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Visanische Buchstaben พ. f. f.

man ihnen die Schrift der von ihnen bezwungenen neuen Welt und ihre verschiede: nen Länder bekant machet.

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Die italogothischen, alten gothischen, visigothischen oder toletanischen, francogallischen oder merovingischen, lombardischen, sächsischen, carolinis schen, capetinischen, neuern gothischen und alle übrigen Buchstaben, welche ihren Namen von noch jest in Europa befindlichen Völkern haben, wollen wir bis auf die Lehre von der Schrift versparen. Wir können daher vorjeht noch weniger von den spanischen, französischen, italiånischen, englischen, teutschen, neapolitanischen, florentinischen, holländischen und andern Buchstaben mehr handeln. Sonst ver stand man unter dem Ausdruck der pisanischen Buchstaben, diejenige alte Schrift, mit welcher die Pandecten zu Florenz geschrieben sind (U). In einem Invens tario Johannis, Herzogs von Berri, wird der Lettres bulonoises gedacht (p). Sie waren in italiänischem Geschmack verfertiget, hatten viele Aenlichkeit mit den Lettres de Forme (X); waren aber nicht mit so vielen Puncten verschen. Diese vertraten die Stelle unsrer kleinen römischen Schrift, als das neuere gorhische noch üblich war. Die meisten Bücher, besonders aber die kirchlichen, wurden mit solcher Schrift verfertiget (77).

§. 236.

ben, als b, d, f, h, l, p, q, f, t, x, z siebens mal so lang als breit, das ist, dick seyn müsten.

(p) LEBEVF Récueil de div. écr. t. 2. p. 260. 261.
(U) Sie wurden in der Plünderung der Stadt:
Amalpbi erbeutet. Die Pisaner, denen solche
in die Hände fielen, verwarèten sie lange bey sich,
bis sie endlich nach Slorenz kamen.

(X) In dem vierzehnten und funfzehnten
Fahrhundert nante man sie in der alten französi
schen Sprache Lettres de fourme. In Philip
de Maisieres Traum des alten Pilgrims sahe
die Königin Veritas zu Rom Leute, welche ein
rotes Panier batten mit den vier Lettres de
Sourme S. P. Q. R. (8). Wenn fie der Verfass
ser auf eben diese Art geschrieben hat: so müste
man sie ehe zu den Capitalbuchstaben als zu der
fleinern römischen Schrift rechnen. Allein
Tory und Sigismund Santi, welche zu Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts lebten, wo die
Lettres de forme noch üblich waren, beschreis,
ben sie blos als eine kleinere Schrift. Tory
stellet sie als sehr lang vor. Dieser Buchstab,
fagt er (9), ist fünfmal breiter als boch, wels
ches nicht von der ganzen Breite des Buchstab,
fondern von der Dicke seiner Schenkel zu verftes
den ist. Er setzet hinzu daß die langen Buchsta:

(77) In Hrn. Christian Gottlieb Schwars zens Disf. an omnia Pandectarum exemplaria quae adhuc extant e Florentinis manauerint, wird S. 7 behauptet, daß diefe florentinische Handschrift selbst nicht nur Codex Pifanus, Pandectae Pifanae, fondern auch Litterae Pifanae in den ältern Zeiten genennet worden. Diese Handschrift sol bey der Eroberung der Stadt Amalfi den Pisanern im Jahr 1135 von dem Kaiser Lotharius 2 geschenket und nachmals 1416 nach Florenz gekommen seyn. Ohuerachs tet nun diese Erzälung nicht nur von den meisten Schriftstellern und unter andern auch vom Brencimann in der Hiftoria Pandectarum anges nommen und mit vielem Eifer behauptet wird; sondern auch von unsern Verfassern als åcht vors ausgesetzet zu seyn scheinet: so wird sie doch von andern mit mehrerm Grunde als eine blosse Ers dichtung verworfen. In den Jahren 1726 bis 1730 ist noch in Italien zwischen dem Guido Grandus und Bernhard Tanuccius heftig über

(8) Hift. de l'Acad. des Infcript. t. 16. p. 224.
la vraie proport, des lettres p. 138.

