brigens fönte man bey so vielen Abweichungen und Verschiedenheiten in so kurzer Zeit in Betrachtung der Anzal und der Geltung der hetruscischen Buchstaben zwei feln, ob dieser Theil der Gelehrsamkeit auch wohl schen wirklich die Kindheit verlas sen habe. Den Glanz seines aufkeimenden Ruhms zu erhöhen könte man die Frage aufwerfen: ob das Alphabet des Gori bey der Academie zu Cortona Beifal gefun den; als welche sich besonders auf die Kentnis der herrufcischen Altertümer legt, und von welcher er selbst eines der berumteften Mitglieder ist. Allein ohne hier die Gründe anzufüren, welche uns zweifeln lassen, daß seine beiden Alphabete von allen Mitgliedern diefer berümten Geselschaft angenommen worden, wird es besser seyn, beides dem Urtheil der Welt zu überlassen; nachdem wir die Ursachen angefüret has ben, warum wir den neuen Aussprüchen dieses Gelehrten unmöglich beitreten können, §. 115. Das Alphabet des Hrn. Gori bestehet nur aus sechzehn Buchstaben, wovon Anmer zwölfe einfach und drey zusammengesetet sind; nebst der Aspiration H (D). Unser fungen ve gelehrte Altertumskenner fan vielleicht durch das mehr philosophische als natürlis gwen L, ober ein zusammengefeßtes L und U sepn. Er entschloß sich, ein Alphabet zu verfertigen, nachdem er die Entdeckung gemacht batte, daß der erste Buchstab zwey lateinische X, der zweite aber ein griechisches gelte (9). Diese ganze Veränderung seines Lebrgebau des gründet fich blos auf die Aufschrift eines loftbaren Steins, wo die Namen Ulyffes und Achilles mit hetruscischen Buchstaben vorkom men. Allein, 1. nachdem er sich einmal er. P3 ber das Alpbabet che des Gori. nicht genötiget, von dem alphabetischen Lehr. tläret hat, gewisse Buchstaben einem einigen zufordern. Die Figuren ↑ ↑ ↑ oder auch seltenen Beispielen zu Folge, nicht mit in das hetruscische Alphabet anzunemen: so findet er doch hier keine Schwierigkeit, fol ches eines einigen Beispiels wegen zu thun, 2. Burden diejenigen, welche für lire oder vielmehr Uligre, Uliffe lefen wolten, indem sie das aus dem Thade der Phonicier her leiten könten, welches oft durch ein doppeltes S ausgedruckt wird, fich nicht mit eben dem Rechte auf die Aufschrift berufen können? Ja wurde ihnen nicht die griechische und las teinische Aussprache des Worts Ulisses gewon nen Spiel geben? 3. Das hetrufcifche X lie. fert eine andere ganz verschiedene Figur, wo bey Hr. Gori nichts einzuwenden hat. Ja er giebt zu, daß sie noch aus einer andern Aufschrift erweislich sey. Wir sind alfo noch (9) Ibid. praef. t. I. p. 51. woraus er doppelte P macht, laffen sich ganz (D) AEIKL M N P R S TV sind die zwölf einfachen Buchstaben des Hrn. Gori. O find seine zusammengefeßten. Das adfpirirs te H, wenn es allein ift, befindet sich in der Zusammenseßung der beiden leßtern. Das aber entstehet aus dem C und S. Mufeum Etrufe. Praef. p. 49. che Alphabet des Chishull, welches ihm unstreitig bekant gewesen, auf dieses Lehr. gebäude gebracht seyn. Die alte Meinung von sechzehn cadmischen Buchstaben. Fan das übrige veranlasset haben. Die von ihm beobachtete Aenlichkeit der ältesten griechischen Buchstaben mit den herruscischen hat ihn vielleicht überredet, daß die Anzal der letztern ursprünglich nicht grösser gewesen seyn könne, als die Zal der er Stern. Wir haben griechische Denkmale in Hånden, welche wenigstens um fünf bis sechs Jahrhunderte ålter find, als diejenigen, welche Gori gesehen hat, und wir sålen dennoch siebzehn Buchstaben auf denselben. Es ist also hier schon einer mehr, als in seinem Alphabet. Ueberdem