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Beitere Fortse

Bung.

Jonier ihre Buchstaben von den Phöniciern bekommen; daher auch die ionischen Züge für die ältesten unter allen griechischen Buchstaben gehalten werden. Das heißt, sie haben die Gestalt der ersten cadmischen Buchstaben genauer beibehalten, als die übrigen; ohnerachtet sie mit der Zeit auch täglich an denselben geändert haben.

S. 33.

Da unsere Buchstaben eigentlich die lateinischen sind: so stammen sie auch urò sprünglich von den phönicischen ab; sie mögen nun unmittelbar aus Attica nach Italien gekommen seyn, für welche Meinung sich sowol die Vernunft als anch die Zeugnisse der Schriftsteller zu erklären scheinen; oder sie mögen durch die Schiffart oder Pflanzvölker, welche unsere Gegenden nach und nach angebauet haben, dahin ge bracht seyn. Wenn aber die griechischen Buchstaben von den phönicischen abi stammen, warum findet man denn so wenig Aenlichkeit zwischen den erstern und zwis fchen den Buchstaben auf den Münzen und übrigen carthaginensischen und cyrischen Denkmalen? Der Abt Renaudor mag diese Frage an unserer Stelle beant. worten. Diese Buchstabenzüge, sagt er (F), sind ohne Zweifel mit der Zeit verán. ,,dert worden, und wenn man Bücher oder eine Anzal von Denkmalen hätte, welche hinreichend wäre, die Dunkelheit, worin sie sich jego befinden, zu zerstreuen: so wür,,de man ihren Ursprung unstreitig entdecken können, so wie man die Abstammung der alten griechischen Buchstaben durch die Vergleichung mit dem hebräischen Al. phabet augenscheinlich herausbringen kan.,, Er hatte vorher angemerket,, daß die Gelehrten die punischen Münzen und Anfschriften bisher noch nicht lesen und noch ,,weniger erklären können; obgleich die meisten Züge in denselben sehr reinlich und ,,wohl aufbehalten worden.,, Wenn die punischen Buchstaben, die man sowol auf den sechs, vom Bernhard Aldrette (1), als auch andern vom Don Nassarre an

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(F) Mém. de l'Acad. t. 2. p. 249.
Africa. 1. 2. c. I.
des fünften Buchs behauptet, daß die Jonier
ihren Buchstaben aus Eitelkeit den Namen
ber ionischen beygeleget, obnerachtet ihnen
Der Name der phonicischen auch noch nach der
Erfindung einiger neuern Zeichen, repertis
nouis quibusdam elementis, oder vielmehr,
nachdem man sie in eine Samlung gebracht,
gegeben worden. Wenn sie vor den cadmis
fden Budftaben wirftide ionifde gehabt:
so haben sie diesen leßtern Namen ohne die
geringste Eitelkeit beybehalten können. Wenn
fie aber dergleichen nicht gehabt haben, wie
aus dem Herodotus erhellet: so hat sich die
Benennung tonischer Buchstaben nur auf die
wenigen Veränderungen bezogen, welche die
Jonier mit den cadmischen mit der Zeit vor
genommen. In der Stelle des Herodotus

gefürten

(1) ALDRETTE Antiguedades de Espanna et wird weder der vorgegebenen neuen Zeichen, noch auch ihrer Verbindung mit andern im geringsten gedacht. Das Zeitwort uera pfv9• uiraites, kan nur allein die Verbesserungent bedeuten, welche mit den phonicifchen Buch staben sowol in Betrachtung ihrer Gestalt, als auch ihrer Ordnung oder ihres Accents vorgenommen worden. Eben fo mus man auά μετέβαλον καὶ τὸν ῥυθμὸν verfieber; welcher Ausdruck kurz vorher gebraucht wor den, bey Gelegenheit der Phonicier, so sich in Griechenland niedergelassen. Hr. Freret hat in der zu Anfang des 31sten 6. angefür ten Stelle die tonischen Buchstaben mit den phonicischen verwechselt; wobey er den Veră stand des Herodotus besser getroffen als Hrə Bouhier.

gefürten Münzen erblicket, nicht viele Aenlichkeit mit dem griechischen, samaritas nischen und chaldäischen Buchstaben haben: so folger daraus nur, daß die cars thaginensischen Buchstaben in etlichen Jahrhunderten sehr von ihrer alten Gestalt abgewichen sind; so wie solches auch den griechischen (m) nach dem Zeugnis des Herodotus wiederfahren ist, der Züge aller andern Völker zu geschweigen (20).

