Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

S. 28.

Nach dem Lehrgebäude des Bouhier find die attischen Buchstaben den De Meinung lasgern noch vor der Ankunft des Cadmus befant gewesen. Damit die Aches des Bou nienser ihm einen berumten Man entgegenseßen und sich mit einem Erfinder der hier. Buchstaben rumen könten, welcher ålter wåre als jener: so schrieben sie dieselben dem Cecrops, einem Egyptier von Geburt und dem ersten ihrer Könige zu; ohnerach. tet fie vermutlich schon vor diesem Fürsten Buchstaben gehabt hatten. Die Aches nienser waren selbst Pelasger von Geburt (1). Daher werden den arrischen Buchstaben bey dem Harpocration die Beiworte alter und einheimischer Buchsta. ben beigelegt. Einige Verfasser (m), die von dem Altertum der Egyptier zu sehe eingenommen find, und in der Meinung stehen, daß Thaut oder Thoyr die Buchsta. ben erfunden habe, haben sich nicht einbilden können, daß Cadmus, der von Theben nach Egypten gegangen, vielmehr die phönicischen Buchstaben als die egyptis schen zu die Griechen gebracht habe. Allein Cadmus ist, nach dem Geständnis der ganzen Welt, zum wenigsten vorher nach Phönicien gereiset und hat sich daselbst eine Zeitlang nicht nur aufgehalten, sondern gar wohnhaft niedergelassen, ehe er nach Griechenland gefegelt ist. Hr. Bouhier gehet noch weiter und behauptet (n), daß es falsch sey, wenn man den Cadmus für einen Egyprier ausgiebt; daß zwar sein Water Agenor ein Egypter gewesen; daß er aber sein Vaterland verlassen und in Phönicien regieret habe, wo Cadmus geboren worden und die Buchstaben ken nen gelernet. Es find also phönicische und nicht egyptische Buchstaben gewesen, die er den Griechen bekant gemacht. Weil Hr. Renaudor behauptet, daß Cadmus, den er für einen Egyptier hält, dieselben in Phönicien kennen gelernet, so schlieffet dieser Gelehrte daraus, daß fie damals in Egypten noch nicht bekant gewe fen. Konten aber die alphabetischen Buchstaben zu den Zeiten des Moses wohl in Egypten unbekant seyn, da doch dieser weit älter ist, als Cadmus: Eben dieser Gelehrte (0) nimmt einen noch bündigern Beweisgrund aus der groffen Verschiedene heit derer griechischen und egyptischen Buchstaben, welche legtern er insgesamt ohne Unterschied unter den Namen der Hieroglyphen zusammen fasset. Ja, ihm zu Folge findet eben so wenig Aenlichkeit auch zwischen den egyptischen, samaritas nischen und hebräischen Buchstaben stat (p). Es haben also diese nicht von jenem bergeleitet werden können.

S. 29.

Voffius füret nicht nur den Herodotus, Dionysius von Halicarnas, Plis Jbr the nius und den heil. Clemens von Alexandrien zum Behuf der Meinung an, daß die sprung Buchstaben durch den Cadmus aus Phönicien in Griechenland bekant geworden:

fondern

(m) Mém. de

(1) BOVHIER Differt. de prifcis Graecorum et Latin. litt. n. 26.
P'Acad. des Infcript. t. 2. p. 248. feqq. (n) BOVHIER de prifc. Graec, ec
Latin, liitter. Differt. n. 3. (0) Mémoir. de l'Acad. t. 2. Mémoir, a, fur
l'orig. des lettres Grecq. p. 260. (p) Mém. de l'Acad. t. 1. p. 270,
E

Diplom, II. Th.

aus Phoe nicien

fondern bestätiget solches auch durch Zeugnisse des Victorinus, des heil. Ifidorus, des Suidas, ja selbst des Plutarchus (9). Er siehet es daher als einen unumstöss lich bewiesenen Sak an, daß die Griechen ihre Buchstaben von dem Cadmus ere halten haben: Ex his igitur manifeftum eft, Graecos a Cadmo litteras accepiffe. Ohne erachtet sich Shuckford in der wahren Meinung des Voffius von dein Ursprung der griechischen Buchstaben geirret hat: so gestehet er doch, „daß die Beweise für ,,den Cadmus stärker und zahlreicher find, als diejenigen, so man für den Cecrops anfüren könte (r),,. Man kan nicht leugnen, sagt der Präsident Bouhier in seis ner Abhandlung (8), die an den V. Montfaucon gerichtet und der Paläographie des lettern beigefüget ist, daß die Erfindung der griechischen Buchstaben von fast allen, selbst den ältesten Schriftstellern dem Cadmus zugeschrieben wird. Renau dor beschuldiget die Verfechter des Altertums der egyptischen Buchstaben ohne limo schweif einer Verwegenheit (D). Er wiederholer diesen Ausspruch zu verschiedenen Malen, und schonet selbst dererjenigen nicht, die den Ursprung der griechischen Buchs staben in Egypten fuchen wollen. Endlich giebt er sich alle Mühe, seine Leser zu überreden, der gemeinen Meinung,,fast aller griechischen und lateinischen Schrift. fteller zu folgen, nach welcher Cadmus nach seiner Abreise aus Phönicien den „Griechen die ersten Buchstaben bekant gemacht, welche nachmals die ionischen genant worden,

(4)voss, de ante gramm. p. 444

(8) BOVHIER Differt. n. 8.