diese

(9) TORY T'art et la Science.de

(

S. 236.

Die Lettres goffes oder grobe Buchstaben waren, so wie dieser Aus: Lettres gofs druck zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gebraucht wurde, eine Art der fes. grössern gothischen Echrift, welche zwey bis dreimal so hoch als breit war. Da sie zum Theil eine ausschweifende Dicke hatten, zum Theil aber auch auf eine dem Ganzen nicht gemässe Art sein waren: so saben sie sehr seltsam aus, gleich; sam als wenn sie an den Rändern ausgeschnitten waren; der vielen Puncte, mit welchen sie ausgespickt wurden, zu geschweigen. Aus dem kan man' von ihnen urtheilen. Tory hatte sich die irrige Vorstellung gemacht, daß diese Buch: staben bey denjenigen Gothen üblich gewesen, welche Rom erobert und in Brand gestecker haben (9). Diese Buchstaben waren zu seiner Zeit noch nicht zweihun dert Jahr alt. Er nennet sie Lettres lourdes, plumpe Buchstaven (Y); allein Fie

(9) TORY de la proport. des Lettr. p. 139. diefe Geschichte gestritten worden; indem der erste fie für eine bloffe Fabel ausgegeben, der letztere aber ihre achte Richtigkeit verteidigen wollen. Barth. Luccabertí nuova difamina della ftoria delle Pandette Pifane ist zu Saenza 1730 in 4 herausgekommen. Es wird sich indessen im folgenden weitläufiger davon handeln lassen.

(M) Goffe wird vom Menage durch Lour. dau erkläret. Er leitet es von gufa oder cufa ab, welches er nach dem Salmafius durch veftimentum fpiffum et villofum erfláret. Du Cange, auf welchen er sich berufet, verstehet bey dem Worte bigera durch diesen Ausdruck Bearner Rutten, Capes de Bearn. In einem Wörterbuch in zweien groffen Bänden in folio mit lombardischer Schrift aus dem achten oder neunten Jahrhundert wird bigera durch beftis guffa, id eft vellata, oder ein haarigtes Kleid erkläret. Rivet meldet von dieser Handschrift nichts weiter, als daß der heil. Ifidorus der lets te Schriftsteller ist, der in derselben angefüret wird, und daß sie weit álter zu seyn scheine, als diejenigen, deren er vorher gedacht hatte; ohns erachtet sie insgesamt in dem ucunten Jahrhuns dert, ja zum Theil auch gegen das Ende des achten verfertiget worden (1). Hr. Joli, Cantor der Ca: thedralkirche zu Paris schenkte dieselbe im Jahr 1680 der Abtey St. Germain des Pres. In einer derselben noch nach dieser Zeit beigefügten Anmerkung wird gemeldet, daß Hr. de Caseneu: ve in seinen Grigines das Wörterbuch des go: thischen Bischofs Ansileubus, eines sehr wenig

(1) Hift. litter. de la France t. 4. p. 240. Diplom. II. Th.

bekanten Schriftstellers, zu mehrern Mahlen an.
füre. Bey den Worten armoiries, mouton,
quai, sagt man, treffen die angefürten Stellen
mit diesem Wörterbuch zu; woraus man denn
schliesset, daß der Verfasser desselben sein Ansi
lenbus fey. Catel füret gleichfals das Wör
terbuch des Anfileubus oder Angileubus an,
welches er von einer Handschrift der Abtey
Moissac abgeschrieben hatte. Allein aus den
von diesem Verfasser angefürten Stellen er:
hellet, daß die Handschriften um. 12 11ad
13 zu St. Germain, von derselben vers
schieden sind. In einigen vor mehr als zweiz
hundert Jahren diesem Wörterbuch beigeschrie:
benen Anmerkungen wird dasselbe mit noch we
nigerm Grunde dem Papias jugeschrieben; weil
derfelbe, der Chronik, des Alberik zu Folge, um
die Mitte des eilsten Jahrhunderts lebte. Es
mag sich indessen mit dem Anfileubus und seiz
nem Wörterbuch verhalten, wie es wolle: so ers
hellet doch aus der Stelle dieses groffen Wörters
buchs zu St. Germain des Pres und aus den
vom da Cange angefürten Stellen, daß Goffe
nicht sowol grob, als vielmehr baarigt bedeus
te, und daß dieses Wort in dem jetztgedachten
Verstaude in dem neunten Jahrhundert von Klei?
dern gebraucht wurde. Die Lettres goffes föns
nen also den Lettres tondues oder platten Buchi
ftaben, deren wir sogleich Meldung thun wollen,
entgegengesetzet seyn. Wenn man um die Zeit
der Wiederherstellung der Wissenschaften die ers
stern grobe Buchstaben nante: so rúrete fol:

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ches

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fie waren mehr einer unrichtigen und ausschweifenden Schönheit als einer sehr'plums pen Grobheit wegen ju tadeln. Eben diese Buchstaben wurden mit noch mehrerm Rechte auch kaiserliche und Bullenbuchstaben genant; weil man sich ihrer damals sowol in den Diplomen der Kaiser, als auch in den Bullen der Päpste zuweilen zu bes dienen pflegte.

S. 237.

Lettres de
Die Lettres de Cour, oder de Cours waren von derjenigen Schrift im gering
Cours und sten nicht verschieden, welche die Bedienten in den Gerichten zu gebrauchen pflegten.
tourneures. In dem Inventario des Herzogs von Berri kommen diese Worte als gleichgültige
Ausdrücke vor. Alle diese Buchstaben waren, in dem vierzehnten und funfzehnten
Jahrhundert nicht nur üblich: sondern sie wurden auch damals schon durch die jest
Die Lettres torneures des

gedachten Benen voneinander unterschieden.

funfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts werden von dem Tory gegen das Ende seiner Runst und Wissenschaft von dem wahren Verbåltnis der Buchstaben beschrieben. Sie sind nichts anders als die grössern gorbischen Buchstaben - der Handschriften und gedruckten Bücher. Die Alten gebrauchten sie, diesem Verfasser zu Folge (r), auf den Grabsteinen, Glåsern- und Tapeten. Die Buchdrucker seßten sie auch noch zu seiner Zeit auf den Titeln der Bücher und in den Aufschriften der Kapitel. Dis sind ohne Zweifel eben dieselben Buchstaben, welche in den Assises zu Jerusalem Lettres tourne'es genant werden (s) (3). Sie könten den Buch: staben des Tory gleichen, wenn sie nur aus dem vierzehnten Jahrhundert wären:

(r) TORY de la proport. des Lettres fol. 138.
ches vermuthlich daher, weil dieser Begrif theils
mit den baarigten Kleidern verbunden war,
theils aber auch, weil man die mit Haaren oder
Bärten versehene Buchstaben, so wie die gothi:
fchen damals waren, für grob und ungefchickt zu
halten anfieng.

(3) Es wird daselbst gesagt, daß die Asfifes
et ufages et coftumes eftoient efcrits chacun
par foi de grans lettres tournées (2). La
Thaumaffie're erkläret sie in seinen Anmerkun
gen durch Lettres majufcules ou grandes let-
res. Es könte alis ganz was besondres schei:
nen, daß man damals noch ganze Bücher und
besonders Gebräuche mit groffen Buchstaben ge:
fchrieben habe. Es konten, aber diese nach Sy:
rien verpflanzte Franzosen die Gebräuche der
Syrier nachamen wollen, unter denen sie wohs
neten und welche noch im zwölften Jahrhundert
ihre Handschriften mit Eftrangelo oder grosser
Schrift schrieben. Wir dürfen uns also über
dergleichen lateinische und französische Buch

(2) Asfiles de Jerufalem p. 15.

wenn

(8) Asfifes de Jerufalem c. 4.

staben nicht so sehr wundern, als wenn man sie noch um diese Zeit in Europa autreffen würde. Ueberdem erwänen die Affises vom 16ten Jar nuar 1338 noch anderer älterer Versamlungen zu den Zeiten Gottfrieds von Bouillon. Ganze Bücher aber, die zu Anfange des zwölften Jahre hunderts init grossen Buchstaben geschrieben wors den, dürfen uns, ob sie gleich sehr selten und vielleicht ohne Beispiel sind, nicht so sehr befrems den, als wenn sich dergleichen Handschriften noch aus dem vierzehnten Jahrhundert finden solten. Allein, was diese Verwunderung völlig aufhebt, ist dieses, daß diese Asfiles mehr in Gestalt der Charten als der Bücher abgefasset waren. Sie werden wirklich Chartes und Lettres du fepul. chre genant, und es geschiehet in denselben auch der Siegel und der Monogrammen des Königs, des Patriarchen und des Vicomte Meldung. Nun hat man aber noch aus dem eilsten Jahre hundert Beispiele von Urkunden, welche durchaus mit grossen Buchstaben geschrieben sind.

