu nahe zu treten.

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