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gen fähig ist. Bey der grossen Verschiedenheit der ältern und nettern Schriftsteller und dieser wieder untereinander, weis man nicht, zu welcher Partey man sich bekens nen sol. Wir wollen uns zwar nicht anmassen, so verschiedene Meinungen gänzlich zu vereinigen; wir wollen sie nur vermittelst einiger neuen Aussichten übereinstimmis ger miteinander machen. Weil aber nicht jederman eine hinlängliche Kentnis von diesem Streite hat; so müssen wir unsern Lesern wenigstens einen kurzen Begrif von demselben beibringen. Wir wollen denselben von einem Schriftsteller entlenen, wel: cher durch seine Gelehrsamkeit noch berümter geworden ist, als durch die vorzügliche Würde, welche er in der Welt bekleidet hat; oder wir wollen sein Lehrgebäude vielmehr nur anfüren, indem dasselbe nicht anders als mit dem gänzlichen Untergang al ler übrigen bestehen kan,

S. 176.

So viele Mühe sich auch Scaliger, Salmafius, Voffius und andere bey Lehrgebäude der Aufsuchung des Ursprungs der griechischen und lateinischen Buchstaben und des Herrn ben der Bestimmung der Gestalt und des Unterschieds der ionischen und attischen Bouhier. Alphabete gegeben haben: so haben sie diesen wichtigen Gegenstand doch noch nicht in ein so belles Licht gesehet, als man von ihrem Fleisse und von ihrer Geschicklichkeit erwartet hätte. Man ist noch immer in Verlegenheit gewesen, wenn man die Zahl der cadmischen Buchstaben bestimmen und die Frage entscheiden sollen, ob sein Alphabet mit dem Alphabet der griechischen Einwoner von Attica und mit dem Alphabet der Lateiner, welche solches von ihnen erhalten haben, einerley gewesen. Der Pr&s. fident Boubier kante die Widersprüche und Ungewisheit, worin man sich bis dahin befand; er versuchte also mit dem Anfang dieses Jahrhunderts ein zusammenhangen: deres Lehrgebäude aufzufüren, als man vor ihm gehabt hatte. Da uns die Weitläu Figkeit seiner Abhandlung nicht erlaubt, dieselbe alhier ganz herzusehen: so wird man uns erlauben, wenigstens einen Auszug aus derselben zu ertheilen (H). Ohnerach tet die Meinungen dieses grossen Mannes alle Uchtung verdienen: so werden wir doch kein Bedenken tragen, dieselben bey Gelegenheit zu erklären, einzuschränken und

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"schen Buchstaben, unsrer Art zu schreiben zu Folge, nach der rechten Hand zu gedrehet hat. Allein (7) wie wil man dabey fol: genden Einwurf beantworten? Cadmas, wels cher die phonicifchen Buchstaben den Gries "chen befant gemacht haben sol, hat ihnen nur fechzehn mitgetheilet. Er mus also ei nige zurückgelassen haben. Denn so lange wir Schriften in phônicischen oder hebrai: schen Buchstaben haben, so lange ist auch " das Alphabet jeder dieser Sprachen nicht nur ” jederzeit beftimt, sondern auch seinem jetzigen Umfang volkommen gleich gewesen; welches aus verschiedenen alphabetischen Pfalmen und

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(7) Ibid. p. 34.

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Kapiteln erweislich ist. Wenn der Ursprung "der Buchstaben nicht so ungewis ware: so "würde man ihre Anzahl und Geltung auch weit leichter bestimmen können. Allein diese zwen Stücke lassen sich nicht zuverläßig ents "scheiden und die Kunstrichter sind über gewiss se Buchstaben noch jetzt ungemein streitig. Diese Ungewisheit rechtfertiget übrigens die Untersuchungen, auf welche wir uns jetzt einzus lassen willens sind.

(h) De prifcis Graecorum ac Latinorum litteris Disfertatio. Sie befindet sich am Ende der Paläographie des Herrn Montfaucon,

Unterschied der pelasgi schen Buch

Haben von den cadmis schen.

zu widerlegen. Indessen sol dieses nur in den Anmerkungen geschehen, damit der Zusammenhang seiner Säße dadurch nicht zerrissen werden möge.