S.. 34.

Wenn wir die griechischen Buchstaben von den phönicischen herleiten: so Ursprung behaupten wir damit nicht, daß man dieselben bey den Tyriern oder Carthaginens der gries chischen fern suchen müsse. Die ältesten Denkmale, die wir von ihnen haben, reichen nicht Buchflas weit über den Anfang der chriftlichen Zeitrechnung hinaus. Die grosse Handlung, ben vont grosse welche sie in alle Gegenden der Welt führeten, mus in so vielen Jahrhunderten note den samas wendig einen Einfluß auf ihre Schrift gehabt haben. Die Zuge, welche anfänglich ritanis mit gefeßter und langsamer Hand verfertiget worden, müssen uachinals in die Current. fchen. schrift oder in ånliche Züge ausgeartet seyn (E). Und dis bemerket man wirklich auf den tyrischen und punischen Denkmalen. Uebrigens verstanden die Alten unter dem Namen Phöniciens nicht, wie nachmals geschehen ist, die blofen Städte Tys rus, Sidon, Biblos, nebst einigen andern an der Küste von Palästina. Herodos tus hat unstreitig die Juden oder Hebräer mit dem Namen der Phönicier be legt (n). Ihm zu Folge liessen sich die Phönicier in Palästina beschneiden; wel cher Umstand bey denjenigen Phöniciern, welche mit den Griechen handelten, das ist den Tyrern und Sidoniern, nicht üblich war. Weil nun die Buchstaben dieser lektern Völker nur eine sehr geringe oder fast gar keine Aenlichkeit mit den griechis schen haben: so mus man den Ursprung der legtern augenscheinlich bey andern Völs fern suhen. Folglich müssen wir den Ursprung unsrer Schrift diesen Phöniciern oder Cananäern zu danken haben (M),

S. 35.

Die Tyrier haben keine Denkmale, welche bis an die Zeit reichen, zu welcher Fortses die Griechen ihre Buchstaben bekommen haben. Die Hebräer verwaren seit mehr sung. als dreytausend Jahren ein Buch, welches noch älter ist, als Cadmus. Unter allen Denkmalen in der Welt ist keines, dessen Alter so hoch hinauf reichen solte. Dis Buch der Samaritaner ist mit Zügen geschrieben, die größtentheils den gries chischen

in die hebräische Quadrstschrift verwandelt
worden.

(m) Ibidem. (11) HERODOT. 1. 2. c. 104. (20) Von der punischen oder carthaginen fifchen Schrift und den noch übrigen Mün zen dieses Volks wird in der algem. Welthist. Th. 15. S. 271. f. umständlich gehan

delt.

(L) Auf diese Art sinb die rabbinischen Buchstaben der Morgenländer nach und nach

(M) Der Gebrauch der Buchstaben mus unter ihnen sehr alt seyn; weil daselbst schon zu den Zeiten Josua eine Stadt, Namens D bir, befindlich war, welche vorher den Namen Carian Sepher, daß ist, die Stadt der Buchs Baben, sürete, Josua 151 15.

chischen änlich sind. Je älter nun diese Buchstaben von beyden Seiten sind, deflo
grösser wird auch ihre Aenlichkeit. Die Gestalt und Bedeutung der cadmischen
Buchstaben, die auf den åltesten Denkmalen befindlich find, und der samaritanischen
auf den ältesten Münzen ist unstreitig einerley. Man kan ihnen daher einen gemein.
schaftlichen Ursprung unmöglich streitig machen. Nun haben aber die Hebräer, Sy
rier und Phönicier ihre Buchstaben nicht von den Griechen entlenet; sondern die.
fe gestehen vielmehr, daß sie dieselben den erstern zu verdanken haben. Wie würden
8.
E. die Zahlzeichen, welche man iwionuɑ nennet, wenigstens der Gestalt nach mit
ben hebräischen Buchstaben übereinkommen können; wenn sie nicht aus einerley
Quelle hergeflossen wären? Das H, welches ein Hauchbuchstabe bey den Hebräern
war, war folches anfänglich auch bey den Griechen, und ist es auch in dem las
ceinischen Alphabet geblieben. Der Kaifer Claudius wolte, daß der Mitlauter V
von dem Selbstlauter U durch das äolische Digamma unterschieden werden solte.
Diese Figur ist aber einerley mit dem Hebräischen V, so wie man dasselbe noch auf
alten Münzen antrift. Kan nun wol eine so groffe Aenlichkeit zwischen den Alpha.
beten zweier Völker aus einem bloffen Ohngefär entstanden seyn, und ohne daß das
geringste von einander entlenet worden?

