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glaubt, die Hieroglyphen wären eine Erfindung der egyptischen Priester gewesen, wodurch sie ihre Geheimnisse den Augen des Pdbels entziehen wollen; obgleich nicht zu leugnen ist, daß nach Erfindung der alphabetischen Schrift die Hieroglyphen noch im mer für gottesdienstliche und wissenschaftliche Sachen beibehalten worden. Dis ist ohngefär der Inhalt der drey ersten Abschnitte des zweiten Hauptstücks. Niemand ist zu unsern Zeiten in Aufs klärung der Hieroglyphen glücklicher gewesen, als Herr War burton in seiner Divine legation of Mofes, der ein ganz neues Lehrgebäude auf dem Grunde aufgefüret hat, den bereits der Herr Graf Caylus in seinem Récueil d' Anquités gelegt hatte. Da unsere Verfasser bey Verfertigung dieses Hauptstücks die Arbeit des gelehrten Englanders noch nicht gekant und gebraucht haben, so habe das wichtigste daraus in den Anmerkungen beigebracht.

Es waren viele Menschenalter vonnöten, ehe der menschliche Verstand den grossen und rümlichen Entwurf fassen konte, eine Schrift der Töne zu erfinden. Endlich aber geschahe es doch; ver muthlich gebüret diese Ehre den Egyptiern, vermuthlich haben fie ihr erstes Alphabet aus den Hieroglyphen bergenommen. Durch die Handlung wurde diese dem menschlichen Geschlecht so núg liche Erfindung gar bald den Phöniciern und von diesen wieders um andern Völkern mitgetheilet. Wie wird es nun aber mit den Erscheinungen mancher Gottesgelehrten werden, welche so viele Gee Heimnisse in der Figur der hebräischen Quadratschrift finden und fie zu einer Erfindung GOttes machen, die er dem ersten Menschen schon im Paradiese geoffenbaret? Allem Ansehen nach wird wenig ers freuliches für diese Herrn daraus fliessen. Es ist warscheinlich, daß Moses die alphabetische Schrift mit aus Egypten genommen, er kan sie aber umgeschmelzet und ihr das hieroglyphische Anse

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hen benommen haben, um seinem Volke auch dadurch alle Reizung zur Abgötterey der Egyptier zu benemen. Daß dieses gerade die jeßige hebräische Quadratschrift nach allen ihren Zügen und Umständen gewesen, wird sich wohl nicht mit der strengsten Gewisheit behaupten lassen. Ja es würde, ohne ein Wunder anzunemen, nicht einmal möglich seyn, daß sich die Schrift eines Volks in einem Zeitraum von etlichen tausend Jahren volkommen gleich bleiben solte. Wir haben ja die Beispiele von den Schriften aller Völker vor uns. Unsere Verfasser folgen hier einer Meinung, die in der römischcatholischen Kirche, um der Folgen für die Vulgata willen, beinahe zu einem Glaubensartickel geworden ist. Es ist dieses die Meinung von dem hohen Altertum der famaritanischen Schrift und des damit geschriebenen Pentateuchus. Die sogenante chaldäische oder Quadratschrift ist, ihrer Meinung nach, erst nach der babylonischen Gefangenschaft von dem Esdras eingefüret worden. Ich habe mich für verbunden erachtet, diese Meinung, so unsere sonst so scharfsinnigen Verfasser allem Ansehen nach blos um des in ihrer Kirche üblichen Gewissenszwangs willen behaupten müssen, in den Anmerkungen zu bestreiten. Ich habe mich jedoch dabey der möglichsten Kürze beflissen, und die Gründe, warum ein solches Vorgeben nicht angenommen werden könne, mehr angezeiget als ausgefüret.

Von der samaritanischen Schrift kommen unsre Benedictiner auf die verschiedenen Richtungen, die man vor Alters der Schrift gegeben. Sie handeln im siebenten Abschnit von der Perpendiculars Cirkel- und Horizontalschrift; in dem achten von der Bustrophedonschrift; worauf im neunten und zehnten einige der ältesten Ueberbleifel des Altertums erkläret werden, die hier zuerst bekant gemacht worden, und alles, was man in diesem

Stück nur Altes hat, um etliche Jahrhunderte übertreffen. Die übrigen Abschnitte dieses Hauptstücks enthalten die andern morgenländischen und mitternächtigen Alphabete, ausser dem lateinischen, die zugleich auf mehrern Kupfertafeln vorgestellet und miteinander verglichen werden.

Das ganze dritte Hauptstück ist den lateinischen Buchstaben gewidmet; da denn im ersten Abschnit von der ursprünglichen Abstammung der lateinischen Buchstaben aus Griechenland, von den nachmals hinzugefügten und neuerfundnen Buchstaben und insbesondere von König Chilperiks neuen Buchstaben, im zweis ten von den verschiedenen Arten der Buchstaben, im dritten von den Herausgebern verschiedener Alphabete gehandelt, und int vierten endlich eine ausfürliche Geschichte eines jeden Buchstab unsers Alphabets geliefert wird.

Dies ist der Inhalt dieses zweiten Theils, dem noch ein ausfürliches Register über diesen sowol als über den ersten Theil beigefüget worden. Der dritte teutsche Theil, der den Ueberrest des dritten Hauptstücks enthalten wird, sol mit götlicher Hülfe fo bald folgen, als es die Abstechung der vielen Kupfer und die Unruhen der Zeit, worin wir leben, erlauben werden. Da die Anzahl der Kupfer des dritten Theils beynahe noch einmal so stark werden wird, als in diesem zweiten, so werden die Liebhaber dieses Werks vielleicht beffer thun, wenn sie die sämtlichen Kupfer zu dem ganzen Werk in einem oder mehrern Bänden besonders binden, und sie bis dahin nur heften lassen, weil sonst die Theile zu unförmlich und ungestaltet werden möchten, wenn ihnen die Kupfer allemal mit beigebunden werden solten. Erfurt den 12ten August 1761, 32

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Sweites Hauptstück.

Von den Buchstaben

und zwar

von dem Ursprung, der Anzahl, den Veränderungen und verschiedenen Arten derselben.

Diplom. 17. Th.

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