§. 177.

Unsere ursprünglichen lateinischen Buchstaben, welche vor dem Cadmus und Deucalion nicht aus Egypten, noch weniger aber aus den mitternächtigen Ländern, sondern aus Phonicien nach Griechenland gekommen sind, sind mit den Buchstas ben der Pelasgier und Athenienser volkommen einerley. Sie hatten noch keinen gewissen Namen, als sie in Griechenland bekant wurden; die Pelasgier müsten denn dieselben unter dem Geräusch der Waffen und bey ihren beständigen Wanderuns gen vergessen haben. Es haben daher auch die Namen der hebräischen und grie chischen Buchstaben auf der einen Seite und der lateinischen auf der andern nicht die geringste Verwandschaft miteinander (I). Diodor aus Sicilien giebt die pelasgischen Buchstaben zu; allein er irret sich darin, daß er sie aus den cadmis schen herleitet. Die Pelasgier waren geschworne Feinde des Cadmus, daher fie seine Buchstaben wohl nicht annemen oder ihnen Namen ertheilen können. Sie wurden, als gewesene Herrn von Griechenland nachmals zerstreuet, aus einem Lan de in das andere gejaget, ausgerottet, ja gar so weit heruntergebracht, daß sie auch ihren Namen verloren, und niemand trug zu ihrem Unglück mehr ben, als eben Cad, mus. Man hat mit eben so schlechten Grunde die pelasgischen und cadmischen Buchstaben für einerley gehalten, als man diese mit den artischen verwechseln wollen. Die ionischen hingegen waren blos durch die Veränderung gewisser Züge, und durch den Zusah einiger Schriftzeichen von den cadmischen unterschieden. Cad mus tödtete, dem Zenobius zu Folge, den Linus, weil er andere Buchstaben lehre te, als er (K). Es gab also schon vor dem Cadmus Buchstaben in Griechens land. Konten dis wohl andere seyn, als die pelasgischen: Zu den Zeiten des Cad, mus kamen zwey Partheien der Buchstaben wegen in Griechenland zum Vorschein. Cadmus vergas mit seinen Phoniciern nichts, sein Alphabet vorzüglich einzufüz ren. Orpheus, Linus, Pronapides stritten für das pelasgische, und widersekten sich allen Neuerungen. Daher rürete die den Atheniensern angeborne Anhänglich: feit an ihre alte Schrift. Wenn sie gleich nachmals die bequemere ionische annamen: so weigerten sie sich doch über tausend Jahr auf das hartnäckigste, dieselbe in ihren öffentlichen Denkmalen zu gebrauchen (1); denn in ihren gewönlichen Schriften be dieneten sie sich derselben ohne viele Schwierigkeit.

(J) Wenn man den attischen und nicht cads mischen Ursprung der lateinischen Buchstaben daher beweisen wil, weil sie nicht Alpha, Beta, Gamma sondern A Be, Ce u. f. f. heissen: so müssen auch die attischen Buchstaben nicht Al. pha, Beta u. f. f. sondern A, B. u. f. f. genant worden seyn. Dis hat aber noch niemand be: hauptet, und unser gelehrter Pråsident selbst ge trauet sich nicht, solches zu beweisen. Man kan also diesen Beweis wider ihm selbst umkehren.

S. 178.

(K) Diese Nache würde weit natürlicher ges wesen seyn, wenn Linus die cadmischen Buch: staben nachgemacht, ihre Gestalt verändert, oder sich für den Erfinder derselben ausgegeben hätte. Durch dergleichen Unterfangen ist der Ursprung der schönsten Entdeckungen unzálichmal ver dunkelt worden. Und wie viel grausame Streis tigkeiten sind nicht deswegen unter den Künstlern und Gelehrten entstanden.

(k) Die Athenienser hatten damals, dem Hrn.