S. 36.

Ursprung Die Aenlichkeit der gothischen und coptischen Buchstaben mit den alten fas der copti fchen, go maritanischen scheinet zwar nicht so gros zu seyn, als die Uebereinstimmung der thischen Schrift auf den samaritanischen Münzen mit den Buchstaben auf den ältesten und be griechischen Denkmalen ist (N). Die coptischen Buchstaben, die mit den gries tzufcifchen chischen übereinkommen, find indessen in keinem wesentlichen Stück von denselben Buchsta unterschieden. Die Egyptier haben erst unter den Prolemäis angefangen, fich

Den.

der leßtern zu bedienen; da wir hingegen einige bekant machen wollen, die sich in dem höchsten Altertum verlieren. Die Gothen haben ihre Buchstaben erst in dem vierten Jahrhundert von dem Griechen entlenet und damals hatte sich die alte Gestalt Dieser Schrift schon gar sehr geändert. Die coptischen und gothischen Alphabe. ten sind also nur sehr mittelmäßige Hülfsmittel, die wahre Quelle der griechischen

(N),,Was Scaliger von der Venlichkeit der alten griechischen Buchstaben mit den hebräischen oder phonicischen behauptet hat, låffer sich auch durch die Vergleichung eini ,,ger andrer Sprachen, die aus den griechi schen berfammen, bestätigen; unter andern Haber auch durch die Vergleichung des alten gothischen Alphabets in der berümten Handschrift, welche der Graf de la Gardie in der Abtey Verden fand, und die vier Evangelia in gothischer Sprache enthielt; wovon Jus tius eine Abschrift nam, die er 1660 zu Te venter drucken lies. Die Buchslaben find

und

„größtentheils den phōnicischen &nlicher als „die ordentlichen griechischen; welches auch durch die coptischen Züge und besonders der groffen Buchstaben bestätiget wird.,, I. Mémoire fur l'origine des lettres Grecques im zweyten Bande der Mémoir. de l'Acad. des Infcript. S. 253. Einige griechische Buch. ftaben des vierten Jahrhunderts find den samaritanischen Zügen überhaupt weit åbnli. cher, als die heutigen. Wenn man nun noch einmal so hoch hinauf steiget; so wird die Wes bereinstimmung noch weit merklicher.

und lateinischen Buchstaben zu entdecken. Wenn man aber die lateinischen oder griechischen Buchstaben mit den samaritanischen vergleicht: so mus man daselbst notwendig eine sehr grosse Ucbereinstimmung gewar werden. Man kan zwar aus der Gleichförmigkeit eines oder zweier Buchstaben verschiedener Alphabete nichts schliessen; besonders wenn sie nicht einerley Bedeutung und Werth haben. Allein wenn eine erhebliche Anzal derselben einander anlich ist: so lan und mus folches ei. nen gemeinschaftlichen Ursprung darthun.

S. 37.

Dem Abt Renaudot (o) zu Folge, ist es eine grosse Verwegenheit, wenn Fortses man leugnen wil, daß die samaritanischen oder alten hebräischen Buchstaben zung. „nicht die wahren phönicischen find; indem sie, dem Zeugnis aller Schriftsteller zu "Folge, eine ungemein grosse Aenlichkeit mit den alten ionischen und den daraus entstandenen lateinischen haben,,. So viele Mühe sich auch Hr. Renaudor gege. ben hat, das Altertum der hebräischen Buchstaben über alle andere zu erheben, die ihnen dasselbe streitig machen konten; so hat er sich die Uebereinstimmung der herrus fcifchen Buchstaben mit den samaritanischen dennoch nicht zu Muge machen wol Jen. Er hielte es für eine Verwegenheit, wenn man ihnen aus diesem einis gem Grunde einerley Ursprung zuerkennen wolte. Vermutlich würde ihm aber jego diese Verwegenheit nicht mehr so gros scheinen, nachdem man es in der hes truscischen Gelehrsamkeit so weit gebracht hat, daß bey einigen wenigen Buchstabent nur noch sehr geringe Schwierigkeiten übrig find. Die betruscischen Buchstaben haben in der That eine sehr merkliche Aenlichkeit mit den unsrigen, und eine noch grös fere mit den griechischen und samaritanischen. Was die erstern betrift, deren vom Chishull (p) achtzehn angegeben werden, ohnerachtet man, andern Gelehrten zu Folge, deren bis auf vierundzwanzig zålet: so find acht davon den samaritanis schen volkommen gleichförmig; sechs haben eine sehr augenscheinliche Aenlichkeit mig denselben und vier haben nicht mehr Uebereinstimmung mit den neuern hebräischen als mit den samaritanischen. Zehn herruscische Buchstaben sind aber mit den unftigen augenscheinlich einerley, und die acht übrigen haben eine grosse Aenlichkeit mit denselben, Wenn man das hetruscische Alphabet betrachtet, in so fern es aus vierundzwanzig Buchstaben besteher (q); so find achtzehn oder neunzehn derfelben den griechischen, sechzehn aber den samaritanischen änlich. Man würde daher um fonst einen natürlichern Ursprung derselben suchen..

