Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub
[blocks in formation]

Johann Christoph Adelung

Prof. an dem evangelischlutherischen Gymnasio zu Erfurt und der Churfürstl.
Mainzischen Academie nüßlicher Wissenschaften
ordentlichen Mitglied.

HOCADMINICVLO ASSVRGAM

Erfurt, bey Johann Friedrich Weber,

privilegirten Universitätsbuchhändler, 1761.

Vorrede des Ueberseßers.

Unstreitig werden die Liebhaber dieses Werks eine Entschuldigung der Langsamkeit von mir erwarten, mit welcher man den gegenwärtigen zweiten Theil der Diplomatik auf den ersten folgen lassen. So ges gründet diese Erwartung auch ist, so leicht wird doch hoffentlich derselben ein Gnüge geschehen können, wenn man nur einen Blick auf die vielen Kupfer und Buchstaben wirft, die dem Leser mit diesem zweiten Theil zugleich in die Hände geliefert werden. Da von denselben ein grosser Theil der Brauchbarkeit und des Werths des ganzen Werks abhänget; so hat man lieber etwas mehr Zeit darauf wenden, als durch eine nachtheilige Eilfertigkeit der hierbey unumgänglich nöthigen Sorgfalt und Genauigkeit etwas vergeben wollen. Besonders ist durch die vielen alten Buchstaben, deren Anzahl sich leicht auf etliche tausend belaufen kan, und welche insgesamt besonders gegossen werden müssen, der Druck ungemein verzögert worden; worzu denn noch komt, daß die Beschwerlichkeiten des Kriegs, womit auch unsere Gegenden heimgesucht worden, eine mehrmalige Unterbrechung von ganzen Monaten verursachet haben. Wenn man inzwischen bedenket, daß in Frankreich die Theile dies X 2

[ocr errors]

ses Werks noch ungleich langsamer aufeinander folgen, und daß die Liebhaber dieses Werks dasjenige, was sie etwa an der Zeit verlieren möchten, auf der andern Seite an der Genauigkeit und grössern Volkommenheit wieder gewinnen: so wird dieser Verzug hoffentlich zu keines Lesers Misvergnügen gereichen,

→ Der erste Theil des neuen Lehrgebäudes der Diplomatil und mein geringer Antheil an demselben ist von Kennern dieser Wifsenschaft mit so vielem Beifal aufgenommen worden, daß ich es als eine meiner vornemsten Obliegenheiten bey Verfertigung dieser Vorrede ansehe, denenselben die Verbindlichkeit zu bezeugen, mit wel cher ich ihre Gefälligkeit erkenne. Wenn das gelehrte Publicum die Bemühungen eines Schriftstellers mit seinem Beifal beehret, so wird ihm solches, wenn er nicht stolz, wenn er gelehrig und gegen sich unparteiisch ist, zu einer starken Reizung dienen, diesen Beifal immer mehr zu verdienen. Und diese Wirkung wird auch bey mir die Gütigkeit derjenigen Kenner haben, die sich meine, wenigstens gut gemeinten Bemühungen bey diesem Werke gefallen lassen. In dem Leipziger Neuesten aus der anmutigen Gelehrsam keit, dessen Verfasser ich hier besonders vor Augen habe, ist im Hornung vom Jahr 1760 bey der Beurtheilung des ersten Theils der Diplomatik gewünscht worden, daß man in der teutschen Rechtfchreibung mit den H und Y nicht so sparsam gewesen wäre. Es kan seyn, daß dieser Wunsch gegründet ist; es kan aber auch seyn, daß meine Ursachen zu der bisher von mir beobachteten Rechtschreibung wenigstens nicht ganz ungegründet sind. Ueberdem habe ich schon vor mehrern Jahren meine Art zu schreiben nach dem Geschmack eines grossen Gottesgelehrten unsrer Kirche bilden müssen, unter dessen Aufsicht ich an einigen von ihm herausgegebenen Wer ken arbeitete. Ich glaube, die Einfürung einer algemeinen Rechtschreibung auch nur unter den Gelehrten, wird bey uns wohl eben so wenig möglich seyn, als sie es bisher bey den Franzosen und

Italia

Italianern gewesen; ohnerachtet solches bey den erstern aus vies len Ursachen weit leichter bewerkstelliget werden könte, als bey uns. Solte aber auch nur der geringste Anschein dazu da seyn, so werde ich gewis einer der ersten seyn, der seine Art zu schreiben dem hers schenden Geschmack aufopfern wird.

Was nun den Inhalt dieses zweiten Theils betrift, so enthält derselbe von dem zweiten Buche, welches den äussern Umstän den der Diplomen gewidmet ist, das zweite Hauptstück, so von den Buchstaben, ihrem Ursprung, ihrer Anzahl, Abstammung voneinander und Veränderungen handelt; nebst einem Theil des dritten Hauptstücks, so eine kritische Geschichte der lateinischen Buchstaben und der dahingehörigen Zeichen in sich fasset.

Wir können die Schriften aller uns bekant gewordenen sowol ålterer als neuerer Völker auf zwey Hauptarten einschränken, auf die Schrift der Gedanken und auf die Schrift der Töne. Zu der Gedankenschrift gehören die Schrift der Chineser, die Hieroglyphen der Egyptier und die Bilderschrift der alten Mericaner und einiger anderer americanischen Völker. Diese Art, feine Gedanken und Begriffe durch Bilder und Zeichen vorzustellen, ist unstreitig die erste und älteste Art des Schreibens, die bey ihrem Ursprunge eine blosse grobe Malerey und Abbildung körperlicher und in die Sinne fallender Gegenstände war, die ohngefär der Bilderschrift der Mericaner änlich seyn möchte; an deren Statt aber mit der Zeit wilkürliche Zeichen eingefüret wurden, die man endlich auch auf nicht in die Sinne fallende Dinge und Begriffe anwandte. Und so ist die Schrift der Chineser beschaffen. So waren auch die Hieroglyphen der Egypter in ihrem reifen und volkommen Alter; denn anfängich waren sie auch nur sehr grob und eine bloffe Malerey. Es ist also ein sehr unrichtiges Vorurtheil, wenn man

X3

glaubt,

« VorigeDoorgaan »