S. 178.

Die Pelasgier brachten die attischen Buchstaben, welche auch die pelasgi, Ankunft des schen hiessen, zuerst nach Jralien. Es waren also das attische und lateinische Al- attischen Alphabet im geringsten nicht verschieden. Wenn diese lehtern das cadmische Alpha: phabets in bet angenommen hätten, würden sie wohl die vortheilhaften Zahlbuchstaben in demselben Italien, ungebraucht gelassen haben: zumahl da man solche für den wesentlichsten Theil desselben halten fonte (M), sie auch zu den allerschwersten Aufgaben der Rechenkunst ganz un gemein bequem waren; dahingegen die Lateiner mit ihren Zalen fast unmöglich fort: kommen konten. Sie mögen nun dieselben von den Einwonern in Attica entlenet haben, wie Scaurus und Priscian behaupten, oder sie mögen solche durch die Ge wonheit an den Fingern zu zålen selbst erfunden haben: so mus doch die cadmische Rechenart allemal für spåtern Ursprungs gehalten werden, als die lateinische. Es ist ein Grundsaß, daß die Künste und Wissenschaften erst nach und nach zunemen. Wenn man die artischen und cadmischen Zalen miteinander vergleicht: so sind die lektern ungleich bequemer und geschwinder. Man pflegt nicht leicht eine verworre: ne Art zu handeln einer sehr leichten vorzuziehen; wenn man anders zwischen beiden wålen kan, und wenn die Tiranney der Gewonheit die Menschen nicht einer schwerern Lehrart unterwürfig macht. Ist wohl ein Beweis triftiger, das vorzügliche Alters tum des artischen Alphabets vor dem cadmischen darzuthun?

S. 179.

Der gelehrte Präsident leugnet nicht, daß er sich wider eine herschende Mei: Fortsetzung. nung empore, wenn er die griechischen und lateinischen Buchstaben für älter hält, als das cadmische Alphabet. Er berufet sich indessen doch auf das Zeugnis des Diodorus von Sicilien, welcher beschriebene Denkmale in Griechenland vor dem Cadmus annimt und den Pelasgiern besondere Buchstaben beilegt (N); auf das

Hrn. Bouhier zu Folge, nur sechzehn Buchsia; ben. Indessen findet man auf dem atheniensi fchen Marmor des lointel deren zwanzig. Hr. Gori gehet in Absicht des betruscischen Alphas bets noch weiter. Er wil behaupten, daß es anfänglich nur aus zwölf und nachmals aus sech: zehn Buchstaben bestanden habe. Difefa dell' alphabeto, S. 134. Er schlieffet solches ver: muthlich aus der Zahl der Buchstaben, welche die Toscaner, seinem Bedünken nach, entweder entbehren konten oder nicht. Man wird bald fehen, ob man sich auf die Stärke dieses Beweis ses zu verlassen habe.

(M) Es würde nützlich gewesen seyn, wenn man solches bewiesen hätte. Herr Boubier hat folches nicht gethan. Wenn wir von den Zalen handeln werden, hoffen wir darzuthun, daß die Buchstaben des Cadmus, als er sie nach Gries

Zeug:

chenland brachte, keine Zahlbuchstaben gewesen,
und daß sie solches erst nachmals geworden, da
das griechische Alphabet bereits volständig war,
und warscheinlicher Weise erst nach Someri
Zeiten.

(N) Diodorus legt ihnen zwar eigene Buchs
staben bey; er versichert aber doch, daß fie fole
che dem Cadmus zu verdanken hätten. Er redet
von Denkmalen vor der Sündfluth des Denca:
lion; allein die Zeit dieser Ueberschwemmung
ist sehr verdächtig, und Diodor hat sowol als
so viele andere Verfasser einen chronologischen
Feler begehen können. Euftathius leitet den
Namen göttlich, den man den Pelasgiern ger
geben, daher, weil sie die in des Deucalions
Sündfluth verloren gegangenen Buchstaben er,
halten hätten. Allein ausserdem, daß Bustachias
gar zu weit von ihren Zeiten entfernet ist, fo