Sechster

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(0) Mém. de l'Acad. t. 2. p. 260. (p) Sebet bie te Kupfertaf. 7, X
(9) Ebendas. hm. V.

Diplom. II. Th.

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Einlei tung.

Sechster Abschnit,

Altertum der samaritanischen Buchstaben.

Einleitung. §. 38.

Inhalt.

1. Verschiedene Meinungen über den Ursprung
der samaritanischen oder chaldäisch he
bräischen Buchstaben. §. 39. 40.

II. Veränderung der Buchstaben in den Bü-
chern der heil. Schrift, nach der baby-
lonischen Gefangenschaft. §. 41.
III. Altertum der samaritanischen Buchsta.
ben. §. 42. 45.

W

1. Beweis desselben aus den Münzen der Machabaer und alten Handschriften. 6.42.

s. Morini Einwürfe zum Behuf des Ul. tertums der hebräisch - chaldäischev Buchstaben. . 43.

3. Deren Beantwortung. §. 44. 45. IV. Gemeinschaftliche Vortheile der chaldas schen und Samaritanischen Buchstaben. 0. 46. 47.

S. 38.

enn man aus den Zeugnissen der Schriftsteller und aus den ältesten Denkmas len von dem Altertum der Buchstaben urtheilen wil: so wird ihr Ausspruch einhellig für die Schrift des samaritanischen Pentateuchus ausfallen. Die Chutäer erhielten dieses Buch vor den grossen Gefangenschaften der Israelis ten und Juden. Wir haben nicht den geringsten Grund zu glauben, daß die Buche Fraben in demselben von Mose an bis auf die babylonische Gefangenschaft verán dert worden. Wenn gleich die Juden nach ihrer Rückkunft in das heilige land ihre geoffenbarten Bücher mit chaldäischen Zügen geschrieben haben (A); so haben sie fich doch der samaritanischen Buchstaben bey dem aus vier Buchstaben bestehenden Namen

(U) Man könte die Einfürung der chale daischen Buchstaben in den heiligen Büchern Benjenigen Juden zuschreiben, welche nicht aus der Gefangenschaft wieder zurück gekom men find, sondern sich in den morgenlåndi schen Provinzen des babylonischen und per fischen Reichs niedergelassen und die Schrift Derjenigen Völker, unter welchen sie moneten, angenommen baben. Da die meisten Juden in Palästina bey ben römischen Kriegenum Das Leben kamen und diejenigen, welche fich noch mit der Flucht retteten, wenig oder nichts mit sich davon brachten: so konten fie wol nicht leicht andere Abschriften von den heilis gen Büchern haben, als diejenigen, welche bey den Morgenländern üblich waren. Bey der ersten Bemübung der Juden sich aus ihrer siefen Unwissenbeit heraus zu arbeiten, namen fie die Geschichte oder Fabel von der vom Esdras vorgenommenen Veränderung an;

welche Geschichte bereits in den Morgenlang dern Beifal gefunden haben konte. Indeffen hat doch ein Theil der Juden diefelbe ver worfen und leugnet fie noch heutiges Tages. Wir sehen kein natürlichers Mittel vor uns, die Frage zu erklären, warum man auf der Münze, die dem Simon Machabaus zu Eb ren geschlagen wurde, lieber samaritanische als chaldäische Schrift gefest; welche lettere damals die Schrift der Juden gewesen seyn fol. Denn wenn fie fich ihrer alten Zuge, oder derjenigen Buchstaben, welche die Saa maritaner von den Israeliten bekommen hat ten, jederzeit bedienet båtten: so müßte die Aufschrift der Münze des Simon Machabaus aus samaritanischen Buchstaben bestehen, wor in fie auch wirklich abgefaffet ist. Uebrigens wollen wir diese Mutmaffung dem Urtheil der Gelehrten gern unterwerfen.

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