[ocr errors]

S. 30+

(t) SHVCKFORD hift. du monde t. 1. p. 223,

D) Er trägt kein Bedenken, alles, was. Wir glauben indessen nicht, daß Hr. Renauz man von dem Thor, dem ersten Erfinder der dot sie mit denjenigen verwechseln wollen, die Buchstaben geschrieben, für Erdichtungen zu von dem Mañetho in das Griechische überse® erklären.,,Wenn man die Zeit, sagt er (5), het worden. Dem sey aber wie ihm wolle, feiner vorgegebenen Regierung in Egypten fo mus er doch von diesen festern eben auch ,,furz nach der Sündflut sebet: so geschiehet nicht gar zu vortheilhaft gedacht haben. Man folches ohne einigen Beweis; weil dasjeni. Ean aus folgender Stelle davon urtheilen. ge, was die Griechen von dem Mercurius,,Es läffet sich daher sehr schwer begreifen, 5,vorgeben, eben fo glaubwürdig ist, als das, fåret er fort (7), wie man so deutliche Bee ,,was die Egyptier von demselben behaus weise und Zeugnisse verwerfen können, als "ptent - . . Alles, was die Egyptier von „,die Stellen Herodoti, Diodori von Sicilien den dreiffigtausend Büchern erzälen, die der und fast aller alten Schriftsteller find, weite Mercurius, welcher Trismegistus welche die erste Erfindung der Buchstaben genant worden, geschrieben, ist gleichfals „den Phoniciern und Syriern_zuschreiben, ,,fabelhaft.. Die Werke, welche wir und wie man solche einer Gottbeit beilegent ,,noch unter seinen Namen haben, hatte er „können, welche niemals da gewesen, oder eiz vorher gefagt (6), haben so deutliche Merk,,nem Menschen, von welchem man weiter male einer spåtern Erdichtung aufzuweisen, nichts als Fabeln weis, und dessen Zeit, zu daß auch heutiges Tages niemand mehr an welcher er gelebt, selbst nicht einmal bestim ihrer unåchten Beschaffenheit zweifelt.,,,met werden kan.,,

[ocr errors]

(6) Ibid. p. 248.

6) Memoir. de l'Acad. des Infcript. 1, 2, p. 256............ (6) Ibid.
P. 256.

(7) Ibid.

S. 30.

Herodotus hatte in dom Tempel des ismenischen Apollo in Böotien drey BuchstaAufschriften ́mit cadmischen Buchstaben gesehen. Nach dem Urtheil der Gelchr. ben des ten war in ganz Griechenland nichts älters anzutreffen (E). Herodotus versichert, Cadmus. daß die cadmischen Züge den ionischen größtentheils ånlich gewesen, và жоλλà ὁμοῖα ἐόντα τοῖσι ιωνικοῖσι; δαβ den Grieben bor ber Knfunft bes Casmus unt der Phönicier der Gebrauch der Buchstaben noch nicht bekant gewesen (F); daß fich diese neuen Ankömlinge ihrer Buchstaben anfänglich so bedienet, als sie wirklich gewesen; daß sie mit der Zeit den Ton und die Gestalt derselben verändert haben; und endlich daß auch die Jonier manchen Buchstaben eine andere Gestalt gegeben, und daben beständig behauptet haben, wie sie diefelben den Phönicíern zu verdanken hätten (G). Scaliger (t) und Salmafius haben die drey Aufschriften, welche Herodotus gesehen (u), mit eben denselben cadmischen Buchstaben herausgeben wollen. Da fie aber blos durch Aufschriften geleitet worden, welche über fausend Jahr jünger sind: so ist es kein Wunder, daß es ihnen so schlecht geglückt ist. Shuckford hat durch Hülfe der Aufschriften von Delos (r), des Herodes (y) und der von Sigäa die Aufschriften des Herodotus weit genauer zu liefern gesucht. Ohnerachter er nun das Ziel eben nicht weit verfelet hat: so wird man doch aus den alten Auffchriften, welche wir hernach liefern wollen, überzeugt werden, daß er dasselbe noch nicht getroffen habe. Ueberdem haben seine Kupferstecher das ihrige sehr schlecht das ben gethan, wenn man aus der französischen Uebersehung, welche im Jahr 1738 zu Leyden herausgekommen, davon urtheilen darf. Kaum sind daselbst noch die sis gäische Aufschrift, die von Delos und die Aufschrift des Redner Herodes kentlich