wenn man sie aber in das Jahrhundert Gottfrieds von Bouillon seßet (U), so kön: ten sie nicht so gorbisch seyn. Ihre Benennung war vornemlich von ihrer runden Gestalt hergeleitet, oder auch daher, weil es schien, als wenn sie gedrechselt worden. Der Ausdruck Tournure wurde von des heil. Bernhard Zeiten an, von Buchsta ben gebraucht. Man lobt, sagt er (t), die Hand, nicht aber die Feder de bona litterae tornatura (78).

S. 238.

Die Lettres bourgeoises, welche das Mittel zwischen der gothischen und Lettres bours heutigen Cursivschrift sind, sollen gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts von geoises u. f. f. den Buchdruckern seyn erfunden worden. Allein sie haben damals nur eine üblichere Gestalt der Schrift angenommen. Aldus Manutius hat sich zwar auch schon der kleinern römischen Schrift bedienet (B); allein diejenige, welche man eigentlich die aldinische nennet, ist weiter nichts, als unsere magere und schmale italianische Schrift, an deren Stelle heutiges Tages eine weit schönere gebraucht wird. Was die römischen Capitalbuchstaben betrift, so pflegte man solche aus alten Aufschriften herzunemen. Und dis sind diejenigen Arten von Buchstaben, welche mit der Diplos matik am nächsten verwandt sind.

S. 239.

Bey dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts unterschied man in den Bullen Litterå tonsä vornemlich eine gedoppelte Art von Buchstaben; nemlich die geschornen Buchstaben, Litteras tonfas (u) und die bärtigen oder haarigten Buchstaben, welche lehtern mit den Lettres goffes vermutlich einerley waren. Die erste Benennung komt in einer Bulle Gregorii 9 von 1228 ausdrücklich vor (C); ohnerachtet nun der zweiten Art

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ten, sonderlich in Italien ein gewisses Maas der
Aecker, welches sich vielleicht durch eine Pfluge
wende übersetzen liesse.

(1) BERNHARDI Epift. 135. Edit. 1690. t. 1. p.143. (1) HAHNII praef. in Diplom. fundat. Bergenf. p. 4. 5. q*** (A) Eine der berümtesten Samlungen der Asfifes de Jerufalem wurde im Jahr 1250 vom Joban d'Ibelin, Grafen von Ascalon, verferti: get, unter dessen Namen sie auch herausgekom: men sind. Allein bis auf ihn sind sie nicht blos durch wirkliche Ueberlieferungen aufbehalten worden. Es wird in denselben ausdrücklich ver. fichert, qu'elles furent établies et mifes en eferit par le Duc Godfroy de Bouillou, lequel fu chleu a Roy et a Scignor dou dit royaume (3). Aus den vier ersten Abschnitten dieser Affises erhels let, daß man ihre erste Samlung nicht unter die Regierung Gottfrieds herunter setzen müsse, die fich 1099 anfieng und 1100 aufhörete.

(78) Turna und Tornatura war auch wie aus dem du Lauge erhellet, in den mitlern Zei:

(3) Asfifes de Ferus. p. 1.

(B) Die römischen und italianischen Dru ckerschriften, achdren in Betrachtung ihrer vers schiedenen Verhältnisse gegeneinander mehr in eis ne Abhandlung von der Buchdruckerkunst, als in die Diplomatik. Wir werden ihrer daher auch nicht gedenken. Man kan das Dictionaire En cyclopédique unter dem Worte Charactère nach: schlagen, wo dieser Gegenstand aus den Nachrichs ten des Hrn. Journier völlig erschöpft zu seyn scheinet.

(C) Dieser Pabst bedienete sich in einer Buls le, welche erneuert werden solte, dieser beiden Arten von Buchstaben, um seine Zufäße dadurch

von

Lettres bas

tardes.