gründet

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Zeugnis des Eustathius, welchem zu Folge die Pelasgier allein den Gebrauch der Buchstaben nach der Sündfluth (D) beibehalten haben; und endlich auf den Paus fanias, welcher die Grabschrift des Crotopus gesehen, der mit dem Deucalion zu gleicher Zeit lebte. Dis sind die feierlichen Zeugnisse des gelehrten Präsidenten; seine Schlüsse werden das übrige thun. Ganz Griechenland wurde Pelasgien ge: nant, weil die Pelasgier dasselbe anfänglich ganz allein befassen. Da sie sich vor: nemlich in Artica behaupteten: so sind die pelasgischen, alten, eingebornen und artischen Buchstaben einerley Art der Schrift, aber unter verschiedenen Benennuns gen. Die Pelasgier füreten solche um die Zeit des Deucalion oder der Belage rung von Troja in Italien ein (1). Hr. Bouhier ziehet also alles, was die Schriftsteller von der Uenlichkeit der griechischen und lateinischen Buchstaben bes haupten, auf die attischen.

§. 180.

Den meisten alten Verfassern zu Folge erstreckte sich die Anzahl beider Buchstaben anfänglich nur auf sechzehn. Der heil. Ifidorus legt zwar den Lateinern siebzehn ben; allein sein Zeugnis komt in keine Betrachtung. Aristoteles jålet acht: zehn ursprüngliche Buchstaben bey den Griechen; man mus ihn aber nur recht er: Flåren. Scaliger und Salmafius haben sich geirret, wenn sie auf den farnesis schen Seulen des Herodes die alten arrischen Buchstaben zu finden geglaubt, welche Scaliger aus einem Versehen ionische nennet. Die erstern sind niemals über sechzehn gewesen, und auf diesen Seulen bemerket man deren doch achtzehn; ausser bem B, welches nicht daselbst befindlich ist, wider dessen Wirklichkeit aber man dems ohnerachtet nicht den geringsten Zweifel erregen kan. Hr. Bouhier räumet nicht ein, daß man die lateinischen Buchstaben nach den artischen beurtheilen könne (P); er wil vielmehr von jenen auf diese geschlossen wissen. Er bauet nicht viel auf die Sprachlehrer; sie gehen in verschiedenen Stücken voneinander ab. Sie ziehen zu weilen Buchstaben in das ursprüngliche Alphabet, welche er von demselben ausschlief: set, und verstossen hingegen manche aus demselben, die er doch annimi.

S. 181.

Er wil daher lieber den Grundsah annemen, daß man anfänglich nur die uns umgänglich notwendigen Buchstaben angenommen habe (A). Die übrigen sind

(1) PLIN. hift. 1. 7. c. 56.
gründet sich sein Zeugniß auch auf eine Ueber.
schwemmung, welche einer Erdichtung ungemein
ánkach siehet, und keinen andern Grund hat, als
die algemeine Sündfluth, welche doch nur vier
zehn bis funfzehn Jahrhunderte älter ist, als die
Ueberschwemmung des Deucalion.

(O) Ohne Zweifel des Deucalion.
(P) Es scheinet, daß man, wenn man ihre
Gestalt bestimmen wil, sich vorzüglich an den
Marmor des Nointel halten müsse. Er ist
über funfzig Jahr eher verfertiget worden, ehe

nachmals

es erlaubt worden, die ionischen Buchstaben in den öffentlichen Denkmalen zu Arben zu gebrau chen." Man kan zwar nicht daraus schliessen, daß die Athenienser nicht mehr als sechzehn Buchstaben gehabt haben. Allein die Zeugniss se, welche zum Vortheil dieser Zabl sprechen, kommen dem Alter eines so entscheidenden Denkmals nicht so nahe, daß man ihnen auf ihr blosses Wort glauben könte.

(Q) Dieser Grundsatz scheinet nicht alzuzus zuverläßig zu seyn. 1. Würde

nachmals von den Sprachlehrern erfunden worden, verschiedene Schriftzeichen auf ein einiges zusammen zu ziehen, die kurzen von den langen Buchstaben zu unterschei: den und den unbestimten Klang mancher Buchstaben näher einzuschräncken. Dis vorausgesetzt ist das V ein neuer Buchstab bey den Lateinern (R). Da es ein Mittel:

1. Würde man nicht die Töne aufzuldsen und fie durch besondere Zeichen zu unterscheiden eine wenigstens eben so spitfindige grammatische Metaphysik nötig haben, als viele dieser Töne unter ein und eben dasselbe Zeichen zu bringen?