& 2

(t) Thefaur. temp. animadu. SCALIGERI p. 121.
() MONTFAVC, Palaeogr. 1. 2. c. 1. p. 121. 122.1

Denn

(u) HERODOT. in Terpfiche
(y) Ibid. p. 135+

Gestalt der Büchstaben, in ihren Namen und ,,in ihrer Bedeutung die vom Herodotus gé melogte glenlidfert gemat: miros wenn man

der

(E) Es scheinet, Hr. Fourmont habe gebracht? Besonders wann man noch in des glaubet, daß er deren noch åltere von seiner Reise nach Griechenland mitgebracht. (3) Οἱ δὲ φοίνικες ουτοι οἱ σὺν Κάδμῳ ἀπικόμενοι αλλά τε πολλά Kayor didacxária és TÙS Éλnvas, χαγον διδασκάλια ἐς τοὺς Ἕλληνας, καὶ dù ngi ręáμμara óux éóvтα Teìv Éλλno, w's epsol donéer. Herodòt. 1. 5. c. 58.

[ocr errors]

-

und asiatischen Völker, nur die Indianer und ,,Chinesen ausgenommen, aus den phonicis sien entfanden sind; und endlich, wenn man nicht findet, daß die egyptischen anders (G) „Kan man wol mit Grunde glauben, * „wohin gekommen find, ja wenn man diesel. sfagt Hr. Renaudot (8), Herodotus babe saben selbst nicht einmal kennet. Es erhellet gen wollen, daß die cadmischen Buchstaben ,,den alten egyptischen Zügen, welche man aus seinem Jrtum die phonicischen genant, aufich sgewesen; weil Cadinus, da er aus Phenicienlichkeit bats daß folglich auch diese nicht gekommen, dieselben nach Griechenland ge von den erstern abstammen könitent. „5

son-fiehet, daß alle Bus Rischen

schon aus dem blossen Anblick derselben, daß
ihre Gestalt mit den phôniçischen oder bes
bräischen Buchstaben nicht die geringste en-

[ocr errors]

(8) Mémoir. de l'Acad. des Infcr. t. 2. II. Memoir, fur l'orig. des lettr, Grec

[ocr errors][ocr errors]

Bind lei

micifche.

[ocr errors]

Denn ausserdem, daß die Züge der Schrift nicht gehörig getroffen find: so sind auch viele Buchstaben verändert, ja gänzlich verfälscht. Die Gestalt der cadmischen Buchstaben war mit der Zeit vielen wichtigen Veränderungen unterworfen. Nach dem Urtheil eines Schriftstellers von bekanter Gelehrsamkeit (3) hatten die Gallier Diese Züge ungeändert beibehalten. Er gründet seine Meinung auf eine Aufschrift, welche dieselben, ihm zu Folge, in ihrer ersten Einfalt darstellet, Indessen wurden die Buchstaben on, welche daselbst vorkommen, des H zu geschweigen, welches die Stelle eines lautbuchstaben vertrit, einen so alten Ursprung, dem Urtheil der meisten Gelehrten zu Folge, noch sehr ftreitig machen können; weil dieselben, ihrer Meinung nach, vor der Belagerung Trojens nicht nur noch nicht erfunden, sondern auch noch viele Jahrhunderte hernach nicht überal eingefüret gewesen (a).

S. 31.

Ohnerachtet Herodotus ausdrücklich versichert hat, daß die Buchstaben vor des ne andere Cadmus Ankunft in Griechenland völlig unbekant gewesen: so scheinet es doch dem als phð. Hrn. Frerer (b), daß dieser alte Schriftsteller die pelasgischen Buchstaben für älter als die tonischen oder cadmischen gehalten habe. Er berufet sich dabey auf das zweite Buch des Herodotus (c), wo man zwar eine gewisse Rede der Pelasger fine det, so ben den samothracischen Geheimnissen gebraucht worden. Allein diese Re de hat können auswendig gelernet seyn. Hr. Bouhier behauptet dieser Stelle ohn erachtet (d), daß Herodotus der pelasgischen Buchstaben mit keinem Worte ges Dacht. Demohnerachtet sucht dieser gelehrte Präsident darzuthun, daß die Pelass ger (H), die alten Einwoner Griechenlands, sich der Buchstaben noch vor der Ans Funft des Cadinus bedienet und sie nach Italten gebracht haben; ohne deswegen zu leugnen, daß fie solche von den Phöniciern erhalten, von welchen fie seiner Meinung nach abgestammet sind. Unter andern Gründen, worauf er sein Lehrgebäude zu stü ken sucht, bauet er sehr viel auf eine Stelle Diodori aus Sicilien, worin behaup ret wird, daß die geschriebenen griechischen Denkmale in der deucaledonischen Ue. berschwemmung verlohren gegangen (e); ingleichen auf eine andere Stelle des Lus ftathius, wo gesagt wird, daß die Pelasger görlich genant worden, weil sie die ei. nigen Griechen gewesen, welche den Gebrauch der Buchstaben nach dieser Ueber schwemmung beibehalten (f).