Art daselbst zwar nicht besonders gedacht wird, so wird sie doch augenscheinlich voré ausgesehet. Man pflegte sich damals in den Bullen und einigen andern Charten ge: meiniglich solcher Buchstaben zu bedienen, die mit verschiedenen Stockwerken von Haaren oder Puncten bescht waren, oder von vielen überflüssigen Zügen ganz auf: geblasen zu seyn schienen, oder auch in einigen Zügen über oder unter ihre Nach: barn hervorrageten. Dergleichen Buchstaben nun, wo solcher überflüssiger Zierrath weggelassen worden, konte man ganz natürlich geschorne Buchstaben nennen. Sie waren ungefünftelt und kamen der kleinern Schrift bey; oder wenn sie auch ja der Cursivschrift in etwas änlich waren, so wurden doch ihre Züge, anstat sie zu verláns gern und zu häufen, vielmehr verkürzt und eingeschränkt.

$. 240.

Unsere Lettres batardes um das Ende des funfzehnten Jahrhunderts waren denjenigen Buchstaben eben nicht sehr änlich, welche noch jeho diesen Namen füren. Man bediente sich ihrer damals in den gedruckten Büchern in französischer Spra che. Sie waren vielleicht der Schrift in dem gothischen Sittenbuch ånlich, wels ches man noch jeht die Kinder lesen låsset. Sie wurden so wie die Lettres de Fors me, de Tournure und die Cadeaur für blosse französische Buchstaben gehalten, ohnera

von dem alten Text zu unterscheiden. Kaiser, Conrad hatte um diese Bulle angehalten, damit die Verlegung des bischöflichen Sites von Zeits nach Zaumburg in derselbigen bestätiget wers den möchte. Joban 19 bewilligte folche im Jahr 1029 auch wirklich; allein sie war blos auf Papier geschrieben. Nach zweihundert Jahren war sie mehr aus Nachlässtakeit oder durch andere Zufälle als ihres hohen Altertums wegen zum Theil verdorben worden, und da über; dem die Buchstaben von denjenigen sehr verschie den waren, deren man sich im dreizehnten Jahr hundert bedienete: so war sie schwer zu lesen. Der Pabst Gregorius erneuerte also auf Bitte des Kapituls dieser Kirche die ursprüngliche Ur: kunde durch eine neue Bulle, welcher er eben das Ansehen ertheilete, welches das Original hatte, und worin er zugleich die Buchstaben, Sylben und Worte ergänzte, die man an den verderbten Stellen für erlöschen hielt. Diefe Zusätze wurden mit geschornen Buchstaben ge: schrieben; easdemque caufa difcretionis, TONSIS litteris exarari jusfit. Dieser besondere Ausdruck ist den neuern Herausgebern des du Cange unbekant gewesen.

Simon Friedrich Hahn behauptet in seinem Stiftungsdiplom des Klosters Bergen an der Elbe, daß aus der Vergleichung einer von ihm

aus dieser Bulle angefürten Stelle mit dem Aus. spruch Petri Venerabilis von dem Haderlume penpapier erweislich sey, daß man bereits in deut eilften Jahrhundert nicht nur Bücher sondern auch Privilegia und Bullen auf dieses Papier geschrieben habe. Unser Schriftsteller wuste vielleicht nicht, daß das egyptische Papier noch nach der Mitte des eilsten Jahrhunderts üblich war und daß man noch Bullen auf diesem Pas pier von Benedict 9 und vom Victor 2, welche beide Johannis 19 Nachfolger waren, aufzus weisen habe. Es mus also auch die seinige dens jenigen Beispielen beigefüget werden, aus wels chen erweislich ist, daß sich die Lateiner noch im eilsten Jahrhundert des egyptischen Papiers bedienet haben. Was das Haderlumpenpapier betrist, so ist es was unerhörtes, daß man auf demselben ehe als über hundert Jahr nach Jo han 19 gerichtliche Acten von der geringsten Ers heblichkeit, zu geschweigen Privilegia und Bule len geschrieben haben solte. Dis ist aber noch nicht genug, man könte noch über zwey und viele leicht noch mehr als drey Jahrhunderte hinzus setzen; weil die ältesten gerichtlichen Schriften auf diesem Papier, die zur Zeit noch bekant sind, erst in dem vierzehnten Jahrhundert ausgeferti get worden.

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