2. Ist man heutiges Tages wohl im Stande, diejenigen Buchstaben zu bestimmen, welche vor fast viertausend Jahren von Leuten, deren Spras che man nicht einmal mehr weis, notwendiger Weise gebraucht werden müssen oder nicht? Wir haben die römische Sprache jetzt noch fast in ihrem ganzen Umfang: würden wir aber des: wegen wohl ihre gehörige Aussprache richtig be: stimmen können, wenn wir nicht von einer unzáli: gen Menge gleichalter Denkmale und durch so viele grammatische Anmerkungen geleitet wür: den, welche uns die Alten hinterlassen haben? Wie wolten wir denn im Stande seyn, von den Tönen der Stimme desjenigen Volks zu ur: theilen, welches die Buchstaben erfunden hat, und folglich auch von denjenigen Schriftzeichen, deren es entübriget seyn konte oder nicht? Wenn Dieses Volk noch von den Hebråern unterschie: den ist: so ist uns kein Denkmal von demselben übrig, welches man nur entziffern könte. Ist es aber mit denselben einerley gewesen: so wird man demselben weit mehr als sechzehn Buchstas ben einräumen müssen. Die Attiker, sagt man, die Lateiner und selbst die Griechen überhaupt betrachtet, hatten deren anfänglich nicht zweiunds zwanzig wie die Hebråer. Warum wil man aber nicht lieber annemen, daß sie insgesamt das ganze Alphabet der letztern bey sich eingefüret, ob sie gleich nicht insgesamt manche ihrer Buch: staben anf eine gleiche Art gebraucht haben?

3. Man hat durch keine strenge Notwendigs keit gezwungen werden können, einen Theil der Buchstaben eines fremden Alphabets anzunemen und andere zu verwerfen. Man mus sich ders felben schon lange bedienet haben, wenn man im Stande seyn wil, diejenigen zu bemerken, deren man nicht nötig hat. Anfänglich pflegt

Diplom. II. Th.

man alles anzunemen. Der Unterschied des Nots wendigen von dem Nüßlichen und von dem Uebers flüßigen ist erst eine Folge vieler Versuche und häufiger Betrachtungen. Dis ist der Weg, den der menschliche Verstand zu betreten pflegt.

4. Derjenige Buchstab, welcher von einigenfür unnütz gehalten und vernachlässiget worden, wird von andern gebraucht werden. Die verschiede nen Mundarten bey den Griechen musten auch hier manche Verschiedenheiten verursachen. Wer kan wohl alle verschiedene Töne und Accen te angeben, welche in jeglicher Gegend Gries landes von dem Jahrhundert des Cadmus an, bis_auf_diejenige Zeit üblich gewesen, da die Schriftsteller angefangen haben, uns einige be sondere Umstände von den griechischen Buchstar ben aufzuzeichnen? Was würden diese Klänge und Accente nicht für ein zahlreiches Alphabet zur Welt gebracht haben, wenn man sie durch so viele Buchstaben hätte ausdrucken wollen? Sechzehn ja vier und zwanzig würden dazu ges wis nicht hingereicht haben. Wenn eine Spra. che tausend Jahr hindurch eine lebendige bleibt: so wird sie am Ende kaum mehr kentlich seyn; zu geschweigen, daß ihre Aussprache in allen Stücken einerley bleiben solte. Viele alte Kláns ge werden verloren gegangen seyn, und an deren Stelle werden sich neue eingeschlichen haben. Indessen pflegt_man_gemeiniglich aus dringen: der Notwendigkeit nichts zu den Buchstaben hinzuzuthun und um des Ueberflusses willen nichts wegzuwerfen. Das Alphabet bleibet beständig einerley. Man verändert die Buchstaben nicht: sondern man gebraucht sie nur auf eine den voris gen Jahrhunderten unbekante Art; man ersetzet ihren Mangel so gut als man kan; man ver: schwendet das Ueberflüßige oder scheinet dasselbe keines Gebrauchs zu würdigen.

(R) Indessen komt es doch in den drey mit lateinischen Buchstaben beschriebenen eugubis nischen Tafeln häufig vor. Wenn dieser Buchstab deswegen für unnötig gehalten werden fol, weil

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