S. 320

6) La Relig. des Gaulois t. 1. p. 43. (a) Differt. de M. l'Abbé FOVRMONT dans
les Mém. de l'Acad. des Infcr. t. 15. (b) Ibid. t. 6. p. 616.
DOT. Euterpe c.fi. (D) BOVHIER de prifc. Graec. litter. n. 15.
n. 10. (f) Ibid. n. 11.

(H) Diejenigen Wortforscher, welche die
Veränderung der Vocalen und die Weglas
laffung der Hauchbuchstaben für eine Klei
nigkeit halten, finden keine Schwierigkeit, in
diesem Namen die Nachkommen des Phaleg
zu entdeɗen. Eine andere Ableitung von

(C) HERO(e) Ibid,

Teλagyos, ein Aranich, scheinet auf einem bloffen spaßhaften Gedanken des attischen Volks, welchen Strabo anfüret, gegründet ju feyn. Sie verglichen die Pelasger, ihrer häufigen Wanderungen wegen; mit den Bd. geln, welche vor Winters wegzuziehen pflegten.

§. 32.

Die Vertheidiger dieser Meinung bestreiten indessen das Lehrgebäude derer Forthenicht, welche die griechischen Buchstaben aus Phönicien herleiten; sie behaupten sung. solches vielmehr insgesamt. Selbst Hr. Bouhier erkläret sich sehr deutlich hierů. ber. Wenn die Lateiner das cadmische Alphabet bekommen hätten: so würden fie auch die Zahlbuchstaben, welche das Unterscheidungsmerkmal desselben ausmachen, angenommen haben. In dem cadmischen Alphabet gilt jeder Buchstab auch zu. gleich eine Zahl. Hingegen haben die Lareiner nur sieben Zahlbuchstaben C DIL MV X. Welches augenscheinlich aus dem arrischen Alphabet entlenet zu seyn schei. net. Ohne auf diejenigen zu sehen, welchen die Griechen die Kentnis der alphabe• tischen Buchstaben zu verdanken haben; so lassen alle Zeugnisse des Altertums diesela ben von den Phöniciern abstammen. Die Jonier nanten, dem Herodotus zu Folge (g), die Buchstaben phönicische, weil sie dieselben von den Phöniciern be kommen hatten. Nichts würde indessen bündiger und feierlicher seyn, als eine Stels le eben dieses Verfassers, wenn man sich auf die gelehrten Uebersetzer verlassen könte, deren Arbeit in der jungermannrichen Ausgabe vom Jahr 1658 zusammengedruckt ist. Man liefet daselbst folgende Worte: et primae quidem illae (litterae Graecorum) extiterunt, quibus omnes Phoenices vtuntur (J). Das ist, daß die ersten Buchsta ben, deren fich die Griechen bedienet, diejenigen gewesen, welche noch alle Phönicier zu den Zeiten des Herodotus gehabt haben. Dieser alte Schriftsteller war aber selbst nach Phönicien gereiset. Er war also ein Augenzeuge von der Aenlichkeit der phönicischen Buchstaben init den griechischen. Aber ohne uns diese Stelle zu Nuke zu machen, so ist gewis, daß Herodotus als ein Kenner von den phönicischen und ältesten griechischen Buchstaben redet. Es erhellet indessen aus diesen Zeug. niffen zusammengenommen 1. daß die griechischen und phönicischen Buchstaben anfänglich volkommen ånlich gewesen; 2. daß sie mit der Zeit ihre anfängliche Ge. ftalt verloren; und 3. daß die ionischen Buchstaben eine grosse Aenlichkeit mit den phönicischen gehabt. Die übrigen Schriftsteller bestätigen den Ausspruch des Für. ften unter den Geschichtschreibern. Diodorus von Sicilien sagt (h), daß die Buch. Raben phonicische genant worden, weil sie aus Phönicien nach Griechenland gea kommen. Plutarch bestätiget diese Benennung gleichfals (1). ExPowíža bedeus tet bey dem Hefychius sogar lesen. Dem Herodotus zu Folge (K) hatten die E 3 Jonier (8) HERODOT. lib. 5.c.$8. (h) diodor. sievu. lib. 3. (i) PAYTARCH. fym¬ pof. 1. 9. probl. 3.

[merged small][merged small][ocr errors]
« VorigeDoorgaan »