können die Buchstaben в гA O, welche von dem selben ausgeschlossen werden, aus dem ältesten griechischen Alphabet nicht verban net werden. Der gelehrte Academift gestehet selbst, daß auf den eugubinischen Ta feln, welche zweihundert Jahr vor der Belagerung Trojens verfertiget find, die Buchstaben ☺ z o befindlich find. Diese gehören aber, der gemeinen Meinung nach, nicht mit zu den cadmischen Buchstaben. Hingegen können sie auch nicht erst bey der Belagerung Trojens erfunden feyn, weil sie schon lange vorher bey den Herrus. feiern üblich waren. Sonst müste man mit dem Hrn. Wasocchi behaupten, daß die eugubinischen Tafeln nicht so alt find, als vorgegeben wird. Das Lehrgebäude von den sechzehn cadmischen Buchstaben ist also noch nicht hinlänglich erwiesen. Die Pelasger, Hetrufcier und Griechen haben ihre Buchstaben unstreitig von den Phöniciern erhalten, der hebräischen, phönicischen oder samaritanischen Buch. staben find an der Zahl 22: welches aus den alphabetischen Psalmen Davids be. wiesen werden kan; der in den Büchern Mosis vorkommenden Buchstaben zu ge schweigen. Als die Buchstaben nach Europa gebracht worden, müssen also die Griechen und Herrufcier nicht weniger als 22 Buchstaben erhalten haben; einige ausgenommen, die man hinzugethan und weggeworfen haben kan, nachdem es die Na tur ihrer Mundart oder Sprache, imgleichen die verschiedenen Veränderungen der felben erfordert haben. Es wird also eine grössere Anzal der herruscischen Buch, fiaben warscheinlich, als in dem Alphabet des Gori befindlich sind. Die Verlegen. heit, worin ihn verschiedene Buchstaben setzen, denen er keinen besondern Plak anweis fen können, ob er deren gleich noch viele zu beseßen hat; diejenigen, die er ohne hine länglichen Beweis mit andern verbunden hat; das C, das K und das Q2 die er, der Verschiedenheit ihrer Gestalt und vielleicht auch ihrer Geltung ohnerachtet, unter eis men und eben denselben Buchstab sezet (P); drey Arten des V, die er zugleich uns (P) Er ziehet das zum K, weil dem Vi ctorinus in seiner Abhandlung von der Recht schreibung zu Folge, die lateinische Sprache tein G und angenommen hat, nec G nec Q latinus fermo introduxit (1). Es wird hier aber von der herruseischen und nicht von der lateinischen Schrift geredet. Gleich darauf (1) Mus, Etrufc. t. 2. p. 416. terschei fåret er einen scheinbarern Grund on. Cate berichtet in seinen Originibus, daß das Qwe der bey den Sabinern, noch auch bey den e trufciern üblich gewesen. Indeffen füret doch. Hr. Gori selbst verschiedene hetruscische Denks male an, wo dasselbe angetroffen wird. Er beruft sich auf den 213arthaus aus Egypten, jum ferscheiden und vermengen zu müssen glaubt, um nicht mehr als einen Buchstab aus demselben zu machen (Q): alles dis hätte ihn, wie es scheinet, bewegen sollen, sich dem Lehrgebäude des Hrn, Bourguet ein wenig mehr zu nähern. S. 116. Man hat gewisse Buchstaben in den herruscischen Aufschriften für die einigen Fortse ihrer Art gehalten (R). Wenn dis nun gleich zuweilen ein rechtmäßiger Grund sung. ift, zum Beweis, daß das lateinische Q mit dem phonicischen Kuph einerley ist. Ihm zu Fol. ge låffet fich dis auch von dem herruscischen behaupten. Allein 1. Eben deswegen mus es von dem C und K unterschieden werden; so wie das noph der Phonicier von ihrem Caph ver. schieden ist. 2. Es findet sich überdem eine To schlechte Aenlichkeit zwischen dem 9 und K der etruscier in Betrachtung der Figur; daß es auch nicht einmal warscheinlich ist, daß we. gen ihrer Uebereinstimmung eins für das an dre gesegt worden. Hingegen fieber man täglich Buchstaben mit einander verwechseln, wenn sie von Seiten der Geltung so wenig verschieden sind, als das Q und K. 3. Wir fin den in vielen lateinischen Denkmalen des er ften und mitlern Zeitraums solche 9, welche den hetruscischen ånlich sind und allezeit für ein nicht aber für ein K genommen werden müssen. Ist es also nicht augenscheinlich, daß dieses hetruscische und lateinische Q einerley Ursprung hat? 4. Endlich sind die Figuren des 9 und des Qfo ånlich, daß sie bloß durch einen Perpendicularstrich, der nachmals in ei, nen schiefen verwandelt worden, voneinander unterschieden sind. (2) Nachdem er auf einer einigen Zeile feines Alphabets alle Figuren des Selbstlau ters V und des Mitlauters V, imgleichen des F und des W geseßet bat: so gestehet er, daß die Herenscier den Mitlauter Vanders geschrie ben, als den Selbfilauter U(2). Er legt jenem alle Figuren ben, die einige Menlichkeit mit unserm F haben. Er råumet fogar ein, daß Dieser Mitlauter V beinabe wie das lateint fche F ansgesprochen würde. Was hindert also, den Buchstaben F daraus zu machen; indem er fowol die Gestalt als auch das Ver (3) Museum Etrufc, t. 2. p. 414. mögen deffelben hat, und in Betrachtung kei- (R) Unter dem Vorwand, daß das B nur schen ånlicher als das hetruscische Ja Was ist mit dem der Griechen übereinslim. miger als das B auf den alten roscanischen oder pelasgifchen Aufschriften? Warum wil ift, es zweifelhaft zu machen, zu welchen Buchstab man sie rechnen müsse: so ist es boch noch keine hinreichende Ursach, sie ehe von der Stelle zu verweisen, in deren Be fik fie fich behaupten zu können scheinen, als bis man erst deutlich bewiesen hat, daß ihnen diefelbe nicht zukomme. Die Anzal der bekantgemachten herruscischen Aufschriften sen, wenn sonst nichts dawider streitet? Wir werden von dem gelehren Verfaffer der AbHandlung von dem Ursprung der Coscanier in unfrer Meinung bestätiget. Ich glaube, sagt er (3), daß man das 》 von dem V und das von dem unterscheiden müffe; ohnerachtet andere solche miteinander verwed feln. 4. Das B, das F und der Mitlauter V find Lippenbuchstaben. Da sie zu einerley fin lichen Werkzeug der Sprache gehören: so sind fie auch oft von benachbarten Völkern mitein ander verwechselt worden; ohne daß demohn erachtet einer von ihnen aus ihrem Alphabet verstoffen worden. Indessen bereichern die B, nachdem sie eines guten Theils ihrer Chara. cteren beraubt worden, die F des Hrn. Bour guet und die V des Herrn Gort. Giebt es hier nichts zu verbeffern? 5. Was unsere Ver teidigung des B noch mehr beståtiget, ist dies ses, daß das hetruscische in dem Wort Jkubink, IMIVOLI, dorkomt, die Einwoner von Eugubio zu bezeichnen. Es müs fen also nach der Regel der eigentümlichen Ramen der Orte und Götter, welche die Gel. sung fo vieler andern hetruscischen Buchstaben beflimt hat, die für F oder V gebrauchten dem B wiedergegeben werden. 6. Die betruscischen Münzen, wo man liefet C. MVTIL EMBRATVR beweisen, daß das B nicht das Vermögen des o der Griechen und der Hetrufcier hat, wie Hr. Gori behauptet. Ohnerachtet nun dieser Gelehrte das B in den Alpbabeten völlig unterdrucket hat: so lesen doch die Hrrn. Oliviert und Mazocchi beftandig EMBRATVR; der eine in seiner Ab. þandlung über zwey Münzen der Samariter (4) und der andre in seiner fünften Abhand- ner hetruscischen Münze von Capua. Allein worden, siehet man eine ziemliche Menge von (3) Museum Etrufc. t. a. p. 406. (4) Saggi di Differt. t. 2. p. 60. 61. seisches (f) (8) Ibid, fchriften ist im Grunde sehr gering. Man hat keine einige Handschrift in diefer Sprache und Schrift. Und wenn man auch dergleichen haben solte: so wissen wir aus häufiger Erfarung, daß man ganze Seiten in griechischen und lateinischen Handschriften lefen kan, ehe gewisse Buchstaben auch nur ein einiges Mahl vorkom. men. Die Folgerung würde also sehr unrichtig seyn, wenn man deswegen den Schlus machen wolte, daß sie nicht in das griechische oder lateinische Alphabet gehören. Noch unerträglicher würde dieser Schlus seyn, wenn diese Buchstaben in den jektge. dachten Handschriften ein eder zweimal vorkommen folten. Man mus also keine Buchstaben aus dem herruscischen Alphabet verbannen, weil sie selten oder nur eine mal vorkommen. S. 117. Würde es der Aenlichkeit der phönicischen, griechischen, hetruscischen und Unstreiti pelasgischen Sprache nicht gemässer seyn, wenn man in denselben so lange einerley ge, wahr. Buchstaben annåme, bis man durch gewiffe Beweise von dem Gegentheil überzeugt und zwei scheinliche würde? So lange würde man also den Gebrauch der Buchstaben A EF HIKLMNPQR felhafte STVO bey den Herrufciern für unleugbar, und das B, ss oder X, das kurje O (S) betrusci fcifches B einräumen. Hr. Gori bestreitet die Wirklichkeit des hetruscischen B unter an dern auch daraus, daß es in der eugubinischen Lafel, welche er gleichfals belantgemacht hat, nur ein einiges Mahl vorkomme. Was las fet fich aber daraus wohl schlieffen, da es in den übrigen desto öfter anzutreffen ift? In deffen schlieffet er seinen Vortrag mit den Worten: Es ist unteugbar (7), daß das B in dem ältesten Alphabet der Betrufcier fe le, so wie es auch in dem åttesten griechis schen Alpbabet nicht befindlich ift., 9. Ob Db. ne uns, wie wir fönten, auf die eugubinischen Tafeln zu berufen, wollen wir das herruserfche B gerne nach dem griechischen beurtbei. len. Dieses fomt aber in den drey Tafeln der Häupter und Bedienten der lacedamonie schen Republic, die der Abt Fourmont befant gemacht hat, bäufig vor. Diese Tafeln über treffen alle bisher bekante ältesten griechischen Aufschriften um zwey bis drey Jahrhunder te. Die amycläische Aufschrift, die wir ber ausgegeben haben, und die noch um etliche Jahrhunderte älter ist, als diese Tafeln, lie. fert uns vier B. Wenn man also das alte hetruscische B nach dem alten griechischen B beurtheilen fol: so mus das erstere über alle (7) Museum Etrufcum t. 2. p. 406. Ibid. t. 2. p. 63, 64. 63.64. Diplom, II. Th. und sche Buch. wider deffen Wirklichkeit gemachten Einwür staben. fe den Sieg erhalten. um weffen wil er das hetruscische Bunker (S) Hr. Gori hat aus eben dem Grunde, drückt wiffen wollen, durch das kurze O nicht verschonet. Eine Aufschrift, wo das Wort Hercole vorkomt, scheinet indeffen völlig wi der die Berbannung des hetruscischen Ozu ftreiten. Die kleinere Gestalt, die man da selbst dem O gegeben, als den übrigen Buch ftaben, verrát augenscheinlich eine gewisse Ab. ficht. Worin folte dieselbe aber wohl besteben können, als daß man das o von dem O ohne Punce in der Mitte, das ist von dem unterscheiden wollen? der Abt Olivieri nime war feino in dem alten herruscischen Alpba wird es allemal in das V verwandelt. Al bet an (8). In den eugubinischen Tafeln lein, fagt er, weil das O einmal in dem he trufcifchen Alphabet felet: fo felet es beste gen nicht beständig in demselben. Er bewei fet es mit einer Aufschrift zu Pesaro (9), auf welcher das Wort N898 durch Frontac nicht aber Freqetac gelesen werden mus, (8) Saggi di Differt. t..a. p. 13.63. (9) Ibid. p. 63, 64